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A77 mit Dolby B

Verfasst: Sonntag 29. März 2020, 22:49
von OttoPaul
Meine sehr gut eingemessene Revox A77 Mk.IV will ich eventuell durch eine Revox A77 Dolby ersetzen.
Hat jemand im Forum Erfahrung mit der Klangqualität von richtig eingesetztem Dolby B?
Lohnt sich dieser Tausch von der Klangqualität her?
Ich höre meisten klassische Musik.

Schon einmal danke für "sachdienliche Hinweise".

Otto Paul

Re: A77 mit Dolby B

Verfasst: Dienstag 31. März 2020, 14:37
von cavemaen
Ja, Dolby war nicht besonders effektiv, dafür waren die ICs teuer.

Die Japaner nutzten daher ihr eigenes DBX und Profi's bei Rundfunk, TV und einige betuchte Studios arbeiteten mit Dolby A, später Dolby SR oder Telcom C4 mit teilweise Kompatibilität.*
(Telcom C4-DM Karten passen in Dolby-Racks)

Sammler suchen Revox mit Dolby zum Hinstellen, aber damit codierte Bänder sind nicht kompatibel, um auf normalen Maschinen abgespielt zu werden und fanden ein Nischen-Dasein.

Dolby C setzte sich aber bei Kassettengeräten durch und wesentlich besser, als die B-Version.

Telefunken bot damals den HighCom CN 750 Kompander an, was im Studiobereich gerne zur Klarheit bei Choraufnahmen genommen wurde, kaum aber als Rauschunterdrücker.

War ein Parallelprodukt, um mit Dolby B+C mithalten zu wollen.


*Telefunken hatte seinerzeit im Profisektor Dolby verkauft und stellte fest, dass das System verbesserungswürdig war und machten daraus ihr Telcom C4 (Frequenzband wird auf 4 Frequenzen gesplittet und getrennt bearbeitet).

Das untersagte man aber Telefunken und entzog denen den Vertrieb.

Dennoch übernahm Dolby die Idee von Telefunken und machte aus dem Dolby A dann Dolby SR, soweit nur mal ganz am Rande....

R.

Re: A77 mit Dolby B

Verfasst: Dienstag 31. März 2020, 15:00
von A721
Eine sehr gut eingemessene A77 Mk IV, vorzugsweise nur Halbspur und 19 cm/s, Aufnahmen perfekt ausgesteuert, würde ich einer Dolby B-Variante vorziehen. Selbst hatte ich jahrelang eine B77 DOL und habe zuletzt nur ohne Dolby aufgenommen. Zugegeben, bei klassischer Musik kann in bestimmten Situationen ohne Dolby und bei entsprechendem Pegel ein Rauschen wahrgenommen werden, was gegenüber der ansonsten dolbyfreien Aufnahme aus meiner Sicht vernachlässigbar ist.

Übrigens, Willi Studer war nie ein Freund von Dolby in seinen Bandmaschinen. Von daher ist es vielleicht erklärbar, dass die Dolby-Ausführung der B77 nur eine kurze Bauzeit hatte und nur in der Mk I-Variante erhältlich war.

Re: A77 mit Dolby B

Verfasst: Dienstag 31. März 2020, 18:41
von revfan
...klingt bei anspruchsvoller Musik echt sch....

Ich hatte 2 A77 (MK III und MkIV) mit Dolby B, aber allein der Dynamikverlust von 3 dB bei der Aussteuerung macht die Dolby-Version für Klassik uninteressant.
Dolby B hat bei Unterhaltungsmusik durchaus seine Berechtigung, um von 19 auf 9,5 herunterzugehen. 9,5 klingt ist bei Klassik aber nur selten akzeptabel, etwa bei langen UKW Aufnahmen.

Da ist hier Dolby A oder besser Dolby SR oder Telefunken C4 über externe Geräte gefragt


revfan

Re: A77 mit Dolby B

Verfasst: Mittwoch 1. April 2020, 10:33
von dago
Es bleibt natürlich die Frage, ob man einen Dynamikunterschied von 3dB überhaupt hören kann. :D

Grüße
Rainer

Re: A77 mit Dolby B

Verfasst: Sonntag 5. April 2020, 12:16
von revfan
Das sollte man, wenn es ums Thema Rauschen und Tonband geht, schon noch hören. Sonst tut es auch ein mp3 Player und man kann viel Geld sparen -3dBu am VU Meter sind immerhin ca 30 Prozent Aussteuerungspegel weniger.

Das war aber auch nur ein Beispiel. Von den unsäglichen Rauschfahnen gerade bei klassischer Musik will ich gar nicht reden.

Mein klares Fazit als ehemaliger Besitzer von 2 Dolby A77 (aus Sammelgründen habe ich eine behalten): wenn man ernste Musik hören will: Finger weg, die Dolbyplatinen überbrücken (dazu finden sich irgendwo im Netz Anleitungen) und wieder auf "Normalpegel" gehen oder hochwertige externe Rauschunterdrückungssysteme einschleifen.

Beste Grüße auch in Coronazeiten

revfan

Re: A77 mit Dolby B

Verfasst: Sonntag 5. April 2020, 19:36
von dago
Zu dem Thema wäre vielleicht einmal nachfolgende Abhandlung interessant.

http://medi.uni-oldenburg.de/download/d ... lmeier.pdf

Im Idealfall hören wir einen Lautheitsunterschwied von 1 dB

Grüße
Rainer

Re: A77 mit Dolby B

Verfasst: Dienstag 7. April 2020, 20:36
von revfan
Darum geht es hier aber gar nicht. Es geht um das "Kaschieren" des Bandrauschens an leisen Stellen.

Um die Zahl dimensionsmäßig einzuordnen, ist vielleicht ganz interessant, dass nach einem Test der A77 Dolby in der Zeitschrift Hifi-Stereophonie Anfang der 70-er Dolby B bei 9,5 cm auf dem DIN Eingang und mit dem DIN Normband den Ruhegeräuschspannungsabstand "nur" um rund 6 dB (das ist allerdings das Doppelte) und über den Aux-Eingang um rund 9 dB verbessert hat. Da sind 3 db, die man bei der Aufnahme ganz ohne klangliche Störungen durch das Dolby B weiter aufmachen kann, was zu einem geringeren hörbaren Rauschen führt, also eine ganze Menge. Da "frisst" Dolby B beim Tonbandgerät - wohl anders als beim Kassettenrekorder - einen schönen Teil seines Vorteils wieder auf.

Aber wie gesagt, die Dynamik ist nur ein Teilaspekt. Ich wollte eigentlich nur darauf hinweisen, dass dann, wenn man Dolby etwa wegen der Rauschfahnen ohnehin nicht nutzt, also ausschaltet, eine normalen A77 mehr liefert, als ein Dolbygerät. Der Vorteil des Dolby B bestand in den geringeren Bandkosten pro Minute bei reduzierter Geschwindigkeit - und Klangqualität.

revfan

Re: A77 mit Dolby B

Verfasst: Dienstag 7. April 2020, 20:56
von revfan
P.S.: das bezieht sich natürlich nur auf Dolby B, nicht auf die professionellen und früher privat unerschwinglichen Dolby A und später Dolby SR oder auch Telkom C4. Letztere beiden liegen bei der Dynamik in etwa auf dem gleichen Level wie eine rein digitale CD (früher: DDD).

revfan

Re: A77 mit Dolby B

Verfasst: Mittwoch 8. April 2020, 10:56
von OttoPaul
Den erfahrenen Experten hier im Forum danke ich für ihre Einschätzungen. Ich habe mich aufgrund der
Beiträge hier entschlossen, meine A77 Halbspur 19 cm/s zu behalten und nicht gegen eine Variante mit Dolby B zu tauschen.