B67 rechte Bandzugwaage

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analogfan
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B67 rechte Bandzugwaage

Beitrag von analogfan »

Hallo,
bei meiner B67 MK 1 ist folgende Störung aufgetreten: bei Wiedergabe
(und Aufnahme) läuft das Band über die rechte Bandzugwaage in Richtung
Aufwickelspule stotternd. Die Ursache ist die zitternde Auf- und Abbewe-
gung der rechten Bandzugrolle unabhängig von der Position des Gerätes
(horiz. o. vert.). Die Folge ist ein stockendes Drehen der rechten Spule.
Ich habe mir das Ganze bei abgenommener Abdeckung angeschaut. Mein
ungeübtes Auge konnte aber nichts verdächtiges sehen.
Mit den Funkionen der Maschine bin ich soweit zufrieden. Vor- und Rück-
lauf verläuft gut. Die Bremsen greifen auch einwandfrei. Ich habe den
elektrischen Teil des Bandzuges nach Serviceanleitung eingestellt. Mein
Latein ist nun ausgeschöpft.
Wohin muß ich gucken? Was kann ich tun? Für jeden Rat bedanke ich mich im voraus.
analogfan
PhonoMax
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Beitrag von PhonoMax »

Lieber Analoglüfter,

derlei Schwierigkeiten werden immer wieder von alternden B67 berichtet, wenn auch seltener als bei den vereinfachten (also älteren) A700-Laufwerken, die man ja bei Studer zuletzt hinsichtlich der Wickelmotorsteuerung wohl nicht ohne Verzweiflung praktisch völlig auf den technischen Stand der B67 gebracht hatte. Bei diesen Waagenzappeleien ist dann zumeist aber von den partiell bis unglücklich erlahmten Rückhaltefedern bzw. Dämpfungseinrichtungen der Waagen die Rede. Daran mag ich bei dir nicht so recht glauben.

Meine B67MK1, die immer und seit Anbeginn ihrer Tage bei mir war, hatte interessanterweise dies Problem ganz am Anfang einmal, was ich dann aber nach wohl tagelangem Suchen in einer der gerätetypischen (brünierten) Zahnscheibe ausmachen konnte, die beim Zusammenbau des Gerätes in Regensdorf offenbar auf die Tape-Transport-Platine gefallen war und sich dort 'passend' festgesetzt hatte. Nachdem ich sie entfernt hatte, tat es die B67. Bis heute.

Von dir wüsste ich ganz gerne, mit welcher Frequenz die rechte Bandzugwaage wandert bzw. schlägt. Ist dies eine harmonische, sinusförmige Bewegung mit eher 0,5-2 Hz, eine ruckartige und/oder eine solche höherer Frequenz (und dann sicher auch kleinerer Amplitude) von -sagen wir einmal- 3 bis 10 Hz? Du sprichst ja vom Zittern, was mir höhere Störfrequnz suggeriert.
Dies entschiede nämlich, wo wir zu suchen hätten. Weiterhin wüsste ich gerne, was geschieht, wenn du die Bandzugwaage während des gestörten Bandlaufes in einer mittleren Position festhältst, sie also an ihrer sinusförmigen oder 'rechteckigen' Bewegung hinderst. Spürst du, dass der rechte Wickelmotor unstetig zieht, obgleich du die Waage festhältst? Was geschieht, wenn du die Waage in derselben Weise aus der Mittelposition händisch fixiert ein klein wenig nach innen und dann ein klein wenig nach außen bewegst? Fängt der Motor dann spürbar an, 'verrückt zu spielen'?

Sei bitte bei diesem Experiment vorsichtig, halte die linke Hand auf den Laufwerkstasten, damit du im Falle der Fälle sofort stoppen kannst, ehe die Maschine dir dein Band zerlegt.

Solltest du eine harmonische Störbewegung beobachten, könnte deinem Problem eine Interferenz (im deutschen Sinne; engl. "interference" ist ja alles, was wir "Störung" nennen), also eine minimal differierende Abstimmung zweier Schwingkreise zugrundeliegen. So ließe sich vorstellen, dass die beiden Schwingkreise (der aktive und der passive) der rechten Bandzugwaage nicht mehr auf derselben Grundfrequenz arbeiten und durch die eintretende Abschirmung in geeigneter Weise so abgestimmt werden, dass sich der selbst regelnde Mechanismus aufschaukelt, weil mechanische und elektrische Wechselwirkungen nicht mehr sinnvoll aufeinander bezogen sind.
Liegt überhaupt ein Aufschaukeln vor, oder erfolgen die Störausschläge mit konstanter Amplitude, egal, was vorfällt?

Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, dass sich die Regelleitung irgendwoher aus dem Geräteinneren 50-Hz-Reste (also Teile von 50 Hz oder 50-Interferenzen) aufsammelt, die dann auf das Steuersigal aufmoduliiert an die Motorregelung weitergereicht werden, die dann diese Einflüsse 'ausreguliert', was zur Bewegung der Waagen mit dieser Störfrequenz führen muss, weil die Störung ja nicht im Bandlauf, sondern auf dem Wege zur Regelelektronik auftritt. Das allerdings kann das kybernetische Simpelmodell dieser Steuerung natürlich nicht erkennen und heißt den Motor deshalb gegenläufig anzuziehen.

Daher ist zu fragen, ob das Bandgerät möglicherweise aus Teilen neu aufgebaut oder nachhaltig umgebaut wurde (VU-Brücken an- oder abgebaut, Umbau von einer Version auf eine andere etc.) oder aber Evidenzen dafür bestehen, dass eine der beiden Betriebsspannungen 12 V nicht mehr in Ordnung sein könnte?

Schließlich bestünde bei ruckartigen Waagenausschlägen die Möglichkkeit, dass der Tiefpass C8 (für den rechten Motor zuständig) auf Platine 1.167.761 (mit TCA 561; solltest du noch die alte Schaltung ohne TCAs haben, entfiele diese Erklärung letztendlich) -ich meine, das seien Tantals- etwas hat, oder aber dass die mittlerweile bekannt heiklen Rifas auf dem Motorregelprint (1.067.135 mit 1 Rifa-Wickelkondensator bzw. 1.167.768 mit 3; wird schon bei MK1 verwendet!) leicht 'durchknistern', was den Regeltransistor durcheinanderbringt, bis eben einer der Rifas durchschlägt, was ich und manch anderer inzwischen 'schon' hatten. Dann zittert allerdings nichts mehr, denn der Motor kennt dann nur noch eines: Drehen, egal was die Laufwerkssteuerung sagt.


Wir können es hier also mit einem mechanischen Problem ebenso zu tun haben wie mit nicht wenig komplexen Fehlern der elektronischen Seite, weshalb uns deine möglichst genaue und zutreffende Beantwortung der oben en passant gestellten Fragen vielleicht auf die richtige Spur bringen könnte. Die oben geschilderten Problemecken sind ja keineswegs die einzigen, die in Frage kämen.

Da fällt mir noch etwas ein:
Wie verhält sich der Laden, wenn du das Band schnell vor- oder zurücklaufen lässt?

Hans-Joachim
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Erwin
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Re: B67 rechte Bandzugwaage

Beitrag von Erwin »

Hallo und Grüß Gott,
zunächst darf ich mich Vorstellen mein Name ist Erwin und bin in Garmisch-Partenkirchen zuhause. Ich bin neu hier in diesem Tollen Forum. Sehr höfflicher Ton hier gefällt mir.
Ich besitze seit über 25 Jahren eine Studer B67 die noch nie einen Defekt hatte. So nun hat es mal geknallt und ein Tantal hat sich verabschiedet. Ich hab mich recht schnell entschloßen alle Kondensatoren zu Tauschen. Nachdem auch die MP´s für die Motoren ausgelaufen sind. Alle Elko´s zuviel Kapazität hatten.
Alles Ordentlich gereinigt.
Nun beim Probelauf stellt ich fest das die Bandzugwaagen gleich nach dem Start anfangen stark zu Oszilieren genau wie Analogfan das beschreibt, Exact gleiche Symptome. Wenn ich den Bandzug für die rechte Spule reduziere (unterhalb der im Handbuch angegebenen Wert) hört das Oszilieren auch wieder auf.
Da ja die Maschine vorher diesen Fehler nicht hatte kann es ja nur mit meiner Kondensator Tauschaktion etwas zu tun haben.
Oder was meinen die Speziallisten unter euch.
Ich werde noch die Entstörkondensatoren Tauschen, und die Punkte die Hans Joachim beschieben hat Abarbeiten.
Dann werden wir weiter sehen.
Ich darf noch frohe Ostern Wünschen
Grüße Erwin
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