Verfasst: Sonntag 8. Mai 2005, 13:42
Hapert es mit dem generellen Verständnis, lieber Ralf,
oder mit dem speziellen des A810-Falles? Die A810 ist ja im Wesentlichen ein absolut traditionelles Magnetophon, dessen Bedienungseinheiten -und das in jeder Hinsicht- Gebrauch von den Möglichkeiten digitaler Informationsverarbeitung machen, will sagen: Sowohl die Bedienung durch Anwender wie Wartungsprersonal wird durch digitale Bedienungsorgane verändert, was den Durchblick nicht in jeder Hinsicht erleichtert.
Sofern du akzeptierst, dass du es 810-intern mit elektronischen Potis zu tun hast, kannst du eine A810 einmessen wie jedes andere Bandgerät auch. Ohne Rechnerbeteiligung.
Du benötigst jedoch neben Kenntnissen in der Sache (zum Prinzip und zur A810) grundsätzlich ein ordentliches Millivoltmeter, ein X/Y-ansteuerbares Oszilloskop und einen Sinusgenerator. Mit dem Multimeter, deren Gleichrichtung oft schon bei wenigen hundert Hertz die Waffen streckt, kommst du nicht weit. Das reicht also nicht. Ob dieses Millivoltmeter (bitte eines mit der Anzeigeintegrationszeit eines Zeigermesswerkes, du wirst sonst durch die ständig wechselnden numerischen Anzeigen eines DVM 'wahnsinnig'), dieser Tongenerator und das Oszilloskop auf dem Rechner simuliert werden oder als 'Hardware' vorhanden sind, spielt keine Rolle; zuverlässig müssen sie sein.
Tonkopfjustagen sind eine delikate Sache, je amateuriger, umso unerfreulicher. Nun ist die 810 in dieser Hinsicht ein professioneller Vertreter der bei Studer in Kopffragen von Anbeginn untadeligen Firmentradition. Die konnten diesbezüglich etwas. Kopfträger der A810 sind hochpräzise Frästeile, die alles bieten, was die zeitgenössische Technik vermochte. Dennoch ist nach jedem (!) Kopfträgerwechsel die Arbeitspunkteinstellung zu überprüfen, weil Verstärker (+Hf-Oszillator), Köpfe und Band (mechanisch und elektrisch!!!) eine kritische Einheit bilden, also gemeinsam (!) ein recht scharfes Qualitätsmaximum aufweisen. Dieses muss immer kontrolliert werden, vor allem dann, wenn eine Komponente ausgetauscht oder verändert wurde. Also: "Festplatte raus und Festplatte rein, sitzt, geht", ist leider (oder gottlob??) nicht.
Von einem kompletten Austausch eines einzelnen Kopfes würde ich an deiner Stelle (bitte um Vergebung: das ist mein Eindruck aus den von dir beschriebenen Problemen) zunächst einmal die Finger lassen, und vorab Erfahrung mit der Einmessprozedur einfacher Art erwerben. Du wirst sicher zuerst genug unter den Verwirrungen leiden, die dir die Speicherfunktionen der 810 bereiten. Denn vor denen sind nicht einmal die Studermannen sicher, wie kürzlich einmal offenbar wurde, als eine offiziös gewartete 810 auftauchte, die auf der NAB-Position nach IEC entzerrte. Und das bei der fast pathologischen Sorgfalt, die man dort an den Tag legt.
Ich empfehle dir -wie so vielen anderen vor dir- den Erwarb folgenden nur antiquarisch
(z. B.: http://www.zvab.com ) verfügbaren Buches:
Engel, Friedrich, Schallspeicherung auf Magnetband. Leverkusen 1975 (154 Seiten + unpaginierte Seiten; es gibt/gab auch eine Kurzversion, die meine ich nicht!).
Dazu vielleicht noch
Bommel, Peter van, Die Entzerrung in der magnetischen Schallaufzeichnung. Leverkusen 1973.
Du weißt dann zur letzten Entwicklungsstufe des Magnetbandgerätes Bescheid, danach geschah nichts Epochales mehr, die Hersteller beschränkten sich auf die Polituren an den Bedienungsoberflächen und geringe Verbesserungen am Band, die sich aber letztlich auch als Kreisverkehr erwiesen, da man sich bereits an den physikalischen Grenzen des Verfahrens befand.
Schon AGFA 468 war ein hervorragender, beispielhafter Kompromiss, der noch zu Aktivitätszeiten des Magnetbandpioniers der späten 1940er Friedrich Krones (a Weaner in Lävakusään...) konzipiert und bis in die letzten Tage der EMTEC in München gefertigt wurde ...
Lerne bitte die vorbildlichen Datenblätter der dahingeschiedenen Bandhersteller AGFA/BASF/EMTEC lesen, damit du deiner Maschine dazu verhelfen kannst, das zu tun, wozu ihre Konstrukteure sie befähigten. Ich unterstütze dich dabei.
Schließlich solltest du dir folgenden Seiten vom Server der Deutschen Welle herunterladen, wo sie sich noch immer befinden:
http://www9.dw-world.de/rtc/infotheque/ ... agrec.html
http://www9.dw-world.de/rtc/infotheque/ ... dures.html
(übergeordnete Seite mit weiteren Submenüs:
http://www.dw-world.de/dw/0,,3907,00.html )
Die Flow-Chart dort (procedures.html) gibt natürlich alles erdenkliche einer Totaleinrichtung von Adam und Eva an wieder, was in praxi nicht durchgeführt werden muss, wenn eine Maschine halbwegs ordentlich beieinander ist. In der Regel reicht es, sich um Spaltsenkrechtstellung, Pegel und Frequenzgang, sowie den/die Arbeitspunkte zu kümmern. Ohne Bezugsband ist aber bereits diese Einrichtung nur eingeschränkt möglich. Auswege gibt es (z. B. für die Spaltsenkrechtstellung: Wiedergabe des Bandes von der Rückseite); diese jedoch sind zeitraubend, von begrenzter Genauigkeit und Quelle der Verwirrung; insofern bestenfalls dritte Wahl.
Zur Einmessung gab es -unter meiner intensiven Beteiligung- mehrere sehr instruktive Threads im Bendlinschen und Harandtschen Magnetbandforum, die ich deiner Lektüre empfehle, was man ja in diesem Forum sicher darf, zumal in jenen Diskussionen auch aktiv gefragt wurde, was dir bestimmt mehr aus der Seele spricht als mein derzeit einseitiges Gefasel. Also dort unter "Einmessung" suchen.
Ansonsten sind die "Operating and Service Instructions" der A810 in meinem Besitz, obgleich ich nie eine solche Maschine besaß, da ich seit 1984 digital speichere, davor aber schön und ausschließlich analog arbeitete. Wenn du mir berichtetest, wo es genau hakt, könnte gewissen Problemen schon abgeholfen werden. Dies jedoch setzt hinreichend solide Fachkenntnisse auf beiden Seiten voraus.
Hans-Joachim
oder mit dem speziellen des A810-Falles? Die A810 ist ja im Wesentlichen ein absolut traditionelles Magnetophon, dessen Bedienungseinheiten -und das in jeder Hinsicht- Gebrauch von den Möglichkeiten digitaler Informationsverarbeitung machen, will sagen: Sowohl die Bedienung durch Anwender wie Wartungsprersonal wird durch digitale Bedienungsorgane verändert, was den Durchblick nicht in jeder Hinsicht erleichtert.
Sofern du akzeptierst, dass du es 810-intern mit elektronischen Potis zu tun hast, kannst du eine A810 einmessen wie jedes andere Bandgerät auch. Ohne Rechnerbeteiligung.
Du benötigst jedoch neben Kenntnissen in der Sache (zum Prinzip und zur A810) grundsätzlich ein ordentliches Millivoltmeter, ein X/Y-ansteuerbares Oszilloskop und einen Sinusgenerator. Mit dem Multimeter, deren Gleichrichtung oft schon bei wenigen hundert Hertz die Waffen streckt, kommst du nicht weit. Das reicht also nicht. Ob dieses Millivoltmeter (bitte eines mit der Anzeigeintegrationszeit eines Zeigermesswerkes, du wirst sonst durch die ständig wechselnden numerischen Anzeigen eines DVM 'wahnsinnig'), dieser Tongenerator und das Oszilloskop auf dem Rechner simuliert werden oder als 'Hardware' vorhanden sind, spielt keine Rolle; zuverlässig müssen sie sein.
Tonkopfjustagen sind eine delikate Sache, je amateuriger, umso unerfreulicher. Nun ist die 810 in dieser Hinsicht ein professioneller Vertreter der bei Studer in Kopffragen von Anbeginn untadeligen Firmentradition. Die konnten diesbezüglich etwas. Kopfträger der A810 sind hochpräzise Frästeile, die alles bieten, was die zeitgenössische Technik vermochte. Dennoch ist nach jedem (!) Kopfträgerwechsel die Arbeitspunkteinstellung zu überprüfen, weil Verstärker (+Hf-Oszillator), Köpfe und Band (mechanisch und elektrisch!!!) eine kritische Einheit bilden, also gemeinsam (!) ein recht scharfes Qualitätsmaximum aufweisen. Dieses muss immer kontrolliert werden, vor allem dann, wenn eine Komponente ausgetauscht oder verändert wurde. Also: "Festplatte raus und Festplatte rein, sitzt, geht", ist leider (oder gottlob??) nicht.
Von einem kompletten Austausch eines einzelnen Kopfes würde ich an deiner Stelle (bitte um Vergebung: das ist mein Eindruck aus den von dir beschriebenen Problemen) zunächst einmal die Finger lassen, und vorab Erfahrung mit der Einmessprozedur einfacher Art erwerben. Du wirst sicher zuerst genug unter den Verwirrungen leiden, die dir die Speicherfunktionen der 810 bereiten. Denn vor denen sind nicht einmal die Studermannen sicher, wie kürzlich einmal offenbar wurde, als eine offiziös gewartete 810 auftauchte, die auf der NAB-Position nach IEC entzerrte. Und das bei der fast pathologischen Sorgfalt, die man dort an den Tag legt.
Ich empfehle dir -wie so vielen anderen vor dir- den Erwarb folgenden nur antiquarisch
(z. B.: http://www.zvab.com ) verfügbaren Buches:
Engel, Friedrich, Schallspeicherung auf Magnetband. Leverkusen 1975 (154 Seiten + unpaginierte Seiten; es gibt/gab auch eine Kurzversion, die meine ich nicht!).
Dazu vielleicht noch
Bommel, Peter van, Die Entzerrung in der magnetischen Schallaufzeichnung. Leverkusen 1973.
Du weißt dann zur letzten Entwicklungsstufe des Magnetbandgerätes Bescheid, danach geschah nichts Epochales mehr, die Hersteller beschränkten sich auf die Polituren an den Bedienungsoberflächen und geringe Verbesserungen am Band, die sich aber letztlich auch als Kreisverkehr erwiesen, da man sich bereits an den physikalischen Grenzen des Verfahrens befand.
Schon AGFA 468 war ein hervorragender, beispielhafter Kompromiss, der noch zu Aktivitätszeiten des Magnetbandpioniers der späten 1940er Friedrich Krones (a Weaner in Lävakusään...) konzipiert und bis in die letzten Tage der EMTEC in München gefertigt wurde ...
Lerne bitte die vorbildlichen Datenblätter der dahingeschiedenen Bandhersteller AGFA/BASF/EMTEC lesen, damit du deiner Maschine dazu verhelfen kannst, das zu tun, wozu ihre Konstrukteure sie befähigten. Ich unterstütze dich dabei.
Schließlich solltest du dir folgenden Seiten vom Server der Deutschen Welle herunterladen, wo sie sich noch immer befinden:
http://www9.dw-world.de/rtc/infotheque/ ... agrec.html
http://www9.dw-world.de/rtc/infotheque/ ... dures.html
(übergeordnete Seite mit weiteren Submenüs:
http://www.dw-world.de/dw/0,,3907,00.html )
Die Flow-Chart dort (procedures.html) gibt natürlich alles erdenkliche einer Totaleinrichtung von Adam und Eva an wieder, was in praxi nicht durchgeführt werden muss, wenn eine Maschine halbwegs ordentlich beieinander ist. In der Regel reicht es, sich um Spaltsenkrechtstellung, Pegel und Frequenzgang, sowie den/die Arbeitspunkte zu kümmern. Ohne Bezugsband ist aber bereits diese Einrichtung nur eingeschränkt möglich. Auswege gibt es (z. B. für die Spaltsenkrechtstellung: Wiedergabe des Bandes von der Rückseite); diese jedoch sind zeitraubend, von begrenzter Genauigkeit und Quelle der Verwirrung; insofern bestenfalls dritte Wahl.
Zur Einmessung gab es -unter meiner intensiven Beteiligung- mehrere sehr instruktive Threads im Bendlinschen und Harandtschen Magnetbandforum, die ich deiner Lektüre empfehle, was man ja in diesem Forum sicher darf, zumal in jenen Diskussionen auch aktiv gefragt wurde, was dir bestimmt mehr aus der Seele spricht als mein derzeit einseitiges Gefasel. Also dort unter "Einmessung" suchen.
Ansonsten sind die "Operating and Service Instructions" der A810 in meinem Besitz, obgleich ich nie eine solche Maschine besaß, da ich seit 1984 digital speichere, davor aber schön und ausschließlich analog arbeitete. Wenn du mir berichtetest, wo es genau hakt, könnte gewissen Problemen schon abgeholfen werden. Dies jedoch setzt hinreichend solide Fachkenntnisse auf beiden Seiten voraus.
Hans-Joachim