Lagerung von Bänder

Hier kannst Du über Deine Favoriten diskutieren und findest einen Platz für allgemeine Dinge zum Thema ReVox, die nicht unbedingt technisch sind.

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Struppi
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Lagerung von Bänder

Beitrag von Struppi »

@ Hallo Forum,

ich habe drei Arten von verschiedenen Bändern mit Schattullen. Jedoch frage ich
mich immer wieder auf ein neues wie ich meine Bänder am besten lagern soll. :-)

a) 26 er Bänder auf Revox-Aluspulen in Revoxschubern,
b) 26 er Bänder auf Revox-Plastikspulen in Revoxschubern,
und
c) 26 er Offenwickel mit Bobby's in Pappschattullen.

Was meint ihr ? Wie kann ich meine Bänder am besten lagern. :D
Gruß
Rolf
PhonoMax
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Re: Lagerung von Bänder

Beitrag von PhonoMax »

Lieber Struppi,
lieber Heinz Werner
(aus dem anderen Thread),

dies Thema wurde dieser Tage nebenan diskutiert:

http://mb.abovenet.de/forum2/showtopic. ... eadid=7282

selbst wenn es auch dort -wie mittlerweile leider immer wieder- an einer ordentlichen Vertiefung fehlte. Mehr als Theaterdonner ist dann in der Regel nicht, weil "wa's ja so genau ooch nich' wiss'n woll'n", od'r?
Ich bedauere das immer ein wenig, weil wir es hier ja mit Phänomenen aus technisch abgeschlossenen Epochen zu tun haben, die wir recht gut nachvollziehen und so aus diesen Übungen lernen können. Wurden doch diese Probleme bereits wissenschaftlich behandelt und durchwegs so angemessen wie wirkungsvoll bekämpft. Man kann (besser: könnte) daraus ja auch Erfahrungen für aktuellere technische Probleme ableiten; dennoch schlägt heute die allgemeine Oberflächlichkeit immer wieder zu, Gelegenheiten zum klassischen Nach-Denken verdampfen ungenützt.

Die im Thread genannten Aufsätze sind bei mir vorhanden, von Schüller existiert noch weiteres Material zum Thema.


Die Außenverpackung eines Bandes dürfte in der Regel kein Problem darstellen, Papier/Pappe ist als Material ideal, solange ausreichend dafür Sorge getragen ist, dass das Band mechanisch nicht zu sehr belastet wird. Speziell dies wurde gerade in der Rundfunklagerung oftmals nicht konsequent genug beachtet. Andererseits nahm die aggressive Reaktion des Bandmaterials auf Verknickungen hin seit den 1940ern nur ab. Die RRG klagte gelegentlich darüber, dass Bänder der Ludiwgshafener nur durch ein Verschieben des flach auf dem Tisch liegenden Wickels über einzelne Lagen 'geknickt' wie Glas brachen.

Bandwickel jedoch magnetisch und klimatisch heikel zu exponieren, bleibt in den seltensten Fällen folgenlos. Die magnetische Aufzeichnung selbst dürfte zwar nach all dem, was wir wissen, 'an sich' über kosmische Zeiträume stabil bleiben, was aber aus dem Träger der Information (also dem mechanischen und dem magnetischen) nicht 'herauszudrücken' ist. Sowohl die Trägerfolie als auch der Magnetit vergehen auf jedne Fall eher, zum Teil -wie wir heute leidvoll wissen- gerade bei Amateurs bereits bald bis vorzeitig.

Magnetisch, um zunächst dabei zu bleiben, ist jedes Feld und und insbesondere das Gleichfeld unbedingt vom Wickel fernzuhalten; je geringer die Bandgeschwindigkeit und Koerzitivität (magnetische Härte) des Bandmaterials, um so besser hat man sich gegen Gleichfelder abzusichern. Einen Kopfhörer oder ein dynamisches Mikrofon auf einem Bandwickel abzulegen, sollte einem einen Stich versetzen. Dasselbe gilt für die Ablage eines Bandes auf einer Lautsprecherbox. Wiederum findet eine Beeinträchtigung der Aufzeichnung umso leichter statt, je geringer die Bandgeschwindigkeit war, oder: Ein saftig durchmagnetisiertes Profiband mit 77 oder 76,2 cm/s muss man erstmal gelöscht kriegen. Hält man sich an die skizzierten Vermeidungen magnetischer Felder (vielleicht auch solche des Wechselstromtyps), kann von dieser Seite nichts passieren. Wechselstromfelder kann man in der Regel wesentlich entspannter sehen, muss aber auch auf der Hut sein, weil Gleichanteile im Wechselfeld verborgen sein können, sieht man einmal davon ab, dass starke Wechselfelder selbstverständlich auch Bandaufzeichnungen tilgen können, wovon bei der Bandfertigung und in Schnelllöschanlagen Gebrauch gemacht wird.

Bezüglich klimatischer Einflüsse erweist sich der Sachverhalt als komplizierter, denn da geht es relativ schnell um den Aufbau des Bandes, das allerdings seit den 1970ern wohl weltweit de facto ausschließlich als PE-Typ auf dem Markt ist, weshalb ich diesbezüglich auf die anfänglich gefertigten, und nur mehr für den ausgekochten Historiker interessanten Azetatbänder gar nicht mehr eingehe. Für das PE-Band neuerer Fertigungsgenerationen gilt ganz allgemein, dass man Hitze, Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit im Übermaß zu vermeiden hat. Man ist dann immerhin über die Lebenszeit eines Menschen (und potenziell diverser Tonkopfbestückungen) auf der sicheren Seite.

Wer sich genauer mit dem Kram beschäftigen möchte, erhält von mir gerne zwei Aufsaätze Dietrich Schüllers und den sehr beherzigenswerten Artikel des altgedienten Anwendungstechnikers (Profilager) der AGFA in München, Dr. Andreas Merkel, der mit seinen Mannen das Problem schon in den 1980ern sehr detailliert untersuchte. Das hatte damals natürlich damit nicht etwa sein endgültiges Bewenden, denn der ihn teilweise beerbende Armin Vögeding trieb diese Untersuchungen durch die 1990er bis zu seiner Zurruhestzung gerade auch in Gestalt von Archivuntersuchungen bei den bunzdeutschen Rundfunkanstalten konsequent weiter. Dabei zeigte sich, dass korrekt gelagertes, einwandfrei hergestelltes Material praktisch unverwüstlich ist. Daher gab es bei den professionellen Bändern in den Rundfunkarchiven kaum Beanstandungen.

Hans-Joachim
Struppi
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Re: Lagerung von Bänder

Beitrag von Struppi »

@ Hallo Hans Joachim,

für deine ausführliche Erläuterung zur
Lagerung von Bandmaterial bin ich dir dankbar.
Gruß
Rolf
flyingdoc
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Re: Lagerung von Bänder

Beitrag von flyingdoc »

Hallo,

aus leidvoller Erfahrung mit klebenden Bändern kann ich nur empfehlen, ob Plastikschuber oder Pappbox für längere Lagerung diese Verpackungen in Gefrierbeuteln mit Luftabsaugung einzuschweissen. Geräte dazu kosten um die 20 Euronen.

Bei mir läuft ein Langzeitversuch mit dem gefürchteten Revox 631 (Scotch)
- normale Lagerung seit Herstellung (Band nicht mehr spielbar)
- Lagerung nach Aufbacken in eingeschweisstem Zustand (seit 2002 leidlich spielbar)
- normale Lagerung seit Aufbacken 2002 ( nach einem Jahr nicht mehr spielbar)

Bitte, bitte keine aufgebackenen Bänder für Neuaufnahmen!!!
Grüsse

Herby
Struppi
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Re: Lagerung von Bänder

Beitrag von Struppi »

@ Hallo herby,

danke für deine Antwort.
Von deinen Versuch mit den Bändern (Aufbackbrötchen) :-) habe ich schon
in einem anderem Forum etwas gelesen.
Auch ich bin auf das Ergebnis gespannt.
Gruß
Rolf
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Niederberger Jean
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Re: Lagerung von Bänder

Beitrag von Niederberger Jean »

@ flyingdoc
Ich weiss, dass Du grosse Erfahrung hast mit der Lagerung und "Aufbacken" von Tonbändern. Meine Frage ist ob es sich lohnt auch neue Bänder nach Aufnahme und Abkühlung mit der Verschweiss-Methode zu versehen ?
Danke für ein feedback.
Mit freundlichen Gruessen
ein Revox Studer Fan aus dem Tessin.
flyingdoc
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Re: Lagerung von Bänder

Beitrag von flyingdoc »

@ Jean

Hallo Jean,

ich verschweisse die zur längeren Archivierung anstehenden Bänder. Konsequent mache ich das bei den Ampex/Quantegy 457 (Revox641), da es dort auch aus den ersten Serien Schmierbänder gibt, und ich möglicherweise den Zersetzungsprozess länger aufhalten kann. Bei den LPR35 bin ich da nicht so konsequent, weil mir noch kein Schmierband untergekommen ist.

Wenn man den Beutel etwas länger lässt und immer mit der Schere öffnet, kann man in mehrmals verwenden. In den Revox-Schubern werden aber die Beutel meist nach mehrmaligem Gebrauch an den scharfen Kanten beschädigt.
Grüsse

Herby
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Niederberger Jean
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Re: Lagerung von Bänder

Beitrag von Niederberger Jean »

Herzlichen Dank Herby für Deine Lagertips !
Mit freundlichen Gruessen
ein Revox Studer Fan aus dem Tessin.
sibro
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Re: Lagerung von Bänder

Beitrag von sibro »

...eine Sache zur Lagerung kann man nicht von der Hand weisen..nämlich "rückgespult" lagern vermeidet "logische" Vorechos beim ggf. Durchkopieren (studioerprobt), was immer wieder vorkommt, gerade bei Tonbandsorten mit dünner Grundfolie,
die Lagerungs-Temperatur ist auch zu beachten: nie höher als 20 grad Celsius, eher niedriger, außerdem stehendes Abstellen der Papp- oder Plastikschuber spart Platz..., die Spulenflansche bleiben eher plan...

Achtung vor Ampex 406-Band !!, durch Weichmacher-Entmischung ist es eine schmierende Bandsorte schon nach 10-15 Jahren.. habe meine Toninhalte darauf schon lange vorher kopiert... selbst das Um-/ Rückspulen verschmutzt die Bandführungsteile, also am besten direkt von Spule zu Spule oder Kern vornehmen bei vorsichtigem Handbremsen...

Eine Meinung noch zum "Erhalt der Ton-Modulation, dh. der Aufspielung": nach 30/ 40/ 50Jahren sind, gerade bei 9,5 und 19er-Aufnahmen auf "Hobby"-Band, vor allem durch Kombiköpfe mager magnetisiert, die höheren Mitten und Höhen fast dahingegangen... Abhilfe schafft eine Digital-Überspielung bzw. -Kopie mit 1-2mal Equalizern der .wav, dh. eine Höhenanhebung bei 2000, 5000 und 10-15000 Hz im breiten Buckel von mind. 5 dB wählen, dabei geht das Bandrauschen als Nicht-Sinus-Info nicht in die Digitalpakete ein !! bzw. es hat sich mit dem Altern wie die Höhen selbst eliminiert.....
erfreulich--, was da so rauskommt, wenn man sich eine CD aus alten Bandaufnahmen zusammenstellt... Softwaren dazu gibt hinreichend: schon Nero hat was im WaveEditor, Steinberg ua. umso mehr. Knackgeräusche und kurze Aussetzer lassen sich "herausschneiden". - mfrgrüßen, sb
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