GELÖST: Insert- Pegel Studer 269

Fragen und Antworten zur Technik bei STUDER Geräten.

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kabelbinder0110
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GELÖST: Insert- Pegel Studer 269

Beitrag von kabelbinder0110 »

Hallo liebe Studer- User,

ich besitze ein Studer 269 und habe schon mit den Inserts auf Stereoklinkenbasis gearbeitet, um bei einem Livemix das Soloinstrument nochmal separat in der Hand zu haben, also ist die Belegung mir klar: Spitze ist raus aus dem Pult, Ring ist rein ins Pult und der Rest ist die Masse. Nun will ich aber einen Mehrspurrecorder anschließen (Alesis HD 24), den man nur symmetrisch beschicken kann, weil die Eingangsempfindlichkeit so ausgelegt und nicht umschaltbar ist.

Befürchtetes Problem: Die Alesis Anleitung sagt, daß nicht bei +4 dB im Recorder digital 0 erreicht wird, sondern erst bei +15 dB.

Da ich nicht weiß, welcher Pegel nun aus dem Insert rauskommt (-10 oder +4), hätte ich im schlimmsten Fall einen Versatz von 25 dB Unterschied, weshalb ich dann mit dem Signal im Pult nicht mehr einen Livemix erstellen könnte.

Messen kann ich das leider nicht, weil meine bisherige Soundkarte nicht gerasterte Drehknöpfe als "Aufholverstärker" vor der Wandlung verwendet. Vom Pult habe ich nur das Schaltbild des Kanals, und dort sieht man, dass sowohl pre (als Mikrofonvorverstärker) - als auch postfader ein Operationsverstärker sitzt.

Weiß jemand Rat?

Herzlichen Dank für eine Antwort
wernerl
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Re: Insert- Pegel Studer 269

Beitrag von wernerl »

Hallo

Also die 269er Familie habe ich nicht wirklich präsent. Aber bei den 9xx Pulten war Sym. +6db und Asym 0db. Somit wäre das ja nicht so schlimm. Dein Problem mit dem Livemix verstehe ich nicht - so wie du schreibst willst du ja den Insert nur als Line-Out nutzen. Damit hat ja die Speisung des Recorders nichts mit der Funktion des Live-Mix zu tun. Also verbindest du ja auf der mischpultseitigen Klinke Spitze + Ring - und am Recorder gehst du (mit Mono-Klinke oder was auch immer für einem Stecker) auf den Line-In. Der Eingang deines Recorders ist ja wohl genügen hochohmig so dass das auf den Pegel keinen Einfluss hat.

Werner
kabelbinder0110
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Re: Insert- Pegel Studer 269

Beitrag von kabelbinder0110 »

Hallo wernerl,

herzlichen Dank für die schnelle und gute Antwort. In der Tat wäre mit den von Dir genannten Pegeln ein Betrieb ohne Probleme möglich, vielleicht ist das ja auch beim 269 so, weiß das jemand vielleicht ganz genau? Die Verkabelung hast Du auch genau richtig beschrieben, herzlichen Dank dafür.
Nicht ausgeführt hatte ich, dass ich natürlich den Inputpegel des Mehrspurrecorders am Mischpult mit dem Mikrofonvorverstärker einstellen muß, und daß damit dann der Pegel für die Verarbeitung im Mehrspurrecorder und intern im Pult für den Zweispurmix gleich hoch ist. Da würde ich bei einer Pegeldifferenz des "Arbeitspunktes" von Pult und Recorder eben nur entweder dem Mehrspurrecorder oder dem Zweispurmix gerecht werden können.
Wenn da kein Versatz ist, dann habe ich natürlich auch kein Problem. Da ich den Mehrspurrecorder noch nicht habe und vom 269 keine Bedienungsanleitung habe, ist das eben schwer vorherzusehen.
dynavox
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Re: Insert- Pegel Studer 269

Beitrag von dynavox »

Hallo,

ich kenne das Pult leider auch nicht.
Jedoch darf man unterstellen, dass auch das - wenn auch schon etwas betagte - 269 über genügend Headroom verfügen sollte (in der Regel haben Pulte mindestens noch mal 20 dB Headroom bezogen auf Studiopegel (+4dBu) oder Rundfunkpegel (+6dBm bzw. +6dBu), sodass Du dich hier ruhigen Gewissens zuerst um einen vernünftigen Pegel im HD-Recorder kümmern könntest.
Den HD24 von Alesis kenne ich auch nicht, aber der kann doch sicher schon 24 Bit, sodass man hier auch nicht zwingend bis an 0dBFS hinfahren muss, insofern kann man das wohl einigermaßen entspannt angehen.

Grüße
dynavox
PhonoMax
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Re: Insert- Pegel Studer 269

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Kabelobstruktor,

mir ist das 269 und nicht zuletzt auch dein Problem nur zu gut bekannt. Der interne Arbeitspegel der 169/269-Familie liegt aufgrund der sehr hohen Übersteuerungsfestigkeit des Pultes mit -10 dBu (= 245 mV) vergleichsweise niedrig, wie du aus dem Pegeldiagramm im zugehörigen roten Ordner (in früheren Versionen des Handbuches im Abschnitt 7 "Pegeldiagramm", sonst -siehe unten- S. 81 des Studer-Schweiz-Scans im Net) ersehen kannst. Die maximale Spannung darf intern aber bis auf fast +20 dBu (7,75 Volt) anwachsen, ohne dass der Klirrfaktor einen Wert über 1 % annähme.

Um die Qualität des 169/269 voll auszufahren, musst du die Empfindlichkeit des via Insert eingefügten Gerätes so anlegen, dass das Effektgerät oder der Masterrecorder die maximale zur Verfügung stehende Amplitude noch verkraftet, weil sonst das Pult unterhalb seiner Möglichkeiten betrieben würde. Sollte die Maximalspannung des Recorders + 15 dBu = 4,3 Volt (?????) betragen, wäre aber aber ohnehin auf die letzten Reserven des 269 zu verzichten, da der Klirrfaktor digitaler Geräte zur hohen Aussteuerung (und damit höchsten Auflösung hin) signifikant fällt.

Bedenke bitte, dass der Insertpunkt beim 269 unsymmetrisch ist, was bei den Ausgängen eingeschleifter elektronisch symmetrierter Effektgeräte Probleme bereiten kann.

Deine Bezeichnung der Ausgänge/Eingänge dürfte -so ich sie richtig verstehe- aber falsch sein. Der Ausgang des Hochpasses ("Bass-Cut") liegt auf dem Ring, "Tip" (also Spitze) liegt am Fader an. Berücksichtige hier bitte auch, dass nicht nur der Ausgang des den Insertpunkt treibenden Verstärkers sehr schön niederohmig ist, sondern auch die Last durch den Fader (bei der Rückführung des Signals ins Pult) mit 2 kOhm für manches eingeschleifte Effektgerät relativ (zu) hoch sein kann.

Ich hatte weiland bei meinem leider gestohlenen 269 den internen Arbeitspegel auf 0,775 Volt angehoben, womit sich aber die Übersteuerungsfestigkeit um 10 dB reduzierte. Mich störte das insofern nicht, als das Verhalten des 269 damit letztlich ein den mir ansonsten geläufigen Studiogroßanlagen entsprechendes Verhalten zeigte. Die Übersteuerungsfestigkeit ("Wie weit kann ich einen Fader abziehen, wenn es laut wird, ohne dass die Vorstufen übersteuert werden?") entsprach dann nämlich exakt den Werten der Großanlagen.

Schließlich gibt es auf dem Server von Studer-Schweiz den Scan des roten 269-Studerordners zum Gotteslohn; der Download lohnt allemal, weil dich das Material in mustergültiger Weise in das Konzept dieses Pultes einführt. Wirklich alles Wissenswerte wird verständlich, mit fachlichen Ehrgefühl und professionellem Anspruch behandelt:

ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Mix ... 9/Manuals/
ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Mix ... ical_Info/

Ansonsten kannst du mich zu vielen Details des 269 befragen, weil ich Europa über Jahre mit diesem Pult unsicher machte, selbst wenn ich 'nur' Klassik produzierte.

Hans-Joachim
kabelbinder0110
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Re: Insert- Pegel Studer 269

Beitrag von kabelbinder0110 »

Hallo PhonoMax,

herzlichen Dank für deinen Beitrag, ich bin sehr dankbar, dass ich nun auf mein Problem eine umfassende Antwort bekommen habe. Auch ich bin in der Aufnahme sogenannter "klassischer Musik" überwiegend tätig und schätze das 269er Pult sehr.
Nicht nur die Qualität der Mikrofonverstärkung ist optimal, auch das erzielte Stereobild und die Tiefenstaffelung erreichte ich mit tragbaren digitalen Pulten bisher nicht.(Yamaha O2R, O2R 96) Diese Wertung ist natürlich subjektiv, und ein O2R 96 ist aus vielen anderen Gründen auch eine sehr gute Sache, das ist klar!
Dann werde ich mich wohl nach einem anderen Recorder umschauen müssen, oder vielleicht doch ein 962 nutzen. Da werde ich dann aber diese Telefonklinkenkabel als Anbindung des Recorders brauchen. Solche Kabel besitze ich bislang nicht.
Herzliche Grüße und nochmals verbindlichsten Dank,
kabelbinder0110

Hallo dynavox,

herzlichen Dank für deine Antwort auf meine Frage, es ist ja wirklich ein tolles Forum hier, wo viele Fachleute sich um Antworten bemühen, herzlichen Dank,
kabelbinder0110
PhonoMax
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Re: Insert- Pegel Studer 269

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Kabelbinder,

wo liegt das Problem?

Die Situation beim 961/962 ist exakt dieselbe wie beim 169/269, denn auch das 962 weist eine maximale Aussteuerbarkeit bis 7,75 Volt (+ 20 dBu) auf. Die muss man ja, wie ich oben schon schrieb, am Insert nicht ausnützen, selbst wenn das unter bestimmten Bedingungen (unter den Argusaugen und -ohren des kundigen Nutzers) erwägenswert wäre. Außerdem kannst du, sollte dein Aufnahmegerät keine ausreichende Eingangspegelanpassung besitzen, hier eine Vordämpfung einrichten, was aber eigentlich den Aufwand nicht lohnt..

Die Insertspannung beim 961 beträgt nun 0 dBu, was die Übersteuerungsfestigkeit des Pultes insgesamt ("Wie weit kann ich abziehen etc."; siehe oben) natürlich um jene 10 dB gesenkt hat, die ich meinem 269 weiland ebenfalls und aus freien, aber wissenden Stücken raubte. Zudem wurde der Insertpunkt elektronisch symmetriert, was bei unsymmetrischen einzuschleifenden Geräten so vorteilhaft wie nachteilig sein kann. Man muss eben wissen, was man warum will und dann sein Procedere danach festlegen.
Lege also du dein 'Quartett' (bitte präzise bezeichnet...) auf den Tisch, und wir diskutieren in Ruhe, aber zielführend, wie du am vernünftigsten vorgehst.

Beim 962 bleibt also alles wie mit 269 gehabt! Auch bei anderen Pulten des Szene (außerhalb des unmittelbaren Amateurbereiches) musst du mit mindestens jenen 7,75 Vo/+20 dBu rechnen, weil sie aus der traditionellen Betriebsgleichspannung einer Verstärkerstufe von (heute mindestens) 24 oder 12+12 Volt herausgehen.

Nachdem du offensichtlich die Aussteuerungskontrolle anhand der einschlägigen Messwerke deines Digitalrecorders durchführst, und Familie Alesis kundtut, dass Vollaussteuerung der Wandler bei +15 dB(u??? = 4,35 V) erreicht sei, kann dir mit 269 weniger als nichts passieren, weil du hinsichtlich der Aussteuerung der Mikrofonvorstufe und des meist passiv im Pfad liegenden, den Insertpunkt treibenden Hochpasses bei einer Anzeige von 0 dBfq am Alesis noch sechs dB unter der Aussteuerungsgrenze der Mikrofonverstärker bliebest. Das ist vom Sicherheitsstandpunkt betrachtet eigentlich nur ideal, zumal das 269 ja keine Übersteuerungs-Warn-LED (wie das 961) aufweist.

Warum also eine neue Suche nach 961/962?

Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Das 961 ist ein in seiner Gedrängtheit und Qualität faszinierendes Pult, das außerdem aus einigen klassischen Engpässen der 169-Familie gelernt hat, bei dem die Tonfrequenz Schalter direkt durchläuft, die über die Jahre -das sind jetzt 30!- leider oxidieren. Daneben aber ist die Drehpotidentität von Kanal zu Kanal aber auch beim 961 nach wie vor (also wie beim 169) auf Konsumentenniveau angesiedelt: "Identische Stellung" bedeutet bei Filtern und Panpots keinesfalls "identischer Wert", was für Stereogruppen mitunter etwas ärgerliche Konsequenzen hat. Die beiden gegenläufigen Widerstandsebenen der logarithmischen Panpots musst du nur einmal auf den Kennlinienkreuzungspunkt (-3 dB) hin untersuchen, den ich -wie bei den Höhen-, Mitten- und Tiefenstellern die reale 0-dB-Position- bei meinem Pult weiland durch Versetzen der Knopfmittenmarkierung 'kanalweise geeicht' hatte.

Die Schiebepots jedoch lassen mit ihrer Genauigkeit wieder eher wenige Wünsche offen, solange sie nicht auch schon knistern und das von Studers beschriebene Bad am Samstagabend benötigen. Darauf hat man sich eben einzustellen. Aber sonst? Praxistauglichkeit und Aussteuerbarkeit beider Pulte genügen höchsten Anforderungen.

Bezüglich der Filter und dem ganzen Einstellkram hat das 02R -nebenbei- die Nase sehr deutlich vorn, die lediglich durch die elektronisch symmetrierten Eingänge und die bezüglich des in recht weitem Bereich variablen Eingangswiderstandes der -heute bei Homerecorders gar geforderten!!- "Weitbereichseingänge" eben zeigt, dass die Szene inzwischen 'ordentliche' Erdfreiheit weit hinter einem niedrigen Preis ansiedelt. ("Wozu dat denn...?")

Paul Zwicky wollte dem in der Schaltung des Eingangsteiles der 900er Serie zwar einen Kontrapunkt entgegensetzen, der gar zu einem Patent führte, leider aber in der Szene (vermutlich aus finanziellen Gründen) keine weitere Beachtung fand. Na ja, es ist halt so.
Ansonsten sehe ich im 02R einen konzeptuellen Wurf der Mischszene, der dem der 30 Jahre zuvor auf dem Bandgerätemarkt erschienenen A77 gleichkommt: Es gibt eine Epoche vor diesen Geräten und eine Epoche, die sie -selbst immens bedeutend- einläuteten. Dass dies bei der A77 die sehr erfolgreiche zweite Lebenshälfte eines legendären Geräteprinzips (des Weberschen Magnetofons von 1940 nämlich) und beim 02R der Niedergang einer Branche durch ein jeweils bewundernswertes Produkt war, sollte uns zum Nachdenken anregen.

Von dir aber würde ich lieber ein paar Fragen mehr hören als Aussagen zu deiner Resignation dergestalt, doch lieber nach einem 962 suchen zu wollen, um dann zu versuchen -so setze ich hinzu-, "Teufel mit Beelzebub auszutreiben".... Das klappt nämlich nicht.

Hans-Joachim
kabelbinder0110
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Re: Insert- Pegel Studer 269

Beitrag von kabelbinder0110 »

Hallo PhonoMax,

laut der Bedienungsanleitung des Alesis HD 24, die im Netz zu finden ist, sind 0 dB digital tatsächlich +19dBu (6,9Volt) http://www.alesis.de/downloads/manuals_d.html

Ich will eben nicht den Recorder zu gering aussteuern, deswegen muß ich dann also die Mikrofonverstärker weit aufziehen.
Ich hatte dich so verstanden und habe jetzt wieder aus Deiner neuen Antwort herausgelesen, dass beim 962er der Insertpegel bei 0 dBu liegt und beim 269er bei -10 dBu, da passt das 962 also besser zum Recorder als das 269er, oder?

Ein 962 befindet sich auch in meinem Gerätebestand, allerdings hat es eben die schwierigen und schwer erhältlichen Telefonklinken als Insertausgänge, zudem kommt noch hinzu, dass dieses Gerät von RTL aus Köln stammt (wo alle Panpots neu eingesetzt wurden) und keine Meterbridge besitzt. (Diese Meterbridge kann man für 1300 Euro bei Studer heute noch nachkaufen :-) ) Das Panpot stelle ich nach dem Gehör ein bei Aufnahmen mit mehreren Mikrofonen. Man kann, wenn man
sogenannte Hauptmikrofone hat, durch Zuschalten der einzelnen Mikros mit Solo (962) oder Mute der anderen Kanäle(269) herausfinden, wo eine Schallquelle im Signal der Hauptmikrofon angesiedelt ist, dazu kann man dann das sogenannte Stützmikrofon bei dieser Schallquelle in der Richtung abstimmen. Für alle, die Mehrspur aufnehmen und im PC mischen, gilt das natürlich genauso für einen Mixer im PC. Mir ist noch nicht aufgefallen, dass die Panregler in der Mittenstellung merklich von der erwarteten Funktion abweichen.


Ich habe diese Pulte nicht nur aus Liebhaberei gekauft, sondern weil sie mich klanglich eben überzeugen, das 269 mittlerweile mehr als das 962, deswegen hatte ich zunächst danach gefragt. Das selige O2R war wirklich eine Revolution, seitdem ist jedoch im Digitalbereich alles im Fluß. Das Adatprotokoll ist problematisch, weil es auf 48k begrenzt ist, das TDIF Format hat sich wohl mit dem Abschied von den digitalen Bandrecordern überholt, AES ist sehr kabelintensiv, gehört dem firewire und USB- Format die Zukunft, oder dem MADI? Wie auch immer, es ist schon praktisch, digital zu mischen, aber zum Beispiel die Qualität der Hallalgorithmen im O2R96 ist meiner Ansicht nach nicht ausreichend für Tonproduktionen, für Liveanwendungen natürlich schon.

Ich hoffe, es sind Deine Rückfragen nun geklärt, tut mir Leid wegen des Missverständnisses, herzlichen Dank für Deine Zeit für diesen Fall.
PhonoMax
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Re: Insert- Pegel Studer 269

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Kabelbinder,
Kabelbinder hat geschrieben: ...
Ich will eben nicht den Recorder zu gering aussteuern, deswegen muß ich dann also die Mikrofonverstärker weit aufziehen.
Ich hatte dich so verstanden und habe jetzt wieder aus Deiner neuen Antwort herausgelesen, dass beim 962er der Insertpegel bei 0 dBu liegt und beim 269er bei -10 dBu, da passt das 962 also besser zum Recorder als das 269er, oder?
Nein, so ist das nicht richtig.

Ich fürchte letztlich, dass dir die Bezüge zwischen Headroom, Verstärkungsfaktor und Betriebsdynamik analoger Pulte nicht restlos klar sind. Ich erinnere deshalb nochmals an meine obige Empfehlung, den Ordner des 269 mit seinen wirklich wertvollen Betriebshinweisen zum Pegeldiagramm systematisch durchzuarbeiten.

Aber zu deinem Problem direkt:
Nachdem vor dem Insertpunkt nur der im Verstärkungsfaktor justable Mikrofonverstärker und sonst keine pegelverändernde Einrichtung mehr liegt, muss der Mikrofonverstärker die Pegeldifferenz zwischen Mikrofonausgangspegel und beabsichtigtem Senkeneingangspegel ausgleichen. Das ist beim 269 genauso wie beim 962. Der erforderliche Verstärkungsfaktor wird durch die Ausgangsspannung des gegebenen Mikros beim (durch den Aufnahmegegenstand) gegebenen Schalldruck festgelegt. Der Verstärkungsfaktor ist damit grundsätzlich derselbe, gleichgültig ob du nun einen V76, ein 962 oder ein 169, ein 089 oder eine A77 als Mikrofonverstärker einsetzen willst.


Im Gegensatz zu digitalen Pulten, die intern mit 32 Bit aufwärts(!) rechnen (demnach intern mindestens 192 dB Dynamikumfang haben), sind bei analogen Pulten die internen Dynamiken auf 'analoge' Werte begrenzt, weshalb die Pegeldiagramme analoger Pulte immer möglichst perfekt verinnerlicht werden müssen, weil andernfalls größere, klassikgängige Übertragungen (16, 20, 24 auf 2, gleich bei der Aufnahme gemischt) schlicht nicht zu beherrschen sind. Übersteuerungen 'irgendwo' auf dem Weg durchs Pult sind dann die Regel.

Der interne Pegel der bei uns hier in Frage stehenden Studer-Pulte ist ein mittlerer Richtpegel, der natürlich von einlangenden Signalen weit überschritten wie auch unterschritten werden kann. Dies korrigiert man im 'Mischrahmen' gewöhnlich mit dem Schiebesteller, wobei aber Aussteuerbarkeit und Nebengeräuschanteil des Signales der jeweiligen Pultzüge füglich zu beachten sind.

Wer aber hindert dich daran, eine Stufe deines Mischpultes soweit auszusteuern, wie das dessen Betriebsspanung erlaubt, wenn der erzielte Pegel (am Insert-Out) dem HD24 behagt? Unter normalen Umständen (also ohne die Line-Out-Verwendung des Inserts) benötigt man praktische Reserven, um nicht zum Beispiel bei Tiefenanhebungen (oder Höhenanhebungen elektronischen Musica-viva-Ereignisse) sofort die Verstärker zu überfahren. In solchen Fällen muss man eben auf einen ausreichenden Headroom (das ist das Stichwort) achten. Das aber liegt bei dir ja nicht vor, denn dein dem Insert nachgeschalteter Recorder zeigt dir ja exakt in dem Augenblick Vollaussteuerung an, in dem die Aussteuerbarkeit des 269 oder 962 erschöpft ist. Wenn möglich sollte man aber darauf sehen, dass der HD24 vielleicht doch etwas eher 0 dBfq anzeigt, um sicher zu vermeiden, dass die Mikrofonvorstufe des 269 bzw. 962 -und sei es aufgrund von Fertigungsstreuungen- eher in die Sättigung geht als der HD24. Nachdem dessen Aussteuerungsmesseinrichtung aber mutmaßlich auf Sampleebene arbeitet, während 269 (und letztlich auch noch trotz des "Fast"-Schalters auch 962) noch im 10 ms-Raster denkt, dürfte wohl mit den vom HD24 angezeigten +19 dBu relativ sicher vermieden sein, dass die 1%-Sättigung des 269-Zuges (+20 dBu, nur der bei dir nicht aktive Fader-Aufholverstärker macht bei + 19,5 dBu dicht) nicht erreicht werden kann. Das ist beim 962 genauso.


Auch ich stelle Panpots natürlich nach Gehör ein, dennoch gibt es oftmals den Wunsch, zwei oder gar mehr Kanäle mit exakt demselben Pegel zu beaufschlagen und/oder in Panpot-Mittenpositionen auf eine exakte Dämpfung zweier Kanäle um die bewussten 3 dB angewiesen zu sein, ohne Proben und Vorwegtestereien durchführen zu können. Da sind dann meine o.g. Maßnahmen notwendig. Ich habe mir seinerzeit (1982) für mein 269 einen zweiten Satz Panpots gekauft, um ähnlich laufende Exemplare herausmessen zu können...
Mir war der begrenzte Gleichlauf neben vielen anderen Dingen halt aufgefallen.

Anstelle der Studer-Meterbridge lassen sich ja auch Fluoreszenzmesswerke einsetzen, die besser abzulesen sind als die beiden nebeneinander arbeitenden PPMs, die vor allem bei 962 (dort auch mit 20-dB-Taste und 1 ms Messintegration) ansonsten sehr gut arbeiten. Ich stieg bei meinem 269 damals sofort und zunächst auf einen Lichtzeiger mit entsprechendem Ansteuerverstärker um, dessen Integrationszeit von 10 ms allerdings bei den ersten digitalen Unternehmungen an Grenzen stießen. Das M&W-LDPR wurde deshalb von zwei RTW 1109 beerbt, die dem 269 nochmals 7 Jahre eines Überlebens in der digitalen Ära sicherten.

Mit 48 kHz habe ich nicht die geringsten Probleme, weil mir als klassischem Musiker (ich bin eben 'so ein' Tonmeisterle) die gesamten Umstände der Tonübertragung von der Musikinstrumentenhistorie bis zur Psychoakustik in gesunder Breite klar und vertraut sind; bitte um Vergebung. Und da kollidiert man mit den 48 kHz nicht.
Kabelbinder hat geschrieben: ... seitdem ist jedoch im Digitalbereich alles im Fluß. Das Adatprotokoll ...
Nicht generell bezüglich der Technologie; da wissen wir sehr genau Bescheid, was Sache ist und was nicht, wie du das ja letztlich auch schon über deine Problembeispiele ansprichst. An der Bedienungsoberfläche sind wir aber -wie auf hoher See und vor Gericht- allein in der Hand bestimmter digitaler Götter, deren industrielle Willkür uns allein mores (??) lehren möchte. Was daher die Zukunft bezüglich des Überlebens von Schnittstellenstandards bringen wird, die ja nicht für die Audiomannen, sondern für die Marktanteilssicherung bestimmter industrieller Anbieter konzipiert wurden, wage ich nicht zu beantworten.

Hans-Joachim
kabelbinder0110
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Re: Insert- Pegel Studer 269

Beitrag von kabelbinder0110 »

Zusammenfassung:

Die Insertbuchse des 269 ist belegt, wie Phonomax es beschreibt:

aus dem Pult raus auf dem Ring der Stereoklinke, ins Pult rein auf der Spitze, das hatte ich verwechselt.

Der Insertpegel beträgt laut Handbuch -10 dBu bei 0 dBu = 0,775 Volt.
Es ist allerdings möglich aufgrund des Headrooms von 25dB im Kanalzug, auch einen höheren Pegel
herauszugeben.

Herzlichen Dank an Phonomax, ich denke, dass wir uns einmal kennengelernt haben auf einem Orgelaufnahmeseminar
des VDT, ich war damals noch Tonmeisterstudent.

Herzliche Grüße, kabelbinder0110
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