Übertrager ????

Fragen und Antworten zur Technik bei STUDER Geräten.

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heinzmen

Übertrager ????

Beitrag von heinzmen »

Moin,

wer kann mir denn den Unterschied zwischen den beiden 1:1 Input Übertragern erklären ???

Einer hat die Nummer 1.022.405 und der andere die Nummer 1.022.419

sind beides Input 1:1.

haben die vielleicht unterschiedliche Widerstände ????

Ich kann nichts in meinen sämtlichen Unterlagen finden.

Gruß Heinzmen
PhonoMax
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Beitrag von PhonoMax »

Lieber Heinzelmann,

der 405 gehört der Generation von 169/269 der 419 derjenigen von 807/810 bei jeweils aktuellem Anforderungsspekturum an. Beide Übertrager wurden von Studer in Mollis, Glarus konzipiert und zumindest 405 nebst Schwestertypen auch den Neutrikleuten (ziemlich von Anfang an) mit aufs Auge gedrückt, um über eine Fremdvermarktung die abgesetzten Auflagen zu steigern. Heute ist der 405 noch im Programm von Neutrik, was ich für den 419 nicht definitiv sagen kann. Folgendes erschließe ich daher aus den Betriebsdaten der jeweils betroffenen Geräte; Unterlagen besitze ich lediglich zum 405, da allerdings erheblich mehr, als auf der Neutrikseite zum entsprechenden Übertrager im Netz zu finden ist.

Bei Übertragern strebt man durch die geschickte Dimensionierung der Sekundärlast eine Optimierung von Klirrfaktor (angemessen hohe Last) und Frequenzgang (angemessen geringe Last) an, womit die übersetzte Impedanz der nachfolgenden Elektronik unmittelbaren Einfluss auf die Eingangsimpedanz eines Gerätes nimmt. Dies darf im Rahmen der Gerätespezifikation keine negativen Folgen für Frequenzgang und Klirrfaktor haben. Betrachten wir nun die Betriebsdaten der jeweiligen Geräte, so stellen wir fest, dass die Generation 169 mit den im professionellen Betrieb seit RRG-Zeiten üblichen, sehr niedrigen Line-Eingangsimpedanzen von 5 kOhm, die Generation 807 und danach aber mit 10 kOhm daherkommt. Woher dieser Konzeptwechsel bei Studer rührt, weiß ich nicht, vermute aber, dass die Laisierung des Tontechniksektors über die 80er und 90er Jahre hin hier Spuren hinterlassen hat. Immer mehr des hoch- bzw. mitunter höchstwertigen Laiengeräts zog mit seinen doch höheren Ausgangswiderständen in die Studioproduktion gerade der sich entwickelnden Wohnzimmerstudios (und ihres Pegelchaos'!!) ein, wo dann eben ein höherer Lastwiderstand vorteilhaft war, den die Studios mit Geld oder die Rundfunkanstalten weder brauchten noch wollten.

Ich nehme deshalb an, dass der 419 gegenüber 405 eine höhere Induktivität besitzt, auf die man eben bei der Konzipierung des Eingangswiderstands der nachfolgenden, den Übertrager abschließenden Verstärkerstufe Rücksicht nehmen muss, damit der Frequenzgang nicht zu früh in den Keller geht. Gemessen an den ebenfalls miniaturisiert aufgebauten Beyer-Übertragern sind die Studer-/Neutrikschächtelchen diesbezüglich ohnehin schon relativ gutmütig. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit, dass deine Vermutung unterschiedlicher Impedanzkonzepte korrekt ist: 419 ist optimal bei Ze=10 kOhm, 405 bei Ze=5kOhm zu betreiben.

Ein zusätzlicher Sachverhalt deutet in dieselbe Richtung einer geringeren Induktivität der 405er-Übertrager: Der Line-Eingang von 169/269 war in drei Stufen empfindlichkeitsumschaltbar angelegt, was die besagte Gutmütigkeit ein weiteres Mal herausfordert, weil jede Empfindlichkeitsumschaltung zur Veränderung des Übertrager-Abschlusswiderstandes führt, aber über alle Stellungen von Verstärkungsstufen- und -feineinstellung ohne Folgen für Frequenzgang und Klirrfaktor bleiben muss. Hier gilt das übrigens infolge des gewählten Schaltungskonzeptes mit besonderer Dringlichkeit, weshalb ich einen Blick in das Handbuch von 169 empfehle, wo wirklich schöne Sachen zu den Eingängen drinstehen.

Zum Schluss vielleicht: Die revidierenden Überlegungen Paul Zwickys (was wäre Studer ohne Zwicky!) zur Übertragerkonzeption einer neuen analogen Mischpultkonzeption im Hause Studer (961/962 bzw. 900er-Mischpultserie allgemein) führten zu jenem interessanten Patent, das den Eingangsübertrager der Mikrofonstufe durch ein Übertragerarray ersetzt, das gemeinsam mit dem Eingangsverstärker ein komplexes Netzwerk bildet und über eine Reihe von trickreichen Maßnahmen die Vorteile eines preiswerten Kleinstübertragers mit denjenigen großer Eisenmasse verbindet.

Hans-Joachim
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heinzmen

Beitrag von heinzmen »

Moin Hans-Joachim,

danke für deine ausführliche Beschreibung. Ich bin auf der suche nach den beiden Übertragern.
Der 419 für eine A810 und der 405 für ein Balance-Unit. Sind leider beide defekt.

Mir hat man bis jetzt nur den 405 angeboten.

Vielen Dank
Gruß Heinzmen
PhonoMax
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Beitrag von PhonoMax »

Mahlzeit,

der 405 dürfte auch für den 419 als Ersatz taugen, wobei man ihn dann zweckmäßigerweise sekundär etwas belasten sollte, ggflls. durch ein RC-Serienglied wie beim 169. Dessen exakte Dimensionierung lässt sich sehr schön herausfinden, indem man das Verhalten des regulär verbauten übertragers nach Anlegen eines 600 bis 1000-Hz-Rechteck-Signals durch angemessene Veränderung des RC-Gliedes auf minimales (oder kein) Überschwingen abgleicht.Damit reduziert sich natürlich der Eingangswiderstand. Es ist deshalb in solch einem Fall notwendig, beide Kanäle mit einem neuen Übertrager zu versehen.

Den 405 gibt es als NTL1 bei Neutrik, der NTM4 ebendort ist der reguläre Mikrofonübertrager des 169/269-Mikroeinganges. Zusätzlich wurde der NTM4 im 169/269 optional (und durch Vertauschung von Sekundär- gegen Primärseite) als Ausgangsübertrager des Monitorzuges verwendet; derlei steckt er also auch weg.

Will man einen 405 durch den 419 ersetzen, zieht das wahrscheinlich komplexere Modifikationen nach sich. Das Auslöten eines funktionstüchtigen Übertragers sollte zudem sehr vorsichtig geschehen, weil man zu leicht ein Beinchen aus dem Kunststoffkörper des Übertragers herauszieht. Damit ist aber selbst nach dem 'Rückstecken' des Beinchens meist der Kontakt zum Kupferlackdraht dahin, der Übertrager also abzuschreiben.


http://www.neutrik.com/content/products ... MSDE_audio

Der deutsche Vertrieb von Neutrik-Gut liegt bei den ADAM-Nachfolgern in Dachau, die heute selbst zu Neutrik gehören. Ansonsten hilft bei 419 (und 405??) vielleicht eine Nachfrage bei Erich Obergfell von Studer in Dachau, gleich um die Ecke bei den Erben Hermann Adams, u. U. zu beiden Übertragern auch bei den Villingen-Schwenningern. Irgend jemand behauptete auch einmal, dass diese Neutrik-Dinger beim T in "Drebbendoff" erhältlich seien. Demnach: Nachfragen und auf die Preise achten; wir sind bewusste Kunden und keine Diener oder gar Verfügungsmasse unserer Anbieter.

Hans-Joachim
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