GELÖST: Server Absturz

[cavemaen]

Wie ich gestern bei einem VDT-Tonmeistertreffen in Kassel erfahren habe, sind bei der ARD die ersten Server abgestürzt.

Besonders schlimm soll es den WDR Köln getroffen haben nach dem Aufspielen neuer Software.

Diese ließ nur 27 Stellen Platz frei für Titel und Interpret, was aber für Klassische Musik viel zu wenig ist, denn wie häufig wurden Werke allein von Mozart eingespielt, aus welchem Jahr, welches Orchester, Dirigent, Jahr und Spielort - alles war weg im Volumen von annähern 50% aller gespeicherten Werke!!

Es mußten sich ein halbes Dutzend Leute über Wochen hinsetzen, sich die noch vorhandenen Dateien anhören, identifizieren und die Daten alle von Hand wieder eingeben.

Dafür rollten auch Köpfe...

Auch beim heimischen HR stellte man fest, dass beim permanenten Spiegeln der Festplatten ja auch die Datenfehler mitgespiegelt (kopiert) werden und sich stets von der Quantität her erhöhen, so dass man nach spätestens einem Jahr die Festplatten wegwirft und von einem Ur-Datenträger sich die neuen Festplatten wieder mit geringsten Datenfehlern lädt.

Man ist händeringend auf der Suche nach einem Langzeitspeichermedium, wie es z.Zt. die Schellackplatte darstellt. Diese sind nach 100 Jahren noch spielbar und von einem Hersteller brennbarer CD-ROMs weiß man, dass diese eine Lebensdauer zwischen 55 Minuten und nur 3 Jahren haben sollen!

Mahlzeit!

Rudy

Bild: Selbstfahrerstudio des HR4 im Studio Kassel. Die Damen von hinten ist Frau Marie-Luise Cardell im Gespräch mit Kollegen

[cavemaen]

Das ist die Haupt-Tonregie von HR4 in Kassel, eine digitale von Thum+Mahr gelieferte Regie, welche seit der Inbetriebnahme vor knapp 5 Jahren nicht ausgeschaltet wird (soll Alterung der Kondensatoren verhindern und Datenabsturz beim Neustart):

[cavemaen]

So greift man heute aud Datensätze zu:

System d'accord via Bildschirm...

[cavemaen]

... und die dazugehörige Tastatur oder "Hardware":

[hugohabicht]

Hallo Rudy,

so wie ich Deinen Beitrag interpretiere tun sich die Tonmeister/Ingenieure mit der elektronischen Datenverarbeitung schwer. Auch mit Upgrades (von mir Downgrades genannt) haben sie wohl so Ihre Probleme. Das sehe ich aber eher als Anwenderfehler und nicht als Fehler in der Technik. Datensicherung ist eine nicht triviale Aufgabe die auch viel Zeit (und Geld) kostet. Ist aber machbar und beherrschbar und ich denke unter dem Strich steht man eventuell doch besser da als alles auf Schellack zu archivieren.

Viele Grüße,
Hagen
.

[cavemaen]

... besser als Schellack qualitativ gesehen schon, wohl aber nicht als Langzeitspeichermedium.

Den Verantwortlichen geht wohl der Poppes auf Grundeis, dass die gespeicherten Daten sich nicht verdünnisieren!

Rudy

[hugohabicht]

Hallo Rudy,

mit der Langzeitstabilität hast Du natürlich Recht. Das ganze Digitalbrimborium ist leider sehr kurzlebig ausgelegt und man muss mit Redundanz arbeiten, ca. alle 5 Jahre festplattentechnisch aktiv werden und natürlich vorher Sicherungskopien machen und diese nach der Erstellung auch prüfen (!). Dieser Nachteil wird von der Digitalfanatikerfraktion gerne verleugnet.

Meine 30 Jahre alten Bänder kann ich heute noch abspielen während die meisten Disketten aus dieser Zeit nicht mehr lesbar sind. Allerdings ist der Zeit- und Geldaufwand für den Erhalt der dafür benötigten Wiedergabegeräte auch nicht unerheblich; ein Nachteil der von der Analogfanatikerfraktion gerne verleugnet wird.

Was jetzt für Rundfunkzwecke die beste Lösung ist kann ich nicht beurteilen aber ich könnte mir vorstellen dass dort niemand mehr zu Bandgeräten zurück will; der wahlfreie Zugriff auf mehr oder weniger alle Aufnahmen in Sekundenschnelle ist schon ein deutlicher Vorteil.

Viele Grüße,
Hagen
.

[cavemaen]

Hallo Hagen!

Die Sicherungskopien bestehen ja schon in der Ur-Festplatte. In den Serverschränken spiegeln sich gegenseit immer 4 Laufwerke mit identischem Inhalt sagte man mir mal in Frankfurt.

Daher werden aus Sicherheitsgründen diese rund 365 Tage alten Laufwerke (angeblich) verschrottet und gegen Neue ersetzt.

Aber wie das bei Neuteilen unserer Industrie nun mal so ist, gibt es auch PKWs wie mein alte Audi, den ich mit 441.000km zu den Russen gebraucht habe und mein gegenwärtiger VW T4-Bulli mit 415.000km läuft und andere Leute haben Neuwagen, die stehen öfter in der Werkstatt als vor der Türe!

Ich wunderte mich nämlich schon, um mal beim Thema zu bleiben, dass man mir erst generalüberholte Telefunken M15A Bandmaschinen zum Kauf anbot, und diese nun plötzlich behalten möchte.

Gewiss, der Zugriff ist sehr schnell und man braucht keine Leute ins Archiv zu hetzen,um Tonträger zu holen, welche erst vorbereitet werden müssen.

Immerhin hat die Generalüberholung sämtliche Verschleißteile beinhaltet wie

- alle Lager neu
- neue Tonköpfe
- Bremsen neu
- Audioprints neu ect.

Mich würde es nicht wundern, wenn man aus diesen "Senkelmaschinen" auch Mehrspuranlagen bauen würde....

Aber man besinnt sich offenbar doch andernorts auf Qualität. Immerhin gehen hierzulande die Umsatzzahlen nicht nur wegen dem Internet zurück, das wurde nämlich schon herausgefunden, sondern es wurde u.a. auch ermittelt, dass die Leute für miese Qualität nicht die geforderten Preise bezahlen möchten (habe ich schon immer argumentiert)!!

Früher war ich König Kunde und konnte mir im Plattenladen entweder das Album, eine Single oder die Maxi davon aussuchen und im Lande von Tulpen und Käse war man noch weiter:

In Holland gab es identische Pressungen in 3 Qualitätsserien; bei Singles bis 1000 Stück, bis 2000 Stück oder die schlechteste Qualität waren dann bis 3000 Stück von der selben Pressmatrizze hergestellt, zu Preisen von 6,-DM bis runter auf 3,50DM.

Und heute?

Geplärre für richtig teure Kohle in gleicher mieser Qualität wie via Internet. Was macht der ausgebeutete und genervte Kunde?

Genau.....

Rudy

Bild: aktive AEG M15A in der Tonregie von HR4

[revfan]

Jo, aber andererseits habe ich gelesen, dass in den USA heute schon rund 60 Prozent aller Alben nicht mehr auf CD's verkauft sondern gegen Bezahlung aus dem Internet heruntergeladen werden.

Ist halt bequemer und wenn die CDs auf den heute üblichen DVD/Blue Ray Heimkino -Abspielern und über günstige 5.1 Fernsehlautsprecher abgespielt werden, klingen sie auch nicht besser .

revfan

[cavemaen]

Hallo Arno!

Seit wann wissen die Ami's was Qualität ist??

In den 1960er Jahren konnten die noch keine Brücken berechnen, bauten erstmal ein Element auf, belasteten das bis zum Bruch, zogen davon 20% ab und wußten dann was über die Tragfähigkeit!

Und mit Sourround meinst Du sicher diese Jughurtbecher, für die es in unserer Jugend (1970er Jahre) keine Käufer gegeben hätte!

Heute lässt sich der größte Industriemüll vermarkten, mußt nur penetrant dafür Werbung machen; Bose, Cola ect. stecken bis zu 70% der Gewinne in aggressive Werbung.

Aggressiv werde ich davon und reagiere mit Kaufverweigerung, basta!

Bose habe ich mal auf 'ner Musikmesse rundgemacht, da ich früher mal an einer Ausschreibung teilnahm und Lautplärrer brauchte.

Statt mir ein Angebot zu unterbreiten, haben diese nichtsnutzigen Psychopaten unsere Stadtverwaltung angerufen und wollten wissen, wo gerade eine Veranstaltungshalle gebaut werden würde, so jemand aus unserem Rathaus damals zu mir.

Aber diese Veterinär-Theologen wußten nicht, dass es sich um eine Kulturhalle einer Klinik handelte und diese Erfahrung dem Architekt schildernd beschloß dieser, künftig die Produkte der Weltfirma Bose auszuschließen!!

Also hätten die mich nicht anquatschen sollen und so fühlte ich mich herausgefordert, wurde laut und als ich fäddisch war, standen zwei Dutzend Leute um uns herum und es wurde sehr still in der Halle.

Das nur mal am Rande.

Solange genügend Leute sich Dateien herunterholen, bekommt man irgendwann (vielleicht auch schon jetzt als App) einen Trojaner kostenlos mitgeliefert, welcher diese Datei(en) nach einer festgelegten Zeit automatisch wieder deaktivert und zum Perfektionismus vielleicht noch ältere vorhandene MP3's gleich mit in die ewige Verdammnis reißt...!

Die sich selbst auflösende CD war doch schon geplant - funktionierte aber (zum Glück) nicht perfekt und die Dinger kamen als Bummerrang wieder zurück zur Firma "ich bin doch blöd", welche nach einem Test bis zu 41% überteuert ist.

Der Kiddy der Amerikanstki's findet das "cool" und "great" alles was Neu ist, seinem Spieltrieb fördert und er massenweise seine Burger mit Zuckerwasser fernsehglotzend in sich reinstopfen und später backpulverartige Puder hochverschuldet verkonsumieren kann.

Ich kenne immer mehr Leute, die Wert auf Kultur und Qualität legen.

Die Oper im Staatstheater Kassel war am Samstag übrigens ausverkauft - nicht nur von ergrauten Limosinenfahrern, deren Begleiterin den geerbten Schmuck von Tante Frieda und den stinkenten Pelz mal wieder auslüften wollten, nein:

Es befanden sich überaschend viele junge Leute unter 40 in den Sesseln mit noch vollem Haar und erkennbarer Grundfarbe!

Das neue Qualitätsdenken wurde mir übrigens einstimmig von den anwesenden Tonmeistern + Ingenieuren bestätigt.

Hessische Grüße,

Rudy