Seite 1 von 1

Varispeed für A721

Verfasst: Montag 15. Oktober 2007, 20:36
von ebrjvd
Wäre es möglich eine Geschwindigkeitsregelung einzubauen um Kassetten die nicht mit ganz richtiger Geschwindigkeit (z.B. mit Batteriegerät) aufgenommen sind abzuspielen?
Gibt es eine Regelung am Capstan Motor Control (Referenzfrequenz), oder könnte das geändert/nachgerüstet werden?

Jos

Re: Varispeed für A721

Verfasst: Dienstag 16. Oktober 2007, 14:23
von PhonoMax
Grundsätzlich, lieber Jos,

sollte das möglich sein. Studer/Revox hat aber beiden Motoren des Doppelcapstanantriebs eine eigene Regelschleife spendiert, die wir aufheben müssen, um deine Wünsche zu befriedigen. Bei Problemen hat dies sicher Bandsalat zur Folge, weshalb Kopien, sollte mein Ansatz in praxi funktionieren (es gibt da auch noch andere Handicaps), nur unter sorgfältiger Beobachtung erfolgen sollten.

Also:
Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder du hängst den Mastergenerator der Tonmotorsteuerung auf dem Print 721.260 ab und ersetzst ihn durch einen hinreichend stabilen Rechteckgenerator 375 Hz. Da hat man meist gewisse Schwierigkeiten mit dem Gleichlauf, weil übliche Wienbrücken ein wenig frequenzlabil sind. Dennoch würde ich diesen Weg zunächst versuchen: Der Generator ist am Quarz in der Schaltung leicht erkennbar.

Die andere Möglichkeit besteht darin, das Tachosignal auf dem Print 721.260 für beide Motoren unterbrechen und durch ein neues Rechtecksignal eines möglichst stabilen, aber möglichst schleichend in der Frequenz justablen Rechteckgenerators für beide Motoren gemeinsam ersetzen. Wohl gemerkt: Damit fehlt die Regelschleife und damit auch die jeweils eigenständige Kontrolle über die Motoren!

4,75 cm/s werden bei einer Tachofequenz von 375 Hz erreicht. Veränderst du diese um 5 %, sollte sich damit auch die Drehzahl beider Motoren um 5 % verändern.

Die Qualität der Rechteckform dürfte relativ gleichgültig sein, weil Studers Leute eine ziemlich aufwendige Impulsformung vorgesehen haben. Mit den bei der Umschaltung von Wienbrücken gängigen, aggressiven Frequenzspüngen indes sollte man vorsichtig sein, weil ich nicht weiß, wie darauf die Steuertransistoren der Motoren reagieren, die für solcherart sprunghafte Spannungsänderungen natürlich nicht geschaffen sind.
Nachdem bei meinem 710 die 4131 der Impulsformerverstärker seit Anbeginn ihrer Tage hinnieden wohl zwei- oder dreimal durchschlugen, könnte das vielleicht auf gewisse Probleme im Konzept der Steuerstufen hindeuten. Dagegen spricht jedoch, dass sich dort konzeptionell ja nie etwas änderte, obgleich Studer für Rückmeldungen aus der Praxis immer ein schon damals unewohnt offenes Ohr hatte, weil nicht auf den Verkauf der nächsten, natürlich abweichenden Gerätegeneration geschielt wurde, sondern auf die Verbesserung, die 'Solidisierung' einer bestehenden.

Insofern:
Lege den Tachoanschluss beider Motoren auf eine außen zugängliche Mehrfachsteckbuchse, Normalbetrieb mit Kurzschlussstecker; Varispeed-Betrieb mit an Y-Tach-L und -R sowie Gerätemasse extern zugeschaltetem Rechteckgenerator (375 Hz) geeigneter Spannung (da müssten nach der Schaltung bereits 10-50 mV genügen). Parallel dazu solltest du einen Frequenzzähler betreiben, damit du weißt, was dein Generator anstellt, ehe du den 721 anstellst.

Meine vorstehende Anleitung gründet allein auf meiner Einsicht in die Schaltung, ausprobiert habe ich diese Modifikation natürlich nicht. Solltest du Cembalo-, Klavier- oder Orgelmusik nach oben oder unten 'resampeln' wollen, ist nicht auszuschließen, dass der Gleichlauf Wünsche offen lässt.

Hans-Joachim