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A67 - thermische Kontrolle?
Verfasst: Sonntag 21. Dezember 2008, 14:09
von mAts
Hallo liebe Leute,
heute Nacht hat nach einer offensichtlich zu stark beanspruchenden Spul-Session der rechte Motor meiner A67 den Geist aufgegeben - nichts ging mehr. Jetzt - etwa 12 Stunden später - ist alles wieder so, als ob nichts gewesen wäre.
Gehe ich recht in der Annahme, dass es da eine Art Überhitzungsschutz gibt?
Oder habe ich meiner Maschine doch etwas böses angetan...
Danke und liebe Grüße
mAts
Re: A67 - thermische Kontrolle?
Verfasst: Sonntag 21. Dezember 2008, 19:19
von mAts
...ojegerl...
Ich fürchte ich kann mir selber antworten: nein es dürfte da wirklich etwas nicht in Ordnung sein, denn soeben passierte es wieder - aber diesmal während einer Aufnahme. Der Motor für die rechte Spule fiel einfach aus, damit stoppte die Maschine.
Weiß vielleicht jemand, was da sein könnte?
Für jeden Tipp dankbar (und zusätzlich ein wenig traurig) zeichnet
mAts
Re: A67 - thermische Kontrolle?
Verfasst: Sonntag 21. Dezember 2008, 19:55
von PhonoMax
Lieber Mats,
dafür -zum Spulen- ist die Dame da. Die Regensdorfer sahen dabei aber keinerlei thermische Absicherungen vor, die angesichts der minimalen Eigenwärme einer A67 auch die eidgenössisch-hausväterliche Ökonomie des sachverständigen Willi Studer massiv herausgefordert hätte. Ein derartiges 'Feature' wäre von ihm in persönlicher Demarche (wie das Kopfträgerauslauflager der A77) schlicht untersagt worden.
Sofern in deinem Gerät gleichzeitig nicht irgendwoanders auch noch 'defecta' aufgetreten sind, kommen ein paar Dinge in Betracht, die deine Symptomatiken erfüllen könnten.
Frage: Kannst du Schaltzeichnungen insoweit lesen, dass du ungefähr weißt, was am Ort des Geschehens geschieht? Wenn ja, nimm die Schaltungen der A67 vor, um nachvollziehen zu können, wovon ich spreche.
Die Wickelmotorregelung erfolgt bei der A67 im Leistungsteil ganz ähnlich wie die Tonmotorregelung einer A77, es ist also Elektronik im Spiel. Beginnen wir mit dem leistungselektronischen Bereich unmittelbar am Motor, so kommen Kontaktstörungen beispielsweise oxidierter Steckkontakte am Print "Spooling Motor Control Right" in Frage. Hier gibt es offensichtlich eine zehnpolige und eine vierpolige Steckfassung, die bei {b]spannungsfreiem[/b] Gerät wenigstens einmal anzuziehen und -bitte richtig- wieder aufzustecken wären. Bei der B67 sieht das etwas anders aus, was bei Studer oftmals Gründe hat, die hier genau die sein können, die du beobachtet hast.
Bei dieser Gelegenheit sollte man den Print vielleicht aus dem Gerät nehmen (zwei Schrauben am Winkel) und einer genauen optischen Kontrolle dahingehend unterziehen, ob LÖtkontakte gerissen sind. Erwärmt sich so ein Gebilde nämlich, ist dann mit Spannungsunterbrechnungen entweder im Ansteuer- oder Leistungsbereich zu rechnen, was zu unerwünschter Betriebsruhe führen kann. Potenziell nachlöten.
Der 0,47µ-Wickelkondensator ist wahrscheinlich ein Kollege der eidgenössischen Rifa-Front (Wickelkondensator in PVC-Wanne mit Kunstharz verklebt) und mittlerweile auch in den Wechseljahren. Diese Herrn (bei der B67 gabs dann davon mehr, und bei A77 und B77 lernt man sie auch kennen) neigen im Klimakterium infolge interner Schlüsse zu Rauchzeichen und mit Geräusch- und Geruchsentwicklung einhergehender Betriebseinstellung. Insofern kann man sich überlegen, ob man sie wechselt, wenn man die Platine schon mal draußen hat. Leider (gottlob) hielten sich auch die Schweizer an metrische Rastermaße, weshalb die Kondensatoren (wahrshceinlich auch hier) 20 mm Rastermaß haben und man sie heute schwer bekommt. 22,5 m geht aber auch, wenn man die Beine geeignet hinbiegt. Wenn das Rifa-Gehäuse Craquelé-Spuren aufweist, ist bereits Feuer auf dem Dach. Dann führt am Tausch kein Weg vorbei.
Der MP-Kondensator zur Erstellung der Hilfsphase kann schwerlich etwas haben, weil der sich bei Defekten in seiner Kapazität nicht so erholt, dass er nach 12 Stunden arbeitete wie eh' und je.
Das Ansteuersignal für den Leistungsteil jedoch, weist wieder zwei Positionen auf, wo in thermischer (aber nicht geplanter) Abhängigkeit eine temporäre Betriebseinstellung denkbar wäre:
Es beträfe dies zunächst die bei der A67 noch recht rudimentär ausgeformte Bandzugeinstellung 1.067.760, die aus lediglich zwei Pots auf einem an "Tape Transport Control" (1.067.761) angesteckten Print mit zwei Trimmern 10 kOhm besteht. Trimmer gehören zu jenen Bauelementen, die bei Studer-Revox über ein Leben in ökologisch belasteten Klimaten hin ganz gerne 'wegfaulen' (vgl. die in der Szene absolut zutreffend kursierenden Elko-, Poti- aber auch Rifa-Geschichten aus dem Regensdorfer und Löffinger Hause), sofern nicht aggressiv hochwertiges Material (A80 oder spätere Großgeräte) verbaut wurde. Sollte Studer hier -ich kenne die A67 nicht aus eigener, detaillierter Anschauung- tendenziell simple Trimmerle verbaut haben, die bereits ordentlich Oxid ansetzten, könnte uns hier in Gestalt von R4 ein 'Kantonist' gegenüberstehen.
Weiterhin gibt es auf Tape Transport Control noch eine Schadensmöglichkeit, die bis zu einem gewissen Grad 'Erholungspotenzial' haben könnte: Der vermutlich als Tantal gebaute 'Entstörkondensator' C16 (tilgt 'Spikes' und verlangsamt DC-Pegeländerungen) könnte gestern defekt geworden sein und einen Kurzschluss verursacht haben, der das Steuersignal für den rechten Wickelmotor blockierte. Nach dem neuerlichen Einschalten heute war er dann völlig hin und existiert nun gleichsam nicht mehr, weshalb die Maschine wieder so zu laufen scheint wie geplant. Ein vergleichbares Szenarium ist auch mit einem Elko an seiner Stelle denkbar, so dass der Blick an diesen Ort lohnt, wenn die anderen Maßnahmen erfolglos bleiben.
Generell empfehle ich bei einer Maschine der Bauarten ab A67/A700/B77 und dieses Alters, 'einfach 'mal' sämtliche internen Steckverbinder einmal abzuziehen und korrekt wieder aufzustecken, um auf diese Weise Oxide in den Verbindern 'abzustreifen'. Oft hilft schon das. Ein Freund des branchengängigen, ziellosen Herumplanschens mit Tuner600 bin ich nicht. Man hat danach durchwegs mehr Probleme als zuvor.
Hans-Joachim
Re: A67 - thermische Kontrolle?
Verfasst: Sonntag 21. Dezember 2008, 20:07
von mAts
Hallo werter Hans-Joachim,
und abermals herzlichen Dank für die rasche Rückmeldung! Ich werde mir Deine Anleitung ausdrucken und durcharbeiten. Sobald ich fertig bin (eher nicht vor Weihnachten?..), gebe ich Bescheid.
Danke und liebe Grüße
mAts
Re: A67 - thermische Kontrolle?
Verfasst: Sonntag 21. Dezember 2008, 21:18
von PhonoMax
... aber bitte mit Vorsicht, bevor dir die auch im Alter gefährliche Dame einen verpasst, der dich nicht mehr aufstehen lässt: Es stehen allenthalben nicht notwendigerweise kreislauffördernde 230 Volt an.
Hans-Joachim
Re: A67 - thermische Kontrolle?
Verfasst: Sonntag 21. Dezember 2008, 23:21
von mAts
Hallo lieber Hans-Joachim,
wieder herzlichen Dank - ich konnte es doch nicht abwarten zumindest in einem kurzem Versuch den Fehler laut Deiner präzisen Beschreibung zu lokalisieren - wenn ich auch vor Weihnachten nicht mehr dazu kommen werde, ihn zu reparieren.
...
Der 0,47µ-Wickelkondensator ist wahrscheinlich ein Kollege der eidgenössischen Rifa-Front (Wickelkondensator in PVC-Wanne mit Kunstharz verklebt) und mittlerweile auch in den Wechseljahren.
Diese sehen auf beiden Platinen eigentlich ziemlich frisch aus - aber: unter diesen Beiden gibt es je ein etwa 1,5cm langes, braunes Würstchen (ein weiterer Kondensator?) welches in Betrieb auf der Platine für den linken Motor kalt bleibt, während es rechts so heiß wird, dass man es tunlichst nicht mehr angreift. Und da bleibt der Motor auch schon stehen. Zusätzlich sieht es so aus, als ob dieses Würstchen auf der Platine bereits ein paar unfeine Spuren hinterlassen hätte. Mehr kann ich erst erkennen, wenn ich die Platine dann wirklich ausbaue und tausche.
Da ich heute schon müde bin, gehe ich nun mit dem Gedanken beseelt schlafen, den Fehler eingekreist zu haben...
Lieben Dank und Grüße
mAts
Re: A67 - thermische Kontrolle?
Verfasst: Montag 22. Dezember 2008, 11:31
von PhonoMax
Lieber Mats,
der 0,47-µ-Wickelkondensator sieht namentlich für das ungeübte Auge noch lange frisch aus, solange nämlich, bis er mit den beschriebenen Symptomen hochgeht. Die Craquelé-Risse erkennt man erst nach Ableistung des zweiten Bildungsweges. Die Frage ist also, ob es sich um einen Rifa handelt oder nicht.
Hinsichtlich des Motorleidens sind wir durch deine Zusatzbeobachtung des sehr heiß werdenden Hochlastwiderstandes R3 möglicherweise bereits nahe am Problem.
Frage:
Ich vermute, dass die Bandzugwaagen deiner A67 links und rechts bei Bandlauf nicht annähernd (± 5 mm) auf derselben Höhe stehen, sondern die rechte gar am oberen Anschlag anliegt. Ist dem so? Werden auch Transistor MJ411 und der Gleichrichter sehr heiß?
Dass die thermischen Prüfungen mit dem Finger bitte bei spannungslosem Gerät durchgeführt werden, versteht sich 'an sich' von selbst, denn am Gleichrichter liegen auf der primären Seite immerhin bis zu 90 Volt an, die bereits weit im lebensgefährlichen Bereich liegen. Von den anderen Netzspannnung führenden Stellen in der A67 einmal ganz abgesehen.
Verfahrensbedingt darf sich der Widerstand zwar durchaus erwärmen, so heiß aber, dass er sich auslötet (das vermute ich bei dir nun), darf er nicht werden.
Die wahrscheinlichste Ursache ist eine durchgeschlagene Emitter-Kollektorstrecke des Leistungstransistors MJ411, der deshalb auf jeden Fall zu überprüfen ist. Das lässt sich auch so durchführen, dass man dem MJ411 die Basisansteuerung nimmt. Dann sperrt er, und der rechte Motor müsste still stehenbleiben, ohne dass R3 irgendwelche Hitzereaktionen zeigt. Eine weitere Prüfungsmethode besteht darin, die rechte Bandzugwaage bei laufendem Band vorsichtig in die obere Endstellung zu bringen. Der rechte Wickelmotor müsste dann immer schwächer werdend zum Stillstand kommen. Das wird aber sicher nicht geschehen. (Die Maschine schaltet ab, sobald der Bandbewegungssensor nicht mehr ordnungsgemäß arbeiten kann.)
Sollte sich beim Leistungstransistor alles als einwandfrei erweisen, würde ich mich als nächstem Verursacher dem Gleichrichter zuwenden. Einen -immerhin möglichen- Defekt des Motors schließe ich aber aus, weil der dann überhaupt keine Arbeit mehr verrichten würde. Brennte der Motor durch -extrem seltener Fall-, träte kraft des Regelungsprinzips kein Stromfluss mehr auf, eine für die heftige Erwärmung des Widerstandes R3 notwendige Leistung würde nicht mehr aufgebracht. Ist übrigens das Platinenbasismaterial durch die Widerstandshitze schon verfärbt?
Sollte hier alles ok sein, könnte natürlich auch ein Defekt an der Bandzugwaagenelektronik rechts vorliegen, so dass der Leistungstransistor quasi regulär vollständig durchgesteuert wird. Doch das sieht man sich dann an, wenn die obigen Probleme abgearbeitet sind.
Im gegenwärtigen ZUstand wirkt der Transistor wie ein Draht, weshalb der Widerstand R3 auf Dauer so belastet wird wie bei den größten Belastungen des Motors (Anfangsbeschleunigungen sehr schwerer Bandwickel), die prinzipbedingt nur kurzzeitig auftreten.
Hans-Joachim
Re: A67 - thermische Kontrolle?
Verfasst: Sonntag 11. Januar 2009, 22:02
von mAts
Hallo liebe Leute,
ich hoffe, auch Ihr seid gut nach 2009 gerutscht und das Christkind war zumindest halb so lieb zu Euch, wie zu mir...
Da die Feiertage nun endgültig vorüber sind, kann ich mich wieder ruhig und gelassen meiner Arbeit widmen.
PhonoMax hat geschrieben:der 0,47-µ-Wickelkondensator sieht namentlich für das ungeübte Auge noch lange frisch aus, solange nämlich, bis er mit den beschriebenen Symptomen hochgeht. Die Craquelé-Risse erkennt man erst nach Ableistung des zweiten Bildungsweges. Die Frage ist also, ob es sich um einen Rifa handelt oder nicht.
Diesen Rat werde ich mir zu Herzen nehmen - ich habe auch schon eine Quelle für diese Bauteile aufgetan, obgleich dies in Wien gar nicht so leicht ist.
Frage:
Ich vermute, dass die Bandzugwaagen deiner A67 links und rechts bei Bandlauf nicht annähernd (± 5 mm) auf derselben Höhe stehen, sondern die rechte gar am oberen Anschlag anliegt. Ist dem so? Werden auch Transistor MJ411 und der Gleichrichter sehr heiß?
Ja. War alles, wie von Dir beschrieben. Ich habe diese Bauteile (Gruppen mit 0,47-µ-Wickelkondensator) aus meinem Ersatzteillager (gleiche Maschine, ein paar Seriennummern älter) herausgenommen und getauscht. Jetzt funktioniert nach meiner Beobachtung alles einwandfrei.
Dass die thermischen Prüfungen mit dem Finger bitte bei spannungslosem Gerät durchgeführt werden, versteht sich 'an sich' von selbst, denn am Gleichrichter liegen auf der primären Seite immerhin bis zu 90 Volt an, die bereits weit im lebensgefährlichen Bereich liegen. Von den anderen Netzspannnung führenden Stellen in der A67 einmal ganz abgesehen.
Diese Warnung kommt zu spät

Ich bin eigentlich auch als Eletrotechniker ausgebildet (steht zumindest am Zeugnis) und habe mir dennoch an einer Stelle einen ziemlich schweren Schlag versetzen lassen, wo man allgemeinhin wirklich nicht damit rechnen würde ...
an den Gehäusen der beiden Gleichrichter(?!) oben.
Die wahrscheinlichste Ursache ist eine durchgeschlagene Emitter-Kollektorstrecke des Leistungstransistors MJ411...
Diesen habe ich ebenfalls ausgetauscht.
Wiederum herzlichen Dank für die vorbildliche Hilfestellung und liebe Grüße
Schüler mAts