ReVox M 3500

Fragen und Antworten zur Technik bei den ReVox-Klassikern. Von der 36er-Serie bis zur C-Serie.

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horst007
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ReVox M 3500

Beitrag von horst007 »

Ich habe seit einiger Zeit ein Paar dieses Modells (600 Ohm, Tuchel - Klinke) und konnte heute endlich mal ausprobieren...dabei habe ich eine Überraschung erlebt. Wenn ich eins der Mikros einzeln an meinem MD Recorder laufen liess, gab es keine Probleme, aber an meinem neuen Fostex FR-2 LE bekomme ich ein extrem lautes, flirrendes, elektronisches Summen (kein 50-Hz Brummen, das klingt eher n bisschen wie digitale Datenübertragung).
Dazu muss ich vielleicht noch sagen, dass ich am Eingang einen Klinke-XLR-Adapter benutze. Ist da mit der Verpolung was faul? Oder was kann dieses Geräusch bedeuten?
PhonoMax
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Re: ReVox M 3500

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Horst,

dein Fall ist angesichts hoffentlich einwandfreier Verkabelung komplizierter, weshalb ich den Sachverhalt genauer behandeln muss/möchte.

Eine Verpolung spielt hier, sofern wir beide unter diesem Begriff dasselbe verstehen, sicher keine Rolle. Verpolung wäre im vorliegenden Fall (wirklich symmetrisches, mittelohmiges M3500) die Vertauschung der beiden Anschlüsse XLR-2 und XLR-3, die auf beiden Kanälen vorliegend aber zu keinen direkt wahrnehmbaren Änderungen des Geräteverhaltens beim Fostex führen kann.

Wichtig ist dagegen die korrekte Beschaltung der Verbindung zwischen Mikro und Fostex. Der Schirm muss im XLR-Stecker am Mikrokabel auf Kontakt XLR-1 (oder Koaxstecker-Gehäuse: "Sleeve") aufliegen. Modulation wird über XLR-2 (heiß) und XLR-3 (kalt) geführt. Bei Verwendung eines Koaxsteckers sind dies Spitze (heiß) und Ring (kalt) bzw. "tip" and "ring".
Weil man nicht weiß, was im M3500 intern gebogen, getrickst und gemurxt wurde, sollte man darauf sehen, dass die Phantomspeisung abgeschaltet ist. Dein Adapter muss/sollte symmetrisch sein, um die Vorteile der Symmetrie (nix 'Klang', sondern Störfestigkeit) und den problemlosen Betrieb bei irrtümlich angeschalteter Phantomspeisung nicht zu gefährden.
Nur bei wirklich symmetrischen Mikros dynamischer Bauart verursacht eine stehende Phantomspeisung zwar keine Probleme, doch besitze ich keinerlei Erfahrungen mit diesem Mikrofon, weshalb ich auch zum angesprochenen internen Aufbau nichts definitives sagen kann. Daher bleibt Vorsicht die Mutter der Porzellankiste, die ja bereits vernehmlich rappelt. Also auf jeden Fall abschalten.

Ich vermute, dass entweder der Fostex-Eingang beim Anschluss des M3500 mit seinem zur Steigerung des Nutzpegels erhöhten Innenwiderstand von 600 Ohm schwingt, oder aber ein 50- Hz-Brumm (dann aufgrund eines inkorrekten Anschlusses oder defekten Mikrofones/defekter Mikrofone) mit solch hoher Amplitude aufliegt, dass der analoge Eingangsverstärker weit und der nachfolgende A-D-Wandler ebenfalls bis in die Sättigung übersteuert wird. Dies hat bei A-D-Wandlern mitunter zur Folge, dass die eigentlich geclippten Signalspitzen invertiert werden, was dann eine weitere 'Verkomplizierung' des Obertonanteiles im Signal zur Folge hat und von dir als Flirren diagnostiziert werden kann, unter dem das eigentliche Störsignal, sei es nun ein hochfrequentes Schwingen oder eine dramatische 50-Hz-Übersteuerung, nicht mehr auszumachen ist.

Seit nun schon diversen Jahren geht die Tendenz der Auslegung des Eingangs von Mikrofonverstärkern im semiprofessionellen Sektor schon wieder dahin, dessen Werte über 3 kOhm anzuheben, um wirklich alle Mikros des Marktes, also auch solche mit 600 Eingangswiderstand, ohne Frequnezgangeinbrüche 'mitnehmen' zu können. Insofern denke ich, dass der sehr neue Fostex FR-2 LE eigentlich nicht unwirsch reagieren sollte, wenn ein M3500 angeschlossen wird.
Im Internet findet man nun leider keine wirklich aussagefähigen Beschreibungen des FR-2 LE, die die Pegelverhältnisse der analogen Schnittstellen und Ein- bzw. Ausgangsimpedanzen ansprechen. Ich entdeckte lediglich einen Erfahrungsbericht eines Einsatzes des MD421 von Senheiser am Fostex. Dabei wurde nun bemängelt, dass die Eingangsempfindlichkeit für dieses als dynamisches vergleichsweise hochempfindliche Mikro (0,2 mV/µbar bzw. 2 mV/Pa) nicht ausreiche. Das M3500 hat etwa dieselbe Empfindlichkeit, weshalb du eigentlich deinen Pegelsteller sehr weit aufdrehen müsstest, um betriebstaugliche Pegel zu erhalten. Nach deiner Symptombeschreibung vermute ich aber, dass du nur ganz wenig aufdrehen darfst, um keine Übersteuerung angezeigt zu bekommen.

Ist dem so?

Wenn ja liegt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der geschilderte Fall des Schwingens vor. Er kann seinen Grund in einer eher nichtsnutzigen Auslegung des Eingangs oder aber einem Defekt haben. Im ersten Fall könnten wir in absehbarer Zeit mit einem der heute gängigen Rückrufe konfrontiert sein, im zweiten Fall müsste man sich die Sache genauer ansehen. Liegt nichts dergleichen vor, wäre vielleicht ein Versuch mit einem Kondensatormikrofon eines ernsteren Herstellers (Schoeps oder Neumann o.ä.) oder mit einem Sennheiser MDXXX mit 200 Ohm Innenwiderstand anzuraten. Wenn da auch 'etwas' auftritt, wüsste man, dass Fostex auf der Leitung steht, wenn nicht, tja, dann kommt der Eingang mit höheren Mikrofonimpedanzen eben nicht zurecht. Auch nicht eben erfreulich. Per Außenbeschaltung kann man die Schwingneigung eines Mikrofonverstärkers schlecht bekämpfen.

Du solltest daher zunächst auf die abgeschaltete Phantomspeisung, einen solide symmetrischen Anschluss des M3500 achten und hier im Forum ggflls. eine brauchbare Übersicht über die technischen Daten der Eingänge des Fostex (Bedienungsanleitung) posten. Dann sieht unsereins vielleicht noch mehr Land.

Hans-Joachim
horst007
Neuling
Beiträge: 2
Registriert: Montag 27. Oktober 2008, 23:00

Re: ReVox M 3500

Beitrag von horst007 »

Hallo PhonoMax,

danke für die ausführliche Antwort. Leider fällt es mir sehr schwer aus den vielen elektronischen Details schlau zu werden. Deshalb versuche ich mal, mich auf das zu beziehen, was ich GLAUBE verstanden zu haben:
PhonoMax hat geschrieben:Wichtig ist dagegen die korrekte Beschaltung der Verbindung zwischen Mikro und Fostex. Der Schirm muss im XLR-Stecker am Mikrokabel auf Kontakt XLR-1 (oder Koaxstecker-Gehäuse: "Sleeve") aufliegen. Modulation wird über XLR-2 (heiß) und XLR-3 (kalt) geführt. Bei Verwendung eines Koaxsteckers sind dies Spitze (heiß) und Ring (kalt) bzw. "tip" and "ring".
Dass die Verschaltung des Tuchel-Klinken Kabels korrekt ist, müsste doch aus der Tatsache, dass das Mikro am MD Rekorder keine Probleme gemacht hat, zu schließen sein, oder?
Mir ist eingefallen, dass ich das MIkro auch schon mal am Sound Devices MixPre hatte, und zwar mit demselben Adapter. Der Sound Devices hat einen Eingangswiderstand von 2kOhm - und tatsächlich hatte ich da das Problem, dass der Pegel verdammt niedrig war. Ansonsten hat es aber keine Probleme gegeben. (Auch kein 50 Hz Brummen).
PhonoMax hat geschrieben:ein 50- Hz-Brumm (dann aufgrund eines inkorrekten Anschlusses oder defekten Mikrofones/defekter Mikrofone) mit solch hoher Amplitude aufliegt, dass der analoge Eingangsverstärker weit und der nachfolgende A-D-Wandler ebenfalls bis in die Sättigung übersteuert wird.
Das dürfte also nicht des Rätsels Lösung sein, oder?
PhonoMax hat geschrieben:Seit nun schon diversen Jahren geht die Tendenz der Auslegung des Eingangs von Mikrofonverstärkern im semiprofessionellen Sektor schon wieder dahin, dessen Werte über 3 kOhm anzuheben, um wirklich alle Mikros des Marktes, also auch solche mit 600 Eingangswiderstand, ohne Frequnezgangeinbrüche 'mitnehmen' zu können. Insofern denke ich, dass der sehr neue Fostex FR-2 LE eigentlich nicht unwirsch reagieren sollte, wenn ein M3500 angeschlossen wird.
Im Internet findet man nun leider keine wirklich aussagefähigen Beschreibungen des FR-2 LE, die die Pegelverhältnisse der analogen Schnittstellen und Ein- bzw. Ausgangsimpedanzen ansprechen. Ich entdeckte lediglich einen Erfahrungsbericht eines Einsatzes des MD421 von Senheiser am Fostex. Dabei wurde nun bemängelt, dass die Eingangsempfindlichkeit für dieses als dynamisches vergleichsweise hochempfindliche Mikro (0,2 mV/µbar bzw. 2 mV/Pa) nicht ausreiche. Das M3500 hat etwa dieselbe Empfindlichkeit, weshalb du eigentlich deinen Pegelsteller sehr weit aufdrehen müsstest, um betriebstaugliche Pegel zu erhalten. Nach deiner Symptombeschreibung vermute ich aber, dass du nur ganz wenig aufdrehen darfst, um keine Übersteuerung angezeigt zu bekommen.
Die Eingangsimpedanz des Fostex beträgt laut Angabe mehr als 6kOhm, mehr konnte ich in der Beschreibung auch nicht finden (nichts, was mir was sagt) Bei mir war es auch so wie beim Sennheiser MD421 - der Pegel war so niedrig, dass bei aufgerissenem Input-Regler Klopfen auf die Kapsel gerade mal so an die 0 dB Grenze kam, und das Störgeräusch dann so zwischen -24 und -12 lag.
horst007 hat geschrieben:Du solltest daher zunächst auf die abgeschaltete Phantomspeisung, einen solide symmetrischen Anschluss des M3500 achten
Was vielleicht auch noch eine Spur sein könnte: Ich habe auf der Suche nach Lösungen entdeckt, dass beim Adapter Pin 2 und 3 mit einem dünnen Draht verbunden waren ( was doch quasi eine Desymmetrierung darstellt, irr ich mich?) und habe diese Verbindung gekappt. Dies hat überhaupt nichts verändert, weder zum guten noch zum schlechten. Was das zu bedeuten hat, weiß ich aber nicht...
PhonoMax hat geschrieben:Nach deiner Symptombeschreibung vermute ich aber, dass du nur ganz wenig aufdrehen darfst, um keine Übersteuerung angezeigt zu bekommen.

Ist dem so?

Wenn ja liegt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der geschilderte Fall des Schwingens vor. Er kann seinen Grund in einer eher nichtsnutzigen Auslegung des Eingangs oder aber einem Defekt haben. Im ersten Fall könnten wir in absehbarer Zeit mit einem der heute gängigen Rückrufe konfrontiert sein, im zweiten Fall müsste man sich die Sache genauer ansehen. Liegt nichts dergleichen vor, wäre vielleicht ein Versuch mit einem Kondensatormikrofon eines ernsteren Herstellers (Schoeps oder Neumann o.ä.) oder mit einem Sennheiser MDXXX mit 200 Ohm Innenwiderstand anzuraten.
Das Schwing-Problem ist es dann also nicht? Angesichts des niedrigen Pegels? Und aus der Tatsache, dass ich weder mit einem Altai Mikro mit 500 Ohm, einem Sennheiser e815s noch mit meinem kürzlich angeschafften Rode NTG-3 ein Problem mit dem Fostex Probleme habe kann ich schließen, dass es nicht dessen Eingang ist? Geh ich dann recht in der Annahme, dass mein Fall sogar noch rätselhafter ist?

Sorry, dass meine Ausführungen so wirr und sicherlich in vielerlei Hinsicht technisch unkorrekt formuliert sind...

Leider gibt es in der Bedienungsanleitung des Fostex zu den Mic-Eingängen nicht mehr Infos als diese:

Connectors: XLR-3-31 type
Input impedance: More than 6kOhm
Nominal input level : -50 to -10 dBu
Maximum input level: +2 dBu
Phantom Power: 48V (die ich natürlich abgeschaltet hatte...dabei fällt mir ein, ein weiteres Rätsel mit den Mikros war für mich: als ich es damals am Sound Devices MixPre getestet hab, konnte ich den niedrigen Pegel deutlich anheben, indem ich die Phantomspeisung angeschaltet hab....ist das normal?
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