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A 80 mit B 67 VUs Nachrüsten
Verfasst: Sonntag 16. November 2008, 20:02
von endlandmusic
Guten Abend Allerseits,
da die B-67 Meterbridge weitestgehend mit der, der A-80 identisch ist habe ich mir gedacht, man könnte mal die A-80 mit dieser Nachrüsten.
Ich habe die A-80 MkI mit einer seltsamen Broadcast-Brücke ( eingebaute Stereolautsprecher und Anzeige der Geschwindigkeit durch rote und blaue Lampen ) aus dem ehemaligen SRDRS Bestand, die tadellos funktioniert und fantastisch klingt. Platz für die VUs wäre also da. Die A/W-Verstärkerkarten verfügen leider nicht über die Meterbridgeanschlüsse. Meine Idee:
Da ja im Prinzip alle Signale auf den Karten vorhanden sind, habe ich mir gedacht, die Signale an den Lötfahnen abzugreifen und der Meterbridge zuzuführen, oder ist es besser sich die Karten mit den Bridgeanschlüssen zu besorgen, und funktionieren die überhaupt auf dem A-80 MkI "Motherboard". Kann man die schon vorhandene Verkabelung benutzen ( die Signale werden ja praktisch schon in die Bridge hochgeführt ), bzw. ist die +24V Versorgungsspannung da schon vorhanden ? Fragen, Fragen, Fragen... horche lieber erstmal hier im Forum, ob jemand damit Erfahrung hat, bevor ich mit der wilden Bastelei und Nachmesserei anfange und das ausprobiere.
Grüesse,
Jens
Re: A 80 mit B 67 VUs Nachrüsten
Verfasst: Montag 17. November 2008, 00:18
von PhonoMax
Lieber Jens,
im Falle der standardmäßigen A80 und B67 sollte dein Ansinnen letztlich deinen Planungen entsprechend realisierbar sein, wobei du die 24V in der B67 stabilisiert aber nur in Gestalt der gesplitteten symmetrischen Betriebsspannungen vorfinden wirst. Umgekehrt stellt die A80/I zumindest grob stabilisierte 24 V bereit. Ob da noch einmal nachgeholfen werden müsste, sollten die Versuche zeigen, wenn du/wir zu belastbaren Ergebnissen ausstehender Planungen gelangt sind. Dazu würde ich nämlich ganz gerne einige Worte verlieren:
Ob die von dir skizzierten Planungen nämlich viel für sich haben, wage ich ein wenig zu bezweifeln. Dein Ansinnen läuft darauf hinaus, beide Geräte (A80 bzw. B67) eigentlich der Arbeitsweise des Amateurs mit allen ihren Mängeln anzugleichen, was weder den qualitativen Dimensionen der A80 noch denen der B67 gerecht würde.
Worauf will ich hinaus?
Das VU-Meter ist kein erstrebenswerter Pegelmessstandard. Er weist nur Probleme auf, die man besser und in Gestalt der Spitzenspannungsmesser nach BBC-, Nordic- oder DIN-Vereinbarungen umgeht. Außerdem schreit doch eine professionelle Bandmaschine förmlich nach einer halbwegs vernünftig angelegten Schnittstelle zwischen den Zuträgern für die Aufzeichnungen und ihren Abnehmern: Ein Mischpult ist Grundlage und Schaltstelle einer Aufnahmeanlage und sollte daher mit einer quasi frei durch das System schaltbaren Pegelmesseinrichtung versehen sein, die höheren Ansprüchen gerecht wird.
Wenn du dir das Konzept der vergleichsweise kleinen und noch nicht unübersichtlich gewordenen, überdies zu B67 und A80 gehörenden Pulte 169 und 269 ansiehst, weißt du, was ich meine. Diese, die Szene seinerzeit übrigens gehörig aufmischenden Pulte weisen in der bei den zentraleuropäischen Rundfunk- und Platteninstituten zumeist verwendeten Form die besagten Spitzenspannungsmesser mit entsprechendem Dynamikbereich auf, der die vergleichsweise begrenzten 20 dB Anzeigeumfang der VU-Meter ebenso überschreitet, wie die für hochwertige Audioaufzeichnungen ungeeignete Integrationszeitkonstante der VU-Meter (250 bis 300 ms) der geforderten Hochwertigkeit wegen deutlich (10 ms nach DIN) unterschritten wird. Nur mit solchen Messeinrichtungen kann das analoge Magnetaufzeichnungsverfahren hochwertige Ergebnisse gewährleisten.
Du hast offensichtlich erhebliche Einsichten in den technischen Hintergrund der hochwertigen, analogen Tonaufzeichnung. Du weißt dir -so schließe ich aus deinem Post- weitreichend zu helfen. Ich lege dir deshalb herzlich nahe, von deinen fachlichen Einsichten 'aggressiv' Gebrauch zu machen und das VU-Meter außen vor zu lassen, wie das Studer in späterer Zeit auch bei Einbauten entsprechender Messeinrichtungen in Bandmaschinen zumindest insofern handhabte, als die Messgeräte hinsichtlich der Integrationszeit als PPMs arbeiten konnten. Was diesen Messwerken meist aber immer noch abgeht, ist die Logarithmierung der Anzeige (also die Erweiterung des Anzeigeumfanges auf über 50 dB), die aber bei der Beherrschung des analogen Speichers überaus hilfreich, im Zuge der Eigenproduktion (also nicht nur der Abspeicherung bereits vorweg überwachter Signale ab Platte, Rundfunk oder CD) letzten Endes aber schlicht notwendig ist.
Ich diskutiere das Wie hier mit dir gerne, obgleich ich schon vor längerer Zeit sowohl hier als auch in anderen Formen dazu 'referiert' habe. Interessierte Mitleser und Diskuonkels (vielleicht auch -tanten) gibt es sicher ebenfalls. Dies gilt umso mehr, als die sinnvolle Einbeziehung professionellen Geräts mit seinen niedrigen Eingangsimpedanzen (A80 und B67 dienen da 5 bis 8 kOhm an) und den mitunter recht hohen Nutzpegeln in eine Heim- bzw. Liebhaberperipherie nicht immer ganz fallstrickfrei bleibt. Zusätzlich empfiehlt es sich aber auch, die Vorteile der bei den Profis ja weitreichend normierten Pegel soweit irgend möglich zu nützen, um klassischen Über- und Untersteuerungen aus dem Wege zu gehen, ja im Betrieb bei gewissem Nachdenken über die Signalführung fast zu jeder Zeit zu wissen, wo in der Anlage wann mit welchen Pegeln (und welcher Übersteuerungsfestigkeit) zu rechnen ist. Wenn man dann an den kritischen Orten auch noch messen kann, weil der Aussteuerungsmesser 'dorthin' geschaltet werden kann, --- tja, was wollte man mehr.
Wollen wir uns daher einmal das 169 im Hinblick auf Konzept und PPM-Aussteuerungsmesser (da gibt es jede Menge von Alternativen) einmal gemeinsam ansehen, um deine Pläne auf zwei Beine zu stellen?
Die Hochwertigkeit des Magnetbandverfahrens, die ja 'anscheinend' fast unabhängig von der Magnetbandqualität bereits ab dem Beginn der 1950er gesichert war, stand und fiel mit der Qualität der Aussteuerungsmessung. Insofern liegt hier nun wirklich einer der Schlüssel, welcher....
Hans-Joachim
Re: A 80 mit B 67 VUs Nachrüsten
Verfasst: Montag 17. November 2008, 12:06
von endlandmusic
Hallo Hans Joachim,
erstmal vielen Dank für die schnelle Antwort.
Ich hatte schon vor einiger Zeit hochinteressiert Deinen Post zum Thema Aussteuerung gelesen. Natürlich sind VUs zum professionellen Aussteuern nicht geeignet. Das Nachrüsten mit den B-67 VUs hat auch nur einen eher optischen Hintergrund.
In der Tat ist das vernünftige Einpegeln des Musiksignals ein sehr grosses Problem für mich.
Die A-80 hängt bei mir als letztes Glied "Sahnehäubchen" direkt symmetrisch +10dB am D/A-Wandler einer rein digitalen Musikproduktionskette als Mastermaschine. Dieser Sound ist einmalig und hat für mich nur wenig mit dem vielbeschworenem "Warmmachen" von Digitalproduktionen mit esoterischen Röhrengeräten von mehreren 10.000 eur zu tun. Ich denke diese Batterien von Geräten dienen eher zur Beruhigung vieler Produzenten...Ich mag einfach den Sound der leichten Bandsättigung, die Anreicherung mit geraden Harmonischen und die leichten Phasenverschiebungen durch die Kanaltrennung. Da braucht man keine weiteren Effektgeräte oder Psychoakustikprozessoren.
Aber nun zurück zum Problem : Meine Programme ( Benutze einen Mac-Pro Quad mit Logic Pro )verfügen zwar über hervorragende Aussteuerinstrumente mit allem Schnick-Schnack, einstellbarer Ansprechzeit usw. PPM und RMS, Phasenlage usw... Bringt aber nichts, wenn die CPU-Last hochschnellt, und das ganze Ding hinterherläuft, ausserdem traue ich dem Ganzen nicht so richtig. Habe nach Einstellen ( Pegeltongenerator des Programmes auf 0dB, Einpegeln des Interfaces, dann die A80 und mit einer C-270 kalibriert nachgemessen )
ganz gute Ergebnisse erzielt. Muss aber trotzdem den Rechnerpegeln vertrauen und Pegele quasi halbblind nach Trial- und Errorprinzip, was natürlich wieder Amateurmässig ist und die Resourcen der A-80 nicht nutzt. Ich möchte auch dem Originalsignal nicht gleich mit Peaklimitern zu Leibe rücken, benutze diese nur zum Abfangen von Peaks und nicht zum "Lautermachen". Ich habe auch die Alternative mit den RTW / NTPs o.ä. in Erwägung gezogen. Diese gehen aber nur bis +3dB ( Nordic +6dB ) was für die Aussteuerung einer A-80 mit Pop / Dancemusik natürlich Peanuts ist. ( MOL bei EMTEC 911 bis zu 11dB ) und sie auch natürlich nur im oberen dB Bereich richtig Druck macht.
Ich habe auch mal einen Behringer Ultracurve Pro ( totaler Schrott ) zum Metern dazwischen gehängt, ohne Worte...
Hast Du einen Vorschlag ? Gab es nicht mal einschleifbare Rauschunterdrückungssysteme mit velässlichen Metern? Muss ich doch wieder ein Mischpult benutzen ? Wenn ja welches kleinere erschwingliche Pult hat vertrauenswürdige PPMs ?
Nach wie vor Fragen, Fragen, Fragen...
Grüesse,
Jens
Re: A 80 mit B 67 VUs Nachrüsten
Verfasst: Montag 17. November 2008, 18:16
von PhonoMax
Lieber Jens,
a priori weiß man in der Regel ja nichts, ist auf Vermutungen angewiesen, da man die näheren Umstände man gemeinhin erst hinterher erfährt.... Gut aber, dass man von ihnen hört.
Es gibt etwas, das deinen Aussteuerungsmessansprüchen unmittelbar gerecht werden könnte und zusätzlich durch meine Erfahrungen 'geadelt' ist, denn ich habe mit zwei entsprechenden Aussteuerungsmessern am 269 rund ein Jahrzehnt gearbeitet: Es ist dies der 1109 von RTW, der neben der üblichen Ausstattung (20-dB-Taste, 301 Anzeigeelemente, Helltastung wesentlicher Skalenmarken, Memofunktion) auch eine Anzeige bis +10 dB(!), sowie eine zwischen 1 und 10 bzw. 0,1 und 10 ms umschaltbare Integrationszeitkonstante besaß. Er besaß sie deshalb, weil dieses Messgerät inzwischen schon seit Jahren nicht mehr gefertigt wird. Dies dürfte auf die nicht mehr erhältlichen Anzeigeröhren zurückzuführen sein, weshalb der Erwerb auch eines gebrauchten Gerätes nicht unkritisch ist. Sollte die Röhre nämlich defekt sein -bei mir trat dieser Schaden bei einem der beiden Geräte bereits auf-, gibt es keinen Ersatz mehr. Ansonsten lässt sich natürlich im Selbstbauverfahren allerlei aufbauen, wozu allerdings anzumerken ist, dass in deinem Falle die 10 ms -du willst im Gegensatz zu mir, dem Klassikmann, die Sättigungen hören- ein sehr sinnvoller Kompromiss sind. Denn misst man nach Nordic (5 ms, wenn ich mich recht erinnere) hört man von der Sättigung zu wenig, weil dann selbst Impulse von 1 ms Dauer mit minimalem Pegelverlust (ca. 3-4 dB) angezeigt werden.
Hans-Joachim
Re: A 80 mit B 67 VUs Nachrüsten
Verfasst: Dienstag 18. November 2008, 20:58
von Alfred
Hallo Jens,
falls du es im Internet nicht schon gefunden hast, so kannst du
http://www.vintagetools.de/ nachschauen. Dort gibt es das besagte 1109 E noch gebraucht zu kaufen. Ist ne seriöse Quelle hab dort auch schon gekauft.
Gruß Alfred
Re: A 80 mit B 67 VUs Nachrüsten
Verfasst: Dienstag 18. November 2008, 22:11
von endlandmusic
Hallo Alfred,
Hallo Hans Joachim,
erstmal Merci vielmal für die Tipps.
Schätze dieses Teil wird unter dem Weihnachtsbaum liegen, auch der Preis ist absolut o.k. . Was haltet Ihr von dem RTW DV-300 ? Geht auch bis +10dB, hat zwar LEDs, können aber dafür nicht kaputt gehen.
Es steht jetzt noch die Einbindung einer Telcom C4 an. Das mit der Pegelabsenkung/anhebung um 2dB ist logisch ( Danke Alfred für die "Aufkleber" ). Würde die RTW intuitiv vor der Encodierung ( Einheit Maschine-NR-Unit ) einschleifen, damit auch beim Monitoring der richtige Pegel angezeigt wird. Zum Glück kann ich die Outboardkette komplett in Studiopegel anlegen; es sind keine Consumerteile dazwischen. Es gibt nichts komfortableres. Ich muss dann nur noch meinem Firewireinterface noch irgendwie anerziehen, permanent auf +10dB zu gehen, ohne dass ich rechnerseitig noch pegeln muss.
Da ich den Platz in der Brücke nun für das RTW benötige, ist der Einbau der B-67 Brücke somit hinfällig.
Nochmals vielen Dank für die ultrakompetente Hilfe.
...und weil es so schön ist, so gut klingt und es soviel Spass macht, damit zu arbeiten ist demnächst etwas 1" - 16 Spur mässiges auf der Anschaffungsliste.
Bis dann,
Jens
Re: A 80 mit B 67 VUs Nachrüsten
Verfasst: Mittwoch 19. November 2008, 00:09
von PhonoMax
Lieber Jens,
Das LED-DV von RTW kenne ich natürlich nicht, wogegen die 301 Anzeige-Elemente des 1109 eine Ablesequalität ermöglichen, die mich als altklassischen Lichtzeigerliebhaber schon korrumpieren konnten... Wichtig ist bei einem Aussteuerungsmesswerk für analoge Zwecke die Integrationszeit, um abschätzen zu können, was abgeht. Wenn das Messwerk nun auch nicht einen Frequenzgang vom Typ des heute allerdings unüblichen "IRT-Kleiderbügels" besitzt und über die 20-Taste verfügt, lässt es sich ja auch glänzend auch für Einmesszwecke verwenden. Früher -so belegen die Braunbuchspezifikationen- senkte man die Empfindlichkeit eines Aussteuerungsmessers im tiefen und hohen Frequenzbereich ja ab.
In deinem Falle stellt sich angesichts deines erklärten Zieles der Hörbarkeit des analogen Magnetofones die Frage, was du mit einem TelcomC4 (bitte zwei Stereo-Züge bzw. einen 4-Kanal-Einschub für simultenen Vor- und Hinterbandbetrieb) beabsichtigst. Telcom ist ja nur in zweiter Linie ein Rauschminderer. In erster Linie steht hinter der fast grotesken Steigerung des Geräuschspannungsabstandes beim analogen Speicher ja der Versuch, den Klirrfaktor des Systems auf die Größenordnungen herabzudrücken, die man vom Mikrofonverstärker verlangte. Man reduzierte daher bei der Verwendung von Telcom-Kompandern in der Regel die Aussteuerung, obgleich der Rundfunk hierzulande und diesbezüglich ja bei Einführung der Stereofonie schon einiges an Gehirnschmalz verströmt und den guten Friedrich Krones zu einem neuen Band genötigt hatte, mit dem dann in Europa die ominösen 514 nWb/m ihre Urständ feiern durften.
Man ging also mit Telcom selbst unter stereofonen Bedingungen wieder auf 320 nWb/m zurück, womit der Klirrfaktor bei VA unter 1 % zu halten war. Vergessen sollte man dabei nicht, dass Mikrofonaufzeichnungen (ich setze dabei selbstverständlich professionelle Kondensatormikrofone voraus) mit einem Geräuschspannungsabstand von mehr als 80 dB nur unter sehr günstigen Bedingungen zu erzielen sind.
Um jenes Klirrfaktorziel nicht zu gefährden, legte man bei TelcomC4 den Kennlinienschnittpunkt in die Vollaussteuerung, wodurch die Kompression im Aufnahmezweig die Aussteuerung oberhalb von 0 dB (=VA) um den Kompressionsfaktor reduziert: Überschreitet man also den VA-Pegel um 3 dB, stellt das Aufnahme-Telcom der Bandmaschine nurmehr einen Pegel von 3 / 1,5 = + 2 dB zur Verfügung, reduziert also die Aussteuerung der Bandmaschine um den Faktor 1,5. +6dB werden damit zu +4, +9 zu +6dB. Das wird bei Wiedergabe natürlich exakt rückgängig gemacht reduziert aber Sättigungen erheblich und fordert von dem, der Sättigungen hörbar machen will, eine im kritischen Bereich um den Faktor 1,5 erhöhte Aussteuerung. Im dB-Maß versteht sich...
Das unterscheidet Telcom übrigens nachhaltig vom Dolby A, weil dieses infolge seiner gebogenen Kennlinien höhere Pegel unbearbeitet passieren lässt und seine Wirkung erst unterhalb von etwa - 15 dB entfaltet. Insofern wäre zu überlegen, ob du angesichts deiner Erwartungen nicht mit einem Dolby A besser bedient wärest. Dafür jedoch kommen neue Probleme über den Horizont, da auch Dolby A eigene Erwartungen an den Nutzer hat. Du musst deine Bandmaschine dann nämlich pegel- und frequenzgangmäßig im Bestzustand halten. Ein munterer Wechsel zwischen den wenigen noch erhältlichen Bandtypen ist dann Vergangenheit, regelmäßige Einmessungen bzw. Einmessungskontrollen der Bandmaschine selbstverständliche Pflicht, wann immer neue Bänder erworben werden. Dolby SR ist kein Auswweg, weil diese Aufbohrung des A-Prinzips auf Telcom antwortet und dir faktisch dieselben Klippen bezüglich der Hörbarkeit der Bandsättigungen in den Weg legt...
Hans-Joachim
Re: A 80 mit B 67 VUs Nachrüsten
Verfasst: Freitag 13. Februar 2009, 14:15
von endlandmusic
Hallo Hans Joachim,
ich möchte kurz zwei Monate danach mal mitteilen, wie es mit meinen Aussteuerungsproblem, der Meterbridge und der C-4 gelaufen ist.
Die Meterbridge kommt jetzt dahin, wo sie hingehört, in eine B-67 MK I. Ich muss mir da zwar jetzt die Verkabelung selber zusammen puzzlen, ist aber kein grösseres Problem, da Erich alle benötigten Stecker an Lager hat.
In der Tat haben mir Deine Ratschläge einen unschätzbaren Dienst erwiesen, hier nochmal herzlichen Dank dafür; vor Allem die Sensibilisierung zum Thema Studiopegel und Aussteuerung.
Das RTW 1109 ist sehr schwer zu bekommen, bin aber an einem dran. Bis dahin behelfe ich mir mit einem Studer A 710, demnächst ein A 721 im kalibrierten Betrieb. Das geht bis +8db und erreiche damit ganz zufriedenstellende Ergebnisse. Alles Andere mit Rechnerpegeln und Pegeln des A/D Wandlers kann man total vergessen, total unzuverlässig und ungenau, obwohl die von der Auflösung und der Optik professionellen Anforderungen schon entsprechen. ( Apple Logic Pro / Focusrite Wandler / Apogee Duet ). Vielleicht sollten die Hersteller hier mal ansetzen.
Für meine Zwecke, die Bandsättigung hörbar zu machen, liefert die Telcom C-4 eher unbefriedigende Ergebnisse. Man hört die Arbeitspunkte, deutlich sogar im Hochtonbereich.
Etwas besser geht es mit Bändern, die bei geringeren Pegeln in die Sättigung gehen, wie PER 528, es klingt aber nicht so transparent, wie das SM 911 oder SM 900 ( mein Favorit )
Habe auch eine Profi dbx-Einheit ergattert. Werde demnächst nochmal einmessen und schauen, was damit passiert.
Ansonsten liefert die A-80 einen unglaublichen Sound, der süchtig macht und regelmässig Gänsehaut verursacht. Ich habe schon zwei Songs darauf gemastert ( ohne Telcom ) und die Rauschfahnen rausgegated. Die haben beide keinen leisen Passagen, sodass ich keine Rauschverminderung benötigte, aber irgenwann ist mal eine Ballade dran

In diesem Sinne,
winterliche Grüsse aus den Bergen,
Jens
Re: A 80 mit B 67 VUs Nachrüsten
Verfasst: Freitag 13. Februar 2009, 22:55
von PhonoMax
Lieber Jens,
herzlichen Dank einmal für dein Hutziehen vor meinen Bemühungen; ich weiß zwar, was ich warum weiß, trotzdem ist die Freude, jemand anderem halbwegs unaufdringlich Einsichten in tatsächliche Zusammenhänge vermittelt und ihn so zur Äußerung seines Danks 'angestiftet' zu haben, ein Erlebnis, das ich meinerseits dankbar registriere.
Der RTW-1109 kämpft auch mit der Unerfreulichkeit, dass die Anzeigeröhre nicht mehr erhältlich ist. Der Übergang zwischen zwei technologischen Speicherverfahren erweist sich immer als ein Vabanquespiel, weil das digitale und das magnetisch-analoge Speicherverfahren Systemgrenzen besitzen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und infolgedessen im Überlastfall mit sehr eigenen Problemen antworten, die man grundsätzlich nicht über einen Kamm scheren kann. Wenn dann auch noch spezifische Probleme von dir aufgrund deiner musikalischen Gestaltungswünsche -historisch gesehen artfremd(!!; die technische Fortentwicklung arbeitete von 1940 bis 1990 ausschließlich in die entgegengesetzte Richtung)- in das Verfahren getragen werden, ist das Ergebnis mit einer Messeinrichtung eines Typs nicht mehr zu kontrollieren. erwarte also von den Messeinrichtungen nicht zuviel.
Ich bin deshalb nicht undankbar, dass meine Aufnahmepraxis mich selten in solche Grenzfelder geführt hat, weil meine einschlägigen Heimaten (ich bin klassischer musiker, Organist und Liebhaber historischer Forschung...) derlei musikalische Gestaltungsformen nicht kennen. Man hatte schon Ärger genug mit Blockflötenensembles oder elektronisch durchaus abteuerlich erzeugten Musica-viva-Signalen und den -interessanten- Folgen des Ohr- und Systemklirrfaktors. Aber das ist ein eigenes Thema.
Mit TelcomC4 wirst du größte Probleme haben, den Bandklirrfaktor (Sättigung ist die Potenzierung dieses Problems) zu mobilisieren. Telcom wurde konzipiert, um erstmals in der Geschichte der analogen Schallspeicherung auf Magnetband, Klirrfaktor und Restrauschen des Speichers auf jene Größenordnungen zu drücken, die von Mikrofonen und ihren Verstärkern gefordert werden. Du willst zumindest hinsichtlich des Klirrfaktors das exakte Gegenteil. Unter deinen Voraussetzungen sind auch SM900, ja 468 und 911 bereits problematisch, weil du die Sättigungen, die du anstrebst, möglicherweise nicht in der geplanten Weise erzeugen können wirst. 525 (sic!) wäre da geeigneter, 528 bleibt ja hinsichtlich der Aussteuerbarkeit auch nur etwa 2 dB hinter 468/911 zurück.
Welche "Arbeitspunkte" hört man bei TelcomC4? Wenn du ein Band über einen Kompander sättigst, wird der bei Wiedergabe natürlich nicht mehr mit dem korrekten Pegel zur Rekonstruktion des Originalsignals angesteuert. Das ist kein Problem von Telcom, sondern des Kompanderverfahrens generell. Möglicherweise hast du hier auch den ansonsten prinzipbedingt sehr unkritischen Telcom-Baustein schlicht übersteuert. Wenn du sättigen willst, rate ich vom Kompandereinsatz prinzipiell ab. Der dürften auch angesichts des Dynamikumfanges der betroffenen Musikrichtigungen nicht nötig sein, weil die Geräuschspannungsabstände bei noch schwach gesättigtem Band (3 % Klirrfaktor) schon um 75 dB liegen.
Hinsichtlich des SM900 und seiner Eignung für Bandsättigungsgenerierungen empfehle ich folgenden Aufsatz deiner Aufmerksamkeit:
Götz Corinth und Friedrich Engel, Ein analoges Magnetband-System höchster Dynamik unter Verwendung aktueller Bandentwicklungen, in: Michael Dickreiter, Bericht 18. Tonmeistertagung Karlsruhe 1994. München-London 1995, S. 868-876.
Du hast bei deinen Versuchen mit Sicherheit nicht die Sättigung des Bandes, sondern die der Aufnahmeverstärker wahrgenommen. Außerdem befürchte ich, dass du die drei genannten Bandtypen im fliegenden Wechsel, ohne Neujustage der Vormagnetisierung verwendet hast. Das kann man natürlich machen, sollte sich dabei aber darüber Rechenschaft ablegen, was alles geschehen kann. Mir ist nicht so ganz wohl dabei.
Hans-Joachim