B67 brummt

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Gerhard2
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B67 brummt

Beitrag von Gerhard2 »

Hallo zusammen!

Ein merkwürdiger Fehler, den ich so noch nicht hatte:

Die B67 eines guten Freundes brummt seit einigen Tagen am Line-Out und im Kopfhörer. Zwar leise, aber doch vernehmlich.

Oszillografiert sieht man einen oberwellenreichen 50 Hz-Brumm, hört sich an wie ein "Propellerflugzeugtieffliegerschwarm" (eine bessere Beschreibung fällt mir momentan nicht ein). Also keinen Sägezahn oder Sinus. Der Effekt kam von heute auf morgen.

Netzteil scheint ok zu sein, keine gravierenden Brummspannungen, ebenso die plusminus 12 V für die Audioelektronik. Das Brummen beschränkt sich auf den reinen Wiedergabezweig. In Input-Stellung brummts nicht.

Habe schon die Reproverstärker-Karten aus meiner nichtbrummenden Maschine eingebaut, ebenso den kompletten Tonkopfträger, ohne Erfolg.

Eine Besonderheit noch: Das Brummen tritt erst ca. 30 sec. nach dem Einschalten der kalten Maschine auf. Vorher ist das gewohnte leise Rauschen zu hören.

Habt Ihr sowas schonmal gehabt? Irgendwelche Ideen?

Viele Grüße
Frustriert: Gerhard
PhonoMax
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Re: B67 brummt

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Gerhard,

dein Fehlerbild ist einerseits recht konsistent, andererseits doch merkwürdig, weil die oberwellenreiche Struktur des Spektrums einen stutzen lässt, und der erfolglose Tausch der Karten dazu. Als Fehlerort kommen nur die 'Repro'-Bereiche in Frage, die sich aber auf Kopf, Verbindungsleitungen zum Verstärker und Verstärker sowie die Steuerleitungen zur Peripherie selbst beschränken.

Das Auftreten der Störung nach etwa 30 Sekunden lässt einen sofort an thermische Einwirkungen (Oxidation von Abschrimungsanschlüssen, erhöhter Übergangswiderstand an einer kalten Lötstelle) oder einen absterbenden Elektrolyt- bzw. Tantal-Kondensator denken. Außerdem deutet breitbandiges Brummen eigentlich immer auf schlechte Siebung hin, was im vorliegenden Fall durch dich aber ausgeschlossen wurde, weshalb eigentlich nur von außen herangetragene Schwingungen übrig bleiben, die z. B. durch 'Modulation' der Entzerrungsumschaltung denkbar sind. Dann wäre auch fast zwanglos erklärt, warum deine Karte im inkriminerten Gerät dieselben Symptome zeigt, in deinem aber nicht. Bei diesem Szenarium müsste das Schaltgleichspannungspotenzial instabil oder 50-Hz-verseucht sein, sofern es denn 50 Hz sind, die als störend gehört werden.

Hinsichtlich der Lokalisierung des Problem- oder Einstreuortes lässt sich der Repro-Verstärker der B67 an verschiedenen Stellen unterbrechen, und sei es durch einseitiges Auslöten eines Kondensators bzw. Widerstandes. So könnte man herauszufinden versuchen, von wo an die Störung auftritt. Weiterhin würde ich an deiner Stelle nachsehen, ob die Kabelabschirmungen der Verbindungsleitungen von den Wiedergabekopfwicklungen li und re zum Verstärker in Ordnung sind.
Sollte deine Maschine von der regulären Studioversion auf VU-Brücke von studerferner Hand umgebaut worden sein? Da passiert allerlei bei den Erdungen, was natürlich von dritter Seite nicht so leicht dingfest gemacht werden kann.

Tritt der Brumm gleichzeitig auf beiden Kanälen auf? Wenn ja, muss eigentlich etwas mit der Spannung +12 Volt sein, die dann genauer angeschaut werden sollte als bisher. Hier jedoch würde ich auch ein Problem im Bereich des Phasen-Komparators auf dem Capstanprint nicht mehr ausschließen. Wenn dieser TDA 1000 (Vorsicht, meines Wissens ist das ein studerspezifischer LSI-Baustein) eine Steckfassung hat, müsste man ihn vorsichtig abziehen und neuerlich aufstecken. Spannungsfrei, versteht sich. Wenn Studer diesen eingelötet hat, wäre die Platinenexaminierung mit der Lupe anzuraten.

Treten sonst wirklich keinerlei Störungen auf? Und: Welche B67 ist diejenige, die nicht will, MKI oder MKII?

Hans-Joachim

P.s.: In meiner B67 (seit Lebensbeginn 1981 bei mir) trat sehr bald eine Störung in der Bandzusteuerung auf, die durch einen beim Aufbau der Maschine auf die entsprechende Platine gefallenen und dort verkeilten, brünierten Federring verursacht worden war. Vielleicht liegt auch bei dir an irgendeiner Stelle solch' ein 'Fremdkörper' auf einer 'geeigneten' Platine.
Gerhard2
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Re: B67 brummt

Beitrag von Gerhard2 »

Lieber Hans-Joachim,

herzlichen Dank für Deine wie immer bewundernswerten fachkundigen und schön zu lesenden Ausführungen.

Hätte ich noch das Augenlicht vergangener Tage, dann wären mir sicher gestern schon die eingedrückten Stifte am in der Maschine montierten Steckverbinder zum Tonkopfträger aufgefallen.

So aber musste ich das Tal der Ausschlussversuche (alle Karten getauscht, Capstanregelung stillgelegt, Zählwerkelektronik stillgelegt, Erdungs-, Schirmungs- u. a. -sperenzchen, Netzspannung umgestellt auf 240V undwasweissichnoch) durchschreiten. Ich stand schon kurz vor einem Tausch des Trafos.....

Dann aber nochmal durchgeatmet, eine Flasche Wein aufgemacht und rekapituliert:

Es kann sich ja nur um eine Einstreuung handeln. Und warum war die vorher nicht vorhanden? Es hatte sich also eine Schirmung verschlechtert oder irgendwas war einstreuempfindlicher geworden. Und das auf beiden Kanälen (obwohl, genaugenommen war‘s rechts etwas stärker)? Kann doch nur eine Leitung oder eine Leiterbahn sein. Leiterbahnen gibt’s in diesem Bereich nicht ausser den kurzen Stückchen auf dem Motherboard. Also die geschirmte Tonkopfleitung. Ich wollte sie probehalber erneuern und ahbe dazu den Steckverbinder ausgebaut. Und siehe da, des Pudels Kern lag vor meinen Augen.

Was meinst Du? War es die hochohmiger gewordene Ankopplung der Köpfe?
Die Schirmung der Leitung ist nur einseitig am Motherboard angeschlossen.
Ist‘s der Trafo, der einstreut? Könnte die zeiliche Verzögerung erklären. Bei über Nacht ausgeschalteter Maschine ist die Wartezeit über eine Minute (gefühlt, nicht gemessen).

Ich habe jetzt die Verbindung wieder hingefummelt. Die mit Spitzzange herausgezogenen Stifte, die bei der nächsten Beanspruchung wohl wieder nach hinten rutschen sind aber nicht die endgültige Abhilfe.

Soviel zur Info für den, den es interessiert.

Mir graust schon leicht vor der Neuanfertigung der Stiftleiste. Die Flasche Wein wird das Grausen etwas lindern, aber halt nur bis morgen.....

Gute Nacht
Gerhard

P.S.: Der Brummer ist eine MK1, Seriennummer 1613, also auch schon etwas betagt, mein Nichtbrummer ist eine MK2.
PhonoMax
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Re: B67 brummt

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Gerhard,

leider war ich bis heute Herrgottsfrüh (mit länglicher Nacht vorweg) für drei Tage nicht am heimischen Schreibtisch erreichbar, weshalb ich nur mit Verspätung (und nach der 63 Wiederkehr des Todestages Walter Webers am 18. Juli 1944) reagieren kann.

Aufgrund deiner Entdeckungen klärt sich die ganze Affäre doch einmal mehr einigermaßen zwanglos, ohne die gemeinhin gerne bemühten Begegenungen der -was weiß ich wievielten, - anderen Art. Zumächst verwundert die Reaktion des Sub-D-Verbinders, den Studer für die Ab- bzw. Zuführung der Tonkopfsignale heranzog, in keiner Weise. Ich nehme an, dass dies dein Steckverbinder im Kopfträger und am Chassis ist, der nicht mehr richtig will. ich habe nie andere B67 kennen gelernt.

Noch heute kann man diese Verbinder, die in der B67 meiner Erinerung folgend nicht gänzlich bestückt wurden, als Baukasten im Elektronikhandel erwerben, um sich (notfalls kodierte; auch Studer machte das an der Geräterückseite so!) Verbinder zusammenzustellen. Spezialwerkzeug wird nicht verwendet, um Stifte bzw. Buchsen in einen Verbinderrohling einzuschieben. Niemand hindert dich aber daran, eine komplett bestückte Buchse und einen ebenso komplett bestückten Stecker von der Stange zu erwerben, und den dann (bitte ohne fehlerhafte Anschlüsse...) einzubauen.

Geht man beim Aufsetzen des Kopfträgers mit einem solchen in der Computertechnik ja bereits mehrere Dekaden üblichen Verbindertechnik trotz der recht engen Passung des Trägerblockes auf dem Laufwerk einmal etwas zu handfest ans Werk, verbiegt einen oder gar mehrere der Pins, dürfte der Keim der Verderbnis bereits gelegt sein, zumal die Stifte der Sub-D-Verbinder generell sehr hart sind. Beim nächsten Aufssetzen des Trägers macht sich dann entweder die Buchse oder der Stift auf den Weg in die Tiefen des Kunststoffblocks.

Nachdem die Kopfwicklungen erst auf der Verstärkerplatine desymmetriert werden, können Unterbrechungen beider Modulationsadern ebenso wie eine ausfallende Schirmung für Störungen sorgen. Geht indes die Schirmung weg, rechne ich angesichts der Motoren-Umgebung der Möpfe aber eher mit einer sinusförmigen Störung, weshalb in deinem Falle manches dafür spricht, dass der Eingang deines Reproverstärkers auf der einen oderer anderen Seite der Kopfwicklung in der Luft hing. Nachdem die Verbindung leitungstechnisch aber natürlich doch unsymmetrisch ist, führt auch jede Unterbrechung (und sei es eine teilweise) des Schirms und damit seine Lösung vom geringst möglichen Massepotenzial zu Brummstörungen, bei der man bitte nicht in Bausch und Bogen auch die von dir beschriebenen obertonreichen 'Signale' ausschließen möge.

War während des Brummens eine Wiedergabe (ansonsten) einwandfrei möglich?

Du hast ja jetzt gesehen (die Zeiten auch meines, noch nicht "blöden" Gesichtes -so der Nekrolog über Bachs späte Sehprobleme durch Zuckerkrankheit- liegen inzwischen auch Jahre zurück, nachdem ich die 40 ohne Brille überschritten hatte), welche Stift-/Buchsenkombination unter Kontaktstörungen litt, weshalb ich nach Kenntnis dieses Stiftes genau sagen könnte, was nun physikalisch definitiv und mit welchen Begleiterscheinungen los war.

Nachdem es sich um einen Normverbinder handelt, dürfte der eigentlich ohne Probleme und zu Pfennigbeträgen ersetzt werden können. Versuche doch am besten diese Lösung. 'Kochte' nämlich irgendjemand einmal vor deiner Zeit diesen Sub-D-Verbinder via Lötkolben gar, wirst du die nunmehr 'frei verschieblichen' Kontakte nie mehr in den Griff bekommen.


Nebenbei:
Die Firma AGFA/BASF/EMTEC hatte ja in Münchens Kistlerhofstraße auch jede Menge von B67 im Testbetrieb und die Bestückung unserer Verbinder erweitert, um dies Gerät zur Verifikation der Kopfstandzeiten mit einem Zähler der Anzugszeit des Andruckrollenbrückenmagnetes umzurüsten. Nachdem genügend Kontakte frei waren, wurde der Miniaturzähler unter einen kleinen, neu eingebrachten Durchbruch auf der Vorderseite der Kopfträgerabdeckung geklebt und mit zwei neuen Kontakten des Kopfträger-Sub-D-Verbinders verlötet, während auf der Gegenseite zwei Litzen mit Verbindung zum Andruckrollenmagnet geführt waren. Man hatte damit die Verbindung zwischen angezeigter Standzeit und den zu messenden Köpfen zwangsweise hergestellt, weil Köpfe und Zähler fest in einem Träger saßen. Ich besitze ein solches Umbauprodukt. Ein identisches Verfahren hatte ich schon Mitte der 1980er bei meinem 710 realisiert, der relativ bald zu jenen Exemplaren gehörte, an denen sich (Mitte der 1980er) der Tonkopfstreit zwischen SONY (Kopflieferant) und Studer-Revox (ausgewiesener Tonkopffachmann und Geschäftspartner des Lieferanten SONY) entzündete.

Hans-Joachim
Gerhard2
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Re: B67 brummt

Beitrag von Gerhard2 »

Lieber Hans-Joachim,

Deine Frage nach der ansonsten möglichen Wiedergabe ist berechtigt. Hatte ich eigentlich schon in meiner anfänglichen Frage klarstellen können, sorry.

Ja, die Wiedegabe war/ist ok, ohrenscheinlich , nicht mit Frequenzgangschrieb getestet. Deshalb bin ich auch nicht auf die Idee gekommen, dass in der Verbindung Tonkopf/Reproverstärker der Wurm drin sein könne.

Eingedrückt sind die oberen drei Stifte rechts aussen, also die Signalleitung einer Spur. Welcher davon oder ob alle schlechten Kontakt machten, kann ich nicht mehr sagen. Weiter links hat es auch noch einige wackelige Kandidaten zum Aufnahmekopf. Eine nichtbenutzte Leitung (zu einem optionellen Kopf) ist mir bei der Hantiererei wie Zunder unter den Fingern zerbröselt. Dazu muss ich noch erwähnen, dass wie Du richtig vermutest, schonmal jemand vor mir an den Lötstellen repariert hat.

Aber nochmal zurück zur Erkundung der Brummursache. Die Schirmung ist ja wie gesagt nur einseitig am Basisboard angeschlossen, am Stecker ist sie zwar aufgelegt, aber auf der Gegenseite gehen nur die beiden Leitungspaare schwarz/braun zum Kopf. Die sind zwar verdrillt, aber ungeschirmt und sehr viel länger als nötig. Ist das die feine Art? Bei meinem Nichtbrummer siehts übrigens genauso aus...;-)

Eine Unterbrechung des Schirms kann es also wohl nicht gewesen sein, eher ein Übergangswiderstand in einer oder beiden Adern, oder?
Und warum auch der andere Kanal brummte, kann ich mir aus dieser Überlegung heraus nicht erklären.

So einen 37pol. Stecker kann ich mir besorgen. Ich denke, eine hochwertigere Ausführung als bei Reichelt & Co. sollte es schon sein. Auch würde ich eine Lötkelch-Version vorziehen. Beim Original sind die Stifte wohl gecrimpt und eingerastet. Oder hast Du da Bedenken bzgl. Material und elektrischen Eigenschaften?

Viele Grüße
Gerhard


P.S.: Ich habe massive Probleme mit der Navigation in diesem Forum seit es diese neue Erscheinungsform/Software hat. Meistens funktionieren die Links nicht und ich komme nicht zu den entsprechenden Beiträgen. Manchmal (selten) klappts dann wieder. So auch heute, will eigentlich schon seit 18:00 antworten.
PhonoMax
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Re: B67 brummt

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Gerhard,

es genügt bei der unsymmetrischen Signalführung, die hier ja durch den trafo- bzw. differenzverstärkerfreien Eingang vorliegt, wenn der -im vorliegenden Fall übrigens selbstverständlich nur einseitig aufgelegte- Schirm nicht mehr ordentlich geerdet ist, dass angesichts der erheblichen Nachverstärkung nennswerter Brumm durchkommt. Dasselbe gilt, wenn sich für das kalte Ende der Kopfwicklung ein erhöhter Widerstand nach Masse bildet, obgleich dann angesichts der relativen Niederohmigkeit des Wiedergabkopfabschlusses die Wiedergabequalität hörbare Engpässe aufweisen müsste.
Deshalb eierte ich oben zur Ursachenfrage auch etwas herum. Nach dem, was du jetzt schreibst, dürfte aber wohl doch der Schirm seine Wirkung verloren haben, weil er nicht mehr oder notfalls elektrisch nicht mehr ausreichend direkt auf Masse auflag.

Wenn dir das Herz danach steht, kannst du dich um Sub-D-Verbinder bemühen, die der MIL-Spezifikation entsprechen. Ich allerdings würde das nicht tun, denn da bezahlt man etwas, was man nicht benötigt. Umso mehr, als ich zwar keinen Krieg erleben möchte (einen modernen erst recht nicht), andererseits aber gerne erführe, was mit dieser Wunderwaffentechnik (hüstel, hatten wir doch schon mal, oder?) beim ersten Regen passiert, die den kleinen Jung oder Fritz (vulgo und bei meiner Schwiegermutter in den USA "Bushy" genannt) so über die Maßen fasziniert.... Da bleiben sicher nicht nur die Scheibenwischer stehen.

Ich brauche zwar vieles, aber keine Goldstecker. Dennoch würde ich angesichts unserer kfz-bedingt sauren Stadtklimate empfehlen, sowohl Stecker als auch Buchse in goldplattierter Form zu erwerben und beim Löten fachlich qualifiziert vorzugehen. Ein Braten mit dem Ersa80-Lötkolben hat zu unterbleiben. Eine sorgfältige Justage der beiden Verbinder könnte auch dazu beitragen, dass zumindest zu deinen Lebzeiten das nun sattsam bekannte Schadensbild nicht mehr 'ausgelöst' wird. Du musst bei dieser Lötarie natürlich zu vermeiden versuchen, dass dir Flussmittel an Stellen läuft, wo sie ihrerseits segensreich kontakstörend wirken können. Insofern war Studers Präferenz fürs Crimpen sicher nicht nur zufällig.


Die Schirmung der Leitungen vom Wiedergabekopf darf nur einseitig am Ort niedrigsten Massepotnezials (das dürfte in der Regel die Platine sein) aufgelegt sein, damit über eine bis zum Kopfgehäuse via Schirm durchlaufende Erde keine Erdschleife generiert wird. Sie besteht ja schon über die mechanische Verbindung Kopfträger- zu Gerätemasse als tadellose Masseverbindung. Anders sähe es lediglich dann aus, wenn der Kopf elektrisch isoliert am Träger angebracht wäre. Dann müsste seinem Gehäuse Massepotenzial zugeführt werden, wofür sich die Verbindungsleitung vielleicht anböte. Darüber brauchen wir uns aber keine Gedanken zu machen.

Hinsichtlich der Masseführungen wird viel gesündigt, wozu nicht zuletzt die für mich (im Gedanken an größere Anlagen) generell abartige unsymmetrische Leitungsführung in Amateuranlagen sehr viel beigetragen hat. Die Sensibilität ist diesbezüglich im Keller, was man nicht nur an den Breitbandkabelanlagen, sondern auch an der Kontaktaufnahme von Computern mit ihrer heute zunehmend umfangreicheren Peripherie sehen kann. Ich habe bei der Einrichtung meines Netzes hier, in das nicht nur diverse Rechner einbezogen sind, sondern auch zwei Mischpulte, zwei hochwertige Harddisk-Schneideplätze und eine ganze Reihe neuerer und älterer Tonstudioeinrichtung, diverse Gedanken zur Vermeidung von Erdschleifen gemacht, die nebenbei auch bitter nötig waren, um die Erdsymmetrie/Brumm- bzw. Störungsfreiheit auf der analogen wie der digitalen Seite in der Höhe zu halten, die die Geräte prinzipiell bereitstellen.

Hans-Joachim
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Re: B67 brummt

Beitrag von Gerhard2 »

Hallo zusammen,

habe es heute endlich nach einigen erfolglosen Versuchen geschafft, mich in diesem Forum bemerkbar zu machen.
Ich schreibe dies von einem anderen PC aus, auch mit IE6, aber scheinbar laxeren Sicherheitseinstellungen.
Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich mit meinem normalen PC hier nichts mehr bewerkstelligen kann.

Habe inzwischen den neuen Stecker verdrahtet und eingebaut.

Es brummt immer noch, aber weniger.

Die Einstreuung erfolgt eindeutig in den Tonkopf/Tonkopfleitungsbereich. Wenn ich den Tonkopfträger "hinter", also auf der Rückseite der Maschine am herausgeführten Kabelstrang anschließe, ist Ruhe im Karton. Bringe ich ihn wieder in Maschinenähe, speziell ins Innere, brummts wieder.

Etwas entnervt habe ich heute meine eingemottete MK1 (jaja, ist nicht wie bei armen Leuten... :lol: ) aus dem Keller geschleppt um Vergleichsmessungen zu machen. Was mich bis jetzt daran hinderte, war mein Rücken und die Kellertreppe. Als ich vor einigen Jahren die Maschine hinabtrug, war mein Rücken etwas besser in Schuss.

Naja, hat geklappt und siehe da: Die gute alte MK1 brummt auch. Ich messe mit DVM Fluke 8050A ca. 10 mV bei meiner alten B67 und ca. 12 mV bei dem "Patienten". Die Signalformen sind ähnlich. Bei meiner MK2 messe ich ca. 3 mV, Signalform nicht darstellbar mit meinem Hameg-Oszi, zu kleine Spannung. Output immer UNCAL und voll aufgedreht, Brummklappe eingefahren. Bei ausgefahrener Brummklappe ist's bie den älteren Modellen fast unhörbar.

Heisst das jetzt, die MK1 brummt grundsätzlich stärker als die MK2? Oder habe ich hier jetzt zwei brummende Patienten in der stationären Aufnahme? :?

Oder sind die erzielten MK1-Fremdspannungsabstände etwa bereits im grünen Bereich? Ich hatte früher bei meiner MK1 nie so darauf geachtet, ob's bei voll aufgedrehtem Output brummt. Jetzt höre ich es natürlich auch, sensibilisiert wie ich nun bin.

Viele Grüße
Gerhard
PhonoMax
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Re: B67 brummt

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Gerhard,

deine Beschreibung deutet an, dass deine Ansprüche schlicht zu hoch sind. Bedenke zum einen, dass die B67 bereits zu den gedrängt gebauten, letztlich auch preiswerten (so sah man das wenigstens damals) Studiogeräten gehörte, deren Qualitätsdaten im Wesentlichen (und Prinzipbedingten) denen der hochwertigen (sprich teuren, so sah man das damals wenigstens) Bandmaschinen zwar gleichkamen, dies aber bezüglich des Brumms nur in der Grosso-Modo-Betrachtung.
Ein Blick auf die Massivität der Abschirmungen bei Telefunkens halbwegs vergleichbaren Studio-Geräten -die M5 wäre solch ein Fall- zeigt seinerseits, welche 'Gewalt' angewandt wurde, um induktive Einstreuungen in den Wiedergabekopf in den Griff zu nehmen, zmal Telefunkens frühere Motoren saftige Streufelder hatten. Bedenke weiterhin, dass aufgrund der im analogen Bandgerät zwangsläufigen Verknüpfung von Kurzschluss- bzw. Rohrläufern beachtlichen Leistungsangebotes und induktiven Wandlern nennenswerter Empfindlichkeit vagabundierende Brummstörungen Normalzustand sind.

Bei dir wirkt aber sicher der Tonmotor auf den Wiedergabekopf ein. Bei der MK1 wurde offenbar (und vielleicht nach ersten Erfahrungen, ich habe Gerät 5541) in die bereits bestehende Konstruktion ein MU-Schirmblech um das Tonmotorlager herum eingefügt.
Hatte ich oben eigentlich schon gefragt, ob der Brumm (weitgehend?) verschwindet, wenn du den Tonmotor durch das Auslösen aller drei Geschwindigkeitswahlschalter abschaltest?

Sollte das wenigstens zu einer deutlichen Reduktion des Brumms führen, hindert dich niemand daran, die Schirmung des Kopfträgers gegenüber dem Streufeld des Tonmotors zu verbessern. Dafür muss ein Mu-Metallblech beschafft werden, dessen Stärke ggeflls. von Hause aus zureicht, oder aber durch mehrfaches Lage Auflegen etwa da erreicht wird, wo auch das aktuelle Schirmblech bereits sitzt.

Ich erwähnte einmal in einem anderen Forum, aus dem mich schon vor Jahren die Impertinenz eines Basler Teilnehmers vertrieb, dass der Brumm der A77 ja durchaus erklecklich sei. Diese wurde mir (ich kann die Werte exakt benennen, weil ich sie -temporibus illis- ohne Dolby auf meinem Lichtzeiger alltäglich sah) von der Forenöffentlichkeit damals nur mit gröbstem Erstaunen abgenommen. Die A77 brummt aber; weniger als die G36, aber immerhin noch so, dass man dagegen etwas tun möchte.

Vor einigen Monaten kopierte ich für einen Produzentenfreund (ab B67) historische Aufnahmen für eine CD-Publikation. Er äußerte den Wunsch, das bei diesen Bändern zeitgenössisch übliche Abbrechen des Bandrauschens durch die eingefügten Gelbbänder zu kaschieren, indem man (auf dem Rechner...) in die Pausen Bandrauschen einbrächte. Ich plante zunächst, dafür ein einfach gelöschtes 528 zu verwenden, da dessen Grundrauschen das des 468 oder 911 übersteigt, und das gewonnene Signal in die Größenordnung des Bandrauschens der Originalaufzeichnungen hochzuziehen. Mit CD-Ohren und den Möglichkeiten eines ordentlichen CD-Players abgehört war dies Verfahren aber unbrauchbar, weil man die interferierenden Drehfelder der Wicklelmotoren im Wiedergabesignal allzudeutlich hören konnte. ich bin übrigen inzwischen 56 Jahre alt... Jene Drehfelder hatten mich -den geborenen Pinsel- in historischer Zeit aber nie gestört, und das obgleich ich viel Zeit für die Verbesserung der Störabstände meiner Geräte aufwandte, infolgedessen das Problem der Brummstörung eigentlich fast grundsätzlich nicht kannte.
Folge obiger Erfahrung: Ich entnahm dem digitalen Mischpult ein weißes Rauschen, dekorrelierte dieses und hatte damit 'mein' Bandrauschen, das ich dem originalen in den Pausen an den Trackgrenzen unterlegen konnte.

Deine Quantifizierung des B67-Brumms durch die Mobilisierung aller Nachverstärkungsreserven einer universell justablen B67 ist überdies nicht artgerecht. Jede Störung kann man durch eine geeignet hohe Nachverstärkung hörbar machen (Zitat Bleuel, Löffingen). Dem ist nichts nichts hinzuzufügen, außer dem, dass unsere Ansprüche durch ordentlich gebaute Netzteile in digitalen Geräten (Mikrofonvorstufen, Ausgangswandler) extrem hoch geworden sind. Aufgrund des -gemessen an den 96 dB der 16 Bit einer digitalen Ebene- prinzipbedingt beachtlichen 'Störgrases' aus dem analogen Bandgerät, ließen die Konstrukteure damals relativ schnell Fünfe gerade sein.

Du kommst daher nur weiter, wenn du die Messung des Geräusch- und Fremdspannungsabstandes deiner B67 entlang der Studer-Spezifikationen durchführst, d.h. das geeignete Filter verwendest, normierte Pegel bestehen lässt und auf diese Weise deine Störabstände bestimmst.

Die 50-Hz-Sperre vor dem Wiedergabekopf der B67 hat zumindest in meinem Falle vergleichsweise wenig Folgen. Lässt man sie mit Dolby-A-Dekodierung offen stehen, bleibt die Fremdspannung bei unbespieltem Band -soweit erinnerlich (ich probiere das jetzt nicht aus)- noch immer unter -75 dB. Mir liegen allerdings keine Erfahrungen mit den hin und her verstellbaren B67 vor, die mir ebenso wie das VU-Meter stets ein Gräuel waren. Wenn man professionelle Geräte verwendet, sollte man sich zu den Vorteilen standardisierter Arbeitspegel und bei Verwendung eines analogen Speichers auch zu einer ordentlichen Aussteuerungsmessung (großer, angezeigter Pegelbereich, Integrationszeiten 5-10 ms) bekennen. Infolgedessen liefen bei mir eben A77ORF, B67 etc. Selbst der A76, der B710/II, ja der TD125 mit Selbstbau-EZV waren/sind einschlägig umgebaut. Bei einer solchen Konfiguration kommt man nicht eben leicht auf 'abartige' Ideen.

Sollten die Studer-Messwerte allzu deutlich verfehlt werden, wird man weitersehen müssen. Ich würde mich dann auch daran begeben, die Werte meiner B67, 5541 zu erfassen, selbst wenn das in meiner neuzeitlichen, vollständig digitalen Umgebung etwas lästig fällt.

Hans-Joachim
Gerhard2
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Re: B67 brummt

Beitrag von Gerhard2 »

Lieber Hans-Joachim,

Du drückst ziemlich genau aus, was mir auch so durch den Kopf geht. Andererseits steht da die Aussage meines Freundes im Raum, dass es "vorher" nicht so stark brummte. Er sieht das Brummen neuerdings in seinem Spektrumanalyser, den er schon länger benutzt.

Die Motoren sind's nicht, die hatte ich auch als erste Maßnahme stillgelegt. Ich nehme an, es kommt vom Trafo, was anderes mit Wechselfeld ist nicht in Betrieb. Und es sind definitiv 50 Hz, und ohne Trafo gehts ja nicht............ :?

Ich spiele meinem Freund jetzt mal den reduzierten Restbrumm vor. Vielleicht kann er damit leben.

Vielen Dank und Gruß
Gerhard
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