Hi, bin nur zufällig hier gelandet...
Also, da muß einiges richtiggestellt werden, ehe es hier (und im Thread „Länge des Vorspannbandes“) als „gesichertes Expertenwissen“ bestehen bleibt. Zufällig betrifft es nur cavemaen, weil der in diesem Thread halt Lösungen vorschlägt, aber die anderen Teilnehmereher nur fragen.
Es wäre sicher interessant, sich mal zwei, drei Dutzend Threads auf Fehler anzusehen, aber die Zeit...
Deshalb hier eine Auswahl:
------------------------------------------------------------------------------
cavemaen: Telcom c4 könnte kompatibel zu Dolby A sein?
Das wäre wohl bei den völlig anderen Kurven recht absurd! Aber hier wird immer wieder dasselbe verwechselt: Es gab in den 80er Jahren eine Telcom-Karte, die physisch in Maschinen paßte, in denen zuvor Dolby-A-Karten eingebaut waren.
Mit dieser Karte „c4DM“, die aus rechtlichen Gründen nirgendwo im Prospekt das Warenzeichen „Dolby“ nennen durfte, hatte Telefunken/ANT eine Telcom-Karte mit Telcom-Technik für Dolby-Steckplätze im Programm! Dadurch ist aber nicht Dolby A „kompatibel“ zu Telcom c4! Es war schlicht und einfach eine echte Telcom-Karte für eine Maschine, die nur Abmessungen für für eine Dolby-Karten hatte.
Die 19-inch-Telcoms in 1 HE (Typ 232 usw.) hatten in den 80er Jahren diese Dolbyersatz-Telcomkarte c4DM eingebaut. Damals gab es damit 104 dB Dynamik. Heute noch schließen daraus unseriöse oder ahnungslose Verkäufer, daß man mit Telcom 100 dB „Rauschabstand“ erzielen könne... Siehe zur Zeit auf eBay den Item 380445692644.
Das ist natürlich kompletter Unsinn, denn Rauschabstand hat nichts mit Betriebsdynamik zu tun: 85 dB Rauschabstand mit Telcom bei 320 nWb/m sind schon sehr, sehr viel...
Die Telcom-e-Serie (e312 usw. in 19 inch, 1 HE) hatte nicht mehr die einbaukompatiblen Telcom-Karten „c4DM“ für Dolby-vorgerüstete Maschinen, sondern neue (natürlich innerhalb des Telcom-Systems kompatible) Telcom-Karten mit 115 dB Dynamik (Mittelwert A-bewertet). Auch die konnten prinzipbedingt bei uns nie einen besseren Rauschabstand als optimistische 85 dB erzielen.
Also Vorsicht bei plumpen Werbeversprechen von Telcom-Verkäufern. Die schreiben dann auch noch dreist: „100 dB Rauschabstand, gut eingemessene Maschine vorausgesetzt.“ So als hätte man selbst Schuld, wenn’s nur 80-85 dB werden! Ich würde sagen: Den Verkäufer auf seine Werbezusage festlegen und den Preis mindern. Denn das darf der Käufer ja nach SEINER Wahl im Gewährleistungsrecht des BGB (neben Rückabwicklung, Ersatzlieferung oder Reparaturverlangen).
-------------------------------------------------------------------------------
cavemaen: Vorspannband 76 cm/s ist grau? Vorspannband Telcom c4 ist Rot-Weiß-Schwarz?
Nein und nein:
Kennung 76 cm/s ist nicht Grau, sondern Weiß! Grau ist 9,5 cm/s! (38er Rot, 19er Blau, ist ja bekannt.)
Stereobänder hatten immer 2farbigen Vorspann: Grau-Weiß, Blau-Weiß, Rot-Weiß. Das „Weiß“ für das alte 76er mono ist also problematisch, denn weil zu Stereozeiten niemand mehr 76er benutzt hat, gibt es keine Norm. Ein 76er stereo müßte also Weiß-Weiß sein... Wir haben immer das freie Weiß-Schwarz für 76er stereo genommen.
Und Telcom-Band hat nicht „Rot-Weiß-Schwarz“ als Kennung, denn dann würde an Schwarz wieder Rot stoßen. Wer sich das Kennungsband nur einmal sorgfältig ansieht, erkennt, daß die Farbwiederholung Rot-Weiß-Schwarz-Weiß(!) ist. Dann fängt es von vorn an.
------------------------------------------------------
cavemaen: Bezugsband kann man wegen der fehlenden „Eichreferenz“ nicht „privat“ herstellen?
Was das doppelt gemoppelte „Eich-Referenz“ sein soll, ist mir unklar. Wir haben das Signal immer direkt am Kopf abgenommen. Und mit dem Vergleich eines existierenden Bezugsbandes kann man sich natürlich „privat“ ein Bezugsband herstellen.
Das Problem liegt aber ganz woanders: Bezugsbänder werden (z. B. im Pegeltonteil) mit speziellen Sprechköpfen bespielt, die das Band vollflächig, also rasenlos bespielen. Immerhin will man damit Mono-, 2spur- und Stereospurgeräte einmessen. Solch einen Kopf dürfte man „privat“ nicht haben.
Der Vollaussteuerungspegel (Bezugspegel Studioband 1 kHz) wird bei der Meßbandherstellung so aufgespielt, daß sich die bekannten 2000 nWb Bandfluß ergeben. Das Maß sollte halt eine runde Zahl sein, und die Bandbreite war durch das englische „inch“ vorgegeben. Bis in die 30er Jahre durfte man dafür noch „Zoll“ sagen.
------------------------------------------------------------------------------
cavemaen: Man hat mit „Eisensulfat“ die Spuren sichtbar gemacht und die „Schwingungen ausgemessen“?
Oh je, oh Jammer. Sulfate sind die Salze der Schwefelsäure. Und Eisensulfat ist weiße Kristalle, sagt Wikipedia. Damit kann man gar nix an Magnetspuren sichtbar machen!
Nein: Tonspuren haben wir durch Eisen-SUSPENSION sichtbar gemacht. Eine Suspension enthält un-verbundene Teile. Zum Beispiel Öltropfchen in Wasser oder hier Eisenpulver in Alkohol oder Benzin. Wir haben das geschüttelt, das Band eingetaucht, der Alkohol verdunstet in Sekunden, das Eisenpulver haftet an den Bandmagnetisierungen, und man sieht bei 500 Hz dann eben 500 Striche auf 38 cm.
Unter "eisensuspension studer" googelt man die STUDER-Einmeßanleitung (PDF, dort Seite 8). Oder im AGFA-Magnetbandlexikon unter "Eisensuspension":
http://www.magnetbandmuseum.info/agfa-m ... xikon.html
Oder auf einer Videoseite:
http://www.magnetbandmuseum.info/magnet ... chnik.html
Wozu Eisensuspension? Nicht um „Schwingungen auszumessen“, sondern um die Lage der Spuren und Rasen mit einem Fadenzähler (Lupe mit 1/10 mm Einteilung) zu prüfen, also Kopfjustage/Kopfhöhe! Damit konnte man weder "Schwingungen" messen noch den Spaltwinkel einstellen. Man konnte nur diue Kopfhöhe prüfen!
--------------------------------------------------------------------------------
cavemaen: ...“A810 wesentlich dynamischer und mit mehr Druck aufnahm als die alte B67“
Aha, das ist aber wohl eher HiFi- oder Homerecording-Jargon. Wie bitte kann eine Bandmaschine „mit mehr Druck aufnehmen“, außer daß das so schön fachmännisch klingt? Was ist Druck?
Und was ist „dynamischer“? Dynamik ist ein Abstand, z. B. zwischen Rauschpegel und Nutzpegel, also immer ein dB-Maß. Deshalb kann das auch nicht „Dynamik-Umfang“ heißen, denn Dynamik ist schon der „Umfang“. Und jetzt in der Steigerung „dynamischer“?
Eine Bandmaschine wird linear eingemessen. Sie rauscht und verzerrt definiert. Sie muß neutral und eigenfarbenlos aufnehmen und wiedergeben. Die Effektgeräte kommen dann irgendwann absichtlich/bewußt dazu.
Da liegt wohl eher einer dieser typischen Einmeßfehler vor, den man sich dann schönredet. Bei falschen Höhen und Tiefen kann sehr wohl der Klang frischer sein, ist aber für eine Mastermaschine halt nicht mehr linear.
--------------------------------------------------------------------
Katharina