Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Fragen und Antworten zur Technik bei den ReVox-Klassikern. Von der 36er-Serie bis zur C-Serie.

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Stefan87
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Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von Stefan87 »

Hallo, dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum und ich werde am besten ersteinmal ein paar Worte über mich los.
Wie man meinem Namen entnehmen kann bin ich 24 Jahre Jung und hantiere erst seit etwa 2 Jahren mit Tonbandgeräten.
Irgendwie hat mich in meiner Kindheit die A77 Dolby meines Vaters schon vorgeprägt. Im Moment studiere ich Elektrotechnik und habe von wirklich vielen Dingen innerhalb der Revox einen ganz guten Einblick. Ihr könnt mich daher immer mit Fachliteratur eindecken, wenn ihr gerade etwas passendes im Hinterkopf habt.

Nun zu meinem Problem:
Für meine B77 habe ich mir neue Köpfe ergattert. Ich habe viel Glück gehabt, denn es sind definitiv keine "schlecht abgeschliffenen" Köpfe. Das ein Wechsel eine wirkliche Herausforderung darstellt war mir von Anfang an klar.
Mit dem Istzustand nach vielen Stunden Arbeit bin ich jedoch alles andere als zufrieden:

Frequenzgang, Höhenaussteuerbarkeit, auflagepunkt des Bandes sind absolut ok. Die Maschine klingt fabelhaft. Was jedoch nicht ok ist, ist der Phasengang. Zwischen 1khz und 20khz dreht die Phase bei beiden Kanälen einmal um 180 Grad (es waren doch 180 grad, wenn diese "Kreisfigur" auf Oskar von links oben nach rechts unten verläuft?).
Zuerst dachte ich, das wäre normal. Meine anderen Maschinen verhalten sich allerdings vorbildlich.

Momentan bin ich rathlos, woher diese Phasendrehung kommen kann. Meine Vermutung ist, dass das Band nicht denselben Weg zwischen rechtem und linken Kanal zurücklegt.
Was ich mir vorstellen kann ist, dass ich vielleicht einen falschen Stift verwendet habe, um die Auflagefläche auf den Köpfe zu kontrollieren. Mir erscheint das Abschliffbild nur recht ungenau. Welchen Stift sollte ich verwenden, gibt es etwas passendes in einem normalen Schreibwahrenladen?
Ist es überhaupt möglich mit einem 1khz Testband den Azimut des Wiedergabekopfes genau genug zu bestimmen?
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cavemaen

Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von cavemaen »

Den Umschlingungswinkel kann man kontrollieren, wenn man neben dem Kopfspalt senkrecht mit einem Wachsstift je eine Markierung macht.

Im Wachs kann ein Fremdkörper den Spalt des neuen Tonkopf zerstören und die Kohle war für die Tonne.

Wenn nach dem Kopftausch eine Phasendrehung da ist, welche zuvor aber alles in Ordnung war, dann hast Du beim Löten ein Kabelpaar vertauscht.

Prüfe bitte die Kabelfarben gemäß Manual und halte den Löter nur ganz kurz an die Anschlußstifte, da sich im Extremfall durch zu hohe Hitze ein Drähtchen innen ablöten kann.

Den Kopfspalt / Azimut stellt man mit einer hohen Frequenz ein, ich nehme 10KHz wie beim Einmessen, besser noch 12,5KHz.
Mit 1KHz wird nur der Pegel geprüft.

Dazu brauchst Du ein Messband, auch als Bezugsband bekannt, welches alle benötigten Frequenzen mit korrekten Pegeln bietet.

Sollte weder Messtechnik noch Erfahrung zum Einmessen vorhanden sein, rate ich vom rumschrauben an den alten Potis ab!

Für den Fall, dass die Voraussetzung zum Einmessen da sind, hätte ich noch Messbänder über - für jede Geschwindigkeit und Entzerrung.

Rudy
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Stefan87
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Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von Stefan87 »

Hallo danke für deine Antwort!
Ich glaube ich muss nochmals mein Problem ein wenig beschreiben, denn deiner Antwort nach ist noch nicht alles "rübergekommen":

Mit dem 1khz Band habe ich keinerlei Phasendrehungen, der Kopf lässt sich perfekt einstellen.
Allerdings dreht die Phase wenn ich aufhnehme einmal. Zwischen 3-5 Khz habe ich etwa eine um 90grad gedrehte Phase zwischen rechtem und linkem Kanal.
An eine absolut grobe Schrägstellung der Köpfe ist eigentlich nicht zu denken, der Frequenzgang sackt selbst bei langsamer geschwindigkeit kaum bei 20khz ein. Und das würde ja schließlich anders aussehen, wenn Wiedergabe und Aufnahmekopf gegeneinander schräg gestellt sind.
Ich rätzel welcher geometriefehler ein solches Verhalten mit sich bringen würde. Es würde ja bedeuten, dass das Band verschieden lange Wege zwischen rechtem und linkem Kanal läuft?
Der Umschlingugnswinkel sieht allerdings soweit gut aus. Vielleicht ist aber noch etwas genauigkeit herausholbar, wenn ich einen anderen Stift verwende.
Hast du eine Empfehlung für mich?

Im Moment habe ich noch ein (neues) 1khz Bezugsband, ein berliner bekannter kann mir jedoch auch noch weitere Messbänder leihen. Darunter auch ein 10 (12khz) Band.
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cavemaen

Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von cavemaen »

Puh, das Problem hatte ich noch nie an einer Maschine.

Bist Du sicher, dass die Polarität des Aufnahmekopfes stimmt und die Phase nicht durch 'n defekten Kondenser kippt?

Frag mal Erich.

MfG Rudy
Stefan87
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Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von Stefan87 »

Ja es ist schon etwas sehr eigenartiges oder?

Alle Kondensatoren sind mittlerweile gegen Panasonic FC's getauscht.
Kann ein Kondensator die Phase ohne Pegelverlust kippen?
Übrigens hängt das Phasenkippen auch von der Geschwindigkeit ab:
Stimmt die Phase bei 9cm/s so habe ich einen leichten "Football" auf dem Oszilloskop bei 19cm/s (und umgekehrt).

Vielleicht ist es ja wirklich eine Fehljustage der Bandauflagefläche, bitte schreibe mal etwas über die Stifte, die du verwendest.
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cavemaen

Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von cavemaen »

Nun, ich benutze keine Stifte. Du meinst sicher die Bandfühlhebel.

Hast Du Dein Oszilloskop auch richtig angeschlossen mit guter Masseverbindung?

Grundsätzlich sollte heutzutage jede A77 mal grundüberholt werden, da die Federleisten korrodieren und Wackler hervorrufen, Potis abbrechen, ELKOs 'nen Kurzschluß bekommen oder explodieren (war mir passiert incl. Lautsprechertötung) und allgemeine mechanische Wartung.

Um ehrlich zu sein, lohnt das heute nicht mehr, wenn man das selbst nicht kann. Zum Thema "Einmessen" gibt es hier zahlreiche Berichte...

Rudy
chlorophytum
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Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von chlorophytum »

cavemaen hat geschrieben:Den Umschlingungswinkel kann man kontrollieren, wenn man neben dem Kopfspalt senkrecht mit einem Wachsstift je eine Markierung macht.

Im Wachs kann ein Fremdkörper den Spalt des neuen Tonkopf zerstören und die Kohle war für die Tonne.


Rudy

Ist das wirklich so?

Der Kopfspalt bildet der keine Räumlich leere Lücke, sondern ist mit einen anderen Werkstoff fest ausgebildet.

Bei ReVox sitzen da z.B. spezielle Folien.

Siehe hier: http://www.revoxsammler.ch/Technisches/ ... Koepfe.pdf

Es könnte hier ein ungleichmäßiger Bandzug verantwortlich sein, evt. sind die Phasenschieberkondensatoren für die Wickelmotoren nicht mehr ganz okay.

Ein Indiz wäre z.B. wenn der linke Bandzugausgleichhebel im Spielbetrieb pendelt.

Thomas
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cavemaen

Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von cavemaen »

Das ist ein guter Hinweis!

Korrekter Bandzug und Bandlauf vor den Tonköpfe ist elementare Grundvorraussetzung!

Rudy
chlorophytum
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Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von chlorophytum »

Noch ein Hinweis, die Azimuteinstellung erfolgt mittels Kalibrierband bei 10kHz!
Beginnend mit dem Wiedergabetonkopf und dann mit dem Aufsprechkopf bei Einspeisung eines -10dB, 10kHz Sinus-Signals.

Gruß

Thomas

PS: Siehe auch Service Manual!
Stefan87
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Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von Stefan87 »

Hallo Thomas,
Ich weiß, dass im Servicemanual das Justieren mit 10khz Band erwähnt wird. Das ist ja auch kein Wunder, da die Maschine generell in der Lage sein soll "fremde" Bänder abzuspielen.
Wenn ich jetzt aber annehme, dass ich mit dem 1kHz Band schon "relativ" gut liege und den Aufnahmekopf anhand des Wiedergabekopfes auf maximalen Pegel bei 20khz justiert habe, dann ist davon auszugehen, dass die Kopflage zueinander eigentlich stimmt.
Das 10kHz Band ändert nur gar nichts an meinem Problem der wandernden Phase.

Bitte schreibt mir doch mal, welche Stifte ihr verwendet.
Dann werde ich demnächst nochmals komplett neu Justieren und diesmal auch transparentes Band verwenden.
Meine B77 ist ansonsten wirklich absolut ok, mit den 4 Spur Köpfen davor hatte ich keine Probleme.
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cavemaen

Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von cavemaen »

Kann mir jemand sagen, was für "Stifte" der meint, beim Teutates!!
chlorophytum
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Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von chlorophytum »

Er meint die von uns verwendeten Buntmalstifte für die Tonkopfbemalung.

Ich verwende hierzu "Stabilo OHPen universal" geht auch jeder andere z.B. von "Staedler Lumocolor".
Lippenstift tuts wohl auch, da hat jeder so seine Vorlieben, denke ich.

Wenn dann alles gut dekoriert ist, verwende ich dann ein Band dessen Rückseitenmattierung zur Kopfseite zeigt. Die unbeteiligten Köpfe klebe ich zuvor mit Tesafilm ab.

Nach Deiner Beschreibung, der Kopfeinstellung die doch von der im Service Manual abweicht kommst Du nicht zum Erfolg. Wenn bei 1kHz alles stimmt und auch ein Pegelmaximum bei 20kHz vorliegt, bedeutet dies noch lange nicht, dass der Kopfspalt korrekt steht. Was spricht gegen die allgemein erfolgreiche Methode mit den 10kHz?
Wenn Deine Methode die einfachere ich gleichgute wäre, würde man diese auch allgemein praktizieren. Jedoch musst Du selber wissen was Du tust, nur bei auftretenden Problemen könnten diese auch an Deinem Vorgehen liegen, wer weiß was Du sonst noch an Verfahren abgekürzt hast.

Thomas
Zuletzt geändert von chlorophytum am Dienstag 26. April 2011, 13:23, insgesamt 1-mal geändert.
Stefan87
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Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von Stefan87 »

Es spricht gar nichts dagegen! Bis auf das ich momentan noch kein 10khz Testband habe.
Bevor ich allerdings mit dem 10khz Band in die zweite Runde gehe, wollte ich hier erstmal Wissen einholen.
Leider seid ihr teils genauso Rathlos wie ich, woher denn ein nicht konstanter Phasengang kommen mag.
Gut ist aber schon mal, das dieser wohl auch noch bei niemanden aufgetreten ist. Daher hoffe ich, dass dieses Problem in einem zweiten Durchgang nicht mehr auftaucht.
In der nächsten Woche soll das Wetter ein wenig schlechter werden, vielleicht finde ich dann Zeit dafür.
Abkürzen bringt nichts, das kenne ich schon bei anderen Prozeduren, meist dreht man als Strafe noch x-mal an den Reglern.

Stefan
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cavemaen

Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von cavemaen »

Uff, nochmal:

Man muß unbedingt ein Vollspur Messband (Bezugsband) haben, um überhaupt eine Bezugsgröße zu den Maschinen-Eigeschaften zu haben!

Nach der Kontrolle der Wiedergabesektion kann man sich der Aufnahme widmen, wenn wiedergabeseitig alles stimmt incl. Bandführungen, Lagern, Bremsen mit Bandzug und Druck auf den Köpfen.

Hat man keine Bezugsgröße, Werkzeuge, Unterlagen oder Erfahrung damit; Finger weg, denn es wird dann nur noch schlechter.

Gern führe ich auch aus; "eine alte A77 ist oft geschenkt noch zu teuer", wenn man eine Generalüberholung und Zusammenbau bedenkt, was selten einem Neubau gleich kommt.

Also nochmal:

Hat man keine Erfahrung mit der Technik, bitte nicht allein daran rumfingern und wenn man sich bestimmte Dinge mehrfach erklären lassen muß und techn. Zusammenhänge nicht versteht, dann nützen genannte Daten und Begriffe hier im Forum wenig (bitte nicht falsch verstehen!).

Rudy
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Altgeräte und deren Wiederbelebung

Beitrag von chlorophytum »

Nur um an Rudy's berechtigtem Hinweis anzuschließen:

Zwei Beispiele die Aufzeigen auf was man sich u.u. beim Herrichten einer ReVox A77 als auch B77 einläßt:

http://forum2.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=9155

http://forum2.magnetofon.de/showtopic.p ... adid=12042


Viel Spaß beim Basteln wünscht

Thomas
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cavemaen

Re: Neue Tonköpfe bei A77 - Probleme mit der Justage

Beitrag von cavemaen »

Danke Thomas für Deine Links, denn genau ads meine ich!

Noch ein allgemeiner Tipp von mir:

Finger wech von de Japaner mit exotischen Halbleitern, 60 Kabeln mitten auf der Platine gelötet (Fostex), abgeschliffenen IC-Beschriftungen und mit Popnieten befestigten Motörchen!

Das ist Industriemüll !!

Daher habe ich mich auf Telefunken M15A festgelegt, da passt alles (Studer sind mir zu teuer).

Rudy
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