Lieber Struppi,
lieber Heinz Werner
(aus dem anderen Thread),
dies Thema wurde dieser Tage nebenan diskutiert:
http://mb.abovenet.de/forum2/showtopic. ... eadid=7282
selbst wenn es auch dort -wie mittlerweile leider immer wieder- an einer ordentlichen Vertiefung fehlte. Mehr als Theaterdonner ist dann in der Regel nicht, weil "wa's ja so genau ooch nich' wiss'n woll'n", od'r?
Ich bedauere das immer ein wenig, weil wir es hier ja mit Phänomenen aus technisch abgeschlossenen Epochen zu tun haben, die wir recht gut nachvollziehen und so aus diesen Übungen lernen können. Wurden doch diese Probleme bereits wissenschaftlich behandelt und durchwegs so angemessen wie wirkungsvoll bekämpft. Man kann (besser: könnte) daraus ja auch Erfahrungen für aktuellere technische Probleme ableiten; dennoch schlägt heute die allgemeine Oberflächlichkeit immer wieder zu, Gelegenheiten zum klassischen Nach-Denken verdampfen ungenützt.
Die im Thread genannten Aufsätze sind bei mir vorhanden, von Schüller existiert noch weiteres Material zum Thema.
Die Außenverpackung eines Bandes dürfte in der Regel kein Problem darstellen, Papier/Pappe ist als Material ideal, solange ausreichend dafür Sorge getragen ist, dass das Band mechanisch nicht zu sehr belastet wird. Speziell dies wurde gerade in der Rundfunklagerung oftmals nicht konsequent genug beachtet. Andererseits nahm die aggressive Reaktion des Bandmaterials auf Verknickungen hin seit den 1940ern nur ab. Die RRG klagte gelegentlich darüber, dass Bänder der Ludiwgshafener nur durch ein Verschieben des flach auf dem Tisch liegenden Wickels über einzelne Lagen 'geknickt' wie Glas brachen.
Bandwickel jedoch magnetisch und klimatisch heikel zu exponieren, bleibt in den seltensten Fällen folgenlos. Die magnetische Aufzeichnung selbst dürfte zwar nach all dem, was wir wissen, 'an sich' über kosmische Zeiträume stabil bleiben, was aber aus dem Träger der Information (also dem mechanischen und dem magnetischen) nicht 'herauszudrücken' ist. Sowohl die Trägerfolie als auch der Magnetit vergehen auf jedne Fall eher, zum Teil -wie wir heute leidvoll wissen- gerade bei Amateurs bereits bald bis vorzeitig.
Magnetisch, um zunächst dabei zu bleiben, ist jedes Feld und und insbesondere das Gleichfeld unbedingt vom Wickel fernzuhalten; je geringer die Bandgeschwindigkeit und Koerzitivität (magnetische Härte) des Bandmaterials, um so besser hat man sich gegen Gleichfelder abzusichern. Einen Kopfhörer oder ein dynamisches Mikrofon auf einem Bandwickel abzulegen, sollte einem einen Stich versetzen. Dasselbe gilt für die Ablage eines Bandes auf einer Lautsprecherbox. Wiederum findet eine Beeinträchtigung der Aufzeichnung umso leichter statt, je geringer die Bandgeschwindigkeit war, oder: Ein saftig durchmagnetisiertes Profiband mit 77 oder 76,2 cm/s muss man erstmal gelöscht kriegen. Hält man sich an die skizzierten Vermeidungen magnetischer Felder (vielleicht auch solche des Wechselstromtyps), kann von dieser Seite nichts passieren. Wechselstromfelder kann man in der Regel wesentlich entspannter sehen, muss aber auch auf der Hut sein, weil Gleichanteile im Wechselfeld verborgen sein können, sieht man einmal davon ab, dass starke Wechselfelder selbstverständlich auch Bandaufzeichnungen tilgen können, wovon bei der Bandfertigung und in Schnelllöschanlagen Gebrauch gemacht wird.
Bezüglich klimatischer Einflüsse erweist sich der Sachverhalt als komplizierter, denn da geht es relativ schnell um den Aufbau des Bandes, das allerdings seit den 1970ern wohl weltweit de facto ausschließlich als PE-Typ auf dem Markt ist, weshalb ich diesbezüglich auf die anfänglich gefertigten, und nur mehr für den ausgekochten Historiker interessanten Azetatbänder gar nicht mehr eingehe. Für das PE-Band neuerer Fertigungsgenerationen gilt ganz allgemein, dass man Hitze, Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit im Übermaß zu vermeiden hat. Man ist dann immerhin über die Lebenszeit eines Menschen (und potenziell diverser Tonkopfbestückungen) auf der sicheren Seite.
Wer sich genauer mit dem Kram beschäftigen möchte, erhält von mir gerne zwei Aufsaätze Dietrich Schüllers und den sehr beherzigenswerten Artikel des altgedienten Anwendungstechnikers (Profilager) der AGFA in München, Dr. Andreas Merkel, der mit seinen Mannen das Problem schon in den 1980ern sehr detailliert untersuchte. Das hatte damals natürlich damit nicht etwa sein endgültiges Bewenden, denn der ihn teilweise beerbende Armin Vögeding trieb diese Untersuchungen durch die 1990er bis zu seiner Zurruhestzung gerade auch in Gestalt von Archivuntersuchungen bei den bunzdeutschen Rundfunkanstalten konsequent weiter. Dabei zeigte sich, dass korrekt gelagertes, einwandfrei hergestelltes Material praktisch unverwüstlich ist. Daher gab es bei den professionellen Bändern in den Rundfunkarchiven kaum Beanstandungen.
Hans-Joachim