B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Fragen und Antworten zur Technik bei den ReVox-Klassikern. Von der 36er-Serie bis zur C-Serie.

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In diesem Bereich geht es um die "Klassiker" der Firma ReVox. Gemeint sind Geräte aus den Anfangstagen der Firma, ReVox-Tonbandgeräten aller Art, B-Serie, C-Serie, S-Serie, H-Serie usw.
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globetrotter
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B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Beitrag von globetrotter »

Hallo liebe Fan-Gemeinde

Ich bin neu hier und durch den Nachlass meines Vaters nun im Besitz einer B77 MK2 4-Spur.
Die Revox Geräte fand ich schon immer faszinierend und daher habe ich das Gerät direkt mal ausprobiert.

Zuerst war bei der Wiedergabe eines alten Bandes der rechte Kanal ohne Ton. Habe einiges nachgelesen, der Monitor-Schalter war es aber nicht. Nach dem Öffnen des Gerätes habe ich festgestellt, dass es innen sehr verstaubt war. Habe alles mit Druckluft richtig sauber bekommen, die Trimmpotis mit etwas Kontaktspray gereinigt und auch sauber gepustet. (Potis habe ich aber nicht verstellt)

Und siehe da, die Wiedergabe läuft auf beiden Kanälen ohne Störungen. Habe dann ein neues Band bestellt, da das alte doch „schmierte“. Aufnahme und Wiedergabe klappt, der Klang ist echt fantastisch.

Leider gibt es noch einen Mangel:
Bei der Aufnahme muss ich den rechten Kanal deutlich weiter aussteuern. (Links 4, Rechts 6)
Die Wiedergabe hört sich echt gut an, aber wenn ich die Balance auf Rechts drehe, fehlen dort die Bässe. Mit Balance auf Mitte hört man das kaum. Irgendwo gibt es noch einen versteckten Mangel, den ich gerne beheben würde. Die beiden Pegeleinsteller auf der Rückseite stehen beide rechts am Anschlag.

Wäre super, wenn mir jemand auf die Sprünge helfen könnte.
Vielen Dank
Ciao, Jürgen
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Niederberger Jean
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Re: B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Beitrag von Niederberger Jean »

ciao Jürgen
Du schreibst das alte Band schmierte und ich denke du musst peinlich die Tonköpfe reinigen, bitte keine Metalgegenstände oder Gegenständi di "kratzen"...
Besorge in der Apotheke Isopropanol (ist reiner Alkohol und hinterlässt keine Spuren) und nimm einen nicht fasernden Lappen und putze die beiden Tonköpfe sowie der Löschkopf.
Wenn der Aufnahmekopf verschmutzt ist kann es auch auf die Aufnahme einen Einfluss haben, aber wie "Stephan alias schori" schon schrieb kann es auch andere Problemacher geben.
Zum Beispiel hatte ich auf einer von einem Fachmann komplett revidierten Studer PR99 das Problem weil ich ein Schmierband abspielte und dabei wurde vorallem der Aufnahmekopf (links Löschkopf > Aufnahmekopf > Wiedergabekopf) so verschmutzt war das die Aufnahme von sehr schlechter Qualität war.
Durch gründliches Reinigen mit Isopropanol war alles perfekt.
Mit freundlichen Gruessen
ein Revox Studer Fan aus dem Tessin.
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globetrotter
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Re: B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Beitrag von globetrotter »

Danke für die doppelte Antwort ;-))
Sorry, dass ich zweigleisig nach Unterstützung suche!
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cavemaen

Re: B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Beitrag von cavemaen »

Das Gegenteil von "schmieren" sind Staubablagerungen, die in die Spalte von Tonköpfen eindringen, die Kopfpole sogar kurzschließen und so Pegel mit Frequenzgängen beeinflussen können bei erhöhtem Rauschen.

Besonders bei Problemen im Aufnahmebetrieb ist die Auflagefläche des Löschkopfes sehr wichtig.

Nach der Anschaffung einer gebrauchten Maschine kann man fast immer davon ausgehen, dass an sämtlichen Potis gespielt und an den Tonköpfen herummanipuliert wurde
(man hat ja mal in Fachblättern was gelesen...).

Da wird vergessen, dass neben dem Azimut auch der Kippwinkel nach hinten oder nach vor geneigt das vorbeilaufende Band entweder nach oben oder unten gedrückt wird, was zu Pegeländerungen und Kantenbeschädigungen am Band verantwortlich sein kann und noch seltener jemand dafür Messzeuge vorrätig hat.

Das hört sich nun an der frisch erstandenen Maschine schlimm an und liegt sehr oft an den alten oder gebraucht erworbenen Bändern und nicht unbedingt an Eurer Maschine.

Mein Rat dazu:

Bevor Ihr Eure Maschine verstellt, immer erst den Fehler am fremden Tonband suchen und dieses ggf. überspielen oder "artgerecht" in der Mülltonne versenken, falls man es nicht in iiiBäh beanstanden und retouren kann.

Gerade bei unbekanntem alten Bandmaterial gab es Trägerfolien, welche bei raschem Umspulen zu statischen Entladungen führen können (hörbares Knackgeräusch), was danach auf dem Band hörbar wird und alle mit diesem Tape in Berührung gekommenden Bandführungen nebst Tonköpfen aufmagnetisieren und spätere Bänder incl. wertvolle Bezugsbänder ohne Entmagnetisieren (Degaussen) anlöschen und mit 0,5dB Pegelverlust beschädigt!

Habt Spaß!

Rudy
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globetrotter
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Re: B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Beitrag von globetrotter »

Hallo Rudy

Das alte Band habe ich nur kurz getestet und festgestellt, dass Laufrolle etc. wieder braun wird. Also habe ich alles nochmal ordentlich mit Isopropyl-Alkohol gereinigt und das alte Band weg geworfen.

Als ich das Gerät innen vom Staub befreit habe, stellte ich auch fest, dass alle Einstellmöglichkeiten noch original versiegelt sind. Daran habe ich auch nichts verändert.

Es hört sich ja auch schon fantastisch an, aber die fehlenden Bässe nerven mich, weil ich es eben weiß. Normal mittig Stereo fällt das gar nicht auf. Rauschen gibt es quasi gar nicht.

O.k., der Löschkopf hat noch etwas braune Verfärbung an ein paar Stellen, habe das nicht als sooo gravierend angesehen.
Ich versuche mal, den Löschkopf von seiner Restlast zu befreien.

Dank und Ciao, Jürgen
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cavemaen

Re: B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Beitrag von cavemaen »

Hallo Jürgen,

dann gebe ich noch den Tipp, bei der Aufnahme von Hand auf die Rückseite des Tonbandes leicht mit der Fingerspitze zu drücken.

Damit kann man verorten, an welchem Tonkopf noch geputzt werden muß vorausgesetzt, es liegt an einem Tonkopf oder Bandführung.

Oft hat sich ein Kopfspalt zugesetzt, oder es liegt an einer Bauteilealterung oder "vergrießgnaddeltem Poti", Steckverbindung einer Karte zum Motherboard ect.

Verdächtigerweise kann ich per Ferndiagnose auch nicht ausschließen, dass bereits ein Tonkopf zerstört wurde, oder ein Spalt zugekittet ist!

Wenn das alles nicht helfen sollte, empfehle ich einen Ausflug mit Deiner B77 zu jemandem mit Messgeräten und Bezugsbändern, um der Sache auf den Grund zu gehen und ggf. "verdörrte Kondensatoren" auszutauschen mit sicher überfälligem Einmessen.

R.
161226160551761.jpg
hohlgeschliffener Telefunken Aufnahmekopf, ebenfalls kein guter Frequenzgang mehr justierbar.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Beitrag von globetrotter »

Hi zusammen

Erstmal vielen Dank für eure Hilfestellung!

Ich habe eine Probeaufnahme gemacht und das Band leicht gegen den Kopf gedrückt. Es ergibt keine Änderung.
Die Köpfe sehen aber auch mit Lupe gut aus, kann da nichts Verdächtiges finden.

Die Steckkarten hatte ich raus genommen, die Kontakte zum Motherboard sind sauber, stecken auch richtig fest im Sockel.
Mir ist dabei aufgefallen, dass auf dem Monitor-Verstärker der zur Gehäuse-Rückseite zeigende Trimmpoti quasi locker ist und auch vermutlich keinen Kontakt mehr zur Schleifspur herstellt.

Da das Gerät noch im Originalzustand ist, werde ich wohl damit anfangen, alle Elkos und Trimmpotis zu wechseln.
Habe dieses Kit im Auge:
https://www.ebay.de/itm/224281326185

Ich denke, das wird auf keinen Fall schaden, da bestimmt der eine oder andere Kondensator an Kapazität verloren hat.

Was haltet ihr davon?

Ciao, Jürgen
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cavemaen

Re: B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Beitrag von cavemaen »

Sehr gut, der Teiletausch ist höchstwarscheinlich überfällig!

Ich hatte mal eine A77 da, in der eine Revision innen im Gehäuse schon 4 Mal vermerkt war und mein Einmessen dann noch hinzu kam - Ordnung muß sein.

Schönes Wochenende allen & Viel Freude am Hobby!

Rudy
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Re: B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Beitrag von globetrotter »

Moin zusammen

Nachdem ich zunächst den Monitor-Verstärker und die Oszillator-Platine neu bestückt hatte, trat leider keine Änderung ein.
Heute habe ich den Eingangsverstärker mit den neuen Elkos ausgestattet und siehe da, beide Kanäle lassen sich wieder gleich aussteuern und der flache Klang auf dem rechten Kanal ist auch einem vollen Klang gewichen! SUPER !!!
Dann kann ich ja jetzt getrost und ohne Eile alle anderen Bauteile erneuern. ECHT GEIL !!!
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Re: B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Beitrag von globetrotter »

Update:

Nach echt Geil kam dann ein wenig Ernüchterung. Nachdem ich den Aufnahmeverstärker neu bestückt hatte, kam das nächste kleine Problem:
Bei der Aufnahme wurden beide Kanäle gleich ausgesteuert, beide Regler waren auch auf gleichem Wert. Soweit gut!
Bei der Wiedergabe dieser Aufnahme zeigte der linke Kanal deutlich weniger Aussteuerung, Klang war aber gut.

Ach so, sollte ich noch erwähnen: Habe alle alten Trimmpotis im eingebauten und dann im ausgebauten Zustand gemessen. Die neuen Potis im ausgebauten Zustand gleich eingestellt und nach dem Einbau mit den Werten der alten nochmal kontrolliert.

So habe ich erstmal alle anderen Platinen neu bestückt und mich dann nochmal an das kleine Problem gemacht.

Ich habe den Wert des Poti REC Links auf der Aufnahmeplatine schrittweise erhöht, bis beide Anzeigen etwa gleich waren. Trotzdem waren beide Aussteuerungen etwas schwächer als bei der Aufnahme selbst. Habe dann beide REC Level Potis noch ein Stück weiter erhöht, bis Aufnahmepegel und Wiedergabepegel gleich waren.

Ich denke, jetzt bin ich fertig. Der Klang ist für meine Ohren echt klasse und eigentlich nicht verbesserungswürdig!

Es stellt sich trotzdem die Frage, ob ich die B77 neu einmessen lassen soll. Was meint ihr? Ist das Einmessen dann später auch hörbar?

Ciao, Jürgen
Zuletzt geändert von globetrotter am Samstag 4. September 2021, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.
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cavemaen

Re: B77 Mk2 rechter Kanal ohne Bässe, Aufnahmeproblem

Beitrag von cavemaen »

Auch jeden....

Nicht nur bei der Bauteilealterung verschieben sich die Arbeitspunkte, sondern auch nach Bauteile-Tausch und Änderung der Bandzüge!

Sicher kann man den Aufnahmepegel zwar anpassen, aber ob die Vormagnetisierung noch stimmt, oder gerade ob die es war welche hat den Kanal hängen lassen, kann nur ein Bezugsband mit passender Entzerrung / Bandfluss zeigen.

Danach kann man die Maschine für jede Geschwindigkeit auf sein Lieblingsband einstellen (lassen).

Dadurch hat man Gewähr, dass sich sich die Mühle auch einmessen lässt und Frequenzgänge gut nachjustierbar sind.

Leider stellt sich manchmal auch erst beim Einmessen heraus, dass ein Kopfspalt zu ist (putzen hilft nicht mehr), oder eine Macke hat, was ein perfektes Einmessen unmöglich machen kann (aber nicht muß).

Daher rate ich immer wieder zur Vorsicht bei Käufen im Net, da dort oft Ruinen für völlig überzogene Kurse offeriert werden!

R.
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