Laute Knackgeräusche bei der Aufnahme (B77)

Fragen und Antworten zur Technik bei den ReVox-Klassikern. Von der 36er-Serie bis zur C-Serie.

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pewo259
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Laute Knackgeräusche bei der Aufnahme (B77)

Beitrag von pewo259 »

Hallo, ich habe eine Frage an die Experten:
Ich habe mir vor einer Woche eine gebrauchte B77 zugelegt (Jugendtraum). Jetzt wollte ich einige CDs aufs Band bringen, aber bei jedem Start der Aufnahme entsteht ein lautes Knackgeräusch. Kenne es von meinem letzten Gerät (Akai 4000D) aus den 70er Jahren, aber ich dachte bei einem so hochwertigem Gerät gibt es so etwas nicht.
Oder ist mein Gerät defekt?

Gruß aus Kiel
pewo259
PhonoMax
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Re: Laute Knackgeräusche bei der Aufnahme (B77)

Beitrag von PhonoMax »

Grüße an Kieloben,

selbst wenn man solche 'Features' nicht überfordern sollte, ist das, was du beschreibst, so nicht in Ordnung, denn gerade Revox gehört im Amateursektor seit der Röhrenzeit zu den Pionieren eines schleichenden "knackfreien" Hochfahrens des Löschoszillators. In deinem Falle dürfte auf dem Oszillatorprint entweder der Elektrolytkondensator C3 taub (also ohne seine vorgesehene Kapazität von 220µ) oder aber der Transistor Q1 (einer der PNP-BDs) durchgeschlagen sein, also als eine simple Leitung im Gleichstrompfad liegen. Zunächst würde ich mich aber an den Elko halten.

Zur Funktion: Entlang der Zeitkonstante eines RC-Gliedes wird der Transistor Q1 geöffnet und legt so die innerhalb der Zeitkonstante auf ihren Endwert von 19 V anwachsende Betriebsspannung an den Oszillator. Wenn die Kapazität des Kondensators infolge seiner Alterung gegen Null tendiert, sinkt auch die Zeitkonstante des RC-Gliedes auf einen sehr kleinen Wert, wodurch der Löschoszillator schlagartig oder quasi schlagartig eingeschaltet wird. Folge: Knacken.

Dasselbe geschieht, wenn der Transistor Q1 nicht mehr schließt, weil er durchgeschlagen ist, also eine direkte Verbindung zwischen Kollektor und Emitter aufweist. Das an der Basis liegende RC-Glied wird dann vom Transistor gar nicht mehr zur Kenntnis genommen, die Betriebsspannung liegt mit den genannten Folgen schlagartig am Oszillator.

Hans-Joachim
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Re: Laute Knackgeräusche bei der Aufnahme (B77)

Beitrag von pewo259 »

Hallo Hans-Joachim,
danke für die schnelle Antwort. Habe mir schon gedacht, dass es nicht "normal" ist. Werde also nach langer Zeit mal wieder meine Bastelkiste öffnen. Ich habe bestimmt die von Dir angesprochenen Teile.
Werde dann berichten, ob die Aktion von Erfolg gekrönt war. Es kann aber einige Tage dauern.
Nochmals vielen Dank für den Tip. :D
pewo259
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Re: Laute Knackgeräusche bei der Aufnahme (B77)

Beitrag von pewo259 »

Hallo Hans-Joachim,
leider haben Deine Tips keine Besserung des Problems gebracht. C3 und Q1 sind OK, habe sie aber vorsichtshalber getauscht. Dennoch bleibt das Knackgeräusch.
Gibt es noch weitere Möglichkeiten?
Ich mag so keine Aufnahmen machen, denn das Geräusch stört mich doch sehr.
Gruß aus Kiel
pewo259
PhonoMax
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Re: Laute Knackgeräusche bei der Aufnahme (B77)

Beitrag von PhonoMax »

Dann muss kontrolliert werden, ob

a) die Betriebsspannung auf der Kollektorseite von Q1 schleichend auf ca. 19 Volt hochläuft,
b) der Schaden wirklich, so wie oben dargestellt und von mir ohne weitere Fragen übernommen, mit dem Löschoszillator zu tun hat.

Liegt das Knacken wirklich allein auf der Aufnahmeseite und tritt wirklich nur bei der Aufnahme vor oder kann man eine vergleichbare Störung auch bei der Wiedergabe wahrnehmen? Interpretierst du unter Umständen das Abschaltgeräusch des Oszillators als das Einschaltgeräusch einer neuen Aufnahmesequenz? Hier wäre nämlich nichts zu machen, weil ein schleichendes Abschalten des Hf-Oszillators nie üblich gewesen ist.
Ansonsten muss systematisch gesucht werden:

Eingangssteller auf Null, Aufnahmestart. Knacken?

Eingangssteller auf Null, Wiedergabestart + verspätetes Einstarten des Löschoszillators. Knacken?

Durchgehen des Signalweges der unmodulierten Aufnahmeelektronik mit Oszilloskop beim Einschaltvorgang. Ist etwas zu sehen? Wenn ja ab wo? Vor Band und/oder hinter Band? Bleiben die Betriebsgleichspannungen im Moment des Einschaltens des Löschoszillators stabil? Hast du eine ordentliche Hf, arbeitet das Gerät wirklich ohne sonstige Auffälligkeiten?

Ich habe mir oben im Zusammenhang mit deiner Schilderung der Störung beim Einleiten des Aufnahmevorganges das typische Einchaltgeräusch eines aggressiv eingeschalteten Hf-Oszillators vorgestellt, das mir nur zu bekannt ist. Diese Vorstellung muss aber keinesegs korrekt sein, denn du bestimmst dein Knacken nicht genauer. Wie also klingt dieses 'Knacken'? Scharf, steilflankig (ggflls. mehrere Schaltflanken hörbar) oder mit Tendenz zum tieffrequenten 'Bums'?

Hans-Joachim
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Re: Laute Knackgeräusche bei der Aufnahme (B77)

Beitrag von pewo259 »

Hallo Hans-Joachim,
ich werde morgen mal die 19 Volt prüfen (Messgerät vorhanden, Oszilloskop leider nicht mehr).
Das Knacken wird eindeutig bei der Aufnahme auf dem Band erzeugt und ist ein scharfes "Knacken".
Es ist unerheblich, ob die Eingangsregler auf Null stehen, oder der Regler auf voll steht.
Heute habe ich die Aufnahme mal mit der Pausentaste gestartet und das aufgenommene "Knacken" ist deutlich leiser.
Nochmas etwas genauer: Das "Knacken" ist nur bei der Wiedergabe zu hören, bzw. wenn ich bei der Aufnahme auf Monitor schalte.
Ich hoffe Du kannst Dir jetzt ein etwas besseres Bild machen.
pewo259
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Re: Laute Knackgeräusche bei der Aufnahme (B77)

Beitrag von PhonoMax »

Aus deinen präzisierten Angabe schließe ich hoffentlich zu Recht, dass sich die Störung auf dem Band aufgezeichnet findet.

Nachdem die Schaltung elektrisch belasteter Kontakte bei der BB77 de facto nirgendwo mehr erfolgt, neige ich immer noch einer Störung an der schleichenden Durchschaltung des Q1 auf dem Oszillator-Print zu. Natürlich ist es auch denkbar, dass irgendetwas im Bereich C1/D3 und C2/D4 auf dem Oszillatorprint sein könnte, doch denke ich, dass angesichts der Inbetriebsetzung dieser Relais durch einen steuernden BC 107B (oder so etwas, der 107 ist in der Schgaltzeichnung erwähnt) dieser Transistor bei irgendwelchen, mit erheblichen Knackfolgen einhergehenden Kondensatorunregelmäßigkeiten sein Tun innerhalb von wenigen Millisekunden endgültig eingestellt hätte. Dann würde ich schon eher an ein etwas wundersames Verhalten des Tantal-Cs C9 (3µ3, auf Oszillatorprint) denken, bei dem man sich einen partiellen Kurzschluss immerhin vorstellen kann, bis die Ub von 19V erreicht ist, selbige also schlagartig erreicht wird.

Tritt das Knacken auf beiden Kanälen identisch auf oder ggflls. nur auf einem Kanal, der dann auf den anderen -pegelreduziert-.durchspricht?
In diesem Falle wäre nämlich zu ventilieren, ob ggflls. der Trennkondensator eines Aufsprechverstärkers (C12 bzw. C23 auf Print "Record Amplifier") durchgeschlagen ist, womit es beim Anziehen des Aufnahmerelais schlagartig zu einer nennenswerten Gleichstromvorspannung des Aufnahmekopfes käme, die aber ihrerseits erheblichen Einfluss auf die Aufnahmequalität nehmen müsste. Die Tage der Gleichstromvormagnetisierung liegen ja inzwischen und gottlob fast 68 Jahre hinter uns.

Hans-Joachim
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Re: Laute Knackgeräusche bei der Aufnahme (B77)

Beitrag von pewo259 »

Hallo Hans-Joachim, danke das Du Dich mit dem Problem beschäftigst. Ich habe viele Jahre Profiscanner usw. repariert, aber mit Audiotechnik habe ich keine Erfahrung.
Gestern habe ich einige CDs aufgenommen und folgendes festgestellt:
Wenn ich die Aufnahme mit gedrückter Pausentaste starte, also Pausentaste gedrückt halten - Aufnahme- und Starttaste drücken und dann die Pausentaste loslasse, habe ich kein "Knacken".

Um Deine Frage zu beantworten, ob das "Knacken" auf beiden Kanälen identisch ist. Es ist auf beiden Kanälen gleich.
Ich werde Deinen Rat folgen und mir den Ozillatorprint, speziell die Kondensatoren überprüfen. Mal sehen ob es vor Weihnachten noch klappt, denn langsam wird mir die Zeit knapp.
Nochmals vielen Dank für Deine Ünterstützung und herzliche Grüße aus dem hohen Norden.
pewo259
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Re: Laute Knackgeräusche bei der Aufnahme (B77)

Beitrag von pewo259 »

Hallo Hans-Joachim,
war heute erfolgreich und habe das "Knacken" beseitigt. Wie Du vermutet hast, lag der Fehler auf dem Oszillatorprint. Nach Austausch diverser Bauteile (Kondensatoren) usw. ist das Einschalten der Aufnahme jetzt völlig geräuschlos.
Danke nochmals für Deinen Tip. :D
Einen guten Rutsch wünscht pewo259
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