Laufwerksproblem B67 MkII

Fragen und Antworten zur Technik bei STUDER Geräten.

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Gerd
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Laufwerksproblem B67 MkII

Beitrag von Gerd »

Hallo B67-Kenner,

seit Neuestem wartet meine B67 MkII mit der unangenehmen Eigenheit auf, sofort nach dem Betätigen des Ein-/Aus-Schalters mit dem Rückspulbetrieb zu beginnen. Das geschieht sofort nach dem Einschalten der Maschine, und die Betätigung von Laufwerkstasten führt -etwa Play- lediglich dazu, daß das Band zwar nicht mehrzurückgespult, aber auch nicht transportiert wird.

Weiß jemand, was da zu tun ist?

Gruß
Gerd
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heinzmen

Beitrag von heinzmen »

Moin Gerd,

das Problem kenne ich.....

kontrolliere doch mal alle Betriebsspannungen ( +5V , + 12V , -12V , +24V, +20V , -20V )

da wird sich dein Netzteil verabschiedet haben. Frako-Kondensator ????

Gruß Heinzmen
PhonoMax
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Beitrag von PhonoMax »

Lieber Gerd,

dieses Problem trat bei mir neulich während einer Wiedergabepause meiner seit Anbeginn ihrer Tage 1981 in meinem Besitz tätigen B67MKI auf, also im Grunde während des aktiven Betriebes: Scharfer Knack, leichter Rauch unter dem linken Wickelmotor aufsteigend und ab ging die Post, ...rückwärts. Anliegende Bremsen genierten die Dame nicht im Geringsten.

Die Untersuchung der Schaltung (meine MKI, Nr. 5541 entspricht im kritischen Bereich bereits der MKII) ließ Hoffnung und Wahrscheinlichkeit in dieselbe Richtung driften: Schluss im Wickelkondensator 0,47µ/150 V auf der Platine "Spooling Motor Control PCB 1.167.764".

Auf der Platine befinden sich drei typgleiche Wickelkondensatoren, die ich ausnahmslos aufgrund der jeweils identischen Schäden (Craqueleé-Risse im Kunstoffgehäuse) austauschte, da jene bei einem Kondensator (C1) ja bereits zum klassischen Durchreißen geführt hatten. Nicht zuletzt deshalb ging ich auch in der Spannungsfestigkeit eine Kategorie höher.

Das Rastermaß der Altteile war bei mir leider 20 mm, was man heute nicht mehr bekommt. 22,5 mm passten aber auch 'soweit'. Die Platine liegt unterhalb der entsprechenden Wickelmotors und ist nach dem Lösen der Verschraubung leicht zugänglich. Bitte beachte die Farbkodierung der Verbindungsleitungen, damit der Motor nach Wiedereinbau der Schaltung aufgrund korrekter Verdrahtung auch wieder richtig herum dreht.

Natürlich kann bei dir auch der Transistor zum Draht mutiert sein und deshalb zum Austausch anstehen, doch das sieht man dann, wenn man mit dem (bzw. den) Wickel-Cs nicht weitergekommen ist, weil sie schadfrei sind.

Mein Rifa-Kondensator 0,47µ war aber unübersehbar aufgeplatzt...., demnach allemal fällig. Das Ohmmeter zeigte dann auch wie erwartet 0 Ohm an, wogegen der Transistor im Zuge der Diodenprüfung genau tat, was er sollte. Insofern alles klar, weshalb ich auch dir den Kondensator/die Kondensatoren und den Steuertransistor ans Herz lege. Danach empfiehlt sich eine Kontrolle der Bandzüge; bei mir war zwar nichts, doch das muss ja nicht immer so sein.

Hans-Joachim
Gerd
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Beitrag von Gerd »

Besten Dank an Euch, Heinz und Hans-Joachim,

derlei hilfreiche Anleitungen liebe ich :D

Die Messung am Netzteil ergab, von +25 statt geforderter +24 V vielleicht einmal abgesehen, nichts Verdächtiges.

Die Überprüfung des Control Boards förderte allerdings drei optisch unbeschädigte Kondensatoren zutage, von denen sich laut Meßergebnis der Kollege C3 jedoch in die Ewigen Jagdgründe verabschiedet zu haben schien. In der Schaltung, also noch eingebaut, ist kein Durchklingeln möglich, und der Ohmmeter sagt 0 Ohm. Hier vermute ich den Täter.

Nun aber eine Anschlußfrage, wenn sich der Verdacht als richtig erweist:

Kann mir als elektronischem Laien jemand erklären, wieso ein elektrisch nicht mehr leitfähiges Bauteil wie dieser die Ursache dafür bildet, daß der Motor dauernd Strom erhält? Oder habe ich mir das Wirkungsprinzip ähnlich dem Kondensator vor dem Hochtöner einer Lautsprecherbox vorzustellen, so daß im hier gegebenen Fall die "Stromsperre" vor dem Motor ausgefallen ist?

Gruß
Gerd
kairo
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Beitrag von kairo »

hallo Gerd,
wenn das Ohmmeter 0 anzeigt hat der Kondensator Kurzschluss und leitet somit ähnlich wie ein Stück Draht.
Werde bei meiner B67 vorsichtshalber die C`s wechseln.
Grüsse
kairo
PhonoMax
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Beitrag von PhonoMax »

Lieber Gerd,

hoffen wir einmal, dass hier die Betriebsblindheit nicht zuschlug, die immer dann aufkreuzt, wenn die Entdeckerfreude mit einem durchgeht. Auch ich bin darin groß, um dann nach dem Einkehren von Ruhe durch die Enttäuschung wieder eingeholt zu werden:

Ein Kondensator darf bei einer Widerstandsmessung mit Gleichspannung nur den Widerstand unendlich (bzw. fast unendlich) aufweisen; das ist seine Aufgabe. Sollte also dein Kondensator -wie der meine- den Widerstand Null Ohm aufweisen, ist er ein Gleichspannungsleiter und funktioniert damit nicht mehr artgerecht. Damit hast du sicher denselben Fehler entdeckt, den auch meine Gurke aufwies, sofern du nicht doch einen unendlichen Widerstand gemessen hast, den du uns nur hier irrtümlich als als "null Ohm" verkaufst.... Ich nehme aber an, dass du 'am Feind' bist. Nur verwundern darf dich ein Kondensator mit null Ohm Serienwiderstand nicht, denn der ist damit perdu. Ein Kondensator trennt Gleichspannungspotenziale, lässt aber Wechselspannungen (nach Maßgabe von Belastung und Frequenz) passieren.

Die Haarrisse im klaren Kunststoffgehäuse waren mit meinem gichtigen Augenlicht (...und ich hielt doch mein Leben lang immer die richtige Diät aus Neigung, nicht aus Zwang...) natürlich nicht mehr zu erkennen, sondern nur unter der Lupe. Ich konstruierte deshalb ggflls. zutreffend oder auch falsch, dass das Eindringen atmosphärischer Luft die Kondensatorpackung so schädigte, dass es zum Kurzschluss kam.

Nachdem alle drei 0,47er dasselbe Gehäusebild zeigten, tauschte ich alle drei. Es lässt sich aufgrund dieser losen Evidenz naturgegeben nicht ausschließen, dass dem Problem eine ganz andere Ursachenabfolge zugrundelag, bis der Wickelkondensator hochging. Jetzt aber ist allemal -vielleicht für die nächsten 25 Jahre- Ruhe (an dieser Front).

Waren/sind auch deine Typen Rifa-Kondensatoren?

Hans-Joachim
Gerd
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Beitrag von Gerd »

Lieber Hans-Joachim,

Deine freundliche Anregung zu etwas mehr Genauigkeit bei der Beschreibung meßtechnischer Ergebnisse hat mich soeben den ausgebauten Kondensator nochmals durchmessen lassen :wink: . Ergebnis:

Kein Pfeifton bei der Durchgangsmessung und Anzeige von "1" am Multimeter(=Überschreitung des Meßbereichs) bei allen gewählten Meßbereichen bis 20 mOhm. Der Simulant erscheint mir mithin als tot.

Daher steht nun seine Auswechselung und die seiner Rifa-Kollegen - siehe da! - an, und dann werde ich berichten.

Wenn ich es recht gelesen habe, empfiehlst Du die Wahl einer höheren Spannungsfestigkeitsstufe. Der Empfehlung werde ich folgen.

Gruß
Gerd
PhonoMax
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Beitrag von PhonoMax »

Lieber Gerd,

genau das befürchtete der Psychologe in mir anhand deiner Informationen:
Der Kondensator ist intakt, wenn er keine Gleichspannung leitet. Genau das schrieb auch schon unser Ägypter, aka Kairo, vor mir. Bei dir muss also ein anderes Problem vorliegen. Sieh dir einmal bitte den Transistor (und die anderen Kondensatoren, ich weiß nicht, welchen du ausgebaut hast, denn bei mir waren ja auch zwei noch funktionstüchtig) an, ansonsten musst du dich noch weiter durch die Elektronik robben.

Hans-Joachim
Gerd
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Beitrag von Gerd »

Wir werden sehen, Hans-Joachim,

ich habe mir zwischenzeitlich Ersatz für alle drei Kondensatoren besorgt, und die werden heute auch alle ersetzt, zumal mindestens einer von den beiden einen Sprung im Gehäuse aufweist.

Daneben befinden sich auf der Platine noch drei Widerstände und ein etwa tablettenförmiger schwarzer Gleichrichter. Letzterer ist womöglich das Bauteil, welches Du als Transistor in Erinnerung hast. Auch den werde ich auswechseln, wo ich schon mal dabei bin.

Aber jetzt noch mal für mich als elektrisch eher Unbedarften:

Wenn von insgesamt drei verdächtigen Kondensatoren zwei auf die Durchgangsmessung mit dem üblichen Pfeifton reagieren, der dritte aber nicht, dann spricht nach meinem laienhaften Verständnis doch etwas dafür, daß entweder der dritte oder eben die beiden anderen defekt sind
- oder etwa nicht?

Wenn die Auswechselung keine Besserung bringt, geht das Rätselraten weiter. Die von Heinz empfohlene Messung der Aussgangsspannungen am Netzteil ergab nämlich keine Anomalien.

Gruß
Gerd
PhonoMax
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Beitrag von PhonoMax »

Lieber Gerd,

noch ein Mal:

Ein intakter Kondensator darf keinen Gleichsstrom passieren lassen. Ein Ohmmeter im Vielfachmessgerät arbeitet mit Gleichstrom. Sollte deine aktuelle Aussage korrekt sein, hast du zwei defekte Kondensatoren in deiner Schaltung gehabt. Raus damit, und auch der dritte gehört raus; immer unter der Voraussetzung, dass ich deine Aussagen als korrekt annehmen darf, denn wir hatten uns oben (und haben uns noch) ganz schön vergaloppiert.

Das "tablettenförmige" Gebilde ist kein Transistor (auch kein solcher, den ich je als solchen in Erinnerung gehabt hätte), sondern ein Gleichrichter, jenes legendäre Gebilde in den Studer-Regelungen von Ton- (und mitunter auch Wickel-) Motoren seit der B62 (und der A77) nämlich, das auch meine Jugend mit Verständnisproblemem quälte. Das hat sich gegeben, wie man dieser Tage im Nachbarforum (Stichworte "A77" und "Othello") nachlesen durfte.

Der Gleichrichter kann natürlich etwas haben, muss aber nicht.
Der zugehörige Transistor (MJ 411) ist ein Leistungstyp, der durch drei Drähte mit deiner Platine verknüpft auf dem Kühlkörper an der Geräterückseite montiert ist. Nachdem seine Verbindungsleitungen von dir an der Platine abgezogen werden mussten, um diese auszubauen, empfahl ich seine en passant ja ohne Zusatzaufwand mögliche Prüfung. Wahrscheinlich ist an ihm aber nichts. Denn deine Cs haben ja etwas, und auch die beiden anderen, bei den ersten Serien der MKI noch nicht vorhandenen Kondensatoren (neben dem C1, der bei mir fällig war) können den Motor ungeregelt zum Drehen bringen, wenn sie sich als ausreichend belastbare Drähte gerieren.

Zum Abschluss:
Ein Kondensator mit Gleichstromdurchgang ist defekt, eine dauerhaft piepende Widerstandsmessbrücke deutet (und zeigt auf dem Display) Durchgang (Widerstand null Ohm) und damit einen defekten Kondensator an. Also alle drei Kondensatoren ersetzen und dann zusehen, ob die Maschine es nach korrekter Verdrahtung von Motorwicklungen und 6,5-µ-Kondensator wieder tut.
Wenn nicht, musst du an den Transistor QPWR 1c dran, sollte da nichts sein, an den Gleichrichter, sollte da nichts sein, an den Transistor Q16 (BC237) auf Platine 1.167.790.81 (die bei dir wahrscheinlich drin ist), sollte an Q16 nichts sein, an das vorgeschaltete IC 2 (RC 4558), an dessen Eingang dann aber langsam 'mal' etwas sein sollte, weil sonst nämlich auch der rechte Wickelmotor irgendwelche Irregularitäten zeigen müsste, wovon aber bislang unter uns noch keine Rede war. Gottlob leiden wir beide nicht an den TCA 561 der frühen B67-Zeit, die wären nämlich als Studer-LSI-Produkte heute nur über den Drittmarkt (anderweitig defekte B67 oder A700 der entsprechenden Generationen) beizuziehen.

Hans-Joachim
Zuletzt geändert von PhonoMax am Mittwoch 7. Juni 2006, 17:47, insgesamt 1-mal geändert.
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heinzmen

Beitrag von heinzmen »

Moin Gerd,

das schwarze Tabletten runde Ding ist ein Brückengleichrichter. Wenn du den wechselst pass aber auf das du den richtigrum einlötest. Plus (+) ist auf der Platine gezeichnet. Aber vorsicht keine mit zu wenig Spannug einlöten.
Du hast ca 90 Volt an dem Gleichrichter. Ich verwende welche die sich B250C1500 ( 250V / 1,5 A ) nennen.

Send dir eine PM mit Telefonnummer.

Gruß Heinzmen
Gerd
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Beitrag von Gerd »

Lieber hans-Joachim,
lieber Heinz,

die Zusammenhänge sind mir nun wesentlich klarer geworden. Auf meinem Board mit der rückseitigen Beschriftung 1 167 764-11 befinden sich neben den besagten drei Kondensatoren, von deren zwei noch eingebauten einer - wie ich jetzt im Sonnenlicht gesehen habe- einen sichtbaren Riß im Gehäuse hat, noch insgesamt drei Widerstände, von denen wiederum zwei identisch beringt sind. Daneben findet sich noch ein Gleichrichter B250/C800. Soviel nur Klarstellung der vorgefundenen Bedingungen.

Als Ersatz werden drei Kondensatoren 0,47 uF/275 Vac und ein Gleichrichter B380/C1500 zum Einsatz kommen. Bei letzterem wurde ich freundlicherweise schon im Elektronikladen auf die Verpolungsgefahr hingewiesen.

Wenn dagegen Bedenken anzumelden sind, wäre ich für deren Kundgabe dankbar.

Heinz, dir habe ich noch eine PN nachgesandt!

Gruß
Gerd
kairo
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Beitrag von kairo »

moin moin,
zum Thema "geplatzte" Kondensatoren: seit ich weiss nicht wievielen Jahren kommt aus unseren Steckdosen 230 statt 220 Volt. Sämtliche Revox und Studergeräte die ich im laufe der Jahre bekam waren noch auf 220Volt eingestellt. Habe immer alle Geräte gleich auf 240V, die A700 auf 250V eingestellt. Ich denke das ist für einige Bauteile, besonders die Kondensatoren, etwas Stressfreier. Wie seht ihr das?
grüsse
kairo
PhonoMax
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Beitrag von PhonoMax »

Von der 240-Volt-Idee bin ich nicht so recht überzeugt, insbesondere in der Frühzeit elektronisch stabilisierter Spannungen wie bei der A77. Beim Umstieg auf 240 Volt reichen erfahrungsgemäß oftmals die Regeldistanzen für eine ordentliche Brummunterdrückung nicht mehr aus, so dass dann 'Infomationen' im Nf-Bestand auftauchen, die man lieber draußen wähnte. Interessanterweise outeten sich bei einer entsprechenden Diskussion im konkurrierenden (?) Revox-Forum Frank Schieschkes vor ein paar Jahren auch B77- und A700-Besitzer mit einschlägigen 240-V-Brumm- und Laufwerksteuerungsproblemen.

Man muss eben hinhören, Merkwürdigkeiten bewusst registrieren und ggflls. richtig zuweisen, dann sieht man schon, ob mit 240 V durchzukommen ist oder aber eben doch nicht.

Ich 'esse' die Sache weniger heiß, sieht man von historischem Röhrengerät ab, das länger ruhte, potenziell fragwürdige Kondensatoren besitzt etc. pp. Derlei Geräte, die dann ja durchwegs auch ein ungewisses Vorleben zwischen Speicher und Keller haben, fahre ich immer am Regeltrenntrafo hoch (seit ich einen besitze...) und quäle sie nicht mit neuzeitlichen Netzspannungen, selbst wenn gerade in der Röhrenzeit ± 5 % Standard waren, die manche Hersteller bis auf ± 10 % ausweiteten. Namhafte Historikerkollegen (und so leidenschaftliche wie begnadete Löter dazu) haben sich deshalb auch nicht so mit der Inbetriebnahme alter Geräte wie ich: "Erstma' anstecken...."

Meine B67 MkI übrigens wird seit Anbeginn ihrer Tage -sie war ja immer bei mir als ihren Ersterwerber via EMT, Kippenheim...- an 220 Volt betrieben, weil ich meine Aufzeichnungsanlage aus verschiedensten Gründen über einen Trenntrafo versorge, der fein gestufte Anzapfungen besitzt, über die ich 220 Volt bereitstellen kann, mit denen sich dann auch der neuzeitliche 'Gerätesalat' (Rechner, Pulte etc.) zu bescheiden hat. Aufgrund der dort aber durchwegs verbauten Schaltnetzteile mit Gleichstromzwischenkreisen, brennt das Problem nicht ("Weitbereichsversorgung") oder nicht so besonders, einmal ganz abgesehen davon, dass wir hier in München mit Spannungsniveaus zumeist um 226 Volt versorgt werden, die in langjährigen Mittelungen 216 nicht unter- und 233 Volt nicht überschritten haben. Bei den 233 Volt bin ich mir nicht sicher, ob sie überhaupt je vorkamen, weil die Messeinrichtung gemeinsam mit der Geschirrspülmaschine arbeitet, deren Heizschütz ggflls. für die Suggestion einer Spitze sorgte, die eben der Gegeninduktion, nicht aber den Stadtwerken München anzulasten ist (auch so'n Klub, der -ganz bedauernswerter "Anbieter" unserer Tage- zu seinen Kunden ein besonders partnerschaftliches Verhältnis pflegt...).

Überlastet wurde meine B67 sicher nie, es sei denn bei einer Außenaufnahme, die es natürlich bis 1984 häufig gab. Seit 1986 aber verließ sie die geschlossenen vier Wände nicht mehr.

Hans-Joachim
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Beitrag von Gerd »

So, die Herrschaften,

ich darf Vollzug melden. Die Kondensatoren und der Gleichrichter sind eingebaut. Die Maschine läuft wieder. An den Bandzügen waren nur geringe Korrekturen erforderlich.

Wer nun der oder die Übeltäter war(en), wird wegen meiner Rundum-Reparatur am Board wohl ewig ungeklärt bleiben. Aus naheliegenden Gründen ist mir das aber egal :D .

Ich danke nochmals allen Beteiligten für ihre intensiven Hilfestellungen. Da zeigt sich mal wieder, was man an solch einem spezialisierten Forum hat.

Gruß
Gerd
Zuletzt geändert von Gerd am Donnerstag 8. Juni 2006, 10:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Administrator »

Gerd hat geschrieben:... Da zeigt sich mal wieder, was man an so einem spezialisierten Forum hat.
Dem kann ich nur zustimmen! War sehr interessant hier mitzulesen und solche Threads zeigen mir das sich die investierte Arbeit in so ein Forum auch wirklich lohnt! :-)

Weiter so! ;-)

Gruß :bobby:
Christoph

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Beitrag von PhonoMax »

Für solcherlei Dinge ist ja ein Forum überhaupt da, stellvertretend für den menschlichen Kontakt: Informationsaustausch und -ergänzung. Nur so kommt und kam der Mensch voran: Ohne die Fähigkeit zur Kommunikation und unser Kommunikationsbedürfnis gäbe es uns nicht. Und irgendwann sollte eben auch die Rechnertechnologie einmal zeigen, dass sie wirklich etwas für sich hat,was es nicht schon längst vorher gab, ohne dass man als homo sapiens sapiens erst zum Spielkalb mutieren müsste, um sich an an Tastatur und Bildschirm zu versuchen.

Zweifellos waren wohl jene beiden Wickel-Cs perdu, beim Gleichrichter halte ich dies für wenig wahrscheinlich, denn er ist ja die Schnittstelle zwischen niedriger Gleich- und schon recht hoher Wechselspannung im Regelkonzept. Dies hätte aber nicht mehr 'getan', wenn eine einzelne Diode der Graetzbrücke durchgeschlagen gewesen wäre. Der Gleichrichter aber war es aber wohl, der das Nachgleichen der Bandzüge erforderte, weil du einen 350-Volt-Typ eingesetzt hast, der zwar höhere Spannungsfestigkeit, aber auch einen geringfügig erhöhten Innenwiderstand aufweist. Nachdem die Regelung der B67 eher schlicht und analog arbeitet, wirkt sich dies unmittelbar in den Einstellungen auf dem Potentiometerprint aus.

Mein Vorteil vor einigen Wochen war eben, dass es richtig geknallt und geraucht hatte. Der Schaden war nicht nur anhand der Schaltungssammlung ziemlich eindeutig in Kondensator oder Transistor lokalisierbar, sondern eben auch visuell zu erfassen. Nachdem du zwei Rifa-Kurzschlussaspiranten hattest, deren einer auch geknackt war, kommen diese Wickeltypen jetzt wohl in die Jahre, in denen sie sich (offenbar auch mit Donner, Blitz und Räucherwerk) verabschieden.
Selbst wenn meine Maschine seit der zweiten Hälfte der 1980er nurmehr selten in Betrieb stand, also wohl zu den weniger belasteten B67 gehört, halte ich einmal die Augen offen, ob die Rifa-Kollegen jetzt auch andernorts vermehrt auf sich aufmerksam machen.

Hans-Joachim
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heinzmen

Beitrag von heinzmen »

Moin,

ich habe immer gleich die Kondensatoren und den Gleichrichter ausgetauscht.
Ich hatte kein Bock auf " Rauch und Nebel ".

Ich stelle alle Geräte generell auf 240 V bevor ich sie teste.

Frako-Kondensatoren und die Rifa-Kondensatoren schneisse ich eigendlich immer raus. Bevor mir da durch ein unnötigen Kurzschluss noch so einiges kaputt geht. Das Laufwerksteuer IC ( B700,B77 MKI und B67 ) ist da sehr empfindlich.

Gruß Heinzmen
Gerd
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Beitrag von Gerd »

Nun, Heinz,

die Idee mit der Auswechselung der Rifa- und Frako-Produkte (davon befinden sich drei große Kameraden auf dem Netzteil meiner B67) erweckt in mir Sympathie, nachdem ich jetzt gesehen habe, was mit dem linken Wickelmotor geschah (und welcher Schaden dadurch angerichtet wurde).

Ich denke, ich werde mich alsbald an die Überholung des Boards für den rechten Motor machen, bevor mir abermals ein in Vertikallage auf Tellern abgespieltes Band (das nicht mal mir gehörte) hundertfach gedreht zu einem Drittel auf dem Boden liegt und dann nur noch reif für den Mülleimer ist.

Wenn man bedenkt, daß ich für die drei Kondensatoren und den Gleichrichter in einem teuren Innenstadt-Laden (die hiesige Conrad-Filiale zieht gerade um) in Anbetracht des Schadens vergleichsweise günstige 7,50 Euro bezahlt habe, sollte ich mich an die Arbeit machen.

Ich mag gar nicht daran denken, welche Herausforderungen noch auf mich zukommen, wenn meine A807 und die A810 erst mal dieses Alter erreicht haben, den da ist alles so verstörend hoch integriert....

Gruß
Gerd
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heinzmen

Beitrag von heinzmen »

Moin Gerd,

ich habe auch schon diese Kondensatoren bei meinen A810 und den A812 getauscht. Nur so aus Sicherheitsgründen. Das hat nichts mit dem alter der Maschinen zu tun sondern mit der Einschaltdauer. Die Maschinen stehen sich kaputt. Wenn die Maschinen nicht eingeschaltet werden trocknen die Kondensatoren aus und können dann einen Kurzschluss verursachen.
Nicht das alter der Maschinen spielt einen Rolle sondern der Gebrauch. Ich hatte mal eine A700 die sich kaputt gestanden hat. Ich habe diese mal von jemanden gekauft nach dem er die nach 8 Jahren aus seinen trockenen Keller geholt hatte. Bei mir lief die Maschine dann etwa drei Tage und verabschiedetete sich dann mit Rauch.

Ich würde dir empfehlen alle Frako und Rifa deiner B67 auszutauschen.Du wirst dann die helle Freude an der Maschine haben.

Ich habe neulich für einen Bekannten eine A77 gemacht. Ich habe nach der Überholung festgestellt das die Maschine viel besser klingt.
Ich habe ALLE Frakos auch die auf den Audio-Prints getauscht. Es sind in der A77 ca.26 Frakos. Ist zwar eine fummellei macht aber Spass wenn man an das Ergebnis denkt.

Die B67 ist zwar etwas aufwendiger aber es lohnt sich !!!!

So jetzt ist erst mal gut.

Gruß Heinzmen
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