Verwirrung um den Bandfluss und Referenzpegel

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benmuetsch
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Verwirrung um den Bandfluss und Referenzpegel

Beitrag von benmuetsch »

Hallo zusammen,

da ich neuerdings Zugang zu hochwertigem Messequipment habe, wollte ich mich selbst mal am Einmessen meiner A807 versuchen, nur bin ich mittlerweile etwas verwirrt, was Bandfluss und die ganze Pegelgeschichte angeht.

Nach Studium des A807 Service Manuals, diverser Seiten und Justierbandangeboten von u.a. Bluthardt und Pievox, sowie des EMTEC SM468 Datenblattes ist die Verwirrung komplett.

Vorweg: ich möchte nach CCIR / IEC 1 entzerren...

A807 Manual sagt:

- bei STEREO / 2Track: 510 nWb/m = 1,55V = +6dBu = +6VU. -> 250nWb/m = 0,775V = 0VU
- bei MONO / Vollspur: 320 nWb/m = 1,55V = +6dBu = +6VU.

Bluthard sagt; 510nWb/m sei "altes CCIR Referenzlevel", bietet jetzt augenscheinlich 320nWb Bänder an.

Pievox sagt laut eBay: Justierband mit 510nWb/m sei IEC + 4db.. geht also wohl auch von 320nWb/m = 0db aus...

SM468 Datenblatt spricht ebenfalls überall von 320nWb/m Referenzpegel... (wie.. Mono oder Stereo?)


Frage.. wie jetzt? Ich verwende SM468 Band, habe Schmetterlingsköpfe.. ich würde aus dem Bauch heraus jetzt ein 320nWb/m Bezugsband kaufen, und dafür einen Pegel von 0,775V bzw 0VU setzen, womit ich bei +6dbu dann 640nWb/m anliegen hätte.

Für die Kompatiblität wäre das kein Problem bislang, habe eine A807 und zwei B67, alls auf CCIR eingestellt.

Allerdings hätte ich in Zukunft noch gerne eine PR99, da müsste ich dann natürlich auch zwecks Kompatiblität eine CCIR Maschine auftreiben und diese auf dieses Level einmessen.... (falls die das verpackt.).

Wer kann mir helfen?

Viele Grüße

Ben
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cavemaen

Re: Verwirrung um den Bandfluss und Referenzpegel

Beitrag von cavemaen »

Du hast Recht; unterschiedliche Entzerrungen, Tonkopfspuren, Geschwindigkeiten, Bandflüsse, Pegel ect. da ist man rasch überfordert.

Mein persönlicher Tipp wäre, Dir jemanden zur Seite zu nehmen, der das alles mit Dir Schritt für Schritt durchzieht, sonst wir alles nur verschlimmbessert.

Ein Bezugsband stellt nur den Wiedergabepegel dar, danach geht es erst ans Eingemachte.

Falls Deine Maschine aber stimmen sollte, würde ich nichts verändern!

Zum Thema Einmessen ist übrigens genug geschrieben worden, auch hier im Forum und:

PEM468 liegt vom Arbeitspunkt sehr nahe an den anderen Studiobändern wie LRG50, 911 u.a. und der Abfall der BIAS-Einstellung steht je nach Bandsorte im Manual.

Viel Erfolg!

Rudy
benmuetsch
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Re: Verwirrung um den Bandfluss und Referenzpegel

Beitrag von benmuetsch »

Danke. Ja, dass es zu dem Thema im Netz viele Informationen gibt, stimmt, jedoch sind die teilweise auch hier und da wiedersprüchlich!

Ich bin mir der Prozedur durchaus vertraut, da die einzelnen Arbeitsschritte ja sehr gut im SM beschrieben sind. Ja es gibt ja sogar einige Videotutorials im Internet dazu. Zudem gibt es Menschen, die "abweichend vom SM" Maschinen nach eigenem Gusto einmessen, was Pegel angeht. Kommt ja auch auf die Umgebung an, in der man seine Maschinen betreibt und wo man evtl. Aufnahmen noch abspielen will.

Ob ich jemand in meiner Gegend finde, der mir behilflich sein kann... tja. Kommt jemand aus dem Stuttgarter Raum?

Ansonsten bräuchte ich ja lediglich die Info, was momentan so der "Standard" ist bezüglich Bandfluss und Pegel..

Mir automatisch zu unterstellen, alles würde nur verschlimmbessert werden, finde ich ehrlich gesagt nicht so gut, man kann nie alles über einen Kamm scheren. Wenn ich etwas angehe, dann entweder mit genug Vorabinfo oder vorsichtig genug, um nichts kaputt zu machen. ;-)
Bricksounder
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Re: Verwirrung um den Bandfluss und Referenzpegel

Beitrag von Bricksounder »

Hallo Ben,
also dann mal ein paar Mosaiksteinchen zum entwirren,

wieviel nano Weber ???, daß soll heißen wieviel magnetische Energie (Energiedichte) wird auf dem Band gespeichert

>>> das muß zum einen das Band hergeben also es müssen genügend Partikel zum magnetisieren vorhanden sein
(bei einem Sudioband ist da 510 kein Problem, dünnere Consumerbänder kommen da schnell an die Grenzen)

>>> zum anderen muß aber die Kopfelektronik und der Magnetkopf selber diese "Energiemengen" händeln können
sowohl beim Weg "rauf auf's Band" wie auch bei der Wiedergabe... (eine 807 Schmetterling hat mit 510nWb kein Problem,
eine PR99 ist da nur für 320nWb. vorgesehen)

also Studiobetrieb 510 / consumerbetrieb 320 (die PR 99 ist ja "nur" eine getunte B77)

die zuletzt entwickelten SM900 Bänder erlauben dann noch mehr Spielraum ... bis 1000nWb sind hier möglich (Kopfelektronik vorausgesetzt)
die moderneren Studer machen da noch vieles mit (insbesondere bei 2Spur Halbzollband)

>>> da wurden dann zum einen, erweiterte Dynamik (größerer Rauschabstand) genutzt
zum anderen konnten die kompressionseffekte (die sog. Bandsättigung) als Effektmittel
bewußt klangbeeinflussend eingesetzt werden ...

sodale meine paar Bausteinchen zum "magnetisieren von Bändern"

ich bin zwar näher an München als an Stuttgart .... aber meinem Telefon wär's egal
... nur falls ich noch weiter helfen könnte

viele Grüße Ralf

08246 und dann 1009
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Re: Verwirrung um den Bandfluss und Referenzpegel

Beitrag von Bricksounder »

und dann noch was zum Thema Kompatibilität,

Bänder, welche auf einer Maschine mit 510nWb beim Aufnehmen gut (=voll) ausgesteuert wurden, sind beim Abspielen
auf einfacheren Consumer-Maschinen insofern ein Problem:
das stark magnetisierte Band induziert in einer A77 dann "soviel" Pegel
das der Kopf diese nicht mehr adequat in Strom umzusetzen vermag, (magn. gesehen in die Sättigung getrieben wird)
bzw. der nachfolgende Kopfverstärker übersteuert wird.

Das ist der Grund warum viele der aktuell käuflich wieder zu bekommenden Bänder "nur" mit 320nWb. bespielt werden
obwohl die in den Studios bereitstehenden Aufnahmemaschinen durchaus "mehr könnten"...
(Hemiola / STS und ???)

so das also noch ein Versuch Ben's Frage zu beantworten

Ralf
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cavemaen

Re: Verwirrung um den Bandfluss und Referenzpegel

Beitrag von cavemaen »

Danke Ralf, perfekt erläutert!

Ben, ich wollte Dir nichts unterstellen und kenne Deinen Wissensstand und Erfahrungen nicht, sorry!

Rudy
benmuetsch
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Re: Verwirrung um den Bandfluss und Referenzpegel

Beitrag von benmuetsch »

So Leute, danke für den Input und @cavemaen : Entschuldigung angenommen ;)

Nach weiterer Recherche und Anregungen eines (eher stillen?) Forenmitglieds, hat sich die Verwirrung gelichtet.

@Bricksound: A77 - PR99 werden laut deren ServiceManuals (habe glaube jetzt jedes durchgelesen) auch auf 514nWb/m Vollaussteuerung eingemessen, wenn man den 6db - Vorlauf des VU-Meters beachtet.
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revfan

Re: Verwirrung um den Bandfluss und Referenzpegel

Beitrag von revfan »

Sag ichs doch............(vgl LPR 35 Thread).

Auch die Köpfe sind ja abgesehen von den Schmetterlingsköpfen die Gleichen (z,B.: die PR99 und die C270, die es mit beiden "Sorten") gab.

Dass mit den 320 nWb/m kam meines Wissens im Rundfunk statt der 514 nWb/m aus dem Pflichtenheft der ARD auf, nachdem brauchbare Kompandersysteme auf dem Markt waren (Dolby A, SR, Telefunken C4) und damit die verfügbare Dynamik erheblich höher wurde. Ein Teil des so gewonnen "Headrooms" wurde dann bewusst wieder durch Herabsetzen des Pegels geopfert, um einen niedigeren Klirrfaktor zu haben.

Das Problem ist eher, dass wenn man sich einmal auf 514 nWb/m eingeschossen hat und so ein Band dann auf eine andere silbrig glänzende Konsumermaschine mit eingebauten Drehspulinstrumenten legt und nicht auf eine A77 B77 PR 99 usw von Revox (oder auch auf eine Dolby-Version von Revox Pegel dort ca 370 nW/m unter Berücksichtigung der +6 dB vom VU- Meter bzw 185 nWb/m bei Vollaussteuerung auf dem Instrument) , die VU Meter klappern und den Geist aufgeben können

revfan
benmuetsch
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Re: Verwirrung um den Bandfluss und Referenzpegel

Beitrag von benmuetsch »

revfan: da hast Du im Allegemeinen natürlich recht.

Ich für mich sage jedoch, dass wir uns im Jahre 2016 befinden und ich mir höchstwahrscheinlich nichts anderes (wenn überhaupt mehr) als Studer und/oder Revox zulegen werde und meine Aufnahmen nicht direkt mit anderen Gerätschaften kompatibel sein müssen. Trotzdem werde ich mich an diesen Standard halten. ;)
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revfan

Re: Verwirrung um den Bandfluss und Referenzpegel

Beitrag von revfan »

Hallo Benmusch,

da gebe ich Dir Recht. Ich halte mich auch an die 514 nWb/m der ARD. Und wenn das band dann auch auf anderen Geräten oder auf Revox Dolby laufen soll, nehme ich die Aussteuerung einfach um 3 dB zurück :sound: :sound:

revfan
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