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Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Dienstag 6. November 2007, 17:34
von Hobbit66
Hallo

ich habe vor ca. 1/2 Jahr eine Studer A810 erstanden. Bisher habe ich einige Geräte der B Serie in Betrieb (B740, B739, B710MKII ...) aber noch keine Erfahrungen mit Studer Geräten.

Es handelt sich bei meiner A810 um ein Gerät mit

- VU Metern
- Timecodekopf
- 2-facher Geschwindigkeitsumschalter (nicht der 4-fache)
- keine serielle Schnittstelle verbaut (leider)
- kein Tongenerator verbaut
- eingebauter Monitor Lautsprecher
- Bandmarkierstempel fehlt

Ausser dem obligatorischen Wechsel des veralteten Akkus, einmaligem wöchtentlichen Probe-Einschalten für ca. 1-2h und äußeren Reinigungsarbeiten habe ich bisher noch nicht mit der A810 gearbeitet.

Das soll sich aber nun endlich im Winter ändern, da ich einige meiner analogen Platten auf Schnürsenkel banne möchte.

Leider weiß ich noch nicht wie ich am Besten mit meinem neuen Hobby anfange. Es gibt sicher noch viele viele Fragen aber versuche mal die für mich vorerst offenen Punkte zu gliedern und hoffe Ihr könnt mit mit Tips und Erfahrungen ein wenig zur Seite stehen.

1) Bandauswahl
Gibt es eine Standardempfehlung? Vermutlich muss ich Profi Band verwenden und sollte zugunsten besserer Haltbarkeit lieber eine stärkere Bandsorte wählen? Einige Hersteller sind ja schon vom Markt verschwunden. Welche Empfehlung habt Ihr für mich?

2) Einmessen
Leider fehlt die Serielle Schnittstelle um Messdaten zu sichern oder Daten einspielen zu können. Wer kennt jemanden der mir die A810 preisgünstig im Raum München einmessen und evtl. auch überprüfen kann?

3) Anschluss an die HiFi Anlage zu Hause
Ich denke ich muss mir nur Adapter oder ein eigenes Kabelset von XLR auf Cinch zulegen. Welche Erfahrungen gibt es hier bzgl. Adaptern oder eigens konfektionierten Kabeln. Funk Tonstudiotechnik in Berlin bietet schon entsprechend konfektionierte Kabel an. Oder gibt es hier Probleme mit den Aus und Eingangspegeln beim Anschluss an einen Vorverstärker?

4) Betrieb und Bandwickel
Die A810 wird stehend betrieben werden. Vermutlich macht hier der Betrieb mit offenen Wickeln keinen sinn? Ich plane die entsprechenden ReVox Alu-Adapter von meiner B77 zu verwenden. Macht das Sinn?


Ganz lieben Dank vorab schon einmal für das durchlesen meiner etwas laienhaft formulierten Fragen.

Ich freue mich auf Euere Antworten und Tips!

Beste Grüße und Danke im vorraus
Der Hobbit

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Dienstag 6. November 2007, 19:06
von Administrator
Hallo Hobbit,

erst mal ein herzliches Willkommen hier im Forum und Gratulation zu Deinem 1. Beitrag der überhaupt nicht laienhaft war! :-)

Zu Deinen Fragen:

Hobbit66 hat geschrieben: 1) Bandauswahl
Gibt es eine Standardempfehlung? Vermutlich muss ich Profi Band verwenden und sollte zugunsten besserer Haltbarkeit lieber eine stärkere Bandsorte wählen? Einige Hersteller sind ja schon vom Markt verschwunden. Welche Empfehlung habt Ihr für mich?
Es gibt mehrere gute Gründe die dickeren Studiobänder zu verwenden.
1. Bessere Archiveigenschaften
2. Bessere Wickeleigenschaften
3. Weniger Bandechos (Copyeffekt)
4. Höhere Aussteuerbarkeit
5. Beste Schnittfähigkeit

Nachteil ist wohl nur der Preis und die durch die Dicke des Materials verringerte Gesamtspielzeit. Eindeutig zu empfehlen sind die BASF bzw. EMTEC Bänder LGR50 oder SM468. Nachdem es aber beider leider nicht mehr frisch gibt, bleibt als Alternative eigentlich nur noch das Material von RMG (Quantegy hat die Produktion eingestellt) - das soll aber auch einwandfrei sein. Einige Links mit Verkaufsadressen findest Du in meiner Linksammlung im Portal. Die A810 kann aber auch problemlos mit dünneren Bändern wie dem LPR35 umgehen. Es wäre dann aber vielleicht sinnvoll wenn man beim Abbremsen etwas vorsichtig arbeitet (gegenbremsen statt direkt Stop oder Play).
Hobbit66 hat geschrieben: 2) Einmessen
Leider fehlt die Serielle Schnittstelle um Messdaten zu sichern oder Daten einspielen zu können. Wer kennt jemanden der mir die A810 preisgünstig im Raum München einmessen und evtl. auch überprüfen kann?
Mir fällt da momentan nur die Zweigstelle von STUDER Deutschland in der Landsberger Strasse in München ein. Aber warte mal ab - vielleicht kommen da noch ein paar andere Vorschläge...
Hobbit66 hat geschrieben: 3) Anschluss an die HiFi Anlage zu Hause
Ich denke ich muss mir nur Adapter oder ein eigenes Kabelset von XLR auf Cinch zulegen. Welche Erfahrungen gibt es hier bzgl. Adaptern oder eigens konfektionierten Kabeln. Funk Tonstudiotechnik in Berlin bietet schon entsprechend konfektionierte Kabel an. Oder gibt es hier Probleme mit den Aus und Eingangspegeln beim Anschluss an einen Vorverstärker?
Ich hatte meine A807, A816 und habe meine jetzige A812 problemlos an den ReVox-Verstärker mit XLR auf Chinch Kabeln angeschlossen. Die Maschine selber verträgt ordentlich Pegel - das ist nicht wirklich das Problem. Man sollte halt nur darauf achten, dass man nicht mit zu viel Saft aus der A810 raus in den Verstärker geht. Die sauberste Möglichkeit wäre da sicher ein Mischpult zwischen zu schalten. Auch wegen der Symmetrie der verschiedenen Quellen.
Hobbit66 hat geschrieben: 4) Betrieb und Bandwickel
Die A810 wird stehend betrieben werden. Vermutlich macht hier der Betrieb mit offenen Wickeln keinen sinn? Ich plane die entsprechenden ReVox Alu-Adapter von meiner B77 zu verwenden. Macht das Sinn?
Offene Wickel gehen auch im Standbetrieb - aber wirklich nur bei Bändern die Studiowickeleigenschaften haben - so wie das LGR50 eben. Allerdings ist es nicht zu empfehlen. Wenn die Maschine z.b. mal unsauber bremst oder beim Straten Schleifen bildet (was sie eh nicht tun sollte), dann ist der Bandsalat schnell angerichtet... ;-)

Schöne Grüße,

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Dienstag 6. November 2007, 21:17
von Hobbit66
Hallo Christoph

vielen Dank schon einmal für die Antworten. Ich hatte schon einen Schock bekommen als ich das rot des Administrators in meinem ersten Thread hier gesehen hatte... :o

Dass Quantegy nicht mehr gefertigt wird hatte ich nicht gewusst. Noch vor einem halben Jahr hatte mir ein Kollege den Tip gegeben er könne an Bänder in USA günstig kommen. Schade dass hier auch schon der Zug abgefahren ist.

Ich bin gespant was es noch an Tips gibt.

Beste Grüße
Der Hobbit

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Dienstag 6. November 2007, 22:47
von PhonoMax
Vielleicht auch ein paar Kleinigkeiten von mir:

Wie Christoph schon anmerkte, gibt es auf dem Markt fast kein Neubandmaterial mehr. wesentlich erscheint mir aber der seine Ausführungen ergänzende Hinweis, dass professionelle Bandmaschinen nicht sinnvoll mit Amateurbändern betrieben werden, weil deren Aussteuerungsreserven infolge der knapperen Schichtstärke des Amateurbandes eben doch ein wenig unter denen professionellen (und damit dickeren Standard-) Bandmaterials liegen, das aufgrund der größeren Trägerdicke bei den dort üblichen Bandgeschwindigkeiten zusätzlich auch noch einen deutlich schwächeren Kopiereffekt andient. Langspielband mit 38 cm/s unter professionellen Bedingungen einzusetzen, führt zu einem eigentlich nicht mehr recht tolerablen Kopiereffekt. Das bessert sich dann allein bei Verwendung von klassisch professionellen Rauschminderern wie DOLBYA/SR oder TelcomC4. Doch das ist dann eine andere, potenziell nächste Baustelle für dein Museum.
468, 911 und 900 nützen deine Maschine optimal aus. Wo sie aktuell steht, müsste man sehen.

Studer Deutschland dürfte nach den Ereignissen vom vergangenen August -Walter Derrer stürzte in Lahr mit dem Flugzeug am 27. August tödlich ab- derzeit nurmehr aus einem einzelnen Manne -Erich Obergfell- bestehen, der allerdings schon geraume Zeit nicht mehr im äußersten Westen München-Laims residiert, sondern in Dachau. Beim Abbruch der Zelte in der Landsberger Straße, a.d. 2004, war ich hochderoselbst dabei (ansonsten habe ich Laim kulturell über vierzig Jahre, 1955-1995, verunsichert und allerhand an Kommen und Gehen erlebt...).

Ich weiß -branchenbekannt- worin eine Einmessung besteht, wie, womit, warum man sie sachgerecht durchführt und besitze die entsprechenden Messgeräte nebst Erfahrung dafür, habe aber um die 810-Familie immer einen großen Bogen geschlagen, weil mir die Justage über elektronische Pots nicht eben übersichtsfördernd erschien. Überdies hatte ich -beruflich- vom analogen Schiff schon vor dem Auftreten der 810 abgemustert: Ich arbeite seit 1984 digtal, verfüge aber nach wie vor auch noch über eine kpl. analoge Ausstattung.

Die A810 besitzt einen Eingangswiderstand von >10 KOhm und einen Ausgangswiderstand von <50 Ohm. Der Eingangswiderstand ist für professionelle Vorstellungen breits relativ groß, der Ausgangswiderstand gewohnt klein. Manche bis viele Amateurgeräte sind allerdings nicht in der Lage, auf den üblichen Wegen ("Tape Out" oder so etwas) den Eingang der 810, sowohl was den Pegel (1,55 V +) als auch den Eingangswiderstand anbelangt, adäquat zu treiben. Da gibt es aber Auswege, so da wären: separate Hilfsverstärkerles, Kopfhörerausgänge o. ä., deren Verwendbarkeit aber anhand der vorhandenen Peripherie zu bestimmen ist. Die angesichts deiner Wünsche möglicherweise unumgängliche Desymmetrierung des 810-Einganges bereitet in keiner der beiden Ausführungsformen der 810-Eingänge Schwierigkeiten: Die 810 wurde nämlich sowohl mit elektronischer als auch trafogekoppelter Symmetrierung geliefert. Die Trafosymmetrierung wäre vorzuziehen, doch liegen auch hier die Verhältnisse durch dein bestehendes Gerät bereits fest. Der elektronisch symmetrierte Ausgang sieht gemäß Schaltungsauslegung nach einer Servosymmetrierung aus. Ob der elektronisch symmetrierte Ausgang eine traditionelle Desymmetrierung (XLR-3 auf Masse) aber wirklich klaglos (also ohne Einschränkung der Spezifikationen) wegsteckt, müsste überprüft werden.

Anschlussleitungen lassen sich, sofern nicht gold-rhodinierte Kontakte mit Neumondsegen und Knoten im Taschentuch als Opfer an die Doctores Braunmühl & Weber erwartet werden (Friede ihrer Asche, sie würden sich für diesen Kabelsegen bedankt haben!), ohne jedes Problem nach Bedarf zusammenlöten. Christophs Hinweis auf ein kleines Mischpult zur Anpassung an eine Peripherie löst die meisten Problem am elegantesten, schafft aber auch das eine oder andere neue, woraus nicht zuletzt deutlich wird, dass ein Bandgerät eben doch keine Karte im neuzeitlichen Rechner ist, denn im Gegensatz zu diesem verlangt das Bandgerät nutzerseitiges Verständnis, wenn es adäquat verwendet werden soll.

Eine Maschine wie die 810 läuft tatsächlich auch im aufrechten Betrieb mit den europäisch üblichen Wickeltellern, die dann allerdings von der einwandfrei verriegelbaren Studer-Bauart sein müssen. Das Einlegen eines auf Kern offen gewickelten Bandes gestaltet sich aber im stehenden Betrieb als eine eher unerfreuliche Herausforderung, durch die allzuleicht etwas passiert, was erst dann auffällt, wenn man die Starttaste gedrückt hat. Die enormen Vorteile des Offenwickels (sehr gute Schonung der Bandkanten, universeller Bandzugang beim Schnitt, jederzeit perfekte Kontrolle des Bandlaufes auch nach Schnittunternehmungen) ist bei aufrechter Stellung der Bandschine natürlich perdu. Der offene Wickel stammt eben aus einer Zeit, in der die Bandmaschine ihre Vorteile nicht zuletzt beim Schnitt ausspielte. Und das hielt -zumindest im europäischen Studiobetrieb- immerhin 55 Jahre an.
Christophs weitere Einschränkungen gelten!

Hans-Joachim

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Dienstag 6. November 2007, 22:49
von Administrator
Hallo,

ach das "Rot des Administrators" hat eigentlich nicht wirklich viel zu bedeuten. Ich bin hier - obwohl ich der Betreiber des Forums bin - auch "nur" ein Mitlesender- und schreibender wie alle anderen. :-)
Und administrativ nötige Verwarnungen oder Sperrungen bzw. Rauswürfe hat es hier noch nie gegeben - also keine Panik vor roter Schrift! :D

Ja also was Quantegy betrifft sieht es tatsächlich so aus, dass die Produktion bereits im April 2007 eingestellt wurde.
Nachzulesen auch hier und ganz offiziell hier. Schade drum - aber es gibt ja noch RMG.

Schöne Grüße,

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Mittwoch 7. November 2007, 11:15
von tressless
hallo hobbit 66,

ich habe meine a 810 nach dem kauf von Addi Strobel in löffingen zum einmessen und einstellen gegeben. eine sehr gute adresse wenn es um studer maschinen geht.! er hat sie mir auch gleich für den betrieb an meinem b 250 verstärker umgebaut.
die maschine ist auf agfa pem 369 eingemessen, hat sehr gute wickeleigenschaften und ist vom ndr. das sind meine persönlichen erfahrungswerte bezogen auf meine maschine! besorge dir am besten auch das manuel, damit du die a 810 besser nutzen kannst. die kabel kannst du dir je nach geldbeutel auch selber herstellen, rat und tat gibt es hier :D
eine entmagnetisierungsdrossel zb. fa. bernstein ca 50 euro ist sehr empfehlenswert, ich zähle mich zu den befürwortern der regelmäßigen entmagnetiesierung vor jeder aufnahme.
wenn du die teile zum einmessen brauchst oder die adresse von Addi Strobel, dann melde dich per pn.

mfg

frank

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Mittwoch 7. November 2007, 13:28
von Hobbit66
Ein freundliches Hallo an Euch alle hier!

Erst einmal muss ich sagen dass ich begeistert bin von der schnellen Antwortzeit hier im Forum. Ich hatte so schnell nicht mit so vielen Antworten gerechnet. Vielen Dank!

Ich versuche einmal meine obigen Fragen und Euerer Antworten mit meinen daraus getroffenen Entscheidungen zusammenzufassen, da ich schon sehe dass noch weitere Punkte hinzukommen wie Entmagnetisierer, Rauschminderungssystem usw. Ich hoffe nur dass ich nicht zum Entschluss komme dass die notwendigen Investitionen für den Betrieb meiner A810 zu hoch werden und ich dann mein Vorhaben aufgeben muss. Ich hatte bisher eine B77 9/19 mit Viertelspur und diese nur recht selten eingesetzt. Bei meinem Vater im Keller steht aus Zeiten des Bayerischen Rundfunks noch ein Telefunken M5a, eine Röhrenmaschine mit ca. 16 Betriebsstunden, die dort vergessen Ihr Dasein fristet. Weil leider nur Mono. Aber zurück zum Thema:

1) Bandauswahl

Wie ich verstanden habe sprechen sehr viele Gründe für die Verwendung von Profimaterial. Also werde ich dieses trotz des vermutlich höheren Preises verwenden.

Gebraucht macht damit wohl Sinn auf folgende Bänder zuzugreifen:
BASF bzw. EMTEC Bänder LGR50 oder SM468.
468, 911 und 900 nützen deine Maschine optimal aus. Wo sie aktuell steht, müsste man sehen
Ich vermute dass man da über 1-2-3 gehen muss oder gibt es alternative Quellen?

Neu kann man also auf Material von RMG zurückgreifen. Aber welches Band sollte man von RMG verwenden? Ich war gestern Abend noch auf deren Webseite und zugegebenermaßen etwas erschlagen von der Menge der Auswahl. Und ergänzend: Gibt es hier Erfahrungen wie sich dieses Band im Vergleich zu BASF bzw. EMTEC Bänder LGR50 oder SM468 verhält

1a) Geschwindigkeit

Hans Joachim hat geschrieben dass der Kopiereffekt bei Langspielband mit 38cm/s sehr hoch sein soll. Heißt das man sollte auch bei Profi Bandmaterial (ohne Rauschminderer) keine 38 cm/s verwenden? Welche Geschwindigkeit ist dann empfehlenswert? 19 cm/s?


2) Einmessen

Wenn die Entscheidung für das Band steht werde ich ans Einmessen gehen. Am liebsten wäre mir natürlich jemand der auch hier in München ist und die entsprechende Erfahrung und das entsprechende Equipment hat. Alleine schon weil ich unter der Woche stark beschäftigt bin und mir schwer einen Tag frei nehmen kann.

Aber damit scheint es nicht so gut auszusehen: In München hat wohl Erich Obergfell (Studer) sich nach Dachau zurückgezogen. Gibt es damit überhaupt noch eine Zweigniederlassung in München?

Hans Joachim macht einen Bogen um die A810 was ich angesichts seines hervorragenden Beitrages der nur so von Erfahrung und Wissen gefüllt ist ein wenig schade finde, obwohl er Equipment und (eben) die Erfahrung hätte. Ein Original Servicemanual der A810 könnte ich sogar bereitstellen wenn es um die Justage der elektronischen Potis ginge?

Bliebe also wirklich nur noch der lange Weg zu Addi Strobel in Löffingen.


3) Anschluss an die HiFi Anlage zu Hause

XLR auf Cinch Kabel herzustellen ist nicht das Problem. Man muss zwischen Ein und Ausgang bei der A810 unterscheiden:

Eingang der A810:
Eingangswiderstand von >10 KOhm. Die Maschine selber verträgt ordentlich Pegel.
So wie ich Jans Joachim verstanden habe ist der normale Ausgang eines HiFi Verstärkers dafür zu schwach ausgelegt. Das hat mich etwas erstaunt dass hier Profi Equipment und HiFi Equipment so weit auseinander liegen? Es wird ein Mischpult oder Zwischenverstärker benötigt? Woher bekomme ich so etwas oder wer kann mir hier mit Tipps weiterhelfen?

Ausgang der A810:
Ausgangswiderstand von <50 Ohm. Aus der A810 sollte man nicht mit zu viel Saft in den Verstärker gehen.
Wie Hans Joachim bemerkt fehlen Ihm die Erfahrungen ob der Ausgang eine Desymmetrierung (XLR-3 auf Masse) wirklich klaglos ohne Einschränkungen er Spezifikationen verträgt. Hat hier jemand fundierte Erfahrungen?
Die sauberste Möglichkeit ist wegen der Symmetrie der verschiedenen Quellen ein Mischpult zwischen zu schalten.
Aber laut Hans Joachim handle ich mir damit wieder andere Probleme ein. Wegen der A810 alleine ein Mischpult zu kaufen macht für meinen Zweck denke ich erst Mal keinen Sinn. Oder gibt es kleine Mischpulte auch? Ich meine dass ReVox hier einmal etwas im Angebot hatte.

Hmmm hier komme ich wirklich ein wenig ins grübeln was ich nun machen soll. So leicht scheint alles nicht zu sein. Ich bin auf jeden Fall bereit mich auf die A810 einzustellen. Dass es wie Hans Joachim schreibt keine Karte im eigentlichen Sinne ist mir bewusst. Ich weiß dass ich dazu viel lernen muss und auch Dinge an meiner bisherigen HiFi Anlage ändern muss aber ich möchte nur nicht so weit gehen müssen, dass ich aus meinem Wohnzimmer ein Tonstudio machen muss. Ich hoffe hier findet sich ein Kompromiss.


4) Entmagnetisierer

Frank befürwortet eine Entmagnetisierung vor jeder Aufnahme und empfiehlt den Entmagnetisierer der Fa. Bernstein für ca. 50 Euro. Auch hier möchte ich mit meiner Entscheidung noch ein wenig warten da die ersten Punkte für mich noch nicht genug geklärt sind.

5) Rauschminderer

Ich lasse hier nur einmal das sehr interessante Zitat von Hans Joachim stehen und möchte dieses evtl. zu einem späteren Zeitpunkt angehen, da es mir denke ich sonst etwas zu viel wird.

L
angspielband mit 38 cm/s unter professionellen Bedingungen einzusetzen, führt zu einem eigentlich nicht mehr recht tolerablen Kopiereffekt. Das bessert sich dann allein bei Verwendung von klassisch professionellen Rauschminderern wie DOLBYA/SR oder TelcomC4. Doch das ist dann eine andere, potenziell nächste Baustelle für dein Museum.
Ich freue mich schon auf Euere Antworten

freundliche Grüße
Der Hobbit

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Mittwoch 7. November 2007, 16:15
von A721
Hallo Hobbit66,

meine A 810 läuft an einem REVOX M 51 (Cinch/XLR), der Pegel, vom M 51 kommend, fordert ein deutlich höheres Aufdrehen der Aussteuerungsregler (ca. 3/4). An Bändern verwende ich überwiegend EMTEC LPR 35, da meine anderen Maschinen auch damit gefüttert werden. Addi Strobel kenne ich und werde ihm Anfang des kommenden Jahres meine A 810 zur Revision anvertrauen, wo auch die Pegelanpassung (Hifi) vorgenommen wird. Aus Erfahrungen anderer Revoxianer weiß ich, dass die Geräte bei ihm in sehr guten Händen sind.

Ansonsten arbeitet diese Maschine ausgesprochen fein und bereitet mir große Freude.

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Mittwoch 7. November 2007, 16:19
von PhonoMax
Teesoweit,
jetzt geht's los...:


Der Preis von Profiband ist nicht höher als derjenige von Amateurmaterial. Bedenke, dass die Tage des analogen Magnetbandes zuende sind, auf dem klassischen Amateursektor schon seit 25 Jahren, denn die Absatzziffern von Spulenbändern weisen schon seit der Hoch-Zeit der Cassette nur in eine Richtung: dramatisch abwärts. Der Magnetit von LPR35 und 911 ist identisch, die Unterschiede beider Bänder ergeben sich aus den unterschiedlichen Stärken der Trägerfolien und der Beschichtung. Früher war es auch noch so, dass Profibandmaterial besonderen Qualitätsprüfungen unterworfen war, da Hersteller mit ihrer Produktpalette eine berufliche Ehre verbanden. Derlei Tage sind nach 30 Jahren kompromissloser, ideologisch bedingter Anbieterhofierung weitgehend hinter uns: Vgl. das heute veröffentlichte Herbstgutachten der berühmten "Weisen".

Wenn du mit 38 arbeiten willst, kannst du gerne Produktionsversuche mit Langspielband anstellen, solltest dich dann aber mit der Aussteuerung bescheiden, weil du sonst präzise Einsätze, zwei, ja dreimal als Vorecho hören kannst. Dasselbe gilt für spektakulärere Schlüsse, die als Nachecho gerne längeres Leben entfalten. Es ist kein Zufall, dass die Profitechnik weltweit bei 38 und Standardband geblieben ist, obgleich denen der Bandwechsel nach erst 60 Minuten bestimmt angenehmer gewesen wäre als nach den gängigen 44 Minuten.

468, 900 und 911 werden von RMGI, Oosterhout heute noch nach den Rezepturen (aber nicht mit den Maschinen) der AGFA-BASF-EMTEC gefertigt. Dabei gehört 468 als genialischer Wurf der AGFA (1973, damals noch der Mannen um Friedrich Krones) der frühen Zeit des LH-Bandes in Profihand an, während das 911 (ehemals der BASF) als Fortentwicklung des 910 ein Kind der 1980er ist. 900 markiert als wieder etwas abweichender Bandtyp die letzte vollzogene Fortentwicklungsschicht der frühen 1990er, über die das Verfahren der analogen Tonaufzeichnung nicht mehr hinauszuquälen war, obgleich bei der Sprengung der EMTEC 2003 auf dem Schreibtisch des Entwicklers Dr. Gerhard H. eine Fortentwicklung des 900 bereits in ersten Mustern bereitlag. Dabei blieb es aber.
Die Bänder unterscheiden sich also ein wenig.

Eine weitere Gruppe stellt das 528 als Band der zentraleuropäischen Rundfunkanstalten, die in der alltäglichen Arbeit mit ihren riesigen und durchwegs bereits alten, da in die 1940er Jahre zurückreichenden Archiven zu tun hatten, weshalb dort eigene Bedingungen bezüglich einer vertretbaren Arbeitspunkkompatibilität neu vs. alt galten. Man stand daher seitens der Bandhersteller vor der Aufgabe, ein vom Rundfunk über eine Dekade geradezu ersehntes LH-Band in die Nähe der Arbeitspunkte der Vorgängergeneration(en) zu zwingen. Das gelang ganz gut und führte zum 528, das es heute ebenfalls noch gibt. Aufgrund der speziellen Forderungen liegen die elektroakustischen Eigenschaften des 528 geringfügig unterhalb derer klassischen LH-Materials.
Ansonsten: Hochwertige Aufzeichnungen sind schon lange möglich. Profiaufzeichnungen auf LH-Niveau gab es mit AGFAs FR22 schon 1956 (was sich aber aus hier nicht interessierenden Gründen nicht durchzusetzen vermochte), Tonaufnahmen der frühen 50er halten bis heute so perfekt mit, dass sich namentlich ein Laie fragt, worin die Unterschiede zur letzten Zeit der analogen Aufzeichnung denn bestanden haben mögen. Die Ursachen liegen auf der Hand, sollen uns hier aber auch nicht interessieren. Ich habe dazu jede Menge hier und in anderen Foren geschrieben, was durch die Suchfunktionen hier wie dort leicht aufzufinden ist.

Die genannten Bänder nebst 528 und solchen der wieder angeworfenen Fertigung von Zonal kannst du bei den üblichen Verdächtigen (Darklab, Solingen und Bluthard, Stuttgart) neu erwerben. Nicht zuletzt Frank Brattig ist ja 'einer von uns' und berät dich daher auch sachbezogen. Eine Entmagnetsierungsdrossel sollte man vor jeder Verwendung eines Bezugsbandes anwerfen. Zu meiner analogen Großzeit habe ich sie ansonsten nur vor wesentlichen Aufnahmen und etwa wöchentlich bis zweiwöchentlich je nach gefühltem Arbeitsanfall verwendet. Wenn man weiß, was die Drossel soll und tut, woher die zu bekämpfenden Probleme rühren, vermag auch ihren sinnvollen Einsatz abzuschätzen.

Der Kopiereffekt rückt mit ansteigender Bandgeschwindigkeit in den Bereich des Wahrnehmbaren, weshalb die Profiszene (auch) beim Standardband blieb. Unter 38 sinkt die Höhenaussteuerbarkeit des Bandes und der Maschine aber signifikant, ein ordentlicher Musikschnitt ist nicht mehr möglich, der Klirrfaktor steigt an, die Ansprüche an die Fertigungskonstanz der Bänder wird höher, die Aufzeichnung insgesamt schlicht kritischer, weil die Gleichlaufschwankungen höher, die erzielbaren Frequenzgänge schlechter werden. Die Nutzspannungen an den Köpfen und die Dynamiken über Band nehmen ab. Solchen geballten Engpässen setzt sich kein Profi aus, der seine Aufnahmen nachbearbeiten will und muss. Also: 38 und nicht weniger, es sei denn, andere Grenzen (Nagra am Set: "Jetzt wechselt der schon wieder sein Band!!!") drängten sich vor. Da wird dann mit Langspielmaterial und 19 cm/s als Notbehelf gearbeitet.

Lies als Generaleinführung Friedrich Engels altes Testament, und du weißt Bescheid, denn unter der Oberfläche wartet beim Magnetbandverfahren jede Menge technologischer Engpässe, die für eine hochwertige Aufnahme bewältigt werden mussten/müssen, unterhalb von 38, notfalls 19 aber derart anwachsen, dass Hochwertigkeit zumindest auf Produktionsebene nicht mehr so ohne weiteres möglich ist:

Friedrich Engel, Schallspeicherung auf Magnetband. Leverkusen 1975. (Scan bei mir.)

Dieses sonst nurmehr antiquarisch verfügbare Buch stammt unmittelbar aus der Umgebung des 468 und wurde überdies vom mittlerweile weltweit kundigsten Magnetbandhistoriker verfasst.

Weiter in den Personalien:
Erich Obergfell ist -wie bereits gesagt- Dachau Studer-Deutschland und in der Rudolf-Diesel-Straße ebendort sicher nach wie vor zu erreichen:

http://www.studer.de/live/48_DEU_XHTML.html

Schon Walter Derrer lebte im Grunde nurmehr im PKW; angesichts einer aus zwei Personen bestehenden Firma sehen sich Zweigniederlassungen auch bereits etwas merkwürdig an, mit einer Person sind sie vollends unmöglich; die Buchführung kann man im Gegensatz zum Service einem Mutterunternehmen in Heilbronn überlassen, das sich dadurch aber schwerlich zur Zweigniederlassung erklären lassen wird.

Den Bogen um die 810 machte ich damals aus historischen, finanziellen und marktstrategischen Gründen, denn das Potenzial der analogen Magnetbandtechnik war für den professionellen Tonmeister in den 1980ern bereits sichtlich ausgeschöpft; man sah nur zu deutlich, dass die Reise woanders hinführen würde.

Meine Zurückhaltung bezüglich der 810-Einmessung rührt aus geringfügig anderen Ursachen als denen, die ich expressis verbis ansprach, denn hinsichtlich grundsätzlicher Erfahrung gerade auch in analoger Technik machen mir zwischen Partitur und Schaltzeichnung tendenziell nur wenige etwas vor; bitte um Vergebung, denn Überheblichkeit ist meine Sache nicht. In diesem Rahmen besteht für mich auch kein Unterschied zwischen einem Ferrophon Max Ihles, einer K4/K8 oder einer M5 (Stereoversion der DGG von 1957 steht bei mir...) oder einer A80, B67, A77ORF "oder alles, was sein ist".

Zum Verständnis der unterschiedlichen Auslegungen von Profi- und Amateurverstärkertechnik musst du dich mit der Geschichte der Technologien befassen, die ja sehr gemeinsame Wurzeln haben, aber in den letzten 50 Jahren nicht notwendigerweise gleiche Ansprüche verfolgten, solange diese finanzielle Folgen haben. Für eine T9 erhielt der Zeitgenosse nämlich einen voll ausgestatteten Oberklassewagen, den man natürlich den zwei Radln auf einer Bandmaschine vorzog, so schwer die auch sein mochte. Mit ihr nämlich war es unmöglich, nach Lecce oder Brindisi zu fahren, was der weniger halb so teure Lloyd aber ohne weiteren Aufwand gestattete. Die auf südlichen Straßen gegenüber einer T9 erhöhte Unfallgefahr musste man halt hinnehmen.

Ob und inwieweit sich ein Mischpültchen der Mackie- oder Behringerklasse (niemand spricht von einer wohnzimmerfüllenden Großanlage von SSL oder Stagetec-Salzbrenner mit 48 Kanälen) für dich als hilfreich erweist, entscheidet sich nach deiner Peripherie; das schrieb ich bereits. Es hilft dir für deine A810 nur nicht unbedingt etwas, wenn dein "Tape Out" irgendeines Verstärkers 300 mV liefert, mit denen du 12 dB unter der Nenn-VA der 810 bleibst. Es hilft dir überdies nichts, wenn der Ausgangswiderstand des angesprochenen Verstärkerausganges mit einer Belastung durch die Senke in der Größenordnung von 20 oder gar 40 kOhm rechnet, während deine 810 mit 10 kOhm daherkommt und die Ausgangsspannung möglicherweise dann auch noch nicht frequenzlinear zusammenbricht. Du musst genau beschreiben, wie du dir die Implementierung der 810 in deine bestehende (und dann genau zu benennende) Anlage vorstellst. Dann lassen sich sinnvolle Konzepte aufstellen. Alternativen wurden ja auch schon angesprochen. Die im letzten Post im diesem Bereich summarisch erwähnten Probleme betreffen die Kompatibilitäten der Aussteuerungsmesswerke, die bei heutigen Mischpültchen genannter Klasse durchwegs keine Spitzenspannungsmesser nach DIN (Messintegrationszeit 10 ms) darstellen, sondern mit in Richtung digitaler Aufzeichnung verkürzten Messintegrationszeiten ausgelegt wurden. Nachdem die gnädigen Hersteller sich dazu in ihren Bedienungsanleitungen selten qualifiziert äußern, hat der Nutzer ein Problem. Ich natürlich nicht, denn ich habe mir (übrigens mailversendbare) Prüfsignale angefertigt, mit denen ich das Verhalten solcher Aussteuerungsmesser auf ihr Verhalten hin untersuchen kann, ohne den Koffer zu öffnen. Überdies will auch ein Mischpult angemessen bedient sein, wenn seine Zwecke erfüllen soll. Studer hält sich bei den umschaltbaren Anzeigen seiner 810 an DIN ("Peak") und ASA ("VU"). Das zu den "Problemen" im Mischpultumfeld, die man sich "potenziell neu" einfängt.

Zur Desymmetrierung fehlen mir keine Erfahrungen. Ich weiß seit allerlei Jahrzehnten genau, was dabei passiert, welche Folgen das hat, wo die Engpässe liegen. Klangliche sind das natürlich nicht. Du musst mir lediglich sagen, ob deine A810 zur Gruppe mit trafogekoppelten Ein- und Ausgängen gehört oder zu derjenigen mit elektronischer Symmetrierung, also ohne Übertrager auskommt, und ich sage dir, was zu tun ist.

Die A810 kannst du gerne in der Besenkammer abstellen, sofern da gewisser Staubschutz gewährleistet ist. Kabellängen sind in der professionellen Technik noch nie ein Problem gewesen. Ohne Fernbedienung und ohne ständiges Hin- und Hergeläuf jedoch kommst du dann aber nicht mehr aus.

Noch einmal: Ein analoges Bandgerät ist inzwischen ein kulturhistorisches Phänomen, das auf interessanteste Weise von seiner Entstehungszeit und dem Sozialgefühl dieser Tage höchstwertig Rechenschaft ablegt bzw. ablegen kann. Mit unseren vom Computerzeitalter letzter Generation geprägten Erwartungen an ein technisches Gerät hat die gesamte analoge Tonaufnahmetechnik nebst ihrer Bedienbarkeit aber noch vergleichsweise wenig zu tun, was sie aber nicht hindert, bis in die Kriegszeit zurück mit extrem hochwertigem Aufnahmegut zu dienen. Hier beginnt sich die neuzeitlich selbstverständliche Qualitätsforderung der Medienindustrie zu etablieren. Höre dir die Raucheisen-Edition an, die kritisches Material aus dem Umfeld der Betriebseinführung des Magnetofones bei der Reichsrundfunkgesellschaft zum 1. Januar 1942 bereitstellt.
Hohe Qualität konnte -in der Frühzeit allemal- aber nur zustandekommen, weil (bzw. wenn) die Beteiligten Kundigkeit erworben hatten und so die ihnen zur Verfügung stehenden Apparaturen auch psychoakustisch trickreich nützten. Auf diesen Entdeckerpfad kannst du, darfst du dich auch heute noch begeben.

Hans-Joachim

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Mittwoch 7. November 2007, 17:16
von Hobbit66
Lieber Hans Joachim

im Moment merke ich dass jedes Deiner Postings schon jetzt für mich einen völlig neuen Entdeckerpfad darstellt, auf dem ich aber gerne weitergehe. Ich denke auch dass bei der analogen Tonaufzeichnung der Weg das Ziel ist so wie ich es als Münchner bei vielen meiner Bergtouren schon kennengelernt habe. In meiner Kindheit habe ich Unmengen an Radiosendungen auf Cassette aufgezeichnet. Viele Cassetten gibt es immer noch aber das Thema Tonband hatte mich schon in meiner Jugend als Aushilfe beim Bayerischen Rundfunk immer wieder fasziniert. Allerdings waren dort meine finanziellen Möglichkeiten leider zu stark begrenzt. Insofern ist mir auch nuch der Ausspruch der Nagra Tonmänner bzgl. Bandwechsel bekannt

Da ich zumindest berufsmäßig mit meinen 40 Lenzen ein Kind der Computer und IT Industrie bin - und auch vielleicht gerade deshalb - interessiert mich das Theme nach wie vor so sehr dass ich der analogen Schallplatte bisher nicht den Rücken zugekehrt habe - ganz im Gegenteil, meine Sammlung wächst und wächst. Die CD und das Thema MP3 spielen sich bei mir nur in Regionen ab wo kein analoges Material mehr erhältlich ist. Aber gerade auf Grund der publik gemachten Aussagen zum Thema Haltbarkeit der CD entsteht derzeit ja wieder ein verstärkter Trend (?) zum - wie ich gerne sage - schwarzen Gold.

Nun habe ich aber doch ein paar Begrifflichkeiten über die ich gestolpert bin und bitte Dich um eine etwas ausführlichere Erklärung.

Was ist ein LH Band. Steht die Abkürzung für etwas bestimmtes oder geht es darin nur um die Abgrenzung zum 528er Band?

Was versteht man unter Bezugsband? Ist damit das Band gemeint auf das ein Tonbandgerät eingemessen wird?

Sind die Unterschiede bei den LH Bändern doch so gering dass Du besser keine spezielle Kaufempfehlung aussprechen möchtest?

Sehr gerne nehme ich Dein Angebot an und lese mich in Friedrich Engels altes Testament ein. Da das Buch wohl nicht mehr erhältlich ist wollte ich Dich fragen ob Du bereit wärest mir einen Scan zuzusenden?

Ich werde heute Abend ein wenig die Bedienungsanleitungen studieren und hoffe ein paar Zahlen bzgl. der Ausgangswerte meines Vorverstärkers herauszubekommen. Das Thema Mischpulte und deren Aussteuerung erscheint mir immer noch sehr nebulös aber ich versuche erst einmal entsprechede Werte meiner Anlage zusammenzusuchen.

Zum Schluss noch eine letzte Frage:
Woran erkenne ich ob meine A810 zur Gruppe mit trafogekoppelten Ein- und Ausgängen gehört oder zu derjenigen mit elektronischer Symmetrierung? Leider geht es mit bei den Themen Partitur und Schaltzeichnung derzeit noch so dass mir als Amateur Musiker seit 25 Jahren erstere immer noch mehr sagt. Aber wenn Du mir sagst wo ich genau nachsehen muss denke ich dass ich eine Antwort entweder im Service Manual oder in der A810 finden werde.

Beste Grüße
Der Hobbit (Christian)

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Mittwoch 7. November 2007, 20:47
von PhonoMax
Lieber Christian,

ein LH-Band bezeichnet grosso modo die letzte Generation der Magnetbänder mit noch einmal verfeinertem Magnetit, damit verringertem Restrauschen ("Low Noise") und erhöhter Packungsdichte des Magnetitmaterials und damit erhöhter Remanenz und Koerzitivität (High Output). Das Material produzierte also weniger Geräusch und ließ sich zugleich im tiefen und mittleren (Remanenz) sowie dem hohen Frequenzbereich (Koerzitivität) höher aussteuern bzw. erzielte bei einer niedrigeren Aussteuerung einen Klirrfaktor, der demjenigen der Mikrofonverstärker zumindest nahe kam.
Im professionellen Betrieb drängte die Einführung eines solchen Bandes zunächst noch nicht so sehr, weil 38,1 cm/s bzw. 76,2 cm/s doch qualitativ bereits relativ bequeme Ruhekissen bereitstellten, während die Ameteure mit ihren 9,5, ja 4,75 cm/s doch recht stiefmütterlioch versorgt am qualitativen Hungertuch nagten, obgleich zunehmend hochwertige Plattenspieler (na ja, das mit dem Klirrfaktor vergessen wir hier mal) und Tuner auf den Markt drängten, die nicht zuletzt wegen der durchwegs uneingemessen betriebenen (Amateur-)Bandgeräte doch qualitative Vorsprünge erkennen ließen, die aufzufallen begannen. Infolgedessen kamen die LH-Bänder zuerst bei Amateurs auf, ließen aber die Profis nicht ruhen.

Im Produktionsbetrieb war eine Einführung eines Bandes neuer Technologie durchaus zu machen, solange das Band den auch dort üblichen mechanischen Belastungen beim Schnitt gewachsen war und gleichzeitig die geforderte hohe Wickelqualität (in Europa ein KO-kriterium) gewährleistet werden konnte. AGFA 468 war dieser Wurf, der allerdings für die Rundfunkanstalten wegen seiner massiv abweichenden Arbeitspunkte nicht taugte und dort tränenreich aus dem Fokus des Alltagsbetriebes genommen werden musste. 528 kam ja erst gut fünf Jahre später, als TelcomC4 beim Rundfunk bereits Standard geworden war. Beides zusammen führte dann aber dazu, dass man ARD-intern teilweise der mit Beginn der Rundfunkstereofonie eingeführten Stereo-Nennvollaussteuerung von 514 nWb/m zugunsten eines niedrigeren Klirrfaktors gen 320 nWb/m (alte Mono-VA seit etwa 1952/53 vorgenormt) untreu wurde, was betrieblich eigene Delikatesse hatte, denn aus Jux und Dollerei waren die 514 nWb/m nicht entstanden.

Qualitativ unterscheiden sich hochwertige LH-Bänder bei hohen Bandgeschwindigkeiten nur sehr marginal. Die eher geringe Rolle fremden Magnetbandes in Deutschland war neben längst gewachsenen Traditionen durch die hohe Qualität beispielsweise von 468 oder 911 bedingt, die zusätzlich erheblich besser wickelten als das Material aus den USA oder Japan, wo der freitragende Wickel weitgehend ungebräuchlich war. Nachdem insbesondere der hiesige Rundfunk auch seine sehr genauen und berechtigt engagiert vertretenen Vorstellungen über seine Betriebsmittel hatte, war ein Kontakt über Atlantik und Pazifik angesichts der dortigen Interessen an potenziell Andersdenkenden (ich bin Halbamerikaner, kenne also die Umstände vor Ort aus anderer Warte als den Fenstern der Mariott- oder Best-Western-Hotels) schlicht abwegig.
Das zum LH-Band.

Bezugsband:
Ein Bezugsband ist letztlich ein Messgerät in Bandform. Es enthält Aufzeichnungen in normierter Form, mit denen der Wiedergabezug eines Bandgerätes nach den bestehenden Normen in Spaltsenkrechtsstellung, Pegel und Frequenzgang kontrolliert und abgeglichen werden kann. Der Aufnahmezug wird dann anhand des zuvor abgeglichenen Wiedergabezuges eingestellt.

Zu einem deutschen Bezugsband gehörte früher auch noch ein Leerteil, der einer so genannten Bezugscharge entnommen war, wofür Vorräte dieser Bezugscharge bei den Bezugsbandfertigern zum Ankleben an die georderten Bezugsbänder vorgehalten wurden. Diesen Leerteil konnte man bei Bedarf für Testaufzeichnungen nützen. Nachdem solcherart Bezugschargen aber oftmals nicht den beim Verwender des Bezugsbandes eingeführten Bandmaterialien entsprachen, unterließ man es gewöhnlich, ein Bandgerät aufnahmeseitig auf die Bezugscharge einzumessen, sondern beschränkte sich allein auf die Wiedergabe der Messtöne, justierte den Wiedergabespalt, sorgte anhand des Bandes wiedergabeseitig für Frequenzganglinearität von unten bis oben und stellte den Bezugspegel bei 1 kHz auf den mit der abzugleichenden Maschine verknüpften elektrischen Nenn-VA-Pegel ein. Hier in Deutschland waren das gemeinhin und seit RRG-Zeiten, demnach lange, bevor andere ein Magnetbandgerät einsetzten, +6 dBu, also 1,55 Volt, während sich im Laufe der 1980er und vor allem 1990er sich auch der amerikanische Bezugspegel von +4 dBu, also 1,23 V zu verbreiten begannen. Die Herkunft beider Pegel aus der Fernmeldetechnik ist aber identisch.

Nachdem ein Bezugsband ein Messgerät sein soll, aber nicht unter Gewährleistung der von analogen Messgeräten bekannten 10-fachen Genauigkeit einer zu bestimmenden Größe hergestellt werden kann, erfolgt(e) die Herstellung dieser Messbänder individuell und mit erheblichem Aufwand auf speziell gewarteten (und umgebauten) Bandgeräten. Ihr Preis ist/war daher erklecklich, weshalb man auch gut daran tut, diese Bänder schonsam zu behandeln. Für pegelsensitive Rauschminderungsverfahren (z. B. DOLBY A und SR) sind Bezugsbänder eigentlich ständig unabdingbar.

Den Engel kann ich dir nach Mitteilung deiner Mailadresse zukommen lassen, möchte aber daran erinnern, dass sein Umfang als PDF netto gut 8 MB erreicht, mit 'MIME-Zuschlag' 10 MB überschreitet. Deine Box muss also mittun. Ansonsten gibt es möglicherweise noch heute auf dem Server der Deutschen Welle Material für den analogen Tonaufnehmer. wofür der allerdings der englischen Sprache mächtig sein sollte:

http://www.dw-world.de/dw/0,,3907,00.html

Ob deine 810 elektronisch oder durch Übertrager symmetriert ist, kann man auf den Eingangs- bzw. Ausgangsplatinen erkennen, die bei Trafokopplung kleine Übertrager aufweisen müssen. Ersatzweise genügt gegebenenfalls ein Blick auf den Auszugsgriff der Steckkarte des Line-Amps im Elektronikkorb. Sollte auf seinem Kennzeichnungsstreifen eine Karte vom Typ 1.820.714 (Extension gleichgültig) vermerkt sein, verfügst du über übertragersymmetrierte Stufen. Wenn die Karten jedoch als Typ 1.820.715 bezeichnet sind, liegen übertragerlose Schittstellen vor.
Meine Weisheiten stammen aus dem Handbuch der A810, wo du dir deshalb das Nachsehen ersparen kannst, weil hier doch nur lexikalisch alle gelieferten Bauformen aufgeführt sind, was dir bezüglich deiner 810 nicht weiterhilft. Am Elektronikkorb führt also kein Weg vorbei.


Hans-Joachim

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Donnerstag 8. November 2007, 17:55
von Hobbit66
Lieber Hans Jachim

vielen Dank für Deine ausführlichen Erklärungen.

Nun kann ich mit dem begriff LH zumindest etwas anfangen. Ich vermute dass TelcomC4 ein Rauschunterdrückungssystem darstellen soll? Ich weiss auch hier leider noch zu wenig.

Das Wort Bezugsband bekommt nun eine ungefähre Vorstellung. Ein Bezugsband gab es demnach nur länderspezifisch oder nun doch individuell oder gerätespezifisch? Empfiehlst Du mir dass ich mir ein Bezugsband zulege bzw. macht es Sinn für mich und was kann ich damit alles Einstellen? So wie ich Dich verstanden habe wurden die Bezugsbänder dann doch wiederum nicht verwendet sondern es zählte das was bei einem Pegelton letztlich "hinten heraus kam". Nur mit dem Begriffen Wiedergabezug, Aufnahmezug und Bezugscharge bin ich nicht mitgekommen. Vielleicht kannst Du mir hier die Begrifflichkeiten noch etwas klarer erläutern.

Du schreibst weiter unten von einer Stereo-Nennvollaussteuerung von 514 nWb/m. Was versteht man darunter? Ich vermute ein Messstandard aber unter welchen Bedingungen oder bezieht sich dieser auf einen Pegelton? An einem normalen VU Meter kann ich so einen Wert ja nicht ablesen?

Kann man mit einem höhereren Bezugspegel (1,55 Volt gegenüber 1,23 Volt) auch eine höhere Bandsättigung erreichen und damit unter professionellen Umständen eine bessere Aufnahme?

Doch nun zum Thema Übertrager. Es war kein Problem im Elektronikkorb nachzusehen :D

Meine A810 hat die Softwareversion 01/88

Folgende Karten sind verbaut:

Line: 1.820.714.xx
Reproduce: 1.820.710.xx
Record: 1.820.712.xx
HF Driver: 1.820.713.xx

Anhand Deiner guten Erklärung habe ich demnach eine symmetrierung mittels Übertrager. Ist das nun gut oder eher nicht?

Bei meinen Vorverstärkern habe ich auch gestern abend nachgesehen, da ich eigentlich 3 Möglichkeiten hätte meine A810 anzuschließen wobei ich derzeit meinen 10 Jahre alten Marantz Vorverstärker am liebsten höre:

Nachfolgende schreibe ich Dir die Werte die ich den Bedienungsanleitungen entnehmen konnte.

Marantz SC-22
- Input: 280 mV / 47 kOhm
- Output: 1,5 V / 68 Ohm

Silvaweld Röhrenvorstufe
- Eingangsimpedanz 100 kOhm
- Ausgangsimpedanz 200 Ohm

ReVox B739
- Input 150 mV / 50 kOhm
- Output 5,5 mV / RL min 10 kOhm

Zum Vergleich noch mein Tape Deck (ReVox H1)
- Input maximal 2,5 V
- Output 0,775 V / 1,5 kOhm

Nun sagen mir wiederum die Werte recht wenig. Ich war auch dr Meinung dass diese einander mehr ähneln sollten aber dies tun sie wohl doch weniger als ich dachte. Ist in der HiFi Szene nicht auch alles genormt?

Nun bin ich schon gespannt wie es nun weitergeht und wie ich meiner A810 einen adäquaten Anschluss verpassen kann.

es grüßt Dich herzlich und wünscht einen schönen Abend
Christian

P.S.: Eine PN mit meiner Email Adresse ist auf dem Weg zu Dir. Ich meine mein Postfach dürfte groß genug für das Dokument sein.

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Donnerstag 8. November 2007, 22:05
von PhonoMax
Lieber Christian,

Bezugsbänder sind länder- (besser kontinent-)spezifisch angelegt, weil sie naturgegeben aus örtlichen Traditionen und Konventionen entstanden, die über die aus Deutschland importierte Magnetbandtechnik gestülpt wurden bzw. werden mussten. Die Magnetbandtechnik kommt nun bis 1949/50 generell aus Deutschland, weshalb da auch erste Vereinbarungen festgelegt wurden, auch wenn diese im hochwertigen Rahmen nur von faktisch einer einzigen Institution im halbwegs neuzeitlichen Sinne angeschoben wurden, weil es bei den anderen Interessenten über WK II (Reichspost/Gestapo sowie Wehrmacht) auf (zeitgenössisch) höchste Qualität und möglichst weitgehende Austauschbarkeit unter Wahrung der Hochwertigkeit nicht ankam.

Das Bezugsband liefert ganz gegenständlich in Gestalt eines Eichnormals die Richtlinien für einen genormten Nominalpegel und eine genormte Verteilung der Kompensation der aufnahme- und wiedergabeseitigen Nichtlinearitäten des analogmagnetischen (induktiven) Aufzeichnungsprozesses. Durch geschickte Entscheidungen bei der Kompensation dieser erheblichen Nichtlinearitäten lässt sich nämlich allerhand bezüglich des Geräuschspannungsabstandes des Gesamtverfahrens gewinnen (also über Aufnahme und Wiedergabe hin).
Hört man sich die zufällig erhalten gebliebenen Kopien (!) der ersten Vorführung des Hf-Magnetofons vom 10. Juni 1941 im Berliner Ufa-Haus an und vergleicht sie mit den letzten Vorproduktionen der RRG vom 31. Dezember 1941 für die Betriebseinführung des Magnetofons am 1. Januar 1942, so hört man deutlich, was Dr. Walter Weber, der Vater des hochwertigen (Hf-)Magnetofons, in den letzten sechs Monaten dazu noch an Forschungs- und erfolgreicher Entwicklungsarbeit geleistet haben muss.

Vom 31.12.1941 tauchen diverse Aufnahmen in der kürzlich publizierten Raucheisen-Edition -Sänger und Klavier- auf. Leider sind die Textteile solcher neuzeitlichen Billigeditionen oftmals so schlecht, dass in ihnen diese, von mir hier 'angetönten' kulturhistorischen Fragen gänzlich ausgeklammert bleiben, und sei es aus purer Unkenntnis. Aber im heutigen Medienwesen grassiert ja auch eher Gleichschaltung und Verdummung als Auseinandersetzung (kennt man das nicht aus gewissen Tagen??).

Das Bezugsband erlaubt damit die "Eichung" deiner Wiedergabekanäle (der Profi spricht bei diesen gerne und im Rückgriff auf seine Mischpulttechnik vom Aufnhame- bzw. "Wiedergabezug", also der gesamten Aufnahme- bzw. Wiedergabetechnik des Bandgerätes vom Tonkopf bis zum Ausgangstrafo bzw. vom Eingangstrafo bis zum Tonkopf).

Das Bezugsband ist im Gegensatz zu deiner Ansicht sogar sehr, sehr wichtig, denn es stellte den Bezug zwischen einer definierten Magnetisierung des Bandes ("nominelle Vollaussteuerung") und dem vor Ort eingeführten elektrischen Vollaussteuerungspegel her. Im professionellen Betrieb verzichtete man jahrzehntelang konsequent auf Aussteuerungsmesswerke in Bandgeräten und steuerte ausschließlich über ungleich aufwändigere Messanlagen in den vorgeschalteten Mischpulten aus. Das ist nur möglich, wenn die Bandmaschinen ihre VA genau dann erreichen, wenn das Pult vom Lichtzeiger angezeigt den VA-Pegel abgibt. Das für den entsprechenden Abgleich nötige Referenzmaterial liefert(e) das Bezugsband, das ansonsten auch noch die Linearisierung des Bandgerätewiedergabeverstärkers (da gibt es Steller für Höhen und Tiefen) ermöglicht(e).

Bandmaterial unterlag in der Frühzeit produktionsbedingt erheblichen Parameterschwankungen. So erhielt die RRG nach 1941 einmal aus LU 2000 Rollen zu je 1000 m, von denen sie als quasi einziger einschlägiger Großkunde der IG Farben 90% als Ausschuss aussonderte.... Später, nach dem Krieg, bekam man das in den Griff, Schwankungen im magnetischen Verhalten gab es aber dennoch. Um auch in diesen Umstand Grund hineinzubekommen, wurden bestimmte Bandchargen (also Teile eines Fertigungsloses), die schön inmitten der qualitativen Fertigungsbandbreite lagen, zu "Bezugschargen" erklärt, auf die man sich bezüglich eines "Bandgerätenormalverhaltens" auch aufnahmeseitig beziehen konnte.

In praxi war der Weg hin zu diesem universellen "In-den-Griff-Nehmen" des Magnetbandverfahrens allerdings wesentlich steiniger, als hier geschildert. Jedoch alle Details von den "Ringmessungen" der 1950er bis hin zu den einwirkenden Fortschritten der Bandentwicklung zu beschreiben, führte zur Niederschrift von Büchern, zeigt aber deutlich, was qualifizierter Umgang mit einer Technologie bedeuten kann.

Ab etwa 1955 kristallisierte sich hier in Europa eine Nenn-Vollaussteuerung von 320 nWb/m (Nano-Weber pro Meter, ein Maß für die Magnetisierung des Bandes) heraus, die zumindest im Monovollspurbetrieb bis zum Auslaufen der Technik galt. Darüber hinausfahren konnte man ja immer noch, wenn die aufzunehmende Modulation danach war. Mit der Einführung der Stereofonie bei Rundfunk stand man vor dem Problem, dass einmal die Betriebsdynamik des Magnetofons herrlich auf diejenige des UKW-Rundfunks passte, viele Hörer, Sender, Funkhausstudios monfon arbeiteten und Sendungen monofones und stereofones Bandmaterial durcheinander zu verwerten hatten. Das führte zur Forderung, dass monofone (voll korrelierte) Aufzeichnungen auf Stereomaschinen und stereofones Bandmaterial auf Monomaschinen dieselben Pegel hervorrufen mussten, um die Senderaussteuerungen exakt nach den gesetzlichen Vorgaben, ohne Übersteuerungen und zusätzlichen intellektuellen Aufwand im Hörfunkstudio einrichten zu können ("Was schief gehen kann, geht auch schief!") und dabei gleichzeitig alle betrieblichen Vorteile der so lückenlos passenden Dynamiken (Band wie UKW bei 40 kHz Hub: ca. 55 dB) zu erhalten. Da der 0,75-mm-Leerrasen zwischen den Spuren von der in Europa eingeführten Schmetterlingsstereoköpfe für etwa 1,11 dB Pegelverlust gut ist, der auch bei der damals üblichen Koinzidenzstereofonie begrenzte Korrelationsgrad zwischen zwei Stereospuren bei deren Addition auf der Monomaschine für etwa 3 dB Pegelverlust sorgt(e), hob man die Stereoaussteuerung um 4,11 dB von 320 auf 514 nWb/m an und erreichte damit das intendierte Ziel; dafür jedoch musste ein neues Band her, das bei der neuen VA im Klirrfaktor nicht merklich schlechter sein durfte als sein Vorgänger für die Monofonie. Das war dann die zweite Generation des PER 525 ("PER 525 stereo"), das beim Rundfunk rund 20 Jahre durchlebte.

Beim Rundfunk hierzulande (und damit letztlich auch in der Tonstudioindustrie) entsprechen seit Beginn dieser Stereotage Magnetisierungen von 514 nWb/m einer Bandgeräteausgangsspannung von 1,55 Volt, die als 0 dB an den Lichtzeigermesswerken der Pulte angezeigt wurden, die aber -seit dem U10 von 1938!- mit einer Messintegrationszeit von 10 ms gemessen werden, also Pulse für das Magnetbandverfahren erfassen und dem Klirrverhalten und der Einschwingzeit des menschlichen Ohres mit leidlicher Genauigkeit folgen. Ein VU-Meter schwingt dagegen erst innerhalb von 250 ms ein, kann also Pulse kaum zutreffend anzeigen.

Wenn du den Eingangspegel einer Bandmaschine steigerst, erhöhst du natürlich auch den Magnetisierungspegel des Bandes, potenziell bis zur Bandsättigung, die nicht nur relativ stark frequnezabhängig ist (in den Höhen geht bedeutend weniger), sondern auch mit einer signifikanten Erhöhung des Klirrfaktors bzw. einer deutlichen Verschlechterung der Differenztondämpfung einhergeht. Man muss also zuhören, ob gewählte Aussteuerungen noch tolerabel sind. Blockflöten, Posaunen und Hörner konnte man zur 525er-Zeit nicht mit Vollpegel (O dB PPM, also mit 10 ms) aufnehmen, weil man den Klirrfaktor und die mangelhafte Differenztondämpfung schon deutlich eher wahrnahm. Also steuerte man bis -6, -3 dB, ja vielleicht sogar nur bis -10 dB (elektronische Musik der musica viva!!!) aus.
Die -in Deutschland genormten- Skalierungen der Lichtzeigermesswerke reichten fünf dB (Maihak/IRT. M&W) über die 0-dB-Marke hinaus, so dass man -mit neuzeitlichem Band allemal- oftmals durchaus 514 nWb/m +3dB kontrolliert 'machen' konnte. Wie weit man über die 514 (oder später, zur Telcom-Zeit wieder 320) nWb/m hinausgehen konnte, ließ/lässt sich anhand des Datenblattes des verwendeten Bandes zumindest ganz gut abschätzen, weil dort der Klirrfaktor in Abhängigkeit vom Vormagnetisierungsstrom aufgetragen ist. In Deutschland gilt in der Regel das Klirrfaktorminimum bei 1 kHz als Arbeitspunkt eines Bandes, so dass man in solch einem Datenblatt über dem Klirrfaktorgraphen dann auch noch die Verhaltensweisen des Bandes bei anderen Frequenzen (z. B. 10 kHz) aufträgt.

Eine Aufnahme entscheidet ihre Güte an der erkennbar angemessenen Wahl ihrer Mittel, hat also mit Technik, aber keineswegs mit Technik allein zu tun. Man muss entscheiden, wo man wie und eben warum (davon muss man nämlich andere durch die Aufnahme überzeugen) an welche Grenzen geht. Diese Entscheidungen sind möglichst 'während der Fahrt' zu fällen, weil Produktionskosten durchwegs verflixt hoch sind. Die Aufnhametechnik zählt dabei fast schon zu den kostenfreien Beigaben.

Die Werte statischer Messtöne sind auf VU-Metern und Spitzenspannungsmessinstrumenten aufeinander beziehbar. So dürfte ein statischer (!!) 1-kHz-Sinuston von 0 VU auf deiner in Stellung "Calibrated" betriebenen 810 -sie hat übrigens definitiv Trafokopplung und ist damit für dich in nahezu jeder Hinsicht unproblematisch- eine Ausgangsspannung von 0,775 V (notfalls 0,62 V) ausgeben. Bei Umschaltung der Anzeigecharakteristik auf "PPM" fällt dann der angezeigte Wert auf - 6 dB. So zumindest sahen das die Werkskonventionen bei Studer vor, die bis in die Amateurgeräte abkinderten, zumindest nach der G36, also von der A77 an.

Der Marantz-Vorverstärker hat offensichtlich einen professionell niedrigen Ausgangswiderstand, der Ausgangspegel passte auch glänzend zur A810, die damit sogar in zwei, ja dreifacher Ausführung von einem regulären Ausgang des Marantz versorgt werden könnte: Die Kabellängen können damit beliebig gewählt werden; Besenkammeraufenthalt möglich (solange der Leimener Becker nicht drin ist). Nachdem die 1,5 Volt sicher auch um mindestens 10, wenn nicht 15 dB (Umax= 7,75 V) überschritten werden können, klappt das auf jeden Fall. Ich kann mir allerdings schwer vorstellen, dass der Tape Out des Marantz ebenfals jene knapp 70 Ohm Ausgangswiderstand offerierte, lerne aber gerne dazu. Meine Erfahrug sagt mir aber, dass der doppelte Regulärausgang deshalb so niederohmig ist, um beliebige Kabellängen zum Endverstärker (eisnchließlich aktiver Boxen) zu ermöglichen. Das fällt beim Tape Out flach, weshalb man da auch weniger Aufwand getrieben haben dürfte.

Der Eingang des Marantz dürfte wenigstens bis 2,8 Volt, wenn nicht erheblich weiter aussteuerbar sein, weshalb auch hier kaum Engpässe zu befürchten sind. Und wenn doch, so sind die leicht zu bewältigen. An den Marantz wirst du deshalb die 810 anschließen.

Wofür die Röhrenvorstufe eingesetzt wird, erschließt sich mir vielleicht auch nur deshalb nicht, weil mir die Röhre noch aus klassischer Zeit mehr als nur geläufig ist. Ich habe zuviel mit Röhren gelötet, um noch heute die Ehe mit ihr anzustreben. Sie erfüllt ihre Zwecke zwar tadellos, darüber besteht kein Zweifel; mir aber klingt auch noch immer Roger Lagadecs (damals Studer) Bonmot auf einer AES-Convention (Hamburg 1981???) in den Ohren, als er sie im Gespräch mit mir als "ekligen Wandler" abstrafte, was lückenlos auf meine aus den frühen 1960ern stammenden Erfahrungen als Eleve meines überaus röhrenkundigen Vaters passte. Hier bei mir steht allerdings jede Menge historischen Krempels herum, den ich deshalb aber auch sehr genau kenne....

Den Revox 739 bekommst du nicht so problemlos an die 810, wobei mir die Ausgangsspannung mit 5,5 mV nicht schmeckt. Es gab zwar auch gerade bei DIN-Techniken eine über mV/kOhm benannte Spannungsangabe, was hier aber sicher nicht vorliegt. 5,5 V dürften gemeint sein. Der Lastwiderstand von 10 kOhm wird von deiner 810 zwar gerade eingehalten, was unsereinen, der auf der sicheren Seite bleiben möchte, aber zu Prüfungen veranlasst, die dir (einstweilen??) noch verschlossen sind. Der Ausgangswiderstand des 739 liegt nach deinen Angaben bei 1 kOhm, weshalb der 739 auch über eine längere Leitung auf den Maratz geroutet werden könnte, sofern diesbezüglicher Bedarf besteht.

Wenn du einen am Breitbandkabel oder an einer ordentlich gebauten Antennenanlage angeschalteten Tuner in deiner Anlage betreibst, ist unter Umständen und abhängig von der verwendeten Anschlusstechnik der Kabel zur 810 mit Brummstörungen zu rechnen, da in diesem Betriebsfall zwei möglicherweise nicht auf demselben Erdpotenzial liegende Gerätschaften (mit Schutzleiter, also Schutzklasse I) schutzgeerdet betrieben werden (müssen). Dadurch aber, dass deine 810 trafogekoppelt ist, sind die Auswege kurz und einfach. Käufliches Kabelmaterial, das in meinem Sinne artgerecht wäre, habe ich allerdings bis heute nicht gesehen...


Ansonsten warte ich auf deine Mailadresse, um den Engel wenigstens versuchsweise abzusetzen. Ansonsten befindet sich Friedrich Engel derzeit in der Abschlussredaktion eines größeren Werks zur Geschichte der analogen Magnetbandtechnik, das -von mir (respektlos??) als neues Testament apostrophiert- ein magnum opus der besonderen Klasse zu werden verspricht.

Hans-Joachim

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Sonntag 11. November 2007, 11:12
von erich
Hi,

da du in München wohnst, überrede doch den Hans-Joachim, dein Gerät einzumessen.
Er kann das sicherlich, ansonsten rufe Erich Obergfell in Dachau an.

Wenn du zu Adi Strobel ( Firma Stagetec in Löffingen, ehemaliger Kollege von mir ) fahren willst,
fährst du an meiner Haustür ( A81, Abfahrt Rottweil ) vorbei.

Wenn ich richtig gelesen habe, ist deine A810 mit Timecode. Diese Geräte wurden eigentlich sogut wie alle
mit eingebauter serieller Schnittstelle verkauft. Fehlt bei dir nur der Print ( 1.810.751.xx ) oder auch hinten der
25-Pol Sub-D ?

Gruß

Erich Schleicher

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Sonntag 11. November 2007, 14:54
von Hobbit66
erich hat geschrieben:Hi,da du in München wohnst, überrede doch den Hans-Joachim, dein Gerät einzumessen.
Er kann das sicherlich, ansonsten rufe Erich Obergfell in Dachau an.
Hallo Erich

vielen Dank für die Tips

Ersteres versuche ich ja die ganze Zeit schon indirekt. :wink: Ansonsten schwanke ich zwischen Löffingen und Dachau.

Ich weiss nur leider nicht ob ich die A810 vorab einer Revision unterziehen muss. Sind die Kondensatoren und anderen Teile auf Langlebigkeit ausgelegt? Die Softwareversion habe ich ja geposted aber ich weiss nicht wie alt meine Maschine ist. Hilft da die Seriennummer: 3324.

Kurzum ich weiss grad nicht womit ich nun zuerst anfangen soll und versuche mal meine Gedanken zu sortieren:

In meinem Postfach liegt ein super interessantes Buch das mir Hans Joachim geschickt hat und das mich den letzten Abend vom Forum abgehalten hat. Eigentlich genau das Richtige für die derzeitigen Orkanböen die über München hinwegfegen.

Dann will ich natürlich meine A810 so schnell wie möglich an meine Anlage bekommen.

Stellen sich also die Fragen:

1) Revision notwendig ja/nein (vermutlich nicht bezahlbar), vielleicht zeigt sich beim Einmessen wie gut die 810er noch ist.

2) Festlegung auf ein Band zu dem es auch noch Bezugsbänder gibt.

4) Zum Einmessen bringen. Wer möchte? :lol:

3) Anschluss an Vorverstärker lt. Hans Joachim unproblematisch. Zwischenverstärker und Mischpult werden (derzeit) nicht benötigt (Wer weiss wie sehr mich das Hobby nach dem Ende meiner neuen Lektüre noch faszinieren wird).

5) Welche Kabel und welche Stecker soll ich nehmen? Habt Ihr (bezahlbare und gute) Empfehlungen für mich? Es muss und soll kein Vodoo sein. Ich denke schon rein aus optischen Gründen werde ich die A810 wie Hans Joschim schreibt nicht in die Besenkammer verfrachten sondern in der Näche des Vorverstärkers aufstellen. Benötigte Kabellänge zwischen 3 und 4 Metern , 2x Cinch auf XLR Männchen, 2x Cinch auf XLR Weibchen.

4) Zum Thema Tuner: Ja ich verwende einen Tuner aber das Antennenkabel ist schnell abgesteckt. Ich höre an Antenne A mittels Wurfantenne und an Antenne B mittels Signal aus dem Kabel. Bei letzterem ist aber aus Versuchen mit Röhren (Brumm) schon ein Mantelstromfilter zwischengeschaltet. Die A810 wprde auf die gleiche Stromleiste kommen wie der Tuner. Zwischen Steckdose (Wand) und Verteilerleiste ist ein Netzfilter geschaltet.
erich hat geschrieben:Wenn du zu Adi Strobel ( Firma Stagetec in Löffingen, ehemaliger Kollege von mir ) fahren willst,
fährst du an meiner Haustür ( A81, Abfahrt Rottweil ) vorbei.
Das hört sich gut an. Hmm aber was genau willst Du mir damit sagen? ;)
erich hat geschrieben:Wenn ich richtig gelesen habe, ist deine A810 mit Timecode. Diese Geräte wurden eigentlich sogut wie alle mit eingebauter serieller Schnittstelle verkauft. Fehlt bei dir nur der Print ( 1.810.751.xx ) oder auch hinten der
25-Pol Sub-D ?
Ja es ist eine Timecode Maschine. Aber ich muss laienhaft nachfragen:
Der Print wäre eine Steckkarte unten bei den üblichen Steckkarten für Line oder Record oder?
Jedenfalls sind Timecode XLRs neben den Line In und Line Out Ausgängen verbaut, Ein Timecode-Tonkopf ist vorhanden. Hinten ist ganz rechts ist eine Mini Platine mit Mäuseklavier gesteckt und daneben nur eine breite Buchse vorhanden und keine serielle (blaue) Buchse. Anbei ein Bild.

Beste Grüße
Christian

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Sonntag 11. November 2007, 16:09
von PhonoMax
Lieber Christian,

dein professionelles Bandgerät enstammt nicht jener klassischen Zeit ungebremsten Fortschrittsglaubens in der Kondensatorfertigung, die uns jene bekannten Revox-Probleme beschert hat. Ich würde deshalb an deiner Stelle in Ruhe zuwarten, bis etwas auftritt. Du veranstaltest keinen Rundfunk mit 24-Stunden-Nonstop-Betrieb bei professionellen Ansprüchen, sondern betreibst das Gerät aus Freude an der historischen Sache. Der einzige, der bei einem Problem meckern wird, wirst du sein. Und das ist dann, wenn es soweit ist, noch rechtzeitig genug.

Meine letzte B67 (1981, immer bei mir) läuft -selten genug- noch heute praktisch durchwegs mit Originalkondensatoren. Außer einer der bekanten Rifa-(Wickel-C!)-Explosionen (an einem Wickelmotor) war noch nichts. Sie passierte übrigens bei der Wiedergabe einer Erstkopie ab dem SFB-Band der RRG-Stereoaufnahme von 1944 mit Beethovens 5. Klavierkonzert (Gieseking/Rother). Das saß imerhin. HodschoaGwoidghabd.
Also:
Revision erst dann nötig, wenn Probleme auftreten.

Das Bezugsband kann, muss aber nicht von dem Bandtyp zu sein, den du verwendest. Das hast du falsch verstanden. Ich habe nie auf 525 aufgenommen, mein erstes Bezugsband war aber von diesem Typ. Das Bezugsband legt einen normierten Frequenzgang vor, anhand dessen der Wiedergabezug des Bandgerätes in Spaltstellung, Frequenzgang (prof. Geräte haben Korrekturmöglichkeiten für Höhen und Tiefen) sowie Pegel eingestellt wird. Fertig.

Hinsichtlich der Kabel bestehen bei dir keinerlei besondere Ansprüche. Geschirmt muss es sein, symmetrisch sollte es auch sein, damit man es, ohne sich neuerlich totzulöten, weiterhin verwenden kann, wenn sich an deiner Anlagenkonzeption etwas in Richtung Mischpult ändern sollte. Käme es dazu definitiv nicht, kann man die Desymmetrierung bereits an Ein- und Ausgang der A810 durchführen, hätte dann aber nicht die von mir gedanklich 'projektierten' Auswegmöglichkeiten für den Fall, dass es mit dem Mantelstromfilter zwischen Kabelanschluss und Tuner doch nicht so will, wie es soll. Meinen Revox A76 habe ich vor knapp 30 Jahren und meinen -vor diversen Jahren gebraucht erworbenen- 261 nun endlich auch vor ein paar Monaten ausgangsseitig symmetriert, um beide in eine professionelle (schutzgeerdete) Anlage ohne Mantelstromfilter brummfrei einbinden zu können.
Übrigens lag die Brummerei bei dir damals nicht an den Röhren, sondern sicher am Schutzleiter des Röhrenverstärkers und einer mutmaßlich unsymmetrischen Verkabelung zwischen dem Tuner an der BK-Anlage und deinem Röhren-Emil. Die Entscheidung 'pro Symmetrie und Erdfreiheit' fällten die Fernmelder und ihnen folgend, weil derselben Familie zugehörig, die Tonverantwortlichen nicht zufällig. Der Klang war's nicht.

Klingende Kabel gibt es nicht. Wenn ein Kabel Einfluss auf das Signal nimmt, liegen Fehlanpassungen relativ hochohmiger Quellen an die Peripherie vor. Und das zählt für mich zum unfachmännischen Umgang mit dem Handwerkszeug. So etwas tritt bei Verbindungsleitungen zwischen MM-Abtastsystemen kabelkapazitätsbedingt nach einigen Metern auf, nicht aber in der professionell niederohmigen, damit aber aufwändigen und lange Zeit teuren Technik. Dein symmetrisches Kabel wirst du also nach deinen Bedürfnissen (feste oder mobile Verlegung) und mit solchen Querschnitten preiswert erwerben, dass es ohne Verwendung eines Schweißbrenners und ohne die berühmte, von den Gleisbauern bekannte Aluminothermitschweißung (Redox-Reaktion..) in den Cinch-Stecker zu popeln ist. Der sollte gewisse Stabilität aufweisen, so dass man notfalls einmal drauftreten kann, ohne dass er sich in die ewigen Jagdgründe verabschiedet. Fertig. Die Qualität deiner Wiedergaben wird von ihm nicht bestimmt.

Angesichts der von dir geschilderten Umstände, (rund 60 Ohm auf der Leitung) könntest du von der Länge her bereits Kirchen verkabeln, müsstest in diesem Falle deine Signale aber auf jeden Fall ausschließlich symmetrisch führen, wenn dir nicht auch an einer (hier unerwünschten) Vorratsdatenspeicherung in Gestalt des Mithörens amplitudenmodulierter Hf-Fremdsignale (vulgo: Rundfunksender) gelegen ist.
Nachdem du aber keine Kirche verkabeln willst, sondern lediglich ein Wohnzimmer, bedarf es keiner weiteren Diskussionen zum 'möglich' oder 'nicht möglich'. Man legt sich bei der Verkabelung der Maschine so fest, wie es aus deiner aktuellen Warte sinnvoll erscheint: Symmetrisch oder unsymmetrisch. Siehe oben.

Details lassen sich im Münchener Rahmen vielleicht auch einfacher jenseits des Forums besprechen, weil die lokalen Festlegungen zum Kauf von Kabeln und Steckern hier wohl doch nicht von überbordenden Interesse sein werden.

Hans-Joachim

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Sonntag 11. November 2007, 19:01
von erich
Hallo Christian,

ich glaube auch, dass eine grundsätzliche Revision deiner A810 was Kondensatoren usw. betrifft nicht notwendig ist.

Absolut entscheidend für die Qualität des Gerätes ist der Zustand der Tonköpfe und vor Allem auch der Tonmotor ( W & F ).

Einen Fehler hatte ich in meiner Beschreibung: der SUB-D für die serielle Schnittstelle ist kein 25 - sondern ein 15-pol.
Ansonsten gehört dazu die Steckkarte ( 1. 810.751.xx ), die unter dem aufklappbaren Bedienteil zu finden sein sollte
( Beschriftung müsste vorhanden sein ).

Bzgl. der Strecke nach Löffingen wollte ich nur andeuten, dass wir unter Forumsmitgliedern eine Lösung finden.

Gruß
Erich Schleicher

Re: Studer A810 Einmessen u Testen

Verfasst: Freitag 16. November 2007, 00:19
von Hobbit66
erich hat geschrieben:Hallo Christian,
ich glaube auch, dass eine grundsätzliche Revision deiner A810 was Kondensatoren usw. betrifft nicht notwendig ist.

Absolut entscheidend für die Qualität des Gerätes ist der Zustand der Tonköpfe und vor Allem auch der Tonmotor ( W & F ).

Einen Fehler hatte ich in meiner Beschreibung: der SUB-D für die serielle Schnittstelle ist kein 25 - sondern ein 15-pol.
Ansonsten gehört dazu die Steckkarte ( 1. 810.751.xx ), die unter dem aufklappbaren Bedienteil zu finden sein sollte
( Beschriftung müsste vorhanden sein ).

Bzgl. der Strecke nach Löffingen wollte ich nur andeuten, dass wir unter Forumsmitgliedern eine Lösung finden.
Hallo Erich

vielen Dank für die Antwort

Gut zu wissen dass auf die Konsensatoren mehr (Langzeit-)Verlass ist als auf die vgl. Produkte bei ReVox.

Nun wie gut die Köpfe sind muss sich sicher mal ein Profi von Euch ansehen. Zumindest sind es keine Schmetterlingsköpfe.

Eben genau der Sup-D 15 Pol fehlt bei mir wie Du sicher im Bild erkannt hast. Da sitzt bei mir nur eine Blechverkleidung. Ist das nur ein Stecker was da fehlt oder ist der Stecker auf eine Platine gesteckt welche wiederum nach entfernen des Abdeckblechs eingesteckt wird?

Ich melde mich am Wochenende wieder. Ich hoffe bis dahin komme ich dazu nachzusehen ob die Timecode Steckkarte verbaut ist.

Beste Grüße
Christian