Wandel von analog zu digital

Hier ist Platz für allgemeine technische Fragen die sich nicht speziell mit STUDER, ReVox oder anderen Firmen beschäftigen.

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Bandsalat
Jungspund
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Wandel von analog zu digital

Beitrag von Bandsalat »

Da im Beitrag über die 76cm/sec die ganze Geschichte zum Schluß etwas Off Topic wurde, ich aber denke diese Gedanken von PhonoMax u.a. sehr wichtig sind, mache ich für diese Überlegungen einfach mal einen neuen Thread auf.

Auch ich möchte ein klein wenig meinen Senf dazugeben.

Es ist meiner Meinung nach nicht nur den Wandel von analog zu digital, sondern speziell bei Tonträgern der Trend weg von der Mechanik und zwar der allerfeinsten Mechanik!

Es gab nur wenige Firmen, die gute Mechanik konstruieren konnten. Abkupfern war dabei weitaus schwieriger als in der heutigen Technik.

Es gab für die Produkte eine zeitlich lange Modellkonstanz, meist 5 -10 Jahre. Da ergaben sich auch für die Firmen Stückzahlen, für die sich der Aufwand das Beste rauszuholen lohnte. Der Kunde - vor allem Rundfunk und Fernsehen - hat auch dafür gezahlt ( Geiz war noch nicht geil ).

Auch wenn die Überlegung etwas abschweift, für mich war so ein Knackpunkt als man 'früher' die reinsten Lautsprecherabhörorgien und Vergleichstest machte und auf einmal waren die Quäken aus dem Computer akzeptiert! Das war neu und 'innovativ' !

Produzer oder wer auch immer wollten mit neuen Möglichkeiten arbeiten und ihre Zuhörer überraschen und denen gefiel es !
Ein Intendant hat mal vor der Belegschaft im Bezug auf Sparen gesagt: "Es kann an der Technik soweit gespart werden, bis der Zuschauer/-hörer sich massiv beschwert." :shock:

Mit Geräten die sauber entwickelt und durchkonzipiert waren konnte man keinen Blumentopf mehr gewinnen. Leider muß ja bei einer Bandmaschine der letzte Draht auch wirklich drin sein, sonst kann man sie nicht an den Mann bringen - bei digtalen Wunderkisten, au weia! (Bananensoftware) und nicht nur das, haben die Programmierer sich nicht meist nur mit Effekten ausgetobt und Qualität der Grundparameter blieben auf der Strecke?

Nach Pflichtenheft oder Ausführungsvorschriften hat doch allein schon aus Kostengründen kein Hahn mehr gekräht. :evil:

Und heute sind wir bei ex und hopp angekommen.

Fairer weise muß man aber auch sehen, daß man inzwischen schon erträgliche bis gute Qualität zu sehr moderaten Preisen kriegt. Ich möchte nicht wissen, was eine Bandmaschine bei heutigen Entwicklungskosten und kurzer Marktzeit kosten würde.

Schluß mit der Jammerei.

Wir alle können an dieser Situation nichts ändern, wir können nur mittels dieses Forums und der gegenseitigen Unterstützung dazu beitragen, daß das, was wir alle an der alten Technologie so schätzen nicht in Vergessenheit gerät.

In diesem Sinne ein Hoch auf den Frequenzgang, den Bandzug, den Klirrfaktor, den Kopfspiegel, die Fremd-/Geräuschspannung, das Bremsmoment, den Gleichlauf, die Taumelung, die VM-Überhöhung, die Eintauchtiefe, die Magnetisierung, ........usw ...........usw ...............................

:lol: :lol: :lol:
Nicolas_CH
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Beitrag von Nicolas_CH »

Es geht tatsächlich vor allem darum, ob etwas bezahlbar ist und wie der Aktionär befriedigt werden kann. Ganz egal, ob ich ein Aufzeichnungsgerät baue oder eine Musikproduktion realisiere. Über allem schwebt der Wunsch der überwiegenden Mehrheit, innerhalb kürzester Frist zu angenehmem Luxus, Reichtum und Anerkennung zu gelangen.

Das erklärt beispielsweise auch, weshalb sich so viele Leute von der T-Aktie haben blenden lassen: es sollte eine sichere Sache mit hohem Gewinn sein. Leider schliessen sich diese beide Attribute nach alter Regel aus ...

Tatsache ist, dass grosse Musikproduktionen durchaus mit sehr hochwertigen Materialien und Geräten gemacht werden. Dass dahinter oft ein ordinärer PC steht (oder etwas Besser: ein Mac) ist einerseits schade, andererseits die Basis für neue Kreationen.

Tatsache ist ebenso, dass im Mainstream mit dem gringsten Aufwand gearbeitet wird. Die Luft ist dünn, die Optimierung alles, das Leasing für den tiefer/breiter Audi muss bezahlt werden, ansonsten geht die Firma hopps.

Ich denke es geht darum, die eigene Philosophie zu pflegen, diese Werte mit anderen zu teilen und diesen damit ein kleines Plätzchen in der Zukunft zu sichern.

Nicolas
Reiner Klang - ein seltenes Gut in der Jetzt-Zeit.
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A721
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Beitrag von A721 »

Schneller, breiter, höher, weiter......das Bestreben nach immer mehr in allen Lebensbereichen lässt so vieles an feinster Technik, excellenter Mechanik und unbestreitbarem Flair verblassen. "Man" begnügt sich mit deutlich weniger und wiegt sich in dem Glauben, mit einem I-Pod alles zur Verfügung zu haben, was klanglich möglich ist. Schick ist er, aber seine Halbwertzeit hat er schon überschritten (siehe oben).

Anders die uns liebgewordene Analogtechnik, da haben wir es, das Gefühl von technisch anspruchsvollsten Lösungen gepaart mit einer Feinmechanik, die ehrfürchtiges Staunen auslöst. Das Flair einer Bandmaschine, kann da MP3 oder der Festplattenrecorder mithalten - mitnichten.

Technik von vorgestern, teuer, unhandlich, das sind die Attribute, die im Zusammenhang mit der "Bewertung" von Bandmaschinen fallen. Ja und, klanglich eine Wucht, technisch top und in den ICE will ich meine A 810 auch nicht mitnehmen. Aber sie begeistern mich Tag für Tag und machen mir Freude. Und die Bandkosten, ohne überheblich zu sein, das ist es mir wert.

In diesem Sinne ein eindeutiges Votum für die analoge Bandaufzeichnung mit all´ ihren bekannten Nachteilen und ihren ebensolchen Vorteilen.
Bernd
Struppi
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Beitrag von Struppi »

Hi zusammen ,

und deswegen betreibe ich die Technik von gestern.
Mit der modernen Plastikmusik aus ihren Brüllwürfeln
kann und will ich mich einfach nicht anfreunden. :?

Ich habe mal vor kurzen einen MP3 geschenkt bekommen,
und da ein bißchen von meiner alten Musik vom Rechner
überspielt. Beim abspielen mußte ich feststellen das alles
gleich klingt. Drei Frequenzen : Hoch, Mittel, Tief, (alles gleich).
Fazit : Habe den MP3 dann weiter verschenkt. :D
Also :" Meine eindeutige Stimme für die Analoge Technik "
Gruß
Rolf
Ferrum
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Beitrag von Ferrum »

Eigentlich bin ich eher ein Freund der Digitaltechnik. Die Vorteile liegen für mich auf der Hand, aber es wir damit zu viel Mist getrieben. Viele CDs klingen mies, weil im Studio gepfuscht wird. Und viele Leute glauben, dass sie mit einer einfachen Soundkarte für 50 € den Klanghimmel erreichen, weil da mal wieder ein neuer Chip drauf ist. Noch schlimmer ist, dass viele Leute glauben, sie könnten den besseren Klang einer guten Anlage nicht raushören. Das habe ich jedenfalls schon oft im Bekanntenkreis erlebt. Denen fehlt echt die Hörerfahrung oder der Mut, es zu probieren!

Auch vermisse ich die hier schon angesprochene Konstanz. Ich habe kein Problem damit, ein oder zwei Monatsgehälter in ein Aufnahmegerät zu investieren, aber es soll dann nach 30 Jahren noch reparierbar sein und das Speichermedium sollte immer noch verfügbar sein. Das gibt es heutzutage nicht mehr.

Nach einigem Ärger bin ich letztes Jahr zu meinen Bandmaschinen zurückgekehrt. Mein Traum wäre natürlich die Studer D820X. DASH verbindet für mich sehr schön das Flair der Tonbandtechnik mit den Vorteilen der Digitaltechnik.

Selbst wenn es aber mal das für mich optimale Digitalmedium geben sollte, bleibe ich meinen Bandmaschinen treu. Sie haben halt einfach dieses Besondere. Und da die Kreationen von Revox und Studer für unterwegs nicht gut geeignet sind, habe ich dafür meine Flotte von Uher Reports. So muss ich selbst unterwegs nicht an Entzug von der Spule leiden ;-).
Ferrum
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Beitrag von Ferrum »

Ach ja, jetzt habe ich meinen Rekord getoppt. Gerade ist mein toller DVD-Videorekorder verrekt. Wenn ich mal die Versager so zusammenfasse:

Seit 1989 habe ich eigene Tonbandmaschinen und davon ist mal eine ausgefallen - ein Wickelmotor war defekt; lies sich aber reparieren.

1993 begann mein Ausflug ins Digitale. Seitdem sind mir aber 4 DAT-Rekorder und 12 CD- bzw. DVD-Rekorder verreckt, obwohl ich keine Billiggeräte gekauft habe. Jubel!!! Ich hasse diesen modernen Elektronikschrott langsam wirklich! :evil: :evil: :evil: :evil:

Aber ich bleibe ganz ruhig. Ich kaufe mir jetzt von dem Geld, das mich ein neuer DVD-Rekorder kosten würde, einen Satz Tonköpfe für meine B77. Das ist wenigstens gut investiert.
Nicolas_CH
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Beitrag von Nicolas_CH »

Die analoge(n) Technologie(n) konnte(n) über die Jahrzehnte reifen. Ausserdem wurden diese Technologien in einer Zeit entwickelt und in den Markt eingeführt, als noch kein harter globaler Verdrängungskampf stattfand und noch keine so zahlreiche und reiche Klientel so kritisch Leistung und Preis (im Internet) vergleichen und dann Geiz-ist-geil-mässig einkaufen konnte – ganz egal ob Profi oder Heimanwender.

Analog hatte seine Zeit und die war eine ganz andere, wie die digitale.

Als ADAT und Tascam mit ihren digitalen Mehrspur-Maschinen auf den Markt kamen, ändert dies die Welt der (semi-) professionellen Studiowelt in vielfacher Hinsicht. Der nächste Schritt war dann die digitale Aufzeichnung im Computer, aber da hatte man sich bereits an gewisse Unzulänglichkeiten gewöhnt – dafür bekam man ja auch gewisse Dinge, die Analog nicht kann. Tragisch, denn mit der Erfahrung aus der Computerwelt waren Installationsprobleme (mehrheitlich PC), Systemabstürze (mehrheitlich PC), Programmabstürze (PC, Mac), Softwarefehler (PC, Mac) und mehr schon akzeptiert – es gehört einfach zum Computeralltag.

Es wird schnell einmal vergessen, dass analoge Geräte üblicherweise eine klar umrissene Aufgabe haben und im Service-/Wartungsfall meist eindeutige Arbeiten verlangen. Digitale Geräte hingegen können über Updates und Plug-ins markant über sich hinaus wachsen, abgesehen von der viel grösseren Grundfunktionalität. Sie verlangen daher, dass man sich intensiv mit den Prozessen, der Technologie und deren Entwicklung auseinander setzt.

Mein Glück:
Mein Tascam DA-30 DAT-Gerät zeichnete sich durch eine grössere (!) Betriebssicherheit aus, als meine B77 MkII. Anders beim Alesis ADAT, Studer V-Eight und Tascam DA-98 (waren alles als neue Geräte bei mir im Einsatz, aber nicht mein Eigentum), die allesamt um ein 'zigfaches problematischer waren, als meine Tascam MSR-16 (16-Spur, 1/2", dbx II). Das Sonic Solutions wiederum war erstaunlich problemlos, während meine MCI 2"/16 Spur so ihre Korrosionsprobleme (Kontakte) hatte, weshalb diese oft nicht machte, was ich wollte.

Ich habe hier das Thema Klang bewusst nicht erwähnt, denn auch dieses muss man differenziert betrachten.

Aus einem anderen Bereich:
Bei meiner digitalen Videokamera von Canon fiel nach gut 2 Jahren der Bildchip aus – ausser Streifen wurde nichts mehr aufgenommen. Ein Jahr darauf eine ähnliches Problem mit der Nikon Fotokamera, die nur noch verzerrte Bilder aufzeichnete. In beiden Fällen wurde dies über die Kulanz der Unternehmen geregelt. Vergleichbares habe ich mit meinen analogen Geräten nie erlebt. Allerdings setze ich die digitalen Geräte um eine Vielfaches öfter und intensiver ein, da die Archivierung, Aufbereitung und Wiedergabe um ein Vielfaches einfacher und schneller ist. Auch hier lasse ich die qualitative Beurteilung der Bilder aussen vor.

Aus meiner Sicht gibt es kein weiss/schwarz, gut/böse und analog/digital. Die Wahrheit liegt wie so oft dazwischen. Selbst George W. Bush wird nicht nur ein Riesenar...loch sein, obwohl ich geneigt bin, ihm alles Positive abzusprechen.

Räusper ...

Nicolas
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cavemaen

Re: Wandel von analog zu digital

Beitrag von cavemaen »

Gruß an Euch!

In der ARD werden ganze Reparaturabteilungen geschlossen, welche Bandmaschinen instand setzten. Digital ist kein, leicht, Laptop-kompatibel und alles digitale arbeitet mit Datenreduktion, man hört es täglich im Radio.

Speicherchips habe eine Batterie drin, die nach 5 Jahren leer ist. Jetzt arbeitet man an CDs, die sich nach einer bestimmten Zeit selbst löschen / auflösen sollen.

Meine M15A und M21 bleiben stehen, egal was man uns an Industriemüll aufdrücken will!!
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