GELÖST: Bandsorten??

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mengel
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GELÖST: Bandsorten??

Beitrag von mengel »

Hallo zusammen,

mich beschäftigt eine Frage zum Thema: welches Band verwende ich in Zukunft ?

Zunächst bin ich sehr positiv überrascht, dass en zunehmend wieder Firmen gibt die "neue" Bänder herstellen. Nun aber meine Frage: welches Band einsetzen ??
Studiobänder sind "dicker"( d.h. auch kürzer) langlebiger usw. als die Langspielbänder (LPR35 zum Beispiel), das 900er soll sehr gut sein das 528 ein guter Kompromiss, soviel hab ich schon rausgefunden hier im Forum. Jetzt hab ich aber auch schon hier und da gelesen, die Studiobänder seien das reinste "Schmirgelpapier". War das nur füher so, oder sind die "akutellen" Studiobänder immernoch solche "Reibeisen"? (Meine armen Tonköpfe ;-) )
Daraus ergibt sich nun meine eigentliche Frage: Wenn ich meine Maschinen (A77 MK-IV 4-Spur) und PR99 MK-II 2-Spur, keine Schmetterlinge) nun schon neu einmessen will, auf welches Band sollte ich sie einmessen.
Der Einsatz der Maschinen ist rein privat, "just for fun" sozusagen, einfach weils Spaß macht und pro Woche laufen in der Regel über jede Maschine nicht mehr als 2 Bänder (im Durchschnitt).

Gruß
Marcus
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A721
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Beitrag von A721 »

Hallo Markus,

ich denke, dass Du mit dem LPR 35 gut beraten bist. Ein allgemein als sehr ausgewogenes und langlebiges Band anerkannt. Hinsichtlich der Dicke musst Du dir bei A 77 und PR 99 keine Gedanken machen. Verwende dieses Band sogar auf einer STUDER A 810.
Bernd
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Beitrag von Administrator »

Hallo Marcus,

das LPR35 kann ich soweit auch empfehlen. Das lief auch auf meiner A807 und jetzt auf der A816 ohne Probleme - auch wenn es für den Bandzug der Maschinen fast ein wenig dünn ist. Interessanter und nur ein wenig dicker und wenig schmirgelnd ist das SM468 von BASF bzw. später EMTEC. Das ist eigentlich mein Lieblingsband.

Hersteller gibt es übrigens aktuell noch genau 2! Und ab April hört mit Quantegy einer der beiden Hersteller endgültig auf! Dann gibt es nur noch die Firma RMG. RMG stellt auch das LPR35 und das SM468 wieder her!

Die Bänder bekommst Du unter anderem im Versand bei Frank. Im Shop auf seiner Homepage kannst Du alles mögliche nach Herzenslust einkaufen. ;-)

Wenn Du an Quantegy interessiert sein solltest, dann sieh mal bitte hier nach... :wink:

Gruß
Christoph

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Cinetech
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Beitrag von Cinetech »

Hallo,

LGR 30P und LGR50 von BASF (ok, sind antiquierte Bänder :P ) sind meine Favoriten...fragt nicht warum, war billig bei Ebay drin ;)

Die Quantegy 456 Typen sind auch gut, obwohl meine A807 wohl vorgestern hunger auf 2 Meter Q456 hatte :oops:

Edit: Ob ich bei Darklab die Mehrwertsteuer abziehen kann? Bin ja Exportkunde :roll: :wink:
Es grüsst Patrick
<3m0

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mengel
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Beitrag von mengel »

Gut, hat etwas länger gedauert, kam nicht gleich dazu!!
Hab aber nun die A77 4-Spur auf LPR35 eingemessen und was soll ich sagen, - ich bin begeistert.
Ich denke für die A77 mit 9,5 und 19cm ist das wohl ein sehr guter Kompromiss.
Bei der PR99 tue ich mir noch etwas schwer, einmal wegen der 38cm und wegen des Bandzuges.
Ich hab günstig ein originalverpacktes BASF 528 (war wohl echt "neu" ) auf ein paar Spulen umgewicket und werde mal den Schnelltest machen (rosa Rauschen drauf und mit Cooledit-Pro den Frequenzgang checken). Mal sehen wie's ausschaut.
Wenns passt lass ich es vielleicht dabei, hab gesehen die Leute bei Darklab haben noch ein paar 528er.
Oder spricht irgendwas prinzipiell gegen dieses Band ??
Und wenn's nicht passt muss ich eh "um-messen" auf RMG486 oder gar 900.

Soweit zum Stand der Dinge.

Gruss
Marcus
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Beitrag von PhonoMax »

Gegen das 528, lieber Marcus, spricht nichts, außer (??), dass es ein professionelles 38er Band ist. Es war nämlich für die Wünsche und Vorstellungen der deutschen (öffentlich-rechtlichen) Rundfunkanstalten konzipiert, die sich gewissen Normen und Traditionen verpflichtet sahen.

Wenn du mit der Suchfunktion nach meinem allerwertesten Namen und 528 suchst, findest du hier, und den beiden abovenet-Nachbarforen allerlei zur interessanten Geschichte dieses Bandes und der seines Vorgängers 525 etc. pp.. Dort wird dann auch mit vielen Vorstellugnen aufgeräumt, die in Laienkreisen über die professionelle Tonaufnahme kursieren. Ich möchte das jetzt nicht noch einmal auseinanderziehen. Ein Blick auf die bei RMGI, Oosterhout herunterladbaren Datenblätter des BASF/EMTEC-Typs sagt aber zu den Unterschieden von 468, 528, 911 und 900 schon eine ganze Menge.

Übrigens würde ich an deiner Stelle Langspielbänder nicht bei 38 cm/s verwenden, weil die Kopierdämpfung dieses schon relativ dünnen Bandes bei professionell gängiger Aussteuerung unter 38 zu schlecht wird. Du hörst bei angemessener Aussteuerung Vor- und Nachechos (wenn du weder Dolby A/SR noch TelcomC4 verwendest), die den Umgang mit der analogen Aufnahmetechnik unerfreulich machen können.

Auch deshalb rückten Rundfunk und Schallplatte nie vom Standardband (mit den starken Trägerfolien) ab. Sollte dich andererseits bislang unter 38 cm/s noch kein Vorecho gestört haben, will ich dich nicht hindern, weiter mit Langspielmaterial zu arbeiten. Wenn aber mein geschildertes Problem auftaucht, weißt du warum dem so ist, und dass keine Kräuter (außer Standardband, TelcomC4 und Dolby A/SR) dagegen gewachsen sind. Die Zeit der besten Kopierdämpfung des Bandmateriales lag vor der Entstehung von 468.....

Der Bandzug der PR99 sollte indes kein Problem für das LPR 35 sein.

Hans-Joachim
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Beitrag von mengel »

Hallo Hans-Joachim,

danke für die Info. Deine Abhandlung zu den Bandsorten hatte ich schon gefunden, deshalb auch meine Bemerkung: "Und wenn's nicht passt muss ich eh "um-messen" auf RMG486 oder gar 900. "
Das 528 hab ich wie gesagt günstig bekommen und deshalb wollte ich meine PR99 mal damit ausmessen. (Nicht gleich drauf einmessen)
Dass das LPR35 nicht erste Wahl für die PR99 ist war mir schon klar. Für meine A77 4-Spur mit 9,5 und 19cm im Wohnzimmer-Betrieb reichts aber.

Meiner PR99 wollte ich aber schon was standesgemäßes anbieten.
Die klangliche Reihenfolge hatten wir ja nun geklärt: 528, 468 oder am besten 900.
Aber eine Frage, lieber Hans-Joachim, hätte ich dann doch noch, - und zwar zum "Schmirgelfaktor".
Den Studiobändern werden da ja z.T. üble Sachen nachgesagt. Wie sieht es denn da bei den genannten drei Bändern aus ??
Unser Admin Christoph Rose riet mir da ja schon zum 468er.
Wie stehst Du dazu, oder ist das auch alles "halb so wild "?

Gruss
Marcus
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Beitrag von PhonoMax »

Lieber Marcus,

525 (sic) würde ich heute schon aus prinzipiellen Gründen nicht mehr nehmen, weil es hinsichtlich Aussteuerbarkeit und Restrauschen nicht der letzten Generation angehört. Es ist eben kein LH-Band, was ja auch an den speziellen Anforderungen des Rundfunks hierzulande liegt, der eben weltweit die ältesten Archive und eine ausgefeilte Betriebsabwicklung beklemmend hoher Qualität hatte (und im Eigeninteresse erhielt), als noch kein Kunde dahinterheruntersuchen konnte.

525 wäre aus heutiger Warte wohl als 'teilkalandriert' zu bezeichnen, für 'üble' Gerüchte und Vorhaltungen reicht das jedoch nicht hin. Dennoch sprach man seinerzeit (ich weiß das noch aus erster Hand) vom "selbstreinigenden" Verhalten dieses Bandes im praktischen Betrieb. Das brauchen wir heute, wo es an den Köpfen eng wird, natürlich nicht. 525 ist deshalb eigentlich nurmehr für Leute interessant, die ein Band systematisch in der Sättigung brauchen. Sowas gibt es ja.

528 bsitzt eine sehr glatte Oberfläche; das Konkurrenzprodukt, mit dem Zonal auf dem hiesigen Markt einmal zu reüssieren versuchte, war allerdings noch glatter. Dies sei, so sagte man mir, einer der Gründe gewesen, weshalb das IRT diesem Bandtyp die höheren Weihen versagte. Der andere sei auf die fehlende Rückseitenbedruckung (Typ und Charge) zurückzuführen. Inwieweit auch elektrische Mängel vorlagen, müsste ich mal nachmessen....

528 kann man bedenkenlos empfehlen, vor allem, weil die Chargenkonstanz in historischer Zeit immer unter kritisch-argwöhnischer Beobachtung der Rundfunkanstalten stand; wenn da etwas in München-Sendling passiert wäre, hätte der Lieferlaster sofort den Rückweg von der Ans-talt in die Kistlerhofstraße (Einfahrt Geisenhausener Straße) antreten können. 528 gehört aber auch zu den Kompromissen, die in der deutschen Magnetbandgeschichte so zahlreich sein mussten, weil die hochwertige Aufnahme eben 7 Jahre oder eine gute Gerätegeneration länger währte als anderswo, was als abwärts kompatibler Einfluss bis zum Schluss der Epoche (den haben wir nämlich hinter uns) spürbar blieb.

468 war ein Wurf des Leverkusener Wieners Friedrich Krones und seiner Mannen um die Mitte der 1970er und wurde qualitativ nie überrundet; 900 ist der wohl letzte realisierte Versuch gewesen (beim Zusammenfallen der EMTEC war ein neues Profiband im Entstehen, sagte mir der letzte Entwicklungsleiter Dr. G. H. bekümmert), der wohl nicht zu übertreffen sein dürfte. Zu diesem Band liegt ein interessanter Aufsatz vor, der seine Leistungen vor dem Hintergrund der Nichtlinearitäten des Systems 'analoge Tonaufzeichnung' kompetent darlegt und einmal mehr einen Bogen über fast 50 Jahre Hochwertigkeit in dieser Technologie schlägt: Die Prüfmaschine für die dem Vortrag zugrundeliegenden Messungen war eine AEG-K8 von 1948, die letzte in Berlin gebaute Maschine der AEG-Telefunkentradition. Die Geräteauflage dürfte damals keine 300 Exemplare erreicht haben:

Corinth, Götz und Friedrich Engel, Ein analoges Magnetband-System höchster Dynamik unter Verwendung aktueller Bandentwicklungen, in: Dickreiter, Michael (Hg.), Bericht 18. Tonmeistertagung Karlsruhe 1994. München-London 1995, S. 868-876.

Das ist nicht alles: Die Verstärker waren wegen der geforderten Pegeldimensioonen in Röhrentechnik aufgebaut. 1994!, und: Corinth ist kein Freak, sondern eher ein enfant terrible, das sich ungern seine Kreise stören lässt, alles daran setzt, nur das zu tun, was sachlich begründbar ist.

Also: Es ist alles halb so wild. 528, 468 und 900, 911 sind tadellos (wickeln auch entsprechend, was unsereinen auch immer für LPR 35 einnahm, das als wohl das einzige Amateurlangspielband offen gewickelt werden konnte!), befinden sich nach wie vor auf der Höhe der Zeit. Mehr geht eben nicht. Das gilt nur, wenn man einmisst, denn da geht Spreu und Weizen zügig auseinander. Einfach ein Band drauflegen und los geht's ist bei dieser Technik eigentlich nicht möglich. Ein hervorragendes Band streicht die Segel, wenn der Arbreitspunkt nicht stimmt.

Ist dafür Sorge getragen, erscheint mir statt des Bandes der Hinweis auf eine adäquate Aussteuerungskontrolle wichtiger, die bei einem System mit 55 bis 60 dB Betriebsdynamik auch wirklich etwas für sich hat. Das VU-Meter gehört für mich (als Halb-Ami und in der dortigen Rundfunklandschaft durchaus erfahren) nicht dazu. Bitte um Vergebung. Ein Lichtzeiger mit einschlägigem Verstärker oder ein Bargraph (10 ms) sind da von anderer Dienlichkeit....

Doch auch diese Sichten führen uns eigentlich wieder 'nur' in die historisch traditionellen 'Untiefen' zweier unterschiedlicher Magnetbandtraditionen mit einer sehr gemeinsamen Wurzel.

Hans-Joachim
mengel
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Beitrag von mengel »

Lieber Hans-Joachim,
vielen Dank für die sehr fundierten und ausführlichen Informationen. Um sich all diese alleine zusammenzusuchen hätte ich garantiert Jahre gebraucht. Schön, dass es dieses Forum gibt und dass es vorallem Leute gibt, die ihr umfangreiches Wissen hier zur Verfügung stellen.
Also ich denke, ich werde erst mal mein 528er auf der PR99 ausmessen, denn auf Nachfrage beim Vorbesitzer soll die Maschine auch mal auf eben dieses Band eingemessen worden sein. Falls ja werde ich dabei bleiben, falls nein werde ich wohl "um-messen" auf 486.

Ich melde mich wieder mit den Ergebnissen, - kann aber etwas dauern, hab im Moment recht viel um die Ohren !!

Gruß
Marcus
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