B790 empfehlenswerte Tonabnehmer

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FritzS
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B790 empfehlenswerte Tonabnehmer

Beitrag von FritzS »

Hallo,
welche Tonabnehmer sind generell für den B790 empfehlenswert?

Einen Thread habe ich schon "im Laufen", aber bisher keine Antwort erhalten.

http://forum.studerundrevox.de/viewtopic.php?f=18&t=926
Fritz
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Re: B790 empfehlenswerte Tonabnehmer

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Fritz,

selbst wenn ich nie einen Revox-Plattenspieler besaß, möchte ich dir einen Vorschlag zum Procedere unterbreiten, weil mich das mechanische Schallspeicherverfahren im Verlauf der letzten Jahre wieder zu beschäftigen begann. In den späteren 1980ern konnte ich nicht genug Kreuze der Dankbarkeit im Kalender anbringen, als dieses Verfahren, das mich genug gequält hatte, das Feld zu räumen anhob. Das änderte zwar prinzipiell zwar nichts an den tendenziell eher bescheidenen Ergebnissen dieser Speicherform, die historische Beschäftigung mit einer abgeschlossenen Epoche jedoch rückt nun auch hier in den Vordergrund, nachdem es heute an Alternativen bezüglich der Speicher beim besten Willen nicht mehr mangelt. Ich weiß sehr genau, was ich hier sage.

Aber nun zu deinem Anliegen, das ich demnach nicht an den Produktkatalogen aktueller Hersteller entlang abhandele, sondern anhand der wissenschaftlichen Prinzipien des Verfahrens, die man in einschlägigen Publikationen soliderer Art nachlesen kann; dabei allerdings verlassen wir oftmals notwendigerweise unsere marketinggeile Gegenwart.


Heikel ist beim hochwertigen Plattenspieler grundsätzlich das Verhältnis von Nadelnachgiebigkeit zu Masse aus Tonarm nebst Abtaster. Dazu tragen zwar auch noch die Lagerreibungen ein wenig mit bei, was bei den Revox-Plattenspielern aufgrund des Tangeltialprinzips aber außerhalb der Betrachtung bleiben kann, weil der Arm elektromotorisch aktiv weiterbewegt wird, was man ja sonst nicht kennt.
Wird die Massenbeharrung des Armes (zum Beispiel durch die bewusste und systematische Verringerung seiner Masse) geringer, muss die Nadelnachgiebigkeit erhöht werden, um die in der Rille lagernde Information auszulesen. Umgekehrt muss die Nadelnachgiebigkeit sinken, wenn die Masse (nicht der Auflagedruck!) des Tonarmes konstruktiv höher gewählt wird. Die "Compliance" ist also ein durchaus zentrales Kriterium für das Zusammenwirken uas Arm(hier: -Prinzip) und Abtastereigenschaften.

Auch wenn der Revox-Plattenspieler (egal welcher mit Linatrack) hier wieder in gewisser Weise 'quer' liegt, stellt auch für sein Systemführungsverfahren die Nadelnachgiebigkeit ein solcherart "zentrales Eignungskriterium" dar. Ein zweites ist die Justage des Abtastsystems, das bei ihm zwar exakt und abweichend von der sonstigen Regel dem Plattenradius entlang geführt werden kann (tang. Spurfehlwinkel idealerweise 0°), wozu aber ebenso wie für die sonstigen Anforderungen an den verikalen Spurfehlwinkel und die damit indirekt verbundenen weiteren Einrichtungen des Plattenspielers (z. B. Lift) bestimmte geometrische Bedingungen erfüllt sein sollten, damit das System 'passt'.


Du solltest also den heutigen Abtasterbestand anhand der von Studer ursprünglich mit deinem Gerät gelieferten Abtaster auf folgende, teilweise etwas 'schräge' Kriterien durchsuchen:

Möglichst identische Nadelnachgiebigkeit,
möglichst identischer Nadelschliff, (damit weitestgehend identisch empfohlener Auflagedruck)
möglichst identischer Abstand zwischen Nadelspitze und Systembefestigungsplatte (nach Studer 20 mm ± 1 mm)
möglichst identische Lage der Nadelspitze zu den Systembefestigungsschrauben,

damit die radiale Positionierung des Diamanten in der Rille genauso erfolgen kann, wie Studer das vorsah, ohne dass Umbauten erforderlich werden, die nicht leicht zu beherrschen sind. Liegt die Nadelspitze in halbwegs studermäßigem Abstand von der Systembefestigungsplatte muss auch der Lift nach Werksspezifikation funktionieren.

Schließlich sollte die Systemmasse in dem Graufeld liegen, das Studer durch seine ab Werk gelieferten Systeme absteckt. Erfüllst du all diese Kriterien, muss eine Systemeinstellung nach Studerspezifikation möglich sein. Ein Großteil diser Daten ist datenblattgängig, so dass du schon anhand desssen (und der Preise) einen Katalog der möglichen Aspiranten zusammenstellen kannst. Dann geht es an den letzten, aber wohl steinigsten Weg.

Zusätzlich kann es sinnvoll sein, sich mit den Patenten Paul Zwickys zum Thema zu befassen. Diese habe ich mir, sollte ich mich nicht schwer irren, vor eniger Zeit zusammengesucht. Man lernt dabei, worauf es ihm warum ankam, was die Sensiblität eines neuzeitlichen 'Jüngers' nur steigern kann. Schließlich habe ich allerlei an Material zum 790 gesammelt, worunter das Service-Handbuch nicht eben das unwesentlichste ist:

ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Revox/Revox_B790/

Das Phänomen "Klang" lassen wir bitte beiseite. Der Abtaster hat nichts zur Rilleninformation hinzuzufügen, sondern entlang der Kurven DIN bzw. RIAA für eine frequenzgangmäßig tadellose Wandlung der Rilleninformation bei möglichst geringem Klirrfaktor und einer normgemäßen Abtastfähigkeit (minimal 8 cm/s + 3 dB =11,3 cm/s) zu sorgen. Dies setzt die geometrisch einwandfreie Positionierung des Abtasters ebenso zwingend voraus wie einen elektrisch tadellosen Umgang mit dem induktiven Schnellewandler "Abtastsystem". Die Einhaltung der Kriterien prüft man mit notfalls vorhandenen hochwertigen Testplatten, nicht aber mit persönlichen Eindrücken irgendeines wie auch immer gearteten "Wohlgefallens". Nur so erreicht der B790 das Niveau, das ihm seine Väter zudachten.

Hans-Joachim
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