Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

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Naviflux125
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Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von Naviflux125 »

Hallo zusammen,

wie einige von euch in meinem Vorstellungsbeitrag bereits mitbekommen haben, haben meine Mutter und ich bei meinem Großvater im Keller ein Tonband gefunden, welches vermutlich schon sehr alt ist.
Wir waren am Ausräumen der Wohnung und haben uns den Keller zeigen lassen und dabei haben wir willkürlich eine Tüte mitgenommen, um zu sehen, was sich darin verbirgt.
In der Tüte befanden sich diverse Tonfolien und zwei Tonbänder:
IMG_20210220_232221_copy_1024x512.jpg
Die Tonfolien, die mir bis dahin unbekannt waren, habe ich bereits auf dem Plattenspieler angehört. Für mich sind das ja normale Schellackplatten, nur eben daß der Grundkörper eine Metallplatte ist, auf die dann die weichere Schicht mit der Aufnahme drauf kommt.
Auch das Tonband auf der 18er Spule habe ich bereits "abgehört".
Die Tonfolien lagern nun nicht stehend wie vorgegeben, sondern liegend bei mir im Schrank, wo sie geschützt vor Sonneneinstrahlung und
Wärmeschwankungen sind. Dies mache ich, da ich zu große Angst habe, daß die Schachtel umkippen könnte.
Doch nun zurück zum eigentlichen Thema:
Noch tiefer im Karton befand sich eine weitere Schachtel mit folgendem Inhalt:
IMG_20210220_224405_copy_1024x512.jpg
IMG_20210220_224538_copy_1024x512.jpg
IMG_20210220_224405_copy_1024x512.jpg
Das Band scheint uralt zu sein, diese Bauart war mir bis dahin unbekannt und ich bin froh, daß es sich beim ersten Herausnehmen nicht abgespult hat. Später sind mir dann noch die in den Bobby eingestantzten Buchstaben "DRP" aufgefallen.
Daher frage ich mich, ob ich hier wirklich ein Band aus den Zeiten des dritten Reichs in den Händen halte.

Das erste, was ich wohl machen werde ist, den Rat von euch zu befolgen und das Band auf eine Metallspule aufzuwickeln. Danach möche ich kurz mal reinhören. Da ich kein Gerät habe, was eine Geschwindigkeit von 76 bzw. 77cm/s hat, werde ich sie durch ein paar Tricks wie zb. elektronisch erhöhen.
Vielleicht ist auf dem Band etwas spannendes drauf, oder mein Opa hat das alte Tonband auf das Neuere überspielt, welches ja auch mit in der Tüte lag.

Ich bin auf jeden Fall schon ziemlich gespannt darauf und möchte mich schonmal im Voraus für eure Unterstützung und nützlichen Tipps bedanken, wie ich denn nun am besten mit dem unbekannten Band weiter verfahren soll.

Viele Grüße dem Schwarzwald

Leon
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cavemaen

Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von cavemaen »

Hallo Leon!

Das Band bitte nur in erfahrene Hände geben bei jemanden mit geeigneter Abspielmaschine!

Die beschriebenen Platten sind Matrizzen, aus denen später Töchter galvanisiert wurden zum Pressen von Schallplatten.

Unter einer Lupe kann man die Matrizzennummer in der Auslaufrille erkennen.
Alte aus dem Reichsrundfunk (RRG) stammende Aufnahmen wurden von innen nach außen geschnitten und benötigen eine extrem breite Nadel / Saphir und laufen oft mit 78 Umdrehungen, enweder in Seiten oder Tiefenschriftverfahren.

Solche Platten incl. Decelith Schallfolien der RRG habe ich kistenweise umgespielt und dem Deutschen Rundfunkarchiv in Frankfurt übergeben.

Beispielbilder solcher "Decelith-Recorder:
1946.jpg
1937.jpg
Model-16X.JPG
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MikeA77
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von MikeA77 »

Auf einem Bild erkenne ich den Aufdruck "Ulmer Ton-Studio". Dazu passend eine Anzeige aus dem Jahr 1952, die vielleicht einen Hinweis auf die Herkunft der gefundenen Teile gibt:

Plattenschneiden
vom Band besorgen wir für Sie.
Schneide-Erfahrung seit 1933!
Für Händler Rabatt!
ULMER TON-STUDIO
ULM/Donau, Herrenkellergasse Nr. 16


Mike
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cavemaen

Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von cavemaen »

Das Band oben hat sogar noch den kleinen und sehr seltenen Bobbie der RRG drin, wie er auf alten Bildern der AEG K4 zu sehen ist:
1.jpg
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cavemaen

Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von cavemaen »

Es gab eine Vielzahl von Tonschreibern, darunter die Decelithfolienschneidegeräte, welche damals auch für Reportagen verwendet und in fast allen Ländern der Welt verbreitet waren.

Mit die bekanntesten kamen von Presto, Fairchild, Radiotone, RCA, SaJa (Sander & Janzen), Siemens, Bosch, Telefunken, Westrex Scully und Neumann.

Neumann Schallplatten-Schneidebänke waren mit die besten und neben Scully (Dänemark) am verbreitesten hier in Deutschland und Westrex war berühmt für die bekanntesten Schneideköpfe neben denen von Neumann.

Aber man muß unterscheiden zwischen Folienschneidegeräten und professionellen Scneidebänken von mehren Zentnern Gewicht!
Man unterscheidet ja auch zwischen Tonbandgeräten & Bandmaschinen.

Wenn Christoph gestattet, kann ich mehr Bilder folgen lassen...

R.
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von Naviflux125 »

Guten Abend zusammen,

vielen Dank für eure interessanten Antworten und Bilder! Das sind ja echt coole Geräte. Vorallem die Mitschneidegeräte für Schellackplatten finde ich cool.

Mike, du hast mich übrigens auf eine Idee gebracht mit deinem roten Zitat: vielleicht kenne ich die Aufnahmen auf dem Band ja längst? Wenn ich es richtig verstanden habe, hat das Ulmer Tonstudio damals die Aufzeichnungen auf Tonband selbst mitgeschnitten oder bereits bestehende Aufnahmen auf Schellackplatten kopiert?
Damals gab es ja eher Grammophone als Tonbandgeräte... und die Platten habe ich mir, sofort nachdem ich wieder daheim war, angehört.
Übrigens habe ich mir heute das Band mal näher angesehen. Dafür habe ich es auch etwas abgewickelt. Auf der außen liegenden Seite des Bandes steht kaum lesbar "Typ L extra".
Leider sehen beide Seiten gleich aus, ich kann also nicht sagen welche Seite an den Tonkopf gehört. Kann man sich auf die Angabe verlassen, daß früher die Magnetschicht nach außen hin aufgewickelt wurde oder gab es da Ausnahmen?
Anbei füge ich noch ein paar Bilder des Bandes hinzu, leider ist die Beschriftung auf dem Band nur schwer lesbar.
Diese macht mich übrigens stutzig: wenn man ein Tonband beschriftet, dann doch eher auf der Seite, die nicht am Tonkopf vorbeigeht? Ansonsten könnte dadurch doch die Aufnahme verschlechtert werden?
Hier die Bilder:
IMG_20210221_211758_copy_1024x512.jpg
IMG_20210221_212224_copy_1024x512.jpg
IMG_20210221_211856_copy_1024x512.jpg
Auf Bild 2 läßt sich die Aufschrift noch am besten wahrnehmen.
Vielleicht läßt sich mit der Bezeichnung ja etwas anfangen, das "L" könnte ja vielleicht für Langspielband stehen, oder gibt Auskunft, wie es aufgewickelt wurde?
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von 9146 »

Hallo,

ich denke mal dass die beschriftete Seite aussen liegend abgespielt wird, also die Kopf abgewandte Seite darstellt.
Am Ende des Bandes ist ja wohl offensichtlich eine Klebestelle. Vielleicht auch noch an anderer Stelle des Bandwickels...
Auch hier würde ich meinen dass das Stückchen Klebeband auch wieder aussen zu liegen hat.
Meiner Meinung nach kann man aber nichts kaputt machen, zumindest bei nur einmaligem und stellenweisem Abhörversuch, um so festzustellen welches die kopfzugewandte Seite ist. Richtig eingelegt sollte die Wiedergabe lauter, weniger dumpf erklingen.
Sind unsere Spezialisten da gleicher Meinung?

Gruß

JR
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von Magnettonmanni »

Hallo Leon, hallo in die Runde

das L-extra Band der BASF war ein Masse-Band, d.h. die Magnetpartikel sind im Band gleichmäßig verteilt. Um keine Verwechslungen zu bekommen im Abspielbetrieb und noch wichtiger beim Schneiden mit mehreren Bandwickeln, ist eine Seite bedruckt worden. Vermutlich ist die andere Seite als "Schichtseite" benutzt worden. Aber das ist leicht herauszubekommen. - Siehe auch den Beitrag von 9146. - Man kann im Prinzip beide Seiten gleichwertig benutzen, muß sich aber gut merken, welche es war. Da ist der Aufdruck schon sehr hilfreich.

Ergänzend zu meinem ersten Beitrag kann ich sagen. Das Band kann keine Originalaufnahmen aus den Jahren vor 1948 enthalten, denn da gab es das Band noch nicht.

Wenn der Karton zu dem Band gehört, dann ist es auch nach der Umstellung der Bandgeschwindigkeiten in Deutschland von 77 cm/s auf 76,2 cm/s aufgenommen worden. Falls der Karton nicht zum Band gehört, ändert das nichts an der Aussage.
Vor 1947 kann ein solcher Karton nicht beschriftet worden sein, denn die darauf verzeichneten 30 inch/s als Bandgeschwindigkeit gab es noch nicht. Die Bandgeschwindigkeit des Rundfunks zu der Zeit war 77 cm/s. Und die US- Amerikaner hatten die 30 Zoll noch nicht zur Standardgeschwindigkeit erhoben.

Mein Hinweise zur Riß- und Bruchempfindlichkeit gilt für diese Band nicht, weil es aus PVC hergestellt worden ist. Deshalb auch das L für Luvitherm, der Trägerfolie der BASF aus PVC ohne Weichmacher. Es ist ein Standardband. Langspielbänder gab es zu der Zeit des L-extra noch gar nicht. (mein ursprünglicher Hinweis galt für Acetatfolienbänder).

Wenn Du das Band auf eine Spule umgewickelt hast, kannst Du auch mit Deiner A77 schon viel herausbekommen. Auch auf 19 cm/s kann man schon erahnen, was so drauf ist. Falls Du auch beim Umspulen abhören kannst, geht das auch ganz gut, wenn man die ziehende Spule mit den Fingern abbremst. Sonst bei Wiedergabe die Stoptaste drücken und mit der Hand vorspulen. Dann kannst Du entscheiden, ob sich weiterer Aufwand lohnt. Wie schon geschrieben, das Abspielen in Originalgeschwindigkeit mit einigermaßen passender Entzerrung kann ich vornehmen und dir auch die Aufnahme digitalisieren.

Das Band solltest Du nicht für Neuaufnahmen benutzen. Dafür ist es bei niedrigen Geschwindigkeiten nicht geeignet.
Wenn Du später mal ein historisches Laufwerk haben solltest, freust Du Dich, ein passendes Band von Annodunnemals zu haben, und Du kannst dann nachvollziehen, was den Altvorderen damals technisch möglich war unter ansonsten ziemlich miesen äußeren und wirtschaftlichen Bedingungen. (Du würdest Dich vermutlich sogar wundern.)

Mit den besten Grüßen

Manfred
Zuletzt geändert von Magnettonmanni am Mittwoch 3. März 2021, 22:59, insgesamt 1-mal geändert.
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cavemaen

Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von cavemaen »

Mein Senf dazu:

Eine A77 ist ungeeignet zum Abspielen asbachuralter womöglich spröder Bänder, da die A77 über keinen geregelten Bandzug verfügt und über den Fühlhebel ein zu kleiner Knickwinkel besteht, welche die noch vorhandene Beschichtung historischer Bänder weiter schädigt.

Eine A700, B67, A810 ect. ist geeigneter aufgrund Bandführungsrollen mit größerem Durchmesser und Wälzlagern, zieht das alte Tape schonender über die Tonköpfe und hinterlässt so weniger Bandabrieb.

In meinem früheren Studio hatte man mir ein Band zum restaurieren gegeben mit dem Hinweis, dass ein Kanal zu leise sei.
Nun; da war keine Beschichtung mehr drauf, da man das Band aus den 1960ern über eine in der Garage gelagerte HiFi-Maschine gezerrt hatte mit verrosteten Bandführungen!

R.
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von Magnettonmanni »

Hallo Leon, hallo Cavemaen,

ich denke, da wird es etwas zu turbulent für den Leon.

Im Einzelnen:
Der ungeregelte Bandzug bei der A77 ist für das Band L-Extra kein Problem. Die Bandlaufwerke der damaligen Zeit, die für 76,2 cm/s gebaut worden waren, hatten alle keine Bandzugregelung. Das begann erst mit der AEG AW1 (80-110 g durch Fühlhebel gesteuert), die hier durchaus im Spiel gewesen sein kann, denn von der gab es auch eine Version mit 76,2 cm/s. Nach meinem Augenmaß ist der Bandwickel von Leon ca. 22 cm im Durchmesser und paßte dann gut auf eine solche Maschine. Die AW-Laufwerke wickelten die Schicht innen.
Als Rundfunkstudiolaufwerk war die R28c alias AEG T8f mit 30 cm Bandtellern schon in der Lage, den Bandzug im Bereich von 80 bis 130 g zu halten und zwar durch einen speziellen Rückwickelmotor und einer separaten elektrodynamischen Wirbelstrombremse. Dann kam die AEG T9 (R 69) ebenfalls mit 30 cm Bandtellern und einem Bandzug im Bereich von 80-120 g nach dem Prinzip der T8f.- Diese Rundfunk-Laufwerke wickelten die Schicht außen.
Wie dem auch sei, der Bandzug der A77 ist in allen Betriebsarten unkritisch. Normalerweise wird der für freie Wickel zu geringe Bandzug (auch von Dir, Rudy) bemängelt. Deshalb wollte und sollte Leon das Band ja auch auf eine Spule wickeln. Dazu habe ich ihm eine weltweit erprobte Methode genannt.

Der kleine gefederte Stift am linken Kopfträgereinlauflager der A77 zur Erhöhung des Bandzuges bei großem Wickel ist auch nicht kritisch für dieses Band, denn es hat keine Beschichtung und der Umschlingungswinkel am Stift führt auch nicht zu einem Höhenverlust. Das war ein Problem der Agfa Bänder wegen des anders geformten Magnetits.

Das BASF Band L-Extra ist ein Masseband. Es hat keine Beschichtung. Die Magnetpartikel sind im PVC-Trägermaterial eingearbeitet worden. Wenn das Band schmieren sollte, dann tut es das auf jedem Gerät. Nochmals ganz deutlich, es kann sich keine Schicht ablösen, weil es keine Magnetschicht gibt.

Der Augenschein von den Fotos spricht eigentlich gegen die Annahme, das Band könnte irgendwelche mechanischen Probleme machen.- Ich selbst habe diesbezüglich mechanisch keine schlechten Erfahrungen mit dem Band gemacht - elektroakustisch sehr wohl!- Es ist ein Nachkriegsband und die Entwicklung ist danach sehr rasch vorangeschritten. Aber für 76,2 cm/s gab es zu seiner Zeit keine (viel) besseren Bänder. Außer einigen übrig gebliebenen Bändern aus einer besonders gelungenen Charge von vor 1944, deren Qualität man dann lange nicht wieder erreichen konnte. An solche Bänder kam ein privates Studio nach dem Krieg aber gar nicht heran.
Vermutlich ist das Band auf einer mit HF-Vormagnetisierung versehenen Vorkriegsmaschine oder mit einem Vollmer-Laufwerk aufgenommen worden.- Die ersten T8 Laufwerke waren sündhaft teuer, und es sind nur ganz vereinzelt Geräte aus der britischen Besatzungszone bis in die amerikanische nach Süden vorangekommen. Nach meinem Kenntnisstand zumindest ein Laufwerk bis zum Bayerischen Rundfunk.

Mit den besten Grüßen

Manfred
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von Magnettonmanni »

Hallo Leon,

hoffentlich bist Du weiter gekommen mit dem Band von Deinem Opa.

Ich hätte da zwei Fragen an Dich, und ich würde mich sehr freuen, wenn ich eine Antwort bekäme:

1. Hat der Wickelkern von dem L-Extra Band auf der Rückseite auch so einen umgebördeten Wulst nach innen, wie der Kern auf dem anhängenden Foto?

2. Ist der Durchmesser des Kerns etwa 70 mm?

Mit den besten Grüßen

Manfred
Wickelkern-Rand.jpg
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von Naviflux125 »

Hallo in die Runde,

es gibt wieder Neuigkeiten zu vermelden.
Ihr hattet mir ja ganz viele Tipps und Antworten auf meine Fragen gegeben, die mich weitergebracht haben - ich konnte das Band tatsächlich abspielen.
Doch nun erstmal der Reihe nach.

Das Band habe ich erstmal, wie mir geraten wurde (Manfred, warst du das?), auf eine modernere Spule aufgewickelt, damit es nicht mehr vom alten "Kern" herunterutschen kann.
Während des Aufwickelns habe ich mit Schreck schon die ersten bösen Überraschungen feststellen müssen, aber seht selbst:
IMG_20210223_132215_copy_1024x512.jpg
IMG_20210223_134617_copy_1024x512.jpg
Das Band war in einer Länge von ca. 10m alle paar Zentimeter in der Mitte durchgetrennt- wie durchgeschnitten. Da war ich natürlich ziemlich frustriert, nachdem mir dieser Mangel aufgefallen war. Trotzdem habe ich das Band dann vorsichtig in die Revox eingelegt und erst einmal vor und zurückgespult. Selbstverständlich ging dies langsamer vonstatten und das alte Band wurde auch nicht von den vielen Bandführungen usw gequält. Stattdessen lief es durch ein weiches Tuch was ich in der Hand (und natürlich in der richtigen Position) hielt.
Nach der Säuberung habe ich es in die Revox eingefädelt, und konnte die ersten Töne hören. Allerdings nicht sehr gut, da das Band nicht richtig transportiert wurde. Ich fand heraus, daß die Capstanwelle es nicht richtig transportieren kann, da der Widerstand zu groß war. Deshalb habe ich einfach ein paar "unnötige" Bandführungen ausgelassen:
IMG_20210303_202528_copy_1024x512.jpg
Ich weiß, daß nicht korrekt ist, aber es hat funktioniert.

Das Band habe ich wärend dem Abspielen aufgenommen, so oft mit den Geschwindigkeiten gespielt bis ich die 77cm/sek. hatte. - und das ist dabei rausgekommen:

Die Aufnahme ist exakt die gleiche, welche auch auf der kleinen Schellackplatte ist.
Das könnte ich mir folgendermaßen erklären:
Mein Urgroßvater nahm das Band irgendwo, wo ihm ein solches Gerät zur Verfügung stand, auf und ging damit dann in das Tonstudio, um sich eine Schellackplatte davon herstellen zu lassen. Das könnte er gemacht haben, da er wahrscheinlich selber nur ein Grammophon besaß und keines der damals raren Tonbandgeräte. Abgehört hat er wahrscheinlich nur die Platte, das Band geriet in Vergessenheit, fand irgendwann den Weg zu meinem Opa und schließlich den Weg zu mir.

Dafür, daß ich so gut wie alles improvisiert habe, kann sich das Ergebnis, denke ich, sehen lassen. Es erstaunt mich sogar, daß die Qualität noch so gut ist. Obwohl das Band wie oben schon erwähnt sich teilweise in zwei Hälften geteilt hatte.
Um das mit den mir zu Verfügung stehenden Mitteln maximalste aus dem Tonband herauszuholen, werde ich euren Rat, die Geschwindigkeit am Computer zu erhöhen, befolgen. Ich muß nur noch ein geeignetes Programm finden- ich werde dann wieder berichten.

Ich möchte mich nochmals sehr für eure Unterstützung bedanken, ohne die für mich das sorgenfreie Anhören des Bandes nicht möglich gewesen wäre.

Nachtrag:
Mir ist da noch etwas eingefallen. Habe ja noch einen Haufen an Bändern, welche ich zur Sicherheit digitalisieren möchte. Dieses Band, um das es hier ging, sowie weitere habe ich nun digital im AAC Vormat vorliegen. Allerdings wirken die höhen abgeschnitten und klingen technisch, spitz, und stechend. Gibt es da bessere Dateitypen, mit denen auch HiFi Ansprüche erfüllt werden? Ihr wißt ja... Die Lebensdauer der Tonköpfe ist leider begrenzt und unnötig verschleißen sollen die nicht. Aber das ist ein anderes Thema.
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Zuletzt geändert von Naviflux125 am Mittwoch 3. März 2021, 23:45, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von Naviflux125 »

Nun möchte ich noch kurz auf Manfreds Bitte eingehen:

Du schriebst ja, daß du noch ein kleines Anliegen bezüglich des Wickelkernes hast. Mit den 70mm Durchmesser lagst du goldrichtig ;-), ich habe ziemlich genau 7cm gemessen.
Die Wulst hat er, wenn ich mich das richtig sehe, auch. Hier noch ein Bild der Rückseite.
IMG_20210303_203337_copy_1024x512.jpg
Das uralt-BASF-Band ruht nun übrigens in meinem Schrank, aufgewickelt auf einer 36,5cm Metallspule von Scotch.
IMG_20210303_203330_copy_1024x512.jpg
Die "30IPS" Beschriftung auf dem Originalkarton
stammt übrigens mit hoher Wahrscheinlichkeit von meinem Opa, der sie nachträglich darauf angebracht hat. Da er beim Radio gearbeitet hat, hatte er vielleicht die Möglichkeit, es sich anzuhören. Eine entsprechende Bedienungsanleitung zu einer Revox Tellerbandmaschine - eingebaut in einen speziellen "Tisch", ua. mit 76cm/sec habe ich bei ihm noch gefunden.
Jetzt bleibt mir allerdings noch eine Frage: läßt sich das Alter des Bandes denn noch weiter eingrenzen? Die vielen Splices und geflickten Stellen sprechen doch eher für Resteverwertung, da nichts anderes da war kurz nach dem Krieg. Sehe Ansonsten hätte man doch eher zu einem neuen Band auf einem neueren Wickelkern gegriffen. Sehe ich das so richtig?

Freundliche Grüße

Leon
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von Magnettonmanni »

Hallo Leon,

vielen Dank für Deine sehr schöne und ausführliche und ganz vorzüglich bebilderte Beschreibung. Im Grunde hast Du gefühlsmäßig alles richtig gemacht und bei der Datierung des Bandes will ich Dir gerne helfen.

Zuerst zu meinen ursprünglichen Fragen, die schon mit der Datierung zusammenhängen könnten.
Der Wickelkern ist dann eindeutig von nach dem Krieg, weil er den Wulst auf der Rückseite und den dreieckig auslaufenden Bandeinfädelschlitz hat. Die Vorgänger aus der Zeit der Reichsrundfunkgesellschaft hatten meist rund auslaufende Bandeinfädelschlitze aber keinen Wulst auf der Unterseite. Das führte bei den kräftiger zupackenden alten Runfunklaufwerken dazu, daß der Schlitz zugequetscht wurde und die Rundlaufeigenschaften nachließen. Deshalb nach dem Krieg die Verbesserung. Aber die kleinen Kerne (das Patent dafür und für die AEG-Wickelkernverriegelung stammt von einem Herrn Untermann) hatten nur eine kurze Wirkungsdauer, denn Anfang der 50er Jahre mit Einführung der AEG T9 (76,2 cm/s) wurden beim Rundfunk nur noch Wickelkerne mit 100 mm Durchmesser benutzt und dann auch zur Norm erhoben. Sogar der von mir abgebildete Wickelkern mit der "Telefunken Magnetophon" und "DRP" "DRGM" Beschriftung ist nachweislich von nach Oktober 1954, denn davor gab es keine Telefunken Magnetophone. Gleichwohl ist dort die Prägung DRP und DRGM vorhanden. Das sind Hinweise auf das Deutsche Reichspatent und den Deutschen Reichs Gebrauchsmusterschutz. Diese heute anachronistisch erscheinende Beschriftung hängt damit zusammen, daß das Deutsche Patentwesen nach dem Krieg erst wieder neu etabliert werden mußte. Die geschichtlichen Zusammenhänge sind zwar etwas komplizierter als hier dargestellt und mir wohl bekannt, aber hier im Moment nicht von Bedeutung.

Es sieht ja so aus, als hättest Du die Aufnahmen Deines Opas schon erkennen können.

Die Bandlaufprobleme in der A77 können damit zusammenhängen, daß die ganz frühen Bänder nach dem Krieg noch 6,5 mm breit waren. Die A77 erwartet aber Bänder mit 6,3 mm Breite. Das Problem hast Du sehr elegant gelöst, indem Du einfach nicht alle Führungen bedient hast. Ich habe noch ein Gerät für 6,5 mm breite Bänder mit 76,2 cm aus vergangenen Tagen.

Deine Spule wird 26,5 cm Durchmesser haben und nicht 36,5 cm. Solche Klopper konnte nur die Ampex A 200 abspielen.
Deine A77 wäre damit sehr überfordert.

Das aufgespleißte Band muß Dich nicht über Gebühr beunruhigen. Das kam schon mal vor. Die Bandinformation ist trotzdem auf dem Rest vollständig vorhanden. Es wird nur etwas leiser, wenn man mit einem Vollspurkopf abhört und ein Teil der Bandbreite fehlt. Wenn Du eine für Dich sehr wertvolle Aufnahme hast, kannst Du es mit Klebeband hinterkleben, dann kriegt die A77 es aber nicht mehr durch den Kopfträger gezogen.

Zu den Klebestellen von Deinem Opa:
Wenn die Aufnahmen Deines Opas nahtlos über die Klebestellen hinweggehen, würde ich Deine Vermutung unterstützen, daß er Reste aus dem Rundfunk zusammengeklebt hat. Das war damals sehr vernünftig, denn die Bänder waren für Normalsterbliche sündhaft teuer. Ich habe das bis 1970, wenn auch nicht mit Bänderresten vom Rundfunk, auch noch getan.
Dein Opa war dann eben ein ehrlicher Mensch und hat nicht einfach ein neues Band mitgehen lassen. Das spricht für ihn.
Ich werde noch in Ruhe nachsehen, wann es das Band L-Extra zum ersten mal gegeben hatte und wann ein Nachfolgetyp kam. Dann melde ich mich hier wieder.
Mit Deiner Mutter (vermutlich die Tochter Deines Opas) solltest Du versuchen, die Aufnahme zu datieren. Die kann ja durchaus einige Jahre später aufgenommen worden sein. - Beim Rundfunk setzte sich die Bandgeschwindigkeit 38,1 cm/s erst nach 1953/54 so langsam durch. -

Mit den besten Grüßen

Manfred

P.S. Es macht Spaß mit Dir zu korrespondieren
Zuletzt geändert von Magnettonmanni am Freitag 12. März 2021, 01:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von Administrator »

Naviflux125 hat geschrieben: Mittwoch 3. März 2021, 20:20 Ich muß nur noch ein geeignetes Programm finden- ich werde dann wieder berichten.
Hallo Leon,

probiere es mal mit Audacity!

Das Programm ist kostenlos da Open Source und bietet auch jede Menge Trickmöglichkeiten. Ich vermute, dass auch die Erhöhung der Geschwindigkeit zum Funktionsumfang gehört. Möglicherweise gibt es auch weitere kostenlose Plugins mit dem man das Programm aufwerten kann.

Weiterhin viel Spaß und danke auch für Deine gute Dokumentation!

+++ NACHTRAG +++

Habe gerade mal nachgesehen! Im Online-Manual wird erklärt wie man die Geschwindigkeit erhöht... Siehe hier: :D

https://manual.audacityteam.org/man/time_tracks.html
Christoph

Technik ändert sich - Gefühle bleiben!

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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von erich »

Hallo Leon,

eine weitere Empfehlung:
wenn du dir ein USB-audio-interface von Steinberg zulegst (was man immer gebrauchen kann)
bekommst du die Steinberg Cubase AI Software zum Download kostenlos dazu (64-bit Rechner notwendig).

Mit Audacity habe ich auch aber schon viel gemacht, ist auch gut.

Gruß

Erich
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von Naviflux125 »

Hallo,
vielen Dank für eure vielen Tipps und Empfehlungen.
Vielen Dank Manfred, dass du mir das Alter so gut eingrenzen konntest. Mit 36,5cm meine ich eigentlich 26,5cm :lol:. Da habe ich mich wohl vertippt. Die Aufnahme geht in der Tat nahtlos über die Splices hinweg. Allerdings vermute ich eher, dass der Besitzer des Tonstudios damals das Band so regelrecht zusammengestückelt hat :lol:. Soviel ich weiß hat mein Uropa nämlich nie eine Maschine mit 77cm/sec. besessen, sondern ein altes Grundig Tonbandgerät sowie später eine Report S vom Juni 1963.

Euren Vorschlag, daß ich Audacity benutzen soll, werde ich beherzigen. Habe mich bereits etwas informiert und eingeübt. Ein echt tolles Programm.
Hoffentlich lassen sich dann alle Bänder in hoher Qualität digitalisieren.

Vorletztes Wochenende bin ich wieder mit zwei Tüten voller alter Bänder ( BASF, Schneider, Scotch) nachhause zurückgekehrt, auf denen noch alte Musik sowie Aufnahmen aus der Familie sind. Die möchte ich unbedingt erhalten.
Ich fühle mich einfach unwohl, einem magnetisiertem Band zu vertrauen. Wechselnde Magnetfelder wie zb. von Trafos, Leuchtstofflampen wirken sich bestimmt über die Jahre darauf aus. Die Digitalisierung gibt mir Sicherheit, falls eines der Bänder mal kaputt gehen sollte, bzw. die Aufnahme durch starke Magnetfelder zerstört werden sollte, wäre sie noch auf zwei Laptops + meinem Tablet zusätzlich gesichert.
Da fällt mir gerade ein: Tonköpfe entmagnetisieren, geht das auch mit einer "normalen" 220V Drossel mit Luftspalt? Ich weiß, es gehört hier nicht wirklich rein, andererseits möchte ich den alten Aufnahmen durch magnetisierte Bandführungsteile nicht schaden.
Habe mal die Schicht eines Bands in die Nähe der Metallteile gebracht, diese werden davon angezogen. Sind meine Sorgen also berechtigt?
Danke schonmal im Voraus für eure Tipps.

Morgen geht's dann endlich ans digitalisieren - und wenn irgendwann mal (hoffentlich) fabrikneue Tonköpfe gebaut werden, wird die Revox selbstverständlich dem digitalen Kram vorgezogen :).

Viele Grüße

Leon
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Magnettonmanni
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Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von Magnettonmanni »

Hallo Leon,

ganz großartig, wie Du an die Sache herangehst.

Mit Audacity bist Du ja ganz weit vorne, schon alleine wegen des Nulltarifs.

Wegen der Lagerung der Bänder in normaler Umgebung mußt Du Dir keine Sorgen machen.Die haben bisher ja auch schon zwei Generationen überdauert. Auf einen Lautsprecher oder ein dynamisches Mikrofon würdest Du sie ja auch nicht legen. Eine Löschdrossel kann bei geringem Abstand sehr wohl ein ernst zu nehmender Gegner werden.

Zu Deiner "Löschdrossel":
Magnetisiere doch einmal mit einem starken Magneten (aus Lautsprecher oder noch besser Festplatte, die haben richtig Dampf) Stahlschrauben oder Kugeln verschiedener Größen und prüfe, ob sie sich mit einer Schraubenzieherspitze anheben lassen. Dann entmagnetisierst Du sie durch langsame Annäherung aus 2m bis auf wenige mm, wie auch später beim Tonkopf. Ein Tuch oder besser Pappe dazwischen legen, sonst wird der Tonkopf böse. Das muß schon ein wenig orgeln. Dann wieder mindestens 2m langsam zurück mit der Drossel und wenn sie bis jetzt auch an war, abschalten !!!!! Vergessen sogar die Profis manchmal.
Danach dürfen Deine Prüfkugeln nicht einmal Eisenfeilspäne anziehen, die Du natürlich vorher in einer Plastiktüte auch entmagnetisiert hattest.
Wenn das alles geklappt hat, darfst Du auch an Dein Tonbandgerät mit der Drossel heran.Wenn die Drossel E-I Schnitt als Kern hat, lasse einfach das I weg. Das E alleine ist eine ganz feine Drossel.

Ich wollte Dir ja noch genauere Daten zum Band L-extra von Deinem Opa schreiben.
Die BASF produzierte das Magnetophonband Typ L-extra vom Herbst 1949 bis in das Jahr 1955 hinein. *) siehe Fußnote
Ab ca. 1953/54 setzte sich bei den Rundfunkanstalten zunehmend die Geschwindigkeit 38,1 cm/s durch und dafür war das Band L-extra nicht geeignet, weil es ein Masseband war, erreicht es dann nicht die erforderlichen Höhen.

Wenn Dich die sehr lesenswerten technischen und historischen Details hierzu und zur weiteren Magnet-Tonband-Technik interessieren, dann solltest Du Dir das u.g. Buch als eBook aus dem Internet herunterladen. Das ist für das Gebotene ein Schnäppchen. Ich konnte mich seinerzeit glücklich schätzen, die als Buch gebundene 2.Auflage für 120 Euro antiquarisch kaufen zu können. Die weiteren Ausgaben habe ich natürlich auch und die Kosten fast nichts, wenn man bedenkt, was die Verfasser an Arbeit aufgebracht haben. Bei Dir bin ich ziemlich sicher, daß Du es zu würdigen weißt.

*) Fußnote
Friedrich Engel et al. ZEITSCHICHTEN: Magnetbandtechnik als Kulturträger …
Vierte Ausgabe: 2020, S. 311-315

Und dann habe ich zum Schluß wieder eine Frage an dich:
Du hattest geschrieben: " Eine entsprechende Bedienungsanleitung zu einer Revox Tellerbandmaschine - eingebaut in einen speziellen "Tisch", ua. mit 76cm/sec habe ich bei ihm noch gefunden."
Könntest Du bitte das Teil fotografieren und hier einstellen? Das könnte sehr interessant sein.

Viel Grüße

Manfred
Zuletzt geändert von Magnettonmanni am Dienstag 23. März 2021, 01:33, insgesamt 2-mal geändert.
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cavemaen

Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von cavemaen »

Grüße Euch!

Das mit dem Dauermagneten geht, aber diese Methode kann die Bandführungen aufmagnetisieren je nach Gerät!

R.
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revfan

Re: Uraltes Tonband gefunden - wie weiter vorgehen?

Beitrag von revfan »

Hallo,

müsste man hier nicht, bevor man mit audacity die Geschwindigkeit "hochzieht", erst mal die diversen Ver- und Entzerrungen irgendwie herausbügeln ?

Schließlich wurde das Band mit einer RRG-Entzerrung aufgenommen und dann mit der A77 wohl zumindest zweimal bei 19 cm/sek mit dort "NAB" oder "IEC" entzerrt abgespielt und wieder bei 9,5 mit dort "NAB" entzerrt aufgenommen zu werden.

Ein Startpunkt für Basteleien wäre ev. hier: https://wiki.audacityteam.org/wiki/EQCurvesDownload

revfan
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