Das STUDER und ReVox Forum

Hallo Allerseits,

von einem Freund habe ich jetzt eine Revox B77 hier stehen.
Das Gerät stand bei seinem Bruder gute 10 Jahre unbenutzt in einem beheiztem Keller.

Das Gerät habe ich geöffnet und zunächst einmal gründlich entstaubt und den Staub vorsichtig abgesaugt.

Bevor ich es eingeschaltet habe, hab ich im Internet die drei Motoranlaufkondensatoren und einen Revisionssatz für das Netzteil bestellt. Auf dem Netzteil habe ich dann die beiden Gleichrichter und die zwei 2200µF Elkos, sowie die zwei weiteren 47µF Elkos gegen neue ausgetauscht, die Sicherungshalter gereinigt und zwei neue Sicherungen eingesetzt.
Dann das Gerät eingeschaltet, der Capstainmotor lief auch sofort an, jedoch war eines der beiden VU-Meter-Leuchtmittel defekt. Mitgeliefert wurde eine große Tonbandspule ca. 26 cm Durchmesser, randvoll mit Band, sowie eine gleich große Leerspule. Beide haben die letzten 10 Jahre ebenfalls im Keller verbracht.

Die Leuchtmittel habe ich bestellt und beide erneuert.

Nun zum eigentlichen Problem:
Die linke Rolle ist voller Band. Wenn das Band, so wie es sich gehört, eingelegt und an der Leerrolle rechts eingespannt ist, wird es bei Wiedergabe zunächst mit gutem Gleichlauf abgespielt. Die vorhandene Aufnahme klingt sehr dumpf, was aber möglicherweise am alten Band liegen kann.
Bei schnellem Vorlauf aber drehen sich die beiden Tonbandrollen extrem langsam, sowohl im Vorlauf wie auch im Rücklauf, wenn das Band dann endlich irgendwann komplett auf die rechte Spule aufgespult ist.
Entnehme ich das Band aus der Tonkopfvorrichtung und spule direkt von Spule zu Spule, dreht es sehr schnell, die Lichtschranke neben den Köpfen habe ich natürlich dabei abgedunkelt.

Was kann hier das Problem sein?
Bin für jede Hilfe dankbar.

Viele Grüße

Peter

Hallo Peter,

Pitterchen hat geschrieben: Donnerstag 3. Dezember 2020, 17:52 .....drehen sich die beiden Tonbandrollen extrem langsam, sowohl im Vorlauf wie auch im Rücklauf, wenn das Band dann endlich irgendwann komplett auf die rechte Spule aufgespult ist....
.........und spule direkt von Spule zu Spule, dreht es sehr schnell.....

wie sieht danach die Bandführung aus? Ablagerungen/Bandabrieb?
Du schreibst von einem alten Band welches auch dumpf klingt. Handelt es sich eventuell um ein Schmierband?

Gruß

Bandabrief setzt den Kopfspalt zu und die Maschine klingt sehr dumpf bei reduziertem Pegel, das ist ein Punkt wimit Karl Recht hat.

Im Laufe der Jahre ändern sich Arbeitspunkte aufgrund Bauteile-Alterung und eine Revision steht an, die man fast nie selbst machen kann.

Eine Grundrevision (alle Schaltungen überholen) lohnt aber auch nur, wenn die Tonköpfe noch brauchbar sind vom Verschleiß her, sonst hat man rasch einen wirtschaftlichen Totalschaden vor sich!

Bitte erstmal Finger weg von den Tonkopfeinstellungen, denn da wird erfahrungsgemäß als erstes dran herumgefingert.

Mein Rat:
- Tonköpfe reinigen
- alle Netzteilspannungen überprüfen
- alle Parameter gemäß Handbuch prüfen
- Bandzüge nicht verstellen!
- unbekannte Potis bitte ignorieren
- Maschine mit Bandführungen entmagnetisieren
- Bezugsband (kann auch billigeres Messband sein) auflegen*
- Wiedergabepegel mit geeignetem Pegelmesser / Peakmeter prüfen.

Alle Schmierbänder entsorgen (backen hilft nur dem Stromanbieter) oder retour zum Verkäufer.

Wenn der Audioteil revidiert wurde (fast immer auch Potis ersetzen), kann man zum Aufnahmeteil wechseln und Einmessen - dazu sind neben Messmitteln auch Erfahrung nötig, besonders Bezugsbänder (*) für jede Geschwindigkeit und passender Entzerrung.

Dazu gibt es hier im Forum genügend Anleitungen und Beispiele, oder einen netten User aus dem Norden, der mit seinem Equipment dabei hilft...

Gruß,

Rudy

Wenn ein Schmierband die Bandführung "zusaut" würde es erklären wieso umspulen so lange dauert. Hatte ich schon bis zum Stillstand so klebte das Band an den Fùhrungen bzw in der Tonkopfvorichtung.
Peter schrieb ja, dass es von Spule zu Spule schnell ging...

Grüße

ciao Peter
Deiner Aussagen zufolge denke ich das es um ein Schmierband handelt. Meistens kann Play erfolgen, aber schnelles Vor und Rückspulen bringt im Extremfall das Band zum Stillstand.
Aber das sieht man ja auch am Abrieb und den verschmutzen Tonköpfe an (vor allem Lösch und Aufnahmekopf und da muss mit Isopropanol (in der Apotheke erhältlich) die Tonköpfe und die Bandführungen (wie von Rudy schon gesagt) gründlich reinigen.

Vielen Dank für Eure aufschlußreichen Antworten.

Mein Freund hat das oben beschriebene Band wieder mitgenommen und mir bei der Gelegenheit ein kleineres mitgebracht.
Zwischenzeitlich habe ich im hohen Norden den sehr umfangreichen komplett Revisionssatz bestellt.
Gestern bin ich mit den Arbeiten fertig geworden, alles funktioniert soweit sehr gut. Ob sich das Problem mit dem Spulen durch den Revisionssatz erledigt hat oder ob es nun doch am kleineren Band liegt, kann ich derzeit nicht sagen.
Auf jeden Fall spult die Maschine wie verrückt.

Als das Gerät zu mir kam, klappte die Aufnahmefunktion nicht, soll heißen, die Taste "REC" zeigt überhaupt keine Funktion.
Den Tastensatz habe ich gereinigt und die Funktion der einzelnen Tasten ist bis hin zum Vielfachstecker messbar.
Die Tasten funktionieren also und der "Kabelbaum" ist auch OK.
Durch den Einbau des Revisionssatz bin ich davon ausgegangen, dass sich das Problem von alleine löst, das war aber leider nicht der Fall.
Die "REC" Taste verbindet sich über einen violetten und einen grünen Draht mit der Tape Drive Control Platine. Von dort aus geht es über den grünen Draht "PIN 1" zu R43, 3K9 Ohm. Der violette wandert über "PIN 3" zu R40, ebenfalls 3K9 Ohm.
IC 4, SN74LS02AN habe ich daraufhin ausgelötet, einen Sockel eingesetzt und einen neuen Baustein "T74LS02B1" aus meinem Fundus eingesteckt.
Die "REC" Taste verweigert weiterhin ihren Dienst.

Leider ist die Platine so eingebaut, dass Messungen nur schwer möglich sind.
IC 1, 74LS00N, habe ich leider nicht vorrätig, ebenso IC3, SN74LS279AN.

In der Anlage habe ich Bilder der Tape Drive Control Platine eingefügt. Das erste Bild zeigt die Platine vor der Revision, das zweite danach.

Viele Grüße

Peter
Vielleicht hat hier jemand eine Idee, wie ich weiter vorgehen soll.

Hallo Peter,
um die Aufnahmefunktion zu aktivieren, müssen die Tasten REC und PLAY gleichzeitig gedrückt werden. Natürlich müssen auch die Kippschalter REC-L und REC-R auf ON stehen (bei Mono-Aufnahme nur einer von beiden). Vielleicht ist das schon die Lösung deines Problems.
Roland