GELÖST: current input

Hier ist Platz für allgemeine technische Fragen die sich nicht speziell mit STUDER, ReVox oder anderen Firmen beschäftigen.

Moderator: Administratoren

Gesperrt
Benutzeravatar
revfan

GELÖST: current input

Beitrag von revfan »

Hallo,

mal eine Frage an das allwissende Forum. Kann mir jemand erklären, was ein "current input" im Audiobereich ist? Ist das ein besonders niederohmiger Eingang ?

Offenbar soll man da Serienwiderstände in die Anschlussleitungen legen um einen solchen Eingang mit einem üblichen Verstärkerausgang zu verbinden. Ist das auch nötig wenn ein symmetrischer Ausgang mit 50 Ohm zur Verfügung steht oder kann man da ohne Risiko direkt abgreifen ?

Wäre für jeden Erkenntnisgewinn dankbar :lol:

revfan
Benutzeravatar
revfan

Re: current input

Beitrag von revfan »

Nachtrag:

Ich habe das Gerät mit diesem Eingang nun einfach mal an einen mir gar nicht mehr erinnerlichen Cinch-Ausgang mit 1,1 KOhm für Tapes an meinem Mischpult gehängt und nicht an einen der oben beschriebenen symmetrischen Ausgänge. Das scheint "einfach so" , also ohne Serienwiderstände zu funktionieren. Gibt es da technische Bedenken ?

Unabhängig davon würde es mich aber ebenfalls "einfach so" mal interessieren, was ein current input eigentlich ist.

revfan
hugohabicht
Lebende Forenlegende
Lebende Forenlegende
Beiträge: 640
Registriert: Sonntag 19. April 2009, 20:03
Wohnort: Irland

Re: current input

Beitrag von hugohabicht »

Hallo Arno,

bzgl. Zerstörung der Ein- bzw. Ausgänge halte ich die Sache relativ unbedenklich; kann halt sein dass der Pegel nicht stimmt und Dir die Ohren wegfliegen :lol: .

Bei einem s.g. Spannungsausgang hast Du normalerweise eine niedrige Ausgangsimpedanz (Widerstand) (gebräuchlich ca. 600 Ohm) und eine hohe Eingangsimpedanz (um die 10kOhm). Das heißt dass Du am Eingang praktisch die gleiche Spannung hast wie am Ausgang im Leerlauf anliegt; d.h. der Ausgang wird nicht belastet; Du kannst einfach mehrere Eingänge parallel an diesen Ausgang hängen.

Bei einem Stromausgang hast Du eine hohe Ausgangsimpedanz (z.B.10k) und der Eingang ist sehr niederohmig (100 bis 0 Ohm). Der Ausgang ist damit praktisch kurzgeschlossen; die Signalinformation ist damit mehr oder weniger im Strom eingeprägt. Du kannst hier mehrere Ausgänge parallel an einen Eingang hängen; die Signale werden damit aufsummiert.

Wenn Du jetzt z.B. von einem Spannungsausgang mit 600 Ohm auf einen Stromeingang mit 10 Ohm gehst hast Du im Vergleich zum Stromausgang mit z.B. 10k einen riesigen Strom fließen der dazu führt dass Dir wie oben schon erwähnt die Ohren oder die Lautsprechermembrane wegfliegen. Abhilfe schafft hier ein Serienwiderstand von sagen wir mal 5-10kOhm. Wenn der Pegel genau stimmen soll musst Du das im Einzelnen nachrechnen.

Letztendlich hast Du bei beiden den gleichen prinzipiellen Aufbau:

- Ideale Signalquelle mit 0 Ohm Innenwiderstand und Ausgangsspannung U
- Ausgangswiderstand R1 in Serie
- Dein Kabel mit Steckern dazwischen die wir auch bei Billigstrippen als ideal betrachten können; d.h. 0Ohm (wir haben zwar auch immer eine Kabelkapazität und Induktivität aber bei Deiner Studiogröße und den Frequenzen mit denen wir es hier zu tun haben sind diese nicht relevant).
- Eingangswiderstand R2 an dem eine Spannung U2 abfällt die dann Deine Eingangsspannung ist welcher einem bestimmten Lautstärkepegel entspricht (oder Strom I beim s.g. Stromeingang).

Die ganze Sache ist also ein einfacher Spannungsteiler; hier hat sich schon einmal einer die Mühe gemacht das zu zeichnen; kann ich mir also sparen: http://de.wikipedia.org/wiki/Spannungsteiler

Der Unterschied sind letztendlich die gewählten Widerstände R1 und R2 und der welcher Lautstärkepegel der Spannung U2 zugeordnet ist.

Ich hoffe das hiermit alle Klarheiten beseitigt sind und die Verwirrung vollkommen ist ;-) .

Falls Du mehr darüber wissen willst kann ich Dir nur das Buch "Handbuch der Tonstudiotechnik" von Herrn Dickreiter empfehlen das Rudy bereits mehrfach erwähnte. Rudy favorisiert die 4. Auflage; ich finde aber in der 6. Auflage z.B. die ganze Magnettontechnik sehr viel ausführlicher dargestellt; ich denke dass Dich das auch interessiert.

Viele Grüße,
Hagen
Benutzeravatar
revfan

Re: current input

Beitrag von revfan »

Hagen,

was soll ich mit einem Buch im Zeitalter von Kindle und Co. ?? Total uncool.........

Im Ernst: so in etwa hatte ich mir das auch vorgestellt, was mich aber wundert ist, dass es auch ohne Spannungsteiler oder Serienwiderstand astrein funktioniert, solange der abgezapfte Ausgang hochohmig ist (1,1 oder auch 47 K), nicht aber am niederohmigen 50 Ohm Ausgang meines Verteilerverstärkers (vgl. oben,) bei dem die Aussteuerung nur millimeterweise erfolgen kann, ohne dass eingangsseitig alles übersteuert. Ich hatte eher das Gegenteil erwartet, muss aber vielleicht einfach mal etwas darüber brüten.

revfan
hugohabicht
Lebende Forenlegende
Lebende Forenlegende
Beiträge: 640
Registriert: Sonntag 19. April 2009, 20:03
Wohnort: Irland

Re: current input

Beitrag von hugohabicht »

Hallo Arno,

ich habe noch nie so viele Bücher gekauft wie in den letzten 2 Jahren... Aus Papier; nicht elektronisch.

Wenn Du einen hochohmigen Ausgang hast begrenzt der bereits integrierte Serienwiderstand den Strom und Dein Pegel passt. Daher heißt er ja "hochohmig".

Ein Beispiel: Sagen wir mal Dein Stromeingang hat 200uA bei Vollaussteuerung. Jetzt schließt Du einen Spannungsausgang mit 10k und 1,55V an. I = 155uA; kommt also ungefähr hin. jetzt nimmst Du einen Signalgenerator mit 50 Ohm und stellst "nur" 0,5V ein. I = 10000uA; Deine Lautsprecher brauchen neue Membrane :lol: .

Viele Grüße,
Hagen
Benutzeravatar
revfan

Re: current input

Beitrag von revfan »

Mensch Hagen,

erst lesen und jetzt auch noch rechnen. Die intellektuellen Ansprüche an die Forumsteilnehmer sind hier ja ganz schön happig !! :lol:

Das mit dem Lesen war aber ein guter Rat. Mit Hilfe einer Lupe konnte ich am Eingang des fraglichen Geräts die Beschriftungen "VAR.LEV.IN" und "Zgen > 47 kOhm" entziffern. Ein Serienwiderstand dieses Werts für jeden Kanal in die "heiße" XLR Leitung gelegt brachte den gewünschten Effekt, Aufnahmen funktionieren unverzerrt auch am 50 Ohm XLR Ausgang.

Aber ehrlich gesagt habe ich immer noch nicht so recht verstanden, warum man einen Eingang (!) so auslegt. Nach dem von Dir oben Dargestellten macht das doch wohl nur dann Sinn, wenn man mehrere Rekorder an einem Ausgang in Serie schalten will. Wo macht man denn das ?

revfan
hugohabicht
Lebende Forenlegende
Lebende Forenlegende
Beiträge: 640
Registriert: Sonntag 19. April 2009, 20:03
Wohnort: Irland

Re: current input

Beitrag von hugohabicht »

Hallo Arno,
ich kenne zwei technische Gründe dafür:
1. Du kannst mehrere Geräte einfach parallel an einen Eingang anschließen; Du hast dann praktisch einen Summierverstärker.
2. Wenn man mal davon ausgeht dass Du so ca. 293 Kelvin in Deinem Haus hast musst Du leider mit entsprechendem thermischen Rauschen leben. Die Rauschspannung ist leider auch proportional zur Quellimpedanz. Das heißt je niederohmiger desto günstiger das Signal/Rauschverhältnis.
Viele Grüße,
Hagen
Gesperrt