Hallo Ernst!
Auf alle Fragen kann ich nicht antworten, dafür auf einige.
Im DMM-Verfahren (Direkt Metal Master) schnitt man direkt in Kupfer. Leider ist aber Kupfer wesentlich härter als das zuvor verwendete Schellack, welches gegenüber dem Schneidstichel weniger Kraft entgegensetzt und sich so größere Auslenkungen mit Dynamik realisieren ließen.
Leider sind die "Lackschildläuse
Kerria lacca" rar geworden, da die niemand nachzüchtet oder erntet und die restlichen Resourcen leider von den USA gehortet und inzwischen nicht mehr exportierten werden - Danke Mr. Trump!
Also behalf man sich mit einem Trick und schnitt die verkupferten Edelstahlblechplatten in halber Geschwindigkeit und plötzlich war
Halfspeed-Mastering geboren.
Dummerweise ist meine Hauptinformationsquelle für Schallplatten-Schneidetechnik bei Neumann (H. Richter) verstorben, der u.a. die Füllschrift und viele weitere Patente erfand, in Berlin verstorben.
Eine Telefunken M15 mit Vorhöreinrichtung incl. Truhe konnte ich noch erwerben, die SX74-Schneideköpfe mit instandgesetzten Platinen hat Neumann abgeholt.
Aber auf der Schneidebank war ein Tonarm mit EMT-Tondose befestigt, mit dem man noch beim Schneiden abhören konnte, die
Entzerrerschaltung hieß EE 77D / PEU77D und eine war bis vor kurzem noch in meinem Besitz.
Neumann PUE 74 Draufsicht.jpg
Wie in eine wiederholten Doku aus Prag gezeigt wurde, hat man gar keine Bandmaschine zum analogen Überspielen mehr stehen, ja man sichtlich stolz darauf, vom Kunden online übermittelte Dateien rasch rüberschneiden und vervielfältigen zu können!
Wie sich das anhörte, durfte ich an einer Nachpressung von Fleedwood Mac hören; flach, leise und übeler, als die damaligen Massenpressungen der 20 Powerhits verschiedener Labels, die sich zum Glück nicht halten konnten.
Wie bereits ober berichtet, werden heute schlimme zu Tode kompremierte Dateien zum Teil aus übelen DAT-Recorderchen und kastrierte MP3-Dateien für teuer Geld verkauft, was damals in den 1980er Jahren sich niemand traute - nun leider Standart ist.
Wenn man Glück hat, kann man eine klanglich brauchbare CD erwerben mit besseren Ergebnissen, als man das gleiche musikalische Werk lieblos in Vinyl presst und Kunden mit zum Teil völlig überzogenen Preisen abzockt - wie bei SACDs durchgezogen.
Wenn nun jemand glaubt, eine Masterbandkopie erwerben zu müssen, kann das tun - jede Kopie kam ja mal von einem Master - nur bei der wievielten Kopie des Urmasters sind wir gerade für die ich mehrere huntert €uroren vorab überweisen soll?
Ein Vorredner oben hat Recht wenn er fragt, nach wievielen Kopiervorgängen ein Master verbraucht ist.
Von Telefunken erfuhr ich, dass ein Band mit über 40 Durchläufen unbrauchbar wird, um messtechnisch noch damit arbeiten zu können (auch sind 40 Kopien mit Telcom C4 hin und her kopierbar, bis es schlechter wird - Digitalwandlung AD-DA ect. schon bei 6 Mal).
Professionelle Tonstudios nahmen das Stereomaster direkt vom Mehrspurband und kopierten das für den Produzent und für das Presswerk - auf Wunsch auch eine Belegkopie für Musiker.
Diese wurden mind. 10 Jahre lang aufbewahrt.
Dann entschieden schlaue Leute ihr gesamtes Tonarchiv auf Digital zu überspielen mit dem €rgebnis, dass rund 1 Million Titel (Dateien besser gesagt) verstarben und man damit begann, von gut erhaltenen Tonträgern wie Schallplatten, Kopien der Musiker oder Produzenten zu remastern - das wurde uns als Vorteilhaft und wegweisend verkauft und wir bekamen wieder Kopien von bereits Kopien - nur mit Preisaufschlag, da ja alles teurer wird incl. Dienstwagen.
Die Namen der renomierten Labels kann ich nicht veröffentlichen, sonst stürzen sich locker 40 Advokaten auf mich...
Fakt ist leider, dass die damals verkauften DMM & Halfspeedmaster Maxis heute irrsinnige Preise erzielen. Ein orig. verschweißte Pink Floyd LP ging für knapp 700,-Okken weg, guterhaltene Beatles-Alben 40,- bis 150,-€ und warum, weil es keine CD mehr gibt???
Nein,
der alte Kram hatte Wärme und klang völlig normal und war stundenlag (auch im Autoradio) hörbar, ohne dass man den Tinnitus bekam oder der Blutdruck explodiert von dem zu Tode kompremierten Gedudele heutzutage ohne nennenswerte Tieftonanteile und man den Eindruck abgetöteter Basslautsprecher von seiner Anlage bekommt.
R.