Revox A77 MK IV 4Spur Dolby

Fragen und Antworten zur Technik bei den ReVox-Klassikern. Von der 36er-Serie bis zur C-Serie.

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In diesem Bereich geht es um die "Klassiker" der Firma ReVox. Gemeint sind Geräte aus den Anfangstagen der Firma, ReVox-Tonbandgeräten aller Art, B-Serie, C-Serie, S-Serie, H-Serie usw.
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noeggu56
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Revox A77 MK IV 4Spur Dolby

Beitrag von noeggu56 »

Hallo Leute

Ich habe gestern eine A77 4 Spur Dolby Maschine ersteigert und diese heute beim Verkäufer abgeholt. Es ist optisch ein sehr schönes und gepflegtes Gerät.

Nach dem ich zuerst alle Köpfe gereinigt hatte, schliesste ich das Gerät an und nahm es in Betrieb. Es ist nun so, dass eigentlich alles funktioniert und diese Maschinen einen guten Klang aufweist.

Es ist mir jedoch aufgefallen, dass der linke VU-Meter beim abhören der Musik viel weniger ausschlägt als der linke VU Meter. Es ist zwar so, dass es sehr gut Stereo tönt. Wie es sich bei einer Aufnahme verhält kann ich leider noch nicht sagen, da ich es noch nicht getestet habe. Im Weiteren benötige ich den Eingangsanschluss, damit ich mit der HD meines Computers Musik und mit INternet Radio abspielen kann. Dies funktioniert auch... Der linke VU-Meter schlägt jedoch auch hier weniger aus aus der rechte VU-Meter. :sound:

Was könnte dies für ein Problem sein ? Kann ich irgendwo noch Einstellungen vornehmen ?

Ich danke für die kompetenten Auskünfte.

MfG noeggu56
PhonoMax
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Re: Revox A77 MK IV 4Spur Dolby

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Noeggi,

zunächst hoffe ich einmal, dass der Kernmagnet des entsprechenden Messwerks nicht lose ist, und deshalb die Drehspule auch nicht mechanisch hemmt. Dies kommt durch den von Revox damals verwendeten Klebstoff aber leider vor und lässt sich oftmals reparieren, gehört aber zu den handwerklich kitzeligen Unternehmungen, bei denen manches Messinstrument endgültig zerstört wurde.
Hörtest du beim Transport des Gerätes aus dem Messwerksbereich ein leises Klickern? Wenn ja, läge unter Umständen dieser Fall vor. Sonst:

Sofern du über elementares Messgerät verfügst -also einen Tongenerator (gerne im Rechner) und ein Millvoltmeter-, empfehle ich, dem Problem zumindest in Grundsätzen einmal nachzugehen. Man sollte bei der A77 und ihren Qualitäten allgemein, im Besonderen aber bei der Dolby-Version jedes unqualifizierte Herumkurbeln an beliebigen Trimmerles unterlassen, weil derlei allemal mehr Unheil stiftet, als irgendeinen Gewinn zu erbringen. Du bescheinigst dem Gerät ja zumindest mit Hilfe deines Gerhörs definitiv ordentliche elektroakistische Eigenschaften. Insofern sollten wir vorsichtig zu Werke gehen.

Wenn dir also ein brauchbarer Generator zur Verfügung steht, willst du bitte ihn bitte (Generator "aus") gleichzeitig an beide AUX-Eingänge des von jedem Verstärker getrennten Bandgeräts legen, den Ausgangs-Volume-Steller der A77 auf Maximum (Rechtsanschlag), den Balancesteller auf exakte Mittelposition, die beiden Eingangssteller li und re auf Rechtsanschlag bringen und die Ausgangssektion auf "Input" und "Stereo" schalten. Dolby wird abgeschaltet. 19 cm/s. Wenn du jetzt den Generator (1 kHz Sinus) einschaltest und im Pegel hochdrehst, sollten die VU-Meter im Wesentlichen dasselbe anzeigen.

Ist das so? Wenn nicht, teilst du uns bitte die Unterschiede mit.

Überprüfe danach mit dem Millivoltmeter am Cinch-Ausgang ob du -die Eingangssteller stehen auf Rechtsanschlag VU-Meter auf 0 VU- links und rechts weitgehend identischen Pegel hast. Abweichungen kannst du mit dem Balance-Steller korrigieren und vielleicht durch einen kleinen Punkt mit einem wasserfesten Filzschreiber markieren. Dies wäre nämlich die Position mit identischer Verstärkung auf beiden Kanälen über das gesamte Gerät. (Exakte, elektrische Balance-Mitte)

Sollten die VU-Meter oben dieselben Werte (also 0 VU) angezeigt haben, könntest du jetzt zur Aufzeichnung des 0-VU-Tones schreiten, wofür alle Pot- und Schalterpositionen gleich bleiben bis auf die der Schaltscheibe "Input/Tape/Cal", die in "Tape"-Position, also auf Hinterbandbetrieb zu drehen ist. Jetzt nimmst du den Ton auf (1 kHz, 0 VU bei 19 cm/s, Dolby off) auf und darfst hoffen, dass du am Ausgang auf beiden Kanälen wieder etwa dieselbe Spannung erzielst wie zuvor in der Schaltposition "Input". Sollten grobe Unterschiede auftreten, muss man darüber sprechen.

BItte komme nicht auf die Idee, auf diese Weise eine Frequenzgangprüfung durchführen zu wollen. Das wird lediglich zur Übersteuerung der Aufsprechverstärker und auch des Bandes führen. Frequenzgangprüfungen über Band müssen bei -10 bis -20 VU durchgeführt werden. Die Ansprüche an den Frequenzgang und damit die Einmessung sind bei Verwendung von Rauschminderern höher als bei Verzicht auf diese, weil die geräteimmanenten Freuqenzgangfehler um den Kompressionsfaktor des Rauschminderers verstärkt ausgegeben werden. Dies betrifft bei Dolby B zwar nur die Höhen im niedrigeren Pegelbereich, aber immerhin diese. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man diesbezüglich bei deinem Gerät etwas machen müsste, also die saubere Einmessung zu kontrollieren hätte. Ob man sich dazu überwindet, ist gerade bei der Dolbyversion eigener Diskussionen wert, weil man an Kenner des Sachverhaltes heranmuss, wenn man nicht selbst Hand anzulegen kann.

Hans-Joachim
noeggu56
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Re: Revox A77 MK IV 4Spur Dolby

Beitrag von noeggu56 »

Hallo Hans-Joachim

Ich danke dir für die professionellen und ausserordentlich interessanten Ausführungen. Leider habe ich solche Geräte zur Verfügung. Ich habe vor deiner Antwort diverse und einfache Tests durchgeführt. Es ergaben sich folgende Resultate:

Ich habe die zwei kleinen Kippschalter (Dolby und Filter) in der Pos. out belassen. Die Drehregler Level habe ich auf die Position 4 gestellt. Ich habe dann eine Aufnahme ab CD gestartet. Für einen solchen Test verwende ich meistens das Album Meddle von Pink Floyd. Diese CD dient für mich als Referenz, da sehr viel akkustische Wechsel von links nach rechts und umgekehrt stattfinden. Genau die gleiche Aufnahme habe ich vor ein paar Wochen auf einer anderen A77 4 Spur getätigt.

Ich habe dann unmittelbar diese beiden Aufnahmen hintereinander mit einem Bekannten abgehört. Es ist nun so, dass beide Spulen absolut identisch tönen. Obschon bei der Aufnahme auf der Dolby Maschine der linke VU-Meter weniger ausgeschlagen hat und dies beim Abspielen wieder optisch (durch den Ausschlag) sichtbar wird.

Ich habe nun das Gefühl, dass es sich effektiv nur um ein optisches Problem handelt. Denn wenn es etwas anderes wäre, würde ja die Aufnahme Fehler aufweisen, indem auf dem linken Lautsprecher die Musik schwächer wiedergegeben würde.

Wenn ich jetzt hunderte von sFR hätte bezahlen müssen, würde es mich natürlich etwas stören. In Anbetracht dessen, dass es eigentlich funktioniert und ich sFR 125.-- bezahlt habe, kann ich, glaub ich, mit diesem optischen Fehler gut leben. :?

Freundliche Grüsse
Bruno
PhonoMax
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Re: Revox A77 MK IV 4Spur Dolby

Beitrag von PhonoMax »

LIeber Bruno,

dennoch kann man etwas unternehmen.
Habt ihr die Aufnahme gemeinsam auf deiner Anlage (mit deiner 'defekten' A77) oder der des Freundes, also auch mit fremdem Bandgerät abgehört? Übrigens ließe sich die Pink-Floyd-Aufnahme ja auch ggflls. monofonisiert auf beide Bandgerätekanäle aufnehmen, womit man durch das dann ja fast 'punktförmig' erklingende Signal sehr deutlich hört, ob in bestimmten Frequenzbereichen Ausweichungen nach einer Seite auftreten.

Ich könnte dir außerdem eine Messaufzeichnung per Mail (komprimiert) zuschicken, die du dir auf eine CD brennen solltest, und das darauf befindliche Signal dann mit Hilfe eines CD-Player-Ausganges dem AUX-Eingang deiner A77 zustellen könntest.

Über diese Aufzeichnung erhältst du einen Bezugston exakt gleichen Pegels auf beiden Kanälen und kannst zudem das Verhalten deiner VU-Meter untersuchen. (Die Wiedergabelautsprecher bleiben dabei auf jeden Fall abgeschaltet.) Wenn man überlegt an den Sachverhalt herangeht (die VU-Meter sind in die Schaltung der A77Dolby anders eingeflickt als in die der Standard-A77en), sollte man feststellen können, wo das Problem im VU-Zweig liegt.
Zumindest das kristallisiert sich jetzt ja wohl tatsächlich heraus, dass die Maschine im Grunde einwandfrei arbeitet, aber eben ein VU-Problem hat.
Ich bin deshalb so hartnäckig, weil ich als alter DOLBY(-A)-Nutzer das Verfahren des Portländers natürlich genau kenne und überdies weiß, dass die A77Dolby sich der VU-Meter zum Abgleich einer pegelidentischen Dolby-Prozessorenansteuerung bei Aufnahme und Wiedergabe bedient. Dieser einwandfreie Abgleich ist wichtig, bei dir nun aber nicht oder nur eingeschränkt möglich. Dies entspricht einfach nicht dem Niveau der Konstruktion der A77, weshalb ich -gerade wenn der Preis des Gerätes akzeptabel war- für eine vernünftige Beseitigung des Fehlers votiere.

Letzter Vorschlag: Wenn du wieder eine Aufnahme machst, schalte doch einmal zwischen "Input" und "Tape" hin und her. Ändert sich dabei die VU-Anzeige in einer der Positionen von 'grob unterschiedlich' zu 'faktisch gleich''? Nach unseren jetzt entwickelten Mutmaßungen und deiner obigen Festellung zur Messung bei Aufnahme und Wiedergabe müsste der Anzeigefehler gleich bleiben. Wenn nicht, sage mir bitte, ob Gleichheit bei Input oder Tape auftritt.
GGflls. kann ich dir dann Ratschläge bezüglich des Einsatzes der offerierten Hilfsdatei geben, um deiner A77 wieder aufs angestammte Fahrrad zu helfen.

Hans-Joachim
noeggu56
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Re: Revox A77 MK IV 4Spur Dolby

Beitrag von noeggu56 »

Hallo Hans-Joachim

Ich danke dir für die sehr guten Ausführungen. Es ist so, dass ich die Pink Floyd Aufnahme auf 3 verschiedenen A77 gehört habe und diese, inkl. der A77 Dolby, gleich gut klingt.

Ich habe nun den Test, gemäss deinem letzten Vorschlag, gemacht. Ich habe zwischen Input und Tabe hin und her geschaltet. Es ist nun so, dass die Zeiger bei Input normal ausschlagen (nach wie vor aber der linke VU-Meter weniger)! Schalte ich jedoch auf Tape um, gehen die beiden VU-Meter in die Ausgangsposition ganz nach links.

Es wäre nett, wenn du mir die Messaufzeichnung per E-Mail zustellen könntest.

Meine E-Mail-Adresse: b.roggli@bluewin.ch

Ich danke dir für deine Bemühungen bestens.

MfG noeggu56
PhonoMax
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Re: Revox A77 MK IV 4Spur Dolby

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Bruno,

du bist nicht vergessen; deine Datei kommt in den nächsten Stunden. Übers Wochenende allerdings war ich dir einigermaßen nahe, denn ich befand mich zu einem studerspezifischen Treffen im Regensdorfer Hinterland... Bis in die Berner Umgebung jedoch ist es von dort allerdings auch etwas mehr als nur eine Fahrradtour.

Weil es vielleicht von allegemeinerem Interesse ist, kommentiere ich deine Beobachtungen aber hier und nicht im zu erwartenden Mail:

Du schreibst, dass die VU-Meter in Stellung >Input< des Abhörwahlschalters "normal" ausschlügen, das linke VU-Meter aber weniger. Einmal abgesehen davon, dass dies ja schon nicht so ganz "normal" ist, deutet es darauf hin, dass da jemand möglicherweise an den Einstellpots des in der A77Dolby bei Vor- UND Hinterbandbetrieb aktiven Messverstärker gespielt hat. Dies wäre damit zu belegen, dass der Anzeigeunterschied zwischen Kanälen bei >Tape< erhalten bleibt.
Du aber schreibst nun, dass die Zeiger beim Tapebetrieb auf die Ruheposition zurückfielen. Das darf, das kann eigentlich nicht sein, weil Aussteuerungsmessung und Weiterleitung des Wiedergabesignals am Ausgang des Dolby-Prozessors am selben Punkt abgenommen werden. Wenn kein Messsignal anstünde, dürftest du auch kein Wiedergabesignal haben, denn das Nf-Wiedergabesignal wird nur über einen simplen Spannungsteiler 11:1 aus dem Steuersignal des VU-Meterverstärkers gewonnen. Solltest du nicht irgendeinen Bedienungs- oder Interpretationsfehler gemacht haben, was zu deiner obigen Aussage führte, so ist da etwas, dem man nachgehen sollte. Du bist aber für die Dolby-Kalibrierung auf einwandfrei arbeitende und korrekt eingestellte (bzw. verdrahtete!) VU-Messverstärker angewiesen. Wir wissen dagegen allemal zu wenig über die Vorgeschichte des Gerätes und die seit den 1970ern in seinen Inneren gelaufenen Herumrührereien.


Bist du im Besitz der Bedienungsanleitung zur A77Dolby und hast du diese ausreichend 'verinnerlicht'? Es ist ja über die Jahre des Einsatzes von Dolby B vollkommen aus dem Blickfeld des Normalnutzers geraten, dass ein Dolby-Prozessor 'an sich' einer sehr genauen Pegelkalibrierung bedarf, damit die Dolby-Schaltung bei Aufnahme und Wiedergabe mit exakt (!) demselben Pegel angesteuert wird. Die Abweichung sollte innerhalb von nicht mehr als ± 1 dB liegen. Wird das nicht eingehalten, stiftet der Dolby-Prozessor erhebliches Durcheinander im Frequenzgang und dem Geräuschspannungsbastand des Systems. Man erhält dann Freuqenzgang- und Rauschmodulationen, die die Aufzeichnungsqualität konsequent aus einer revoxspezifischen Hochwertigkeit herausmanövrieren. Insoweit müssen wir hier wirklich nachsehen. Eine A77, die hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt, ist keine.

Kontrolliere du bitte noch einmal, ob in Stellung >Tape< bei Wiedergabe (bzw. während der Aufnahme) wirklich nichts angezeigt wird. Bevor wir aber nicht zu 100% genau wissen, was für die bei deiner A77 offenbar vorliegenden Irregularitäten verantwortlich ist, ist für dich jede interne Justiererei tabu. Die A77 besitzt ein diskret aufgebautes Dolby, bei dem allerlei einstellbar ist, was mehr Fachkenntnisse erfordert, als mancher Reparateur aufzubringen vermag. Wenn man die Qualitätsvorstellungen der A77-Konstrukteure ernst nimmt, hat man Abstand von irgendwelchen 'Schraubereien auf Verdacht' zu halten.

Hans-Joachim
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